Hughes & Kettner Triamp Mark 3 Test

Wenn sich der brandneue Hughes & Kettner Triamp Mark 3 einem bonedo-Test stellt, dann ist speziell bei diesem Röhren-Topteil die 3 in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: Erstens beherbergt der Gitarrenamp drei unterschiedliche Verstärkertypen, außerdem ist es die dritte Generation des Boliden, und last, but not least sind sowieso aller guten Dinge drei, wie der Volksmund weiß. Und tatsächlich mangelt es dem Verstärker nicht an Superlativen – immerhin verfügt der Triamp Mark 3 über mehr Röhren, als normalerweise Spieler für eine Fußballmannschaft auflaufen, und die Anzahl der Regler auf dem Frontpanel dürfte der in einem Kleinflugzeug Konkurrenz machen.

Hughes_and_Kettner_TriAmp_Mark3_010FIN


Optisch macht unser Testkandidat mit dieser Ausstattung und seiner typisch blauen Hintergrundbeleuchtung schon einen hervorragenden Eindruck, bevor er überhaupt einen einzigen Ton von sich geben durfte. Wie es mit dem Sound und den Einsatzmöglichkeiten des ziemlich einzigartigen Kraftwerkes aussieht, wird der folgende bonedo-Test aufdecken.

Details

Konzept

Der Triamp kam 1995 auf den Markt, von Anfang an kompromisslos mit drei unterschiedlichen Röhrenampkonzepten in einem Gehäuse. Mich hat ein Triamp der ersten Generation lange Zeit bei vielen Gigs äußerst zuverlässig begleitet – lediglich der einmal fällige Röhrenwechsel erwies sich als eine etwas kostspieligere Angelegenheit. Mit 13 Glaskolben war der Triamp damals schon mehr als üppig bestückt. Bei der neuesten Generation des Triamp hat man das Prinzip der drei Amps mit jeweils zwei Kanälen endgültig verwirklicht, denn wo sich bei MKI und MKII sechs Kanäle einen EQ und eine Endstufe teilen mussten, geht man nun in die Vollen: Beim Mark 3 gibt es drei völlig autarke Endstufen und drei Vorstufen mit jeweils zwei Kanälen, von denen jeder über eine eigene Klangregelung verfügt. Und das manifestiert sich nicht nur beim Betrachten des Frontpanels, denn zehn Regler pro Amp mal drei Amps macht nach Adam Riese 30, plus drei Potis aus der Master-Sektion, also summa summarum 33! Auch wenn diese Regler-Masse auf den ersten Blick erschlagend scheint, erweist sich die getrennte Klangregelung als durchaus sinnvoll, denn ich kann mich erinnern, dass ich bei meinem alten Triamp meist einen Grundsound pro Amp-Einheit bevorzugte, weil die Abstimmung der beiden Kanäle mit nur einer gemeinsamen Klangregelung suboptimal war. War sie auf Sound A abgestimmt, klang Sound B nicht optimal und umgekehrt. Das ist jetzt vorbei.

Gehäuse/Optik

Der Triamp Mark 3 kommt in einem mit schwarzem Tolex überzogenen Holzgehäuse, dazu Eckenschoner aus Metall und Gummifüße für stabilen Halt. Die Vorderseite präsentiert sich im mittlerweile typischen Hughes & Kettner-Design mit Plexiglas-Front, die volle Sicht auf die zweireihig aufgestellte Glühkolbenmannschaft gewährt. Schaltet man den Amp ein, wirkt das Ganze mit der blauen Beleuchtung noch edler. Der Clou: Die Beleuchtung lässt sich per Poti auf der Rückseite dimmen (!). Ansonsten haben fast alle Regelmöglichkeiten auf dem Bedienfeld in zwei Reihen ihren Platz eingenommen, dazu gesellen sich einige hintergrundbeleuchtete Schalter – das Frontpanel ist buchstäblich bis auf den letzten Platz belegt. Der Amp ist mit seinen 22 Kilo noch recht gut zu transportieren, ein stabiler Griff auf der Oberseite sorgt dafür, dass auch bei größeren Strecken nichts in die Hand einschneidet.

Fotostrecke: 3 Bilder Hier ist der Triamp noch ausgeschaltet…

Oben und hinten findet man Kühlschlitze am Gehäuse, denn bei unserem Kandidaten geht es richtig heiß her – mit 15 Röhren werden sogar zwei mehr als beim Ur-Modell aufgeboten. Eine Endstufe ist mit einem EL34 Paar bestückt, die beiden anderen mit jeweils zwei 6L6. In den Vorstufen haben wir es überwiegend mit ECC83 (8 Stück) zu tun, dazu kommt eine selektierte 12AX7A-C. Das Bild zeigt die genauen Einsatzbereiche.

Der Röhren-Plan des Triamp Mark 3
Der Röhren-Plan des Triamp Mark 3

Bedienfeld

Die 33 Regler sind in zwei Reihen angeordnet. Trotz der hohen Anzahl ist das Ganze absolut übersichtlich organisiert. Jeder Kanal verfügt über fünf Potis, Gain und Master sind jeweils außen positioniert und etwas größer, die Klangregelung mit Bass, Middle und Treble befindet sich dazwischen. Die Markierungen der Regler sind allerdings bei direktem Licht nur schlecht zu erkennen. Die Anwahl eines Kanals direkt am Amp erfolgt neben den jeweiligen Gain-Reglern mit Tastern, die beleuchtet sind, wenn “ihr” Kanal aktiv ist. Über der Eingangsbuchse auf der rechten Seite findet man einen weiteren Taster mit der Bezeichnung Stomp Boost. Bei ihm handelt es sich um eine Boost-Funktion, die noch vor dem Preamp des jeweils aktiven Kanals ihre Wirkung entfaltet und den Kanal etwas heißer anfährt. Das erhöht die Flexibilität in punkto Zerrgrad. Und weil das Ganze so schön ist, merkt sich jeder Kanal das letzte Setting, sodass beim nächsten Aufrufen des Kanals die gleichen Komponenten zusammenarbeiten wie beim letzten Mal. Mit angeschlossenem MIDI-Floorboard wird das Ganze noch komfortabler, doch dazu später mehr. Ganz links finden wir die Regelmöglichkeiten für die Master-Sektion. Neben Master-Volume, Resonance für den Low End-Bereich und Presence für die hohen Frequenzen stehen einige Schalter zur Verfügung. Der FX Loop-Schalter aktiviert den Effekt-Einschleifweg, der Noisegate-Schalter ist für die Rauschunterdrückung zuständig. Beide Features verfügen außerdem über Regelmöglichkeiten auf der Rückseite.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Bedienfeld wirkt zuerst sehr mächtig und einschüchternd…

Ganz neu ist die Möglichkeit, Endstufenröhren-Pärchen zu kombinieren. Mit den Schaltern 1/2, 3/4, 5/6 werden die entsprechenden Röhren aktiviert, wobei die hauseigene Threedom Amp Technologie für die reibungslose Zusammenarbeit der verschiedenen Kombinationen sorgt. Die Leistung des Amps richtet sich nach der Auswahl der Endstufenröhren. Bei voller Kraft mit sechs auf einen Streich schickt unser Kraftprotz bis zu 145 Watt Leistung zu den Lautsprechern. Im Datenblatt des Herstellers wird die Leistung bei 8 Ohm folgendermaßen angegeben:

Anzahl der EndstufenröhrenLeistung an 8 Ohm
2 x EL3484 Watt
2 x 6L672 Watt
4 x 6L6126 Watt
2 x 6L6, 2 x EL34132 Watt
4 x 6L6, 2 x EL34145 Watt

Rückseite

Die Rückseite ist komplett geschlossen, sodass auch die Röhren vor unbedarften Kontakten geschützt sind. Außerdem finden sich hier einige weitere Features und Regelmöglichkeiten. Ganz links geht es los mit den vier Lautsprecheranschlüssen, die alle Kombinationen von Lautsprecherboxen zwischen 4 Ohm und 16 Ohm zulassen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Rückseite des neuen Hughes&Kettner-Boliden hat ebenfalls einiges zu bieten

Red Box AE
Es folgt der Red Box Ausgang, der eine Neuigkeit vermelden kann: Dieser Ausgang liefert das Ampsignal über eine Speakersimulation, sodass man das Gitarrensignal statt mit einem Mikrofon auch von dort aus direkt ins Mischpult spielen kann. Ein Schalter ändert den Klang des simulierten Cabinets (Cabinet Mode 2), ein zweiter ist für den Low Cut zuständig. Neu bei der ganzen Sache ist die Ambience Emulation (AE), die einen dezenten Raumklang simuliert.

TSC (Tube Safety Control)
Die Anzeigen für die Kontrolle der Endstufenröhren, eine Technologie mit der Abkürzung TSC (Tube Safety Control) aus dem Hause Hughes & Kettner, findet man an dritter Position. Diese Technologie misst fortlaufend die Kennlinie der Röhren, passt den Ruhestrom entsprechend an und sorgt so für eine optimale Soundausbeute und eine längere Lebensdauer der Röhren. Dabei können auch problemlos Röhren miteinander kombiniert werden. Unterstützt werden die folgenden Typen: EL34, 6L6, KT66, KT77, KT88, 7581, 6CA7, 6550, 5881. Darüber hinaus wird der Status der Röhren von sechs LEDs angezeigt, sodass frühzeitig zu erkennen ist, ob eine Röhre defekt ist und ausgetauscht werden muss. Zudem erlaubt die TSC das manuelle Auslesen der Kennlinien, will man erfahren, ob die verwendeten Röhrenpaare tatsächlich optimal zueinander passen. Um einen Messvorgang zu starten, muss lediglich das Pick in den Schlitz neben den LEDs gesteckt werden und die Messung startet. Ein separates Kapitel in der Bedienungsanleitung informiert über die Bedeutung der verschiedenen LED-Anzeigen und wie man im Falle eines Röhrenwechsels vorgehen sollte.

Auch mit an Bord: Red Box Ausgang mit Speakersimulation, Röhrenüberwachungs-Technologie "TSC" und MIDI I/O
Auch mit an Bord: Red Box Ausgang mit Speakersimulation, Röhrenüberwachungs-Technologie “TSC” und MIDI I/O

Fußschalter/MIDI
Auch in Sachen Fußschalter und MIDI wird nicht gegeizt, der Triamp ist diesmal direkt mit einer MIDI-Fußleiste ausgestattet. Am Amp wartet ein MIDI In und ein Out/Thru. Das mitgelieferte Fußboard kommt im stabilen Metallgehäuse mit sieben Schaltern und einem 2-Ziffern-Display und wird am MIDI In angeschlossen, von wo es auch mit Strom versorgt wird. Betreiben lässt es sich in zwei Modi, zum einen im herkömmlichen Stomp-Mode, in dem die Kanäle über die Schalter angewählt und die Stomp Boost-Funktion einzeln aktiviert werden. Im Preset Mode stehen dagegen 128 Plätze zur Verfügung, in denen folgende Features pro Preset abspeicherbar sind: Kanal, Boost On/Off, Noise Gate On/Off, Endstufenröhren-Kombination, FX-Loop und die Helligkeit der Frontblende in 128 Stufen. Am Fußboard werden die Presets mit den A, B, C, D-Schaltern aufgerufen, die Bänke per Bank Up/Down gewechselt. Mit diesen Möglichkeiten ist man extrem flexibel, vor allem dann, wenn man auch noch ein MIDI-fähiges Effektgerät benutzt, sodass alle Sounds mit einem Fußtritt am Start sind. Das Fußboard verfügt zusätzlich über zwei Anschlüsse für weitere Schalter oder Expression-Pedale, um einzelne Funktionen per MIDI steuern zu können. Sogar die Helligkeit der Frontblende lässt sich so stufenlos per Expression-Pedal dimmen.

Fotostrecke: 2 Bilder Das üppige Fußboard wird mitgeliefert

Noisegate
Zur Rauschunterdrückung für die etwas heftigeren Töne ist ein Noisegate integriert, das auf der Rückseite bequem mit einem Regler einstellbar ist. Je weiter man den Regler nach links dreht, desto härter greift das Gate ein.

FX-Loop
Der Triamp Mark 3 ist mit einem Effektloop ausgestattet, der entweder seriell oder parallel genutzt werden kann. Für parallele Verwendung steht ein Regler (FX Level) zum Einstellen des Mischverhältnisses zur Verfügung, außerdem gibt es einen Schalter zur Pegelabsenkung (-10 dB)

Und weiter geht´s mit der Rückseite: Noise Gate und FX Loop - natürlich beide regelbar
Und weiter geht´s mit der Rückseite: Noise Gate und FX Loop – natürlich beide regelbar

Master Insert
Der Triamp Mark 3 verfügt außerdem über einen zweiten (seriellen) Loop, bei dem das Signal zwischen Vor- und Endstufe abgegriffen wird (Preamp Out, Power Amp In). Hier könnte man ein einfaches Volume-Pedal anschließen, sozusagen als Master Volume, während man den Effekt-Loop parallel nutzt. Wer es noch etwas weiter treiben möchte und den Vorstufensound des Triamp Mark 3 an eine zusätzliche Endstufe schicken will, der hat die Möglichkeit, dies über den Preamp Out zu tun.
Als letzte Einstellmöglichkeit auf der Rückseite bleibt der Panel-Regler, der für die Helligkeit der Beleuchtung der Frontblende zuständig ist.

Master Insert und Panel-Regler, der die Helligkeit der Frontblenden-Beleuchtung einstellt
Master Insert und Panel-Regler, der die Helligkeit der Frontblenden-Beleuchtung einstellt
Kommentieren
Profilbild von J.Neuss

J.Neuss sagt:

#1 - 17.03.2015 um 14:58 Uhr

0

Welcher normalsterbliche Kneipenschrammler braucht sowas? Damit kann ich ja die Frankfurter Festhalle beschallen. Bevor die Röhren in der Sättigung sind hat die Polizei mich schon verhaftet.GrußJürgen :)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.