E-MU 0204 USB Test

Mit der E-MU 0204 sollen professionellere Musiker-Zielgruppen angesprochen werden – ob das tatsächlich so ist, prüfen wir doch gerne mal nach!
Allgemein war E-MU Systems in den 80er einer der Pioniere des Hardware-Samplers. Die Namen Emulator, SP-12 und SP-1200 treiben auch heute noch Retrofreunden und LoFi-Anhängern Freudentränen in die Augen. Doch Zeiten ändern sich und so wurde E-MU Systems 1993 in die professionelle Sparte des Multimedia-Hardware-Herstellers Creative Labs transferiert, den man im Consumer Markt vor allem durch seine Soundblaster-Soundkarten kennt. 

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DETAILS

Das E-MU 0204 ist ein USB-2.0 Audiointerface mit zwei Eingangs- und vier Ausgangskanälen, die alle gleichzeitig genutzt werden können. Der kleine, solide und schwarze Plaste-Kasten misst 160x45x120 mm3 (BxHxT) und wiegt ca. 0,45 kg. 

Das Gerät arbeitet mit Samplerates von bis zu 192 kHz, aber natürlich kommt es auch mit geringeren Sample-Rates ab 44,1 kHz zurecht. Die maximale Auflösefähigkeit liegt bei 32 Bit, womit alle erdenklichen Szenarien abgedeckt wären. Auch ein USB 1.1 Modus ist vorgesehen (44,1 kHz/16 Bit).

Die meisten Anschlüsse parken auf der Rückseite, einzig der Kopfhöreranschluss befindet sich neben den Bedienelementen auf der Vorderseite (6,3 mm- Klinkenbuchse). Einen Stromanschluss gibt es nicht, da das Gerät “Bus-Powered” ist, was bedeutet, dass es seinen Strombedarf vom USB-Port bezieht.

Nehmen wir den ersten linken Regler der Vorderseite mit der Bezeichnung „L-Mic/Hi-Z/ Line“ unter die Lupe: Hierbei handelt es sich um das Gain-Poti des ersten Preamps , welcher mehrere Eingänge bietet und vor dem ersten ADC-Wandler des Interface sitzt. Genau wie beim zweiten bzw. rechten Kanal.
Das zweite Poti regelt entsprechend den Trim des zweiten ADC-Kanals, womit in der Summe folglich zweimal Mono bzw. einmal Stereo aufgenommen werden kann. Ergänzt werden die Regler von je zwei Aussteuerungs-LEDs, wovon eine beim Übersteuern rot leuchtet (CLIP) und die andere pegelabhängig grün (-12 dB).  

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Der erste Eingangskanal bietet neben dem XLR/Klinken-Combo-Buchse-Eingang auch einen 3,5mm-Klinken-Eingang für Condenser-Mics mit entsprechender 5V Speisung, wie sie gerne an Headsets oder ähnlichem Verwendung findet. Der XLR-Anschluss ist Impedanz-mäßig auf Mikrofonsignale geeicht (150 Ohm), wohingegen sich die 6,3mm Klinke „widerständig“ auf Line-Signale freut (1,5 kOhm ). Prinzipiell können hier auch Instrumente angeschlossen werden, jedoch wirklich “High-Z” ist 1,5 kOhm nicht. Außerdem bietet der XLR-Mikrofon-Eingang leider keine Phantomspeisung, sodass eine Vielzahl höherwertiger, professioneller Mikrofone nicht direkt angeschlossen werden kann.

Der rechte bzw. zweite Kanal hingegen besitzt nur eine 6,3-mm-Klinkenbuchse, die für Line, als auch „Hi-Z“ -Signale (Instrumente) reichen muss, und eine Eingangsimpedanz von 1 MOhm. Die beiden Line-Eingänge besitzen demnach unterschiedliche Eingangsimpedanzen, was nicht allzu tragisch ist, was man aber wissen sollte: Instrumente also besser rechts anschließen und Line-Quellen links.

In Kombination ermöglichen alle Anschlussmöglichkeiten also maximal ein Stereo-Signal bzw. zwei Mono-Signale gleichzeitig aufzuzeichnen. Da es jedoch keinen “Poti-Bypass” oder Unity Gain gibt, müssen die Gain-Potis bei der Aufnahme von Stereo-Line-Signalen sehr sorgfältig „gleich gepegelt” werden.
Betrachten wir noch kurz die anderen Anschlüsse der Rückseite. Hier finden wir die zwei unsymmetrischen 6,3 mm Mono-Ausgänge des ersten Stereo-Outs (DAC 1 und 2), sowie einen alternativen 3,5 mm Stereo-Klinkenausgang. Hier kann man seine Monitor-Boxen anschließen. Ganz Links befindet sich der USB-Port.

Der Kopfhörer-Anschluss lässt sich mit einem, von den Hauptausgängen (DAC 1/2) unabhängigen Stereosignal füttern (DAC 3/4). Das könnte vor allem für digitale DJs von Interesse sein, denn diese wollen meist ein anderes Signal vor-hören, als das, was sie gerade über die Anlage wiedergeben. Mittels der dazugehörigen Software kann auf dem Kopfhörer-Anschluss alternativ aber auch das Signal von DAC 1 und 2 gehört werden.
Es wurde aber auch der „recordende“ Musiker bedacht. So finden wir auf der Vorderseite einen mit „Direct Monitor“ beschrifteten Regler. Dieser ist als Endlos-Encoder ausgelegt und mischt die ADC-Eingänge 1 und 2 den Ausgängen hinzu. Das geschieht praktisch latenzfrei, wodurch sich Musiker beim Aufnehmen ohne Verzögerung über Kopfhörer bzw. Stereo-Ausgang selbst hören können. Somit wäre dann z.B. der Mic-Eingang des Gesangs auf der linken Seite und das DI-Signal der Gitarre auf der rechten Seite vernehmbar. 

Es gibt aber auch einen Mono-Schalter, direkt neben dem Direct-Monitor Regler, mit dessen Hilfe sich beide Eingangssignale summieren und entsprechend “links und rechts” wiedergegeben lassen. Der Schalter dient ebenfalls der kompletten Deaktivierung dieser Funktion, wobei dann wiederum keine LED leuchtet. 

Leider kann man das Ausgangsrouting nicht detaillierter anpassen, sodass entweder das Direct-Monitor-Signal auf allen Ausgängen zu hören ist oder aber auf keinem von beiden. Das Signal z.B. nur auf den Kopfhörerausgang zu routen ist damit genauso wenig möglich, wie das Verhältnis der beiden Monitorsignale (L und R) untereinander zu regeln.

Ganz rechts finden wir das entsprechende Lautstärke-Poti des Kopfhörerausgangs, welches bei Links-Anschlag auch als Power-Off-Schalter des gesamten Kastens fungiert. Die rechte Power-LED leuchtet dann entsprechend auch nicht mehr.

Zusätzliche Ground-Lift-Schalter auf der Unterseite eliminieren unter Umständen Brummschleifen der Eingangskanäle. Eine Kensignton-Buchse an der Seite ermöglicht es außerdem, die Soundkarte gegen Diebstahl zu sichern.

Treiber für Windows und Mac werden auf einer entsprechenden CD mitgeliefert. Wie genau es um die Kompatibilität steht, checken wir im Praxisteil noch einmal genauer aus. Ein Quickstart-Guide liegt auch bei, das vollständige, deutsche Manual gibt es hingegen nur auf der CD. Ebenfalls Bestandteil des Lieferumfangs ist das obligatorisches USB-Kabel sowie eine abgespeckte Version der Acoustica Mixcraft-Software. Die Zusatzsoftware steht aber nur Windows-Nutzern zur Verfügung. 

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