American Audio Encore 2000 Test

Es ist noch gar nicht so lange her, da hieß es zur Beschallung einer Festivität neben PA und Licht auch ein Arsenal an Schallplatten und CDs einzupacken – und natürlich die entsprechenden Zuspieler. Im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung und Miniaturisierung finden sich heute einige kompakte Gerätschaften auf dem Markt, die eine DJ-Workstation auf kleinstem Raum offerieren und weniger Gewicht veranschlagen als ein Profi-Turntable. Mein heutiger Testkandidat American-DJ Encore 2000 ist so ein Vertreter und kombiniert Mischpult, CD-Laufwerke, USB-Slots für Wechselspeicher, ein Vierkanal-USB-Audiointerface und MIDI-Funktionalität – alles im praktischen Desktop-Format. Ein passendes Mix-Programm für Laptops hat er mit Virtual DJ LE ebenfalls im Gepäck.  

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Der Kandidat geht für 479 Euro über den Ladentisch. Zu den Hauptkonkurrenten zählen für mich Geminis CDMP-6000 (429 Euro), der ein ähnliches Konzept samt Phono-Inputs verfolgt, jedoch auf das USB-Audio-Interface verzichtet, sowie Numarks Mixdeck Express für 719 Euro, das Plattenspieler einbinden kann, einen vollwertigen dritten Kanal bietet und mit Serato Intro um die Häuser zieht.  

DETAILS

American Audios Encore 2000 versteht sich als Multimedia- und MIDI-Konsole für den täglichen Touring-Einsatz.
Dem möchte man ad hoc auch gar nicht widersprechen, denn die kompakte Plug-and-Play-Workstation erscheint mit Maßen von 45 x 28,5 x11cm bei 5 Kilogramm Lebendgewicht auf den ersten Blick tatsächlich ziemlich Road-tauglich. Ich sehe professionelle Ein- und Ausgänge, die Anschlussbuchsen sitzen durchweg fest im Chassis. Das schwarze Kunststoffgehäuse ist sauber verarbeitet, Fader und Potis zeigen vielleicht nicht filigranste, jedoch zweckdienliche Drehwiderstände. Griffige Poti-Kappen sitzen auf Metallstiften und prophezeien Langlebigkeit. Ein Schubser am Jogwheel wird mit ordentlichem Rundlauf quittiert. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Tasten am Gerät verschiedenfarbig beleuchtet, so dass der DJ – unterstützt vom Display – einen guten Überblick hat, welche Funktion gerade aktiv ist. Vier Gummifüße geben sicheren Halt, jedoch kommen die Spitzen der Schrauben gefährlich nah an den Untergrund, also Obacht geben, sollte ein Fuß verloren gehen. Auch beim Transport oder wenn man unbedarft unter das Gerät fasst, ist etwas Vorsicht geboten.

Hinten und vorn
Werfen wir nun einen Blick auf das hintere Anschlussfeld. Hier finden sich auf der rechten Seite die Strombuchse und ein schutzumrandeter Einschaltknopf ein. Daneben haben zwei symmetrische XLR-Master Outputs Platz genommen, die zum Anschluss an professionelle Beschallungsanlagen gedacht sind. Ein zweiter Master Out im Cinch-Format erlaubt, eine Monitoranlage einzubinden und ist gleichermaßen geeignet, die heimische Stereo-Anlage zu versorgen oder die Endstufe in der Kiezbar zu speisen. Ab einem gewissen Übertragungsweg ist wenn möglich die XLR-Variante vorzuziehen, da die Übertragung betriebssicherer ist als mit den Cinchbuchsen.  
Leider ist es nicht möglich, Master und Monitoranlage separat anzusteuern. Das muss an der Anlage selbst geschehen. Der Record Out dient zum Aufzeichnen der Mixsession mittels DAT oder SD-Recorder und ist unabhängig von der Ausgabelautstärke und eventueller Moderationen. Zwei Stereo-Cinch-Inputs bringen externe Zuspieler mit Linepegel in den Mix. Dies können zum Beispiel Sampler, „Trommelmaschinen“ oder Turntables mit Line-Out sein. Phono-Preamps sind nicht verbaut. Eine XLR-Klinken-Kombination dient zum Anschluss dynamischer Mikrofone. Dazwischen ist eine USB-Buchse Typ-B platziert, die für die Verbindung mit dem PC vorgesehen ist.  
Der Output-Modus in Stellung „Mixer“ bewirkt, dass die Cinch-Ausgänge als Master und als Recording Out operieren. In Stellung „Deck“ senden sie getrennte Line-Signale von den Decks. Dadurch eröffnen sie die Möglichkeit zur Timecode-Steuerung, respektive zur Anbindung von DVS-Audiointerfaces, wie dem Rane SL3 oder Native Instruments Audio6, die wiederum über Line zurückgeführt werden können. In diesem Fall muss der Anschluss an das Beschallungssystem über die beiden symmetrischen Schnittstellen erfolgen. An der Vorderseite sind zwei sanftmütige, aber etwas wackelig aufgehängte Laufwerkschlitten zu finden. In ihrer Mitte befindet sich der Kopfhöreranschluss.

Bedienoberfläche
Ein Mixer in der Mitte mit seitengelagerten identischen Laufwerken. Klassischer geht’s kaum. Das Mischpult ist ein Zweikanäler und startet an jedem Zug mit einem Quellwahlschalter, der für Kanal eins Deck und Line-Betrieb gewährleistet. Am Kanal zwei ist obendrein die Stellung „Aux“ für die 3,5-mm-Klinkenbuchse vorgesehen um einen iPod oder sonstige Player anzuschließen. Danach folgen der Aufholverstärker und ein Dreiband-EQ mit zwölf Dezibel maximaler Anhebung und einer Absenkung von bis zu -30 dB. Ganz nach links gedreht bleiben keinerlei Signalanteile zurück. Ein geringer Boost allerdings führt zu einem deutlich vernehmbaren Grundrauschen, auf das ich noch einmal zu sprechen komme.

Audio Samples
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Hi EQ Mid EQ Low EQ

Im unteren Teil sind zwei 45 Millimeter kurze Linefader und ein ebenso langer Crossfader positioniert. Der Crossfader ist leichtgängig, jedoch leider nicht die erste Wahl für Scratcher, da es ihm an einer hardwareseitigen, stufenlosen Curve-Control mangelt. Stattdessen ist die Kurve im Setup der Software einzustellen. Positiv hingegen ist die Tatsache, dass er sich bei Verschleißerscheinungen oder einem Defekt sogar im laufenden Betrieb austauschen lässt. Er ist kompatibel zum AA Feather-Fader Plus für 29 Dollar.
Dazwischen sitzen zwei zehnstellige ampelfarbcodierte LED-Ketten, die sich der optischen Pegelkontrolle (-25 dB /+11 dB) verschrieben haben sowie ein Q-Start-Schalter. Dieser aktiviert Faderstart für interne und externe Gerätschaften. So lassen sich Titel in Abhängigkeit von der Crossfader-Position starten, ohne den „Play“-Button zu betätigen. Diese Funktion lässt sich auch zum Einspielen eines Samples oder einer durch einen Cuepoint markierten Songposition gebrauchen.

Hoch im Norden, neben der CD-Auswurftaste und dem USB-Schlitz, ist das Display arrangiert. Es ist leider nicht so groß und umfangreich ausgefallen, wie beim Versadeck, doch es entspricht den gängigen Standards dieses Produkttyps und zeigt Titel und Ordnerinformationen, scrollende ID3-Tags, Abspielstatus, Geschwindigkeit in BPM, Laufzeiten (Elapsed, Remain, Total) und Pitch-Werte mit weißer Schrift auf dunklem Hintergrund deutlich an. Der blicktreue Winkel liegt bei knapp 50 Grad.

Darunter sind acht Tasten aufgereiht, die beim Spulen im Track, beim Umschalten der Zeitanzeige und des Abspielmodus (Sgl, Cont), sowie beim Navigieren auf CDs und Sticks (Vor, zurück, +10) behilflich sind. Besonders groß fallen „Cue“ und „Play“ aus. Um einen neuen Cue-Punkt zu erstellen, reicht es, den Button „In“ während der Wiedergabe zu betätigen.  
Der Schleifenbaukasten bietet manuelle nahtlose Loops und eine Reloop-Funktion, mit der sich von jeder Stelle im Song zum letzten Loop zurückkehren lässt. Die Wiederholschleifen werden über die Search-Tasten in einem Rahmen von 1/128 bis zu 64/1 halbiert oder verdoppelt, im letzten Fall auch über die ursprüngliche Länge hinaus. Schön wäre in diesem Zusammenhang eine Smart Loop-Funktion auf Basis der Auto-BPM, manueller TAPs oder die Möglichkeit, Loopflanken mit Hilfe des Jogwheels abzugleichen. Ist jedoch nicht, aber mit etwas Übung läuft´s auch so rund.

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Ein 60-Millimeter-Pitchfader sitzt jeweils an der oberen Außenseite. Damit er funktioniert, ist er zunächst einzuschalten. Der prozentuale Regelbereich wird mittels RANGE umgeschaltet und liegt bei +/-4%, +/-8%, +/-16%. Die Deadzones an den Nord- und Südenden fallen mit knapp zwei Millimetern erfreulich klein aus. Auch die Präzision beim Bewegen des Flachbahnreglers ist mit 0,05 Prozent für den angestrebten Verwendungszweck in meinen Augen ausreichend. Tempolock aktiviert einen Timestretch-Algorithmus, damit Geschwindigkeitsänderungen eines Tracks vorgenommen werden können, ohne dabei die Tonhöhe zu ändern (Mickey Maus-Effekt). Das gelingt bis zu einem gewissen Grad recht gut, wie ihr nachstehend hören könnt.

Audio Samples
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Original no keylock Keylock plus zwei Prozent Keylock plus vier Prozent Keylock plus acht Prozent Keylock plus sechzehn Prozent Keylock minus zwei Prozent Keylock minus vier Prozent Keylock minus acht Prozent Keylock minus sechzehn Prozent

Im Gegensatz zum Pitchfader, der das Tempo dauerhaft erhöht, kann der DJ mit den Pitchbend-Buttons temporär beschleunigen, um zwei Tracks in den beatsynchronen Gleichlauf zu bringen und sie dann ineinander zu blenden. Der Maximalwert beträgt hier 16 Prozent. Die Geschwindigkeit, bis dieser Wert erreicht ist, kann im Setup eingestellt werden (1-100). Alternativ kann man Pitchbending auch mit dem Jogwheel realisieren, was uns zum nächsten Punkt führt.  
Jogwheel
Im unteren Teil einer jeden Decksektion ist lediglich ein freistehendes Jogwheel beheimatet. Es kennt drei Betriebsmodi. Erstens beschleunigt oder bremst es einen Titel bis zu einem Maximalwert von 100 Prozent. Ist „Scratch“ aktiviert, kann man durch Handauflage den Touch-Sensor auslösen und besagtes Manöver durchführen. Im Pausenmodus offeriert der Teller obendrein eine Frame-basierte Suche mit 1/75 Sekunde, um einen Cue-Punkt oder eine Schleife akkurat zu setzen. Das Wheel hat einen Gesamtdurchmesser von 12 cm und eine berührungsempfindliche Oberfläche von 90 mm. Dank seiner angerauten Oberfläche und einem geriffelten Rand liegt es gut an der Hand. Für meinen Geschmack könnte es jedoch etwas mehr Widerstand entgegenbringen, was sich gerade im Vinylmodus, während Backspins oder im Nudge-Betrieb bemerkbar macht. Bei der Handhabe sei noch angemerkt, dass bei einer seitlichen Drehung ein Track nach Stillstand des Rades wider bei vollem Tempo einsetzt. Beim Backspin indes wird das Anlaufen eines Plattentellers emuliert. Bevor es nun in den Praxisteil geht, hier mal ein paar Audiobeispiele dazu.

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Audio Samples
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Nudge Spin Start Stop

PRAXIS

Unterstützte Formate
Die Player spielen ISO- und Joliet Audio-CDs, CD-Rs und MP3-CDs ab. Für das MP3-Format gelten je nach Codec-Spezifikation Abtastraten von 8 bis 48kHz und Bitraten zwischen 32 und 320 kbps. Die maximale Anzahl von Ordnern beträgt auf CD 255 (Stick 999), die maximale Anzahl Dateien in beiden Fällen 999. Für Multi-Session-Discs gilt: Wenn es sich bei der ersten Session um eine Audio-CD handelt, können ausschließlich Audio-CD-Titel wiedergeben werden, ist die erste Session im MP3-Format gebrannt, werden nur MP3s abgespielt. Freunden gepflegter Macintosh-Dateiformate möchte ich den HFS-Zahn gleich ziehen, denn der Test ergab, dass USB-Sticks dieses Formates nicht unterstützt werden. Gleiches gilt für NTFS-Festplatten. Datenträger müssen das FAT-Format (bis FAT32) vorweisen.
Bei den Zugriffszeiten von CD zeigt sich der Proband mit drei bis sechs Sekunden recht flott, beim MP3-Stick geht’s noch zügiger zur Sache. Für den reibungslosen CD-Betrieb empfiehlt American Audio, das Gerät nicht mit einem höheren Neigungswinkel als 15 Grad zu betreiben. Den Antischockpuffer gibt der Hersteller mit 20 Sekunden an, was sich mit dem Schütteltest deckt und durch einen Statusbalken unterhalb der Zeitanzeige verdeutlicht wird. Ein Fortschrittsbalken, der erkennen lässt, wann sich ein Titel dem Ende neigt, befindet sich direkt über der Laufzeit-Angabe.

Sound
Der Kopfhörerausgang ist einigermaßen laut und arbeitet ohne Zerren mit dem angeschlossenen AIAIAI-TMA1 zusammen. Das Signal vom Mikrofonweg kann in der Klangfarbe nicht weiter beeinflusst werden, da keine Equalizer zugegen sind. Es wird direkt dem Master zugemischt und ist nicht auf dem Kopfhörer wahrzunehmen. Talkover und Einschaltknopf fehlen gänzlich. Lediglich ein Lautstärkeregler ist vorhanden. Es heißt also unter Umständen, das Mikro bei jeder Ansage neu einzupegeln. – Nicht gerade das Gelbe vom Ei. Der Ausgangspegel des Encore 2000 ist ausreichend hoch, der Sound im Grunde druckvoll, allerdings empfinde ich das Grundrauschen als etwas hoch, was wir nachstehend einmal für euch festgehalten haben. Wenn man alle Equalizer auf Links-Anschlag gedreht hat, kann man dies bei einer leichten Drehung im Uhrzeigersinn bereits feststellen. In der Audiodatei fährt dann der Gain auf die vom Handbuch empfohlene Stellung vier hoch, danach noch einmal auf dreiviertel.  
Bei Chart, Rock, Pop oder allgemein lauter produzierter Mucke ist ab 14 Uhr Gain das Rauschen nicht mehr so stark wahrzunehmen. Möchte man das Gerät allerdings zum Genuss leiser Töne (zum Beispiel in einem Chillout) einsetzen, sieht es schon anders aus. Für mich der größte Kritikpunkt beim Encore 2000. Auch das Monitoring mit einem Drehregler, der zwischen den beiden Kanälen blendet, ist nicht für jedermann ideal, lässt sich der Master so doch nicht abhören.

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Mikrofonkanal EQ-Rauschen auf 0 dB normalisiert Rauschen Gain Up Soundvergleich normalisiert

Was mir wiederum gut gefällt, ist das einsteigerfreundliche Layout. Statt mit Funktionen zu erschlagen, bietet American Audios Konsole einen schnell zugänglichen Arbeitsablauf. Jedoch hätten in meinen Augen zwei bis drei Brot- und Butter-FX, etwa ein Delay fürs Mikro oder ein Flanger für die Decks, bestimmt nicht geschadet. Punkten kann die Flexibilität, die sich aus dem freien und simultanen Zugriff auf die USB-Sticks und Festplatten ergibt sowie aus der Möglichkeit, im laufenden Betrieb zwischen MIDI/Software, Stick und CD umzuschalten. So kann der DJ während seiner Darbietung spontan agieren und ist mit dem zusätzlichen MP3-Anschluss gut aufgestellt, sollte der Brautvater aus dem fernen Guatemala einen Plattenwunsch auf seinem iPhone haben, der nicht im eigenen Portfolio dümpelt.

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Jeder DJ, Ausnahmen bestätigen die Regel, braucht mal eine Pause. Encore 2000 verfügt über eine Relay-Play-Funktion, welche eine abwechselnde, gestaffelte Wiedergabe der beiden Player zulässt. Dies umfasst einzelne Titel oder ganze CDs. Zu beachten ist, dass man nicht versehentlich die Wiederholfunktion am Deck eingeschaltet hat, da diese vorrangig behandelt wird und sicherlich bei so manchem Zuhörer oder Tänzer Verwunderung auslösen könnte. Gegen versehentliches oder ungewolltes Bedienen, etwa durch Dritte während eines Toiletten- oder Thekenbesuches, lässt sich das Arbeitswerkzeug sperren.  
Über das interne Menü, welches mittels „Time“-Button aufgerufen und dann über die Track-Buttons oder das Jogwheel gesteuert wird, kommt man in die Voreinstellungen. Hier gibt es einen Playlist-Editor mit Filtern für USB-Geräte, eine Einstellmöglichkeit für die Fadercurve des Crossfaders (0-50), die Sensibilität des Touch-Sensors oder die Beschleunigung beim Pitchbend sowie den MIDI-Kanal und den Energiesparmodus.  
MIDI- und Softwarebetrieb
Um die MIDI-Funktion zu aktivieren, halte ich den Quellwahlschalter für drei Sekunden gedrückt und das Display signalisiert Betriebsbereitschaft durch Anzeige des aktuellen Channels des betreffenden Decks. In diesem Modus ist nahezu die gesamte Oberfläche des Players in der Lage, Control- und Notendaten (eine genaue Auflistung findet sich im Handbuch) an eine DJ-Software zu funken. Virtual-DJ liegt kostenlos in einer speziell angepassten LE-Fassung bei und möchte 43,6 MB Software auf meinen Apfel schaufeln, die ich ihm gern zugestehe – genauso wie die 2,8 Megabyte für den Hardware-Treiber. Nach einem Neustart ist beim ersten Aufruf die Eingabe einer Seriennummer erforderlich, eine Internetaktivierung, wie bei Traktor ist nicht nötig.

Bei Virtual DJ LE handelt es sich um eine Zweideck-Variante mit ausgesuchten Features der Vollversion. Ein preisreduziertes Update auf diese Software ist für registrierte LE-Nutzer aktuell jederzeit möglich. Was die Ausstattung der Beipackfassung angeht, gibt es wenig Anlass zur Kritik. Vorhanden sind zwei Decks mit Wellenformanzeige, visuellen Mixhilfen, Loop und Sampler-Sektion, Effekten und ein Video-Panel zum Mixen von Clips. Der Datei-Browser verfügt über eine inkrementelle Suchfunktion mit Filtern. Titel lassen sich zudem auch per Webstream von Partner-Internetservern abspielen. Die Bedienung über den Controller entspricht im Groben den Funktionen an der Hardware, sodass auch Newbies schnell zurechtkommen werden. Mein Hauptkritikpunkt hier ist, dass man außer dem Routing des Audio-Interface (16 Bit/48 kHz) keinerlei Einstellmöglichkeiten in den Preferences hat. Wer mehr über Virtual DJ erfahren möchte, sei auf unseren ausführlichen Test verwiesen.

Selbstverständlich kann der Encore 2000 nicht nur mit VDJ arbeiten, sondern auch mit Traktor, Mixvibes und Konsorten. Timecodes stellen für ihn kein Hindernis dar, im Falle von Scratch Live und Traktor Scratch Pro sind natürlich die Dongle-Interfaces anzuschließen und der hintere Switch auf Deck zu stellen. Allerdings sehe ich dieses Einsatzszenario nur sekundär. In meinen Augen ist das primäre Missionsziel des Encore in der rollenden Disko zu finden, sowie auf Veranstaltungen aller Art, die keine Scratch- und Techno-Schlachten darstellen. Dazu gehören Hochzeiten, Konzerte, Promotion- und Firmenevents. Encore erspart einiges an Aufbauarbeit, ist schnell zusammengeräumt und leicht im Transport.  
Auch der Partykeller ist eine adäquate Stätte, zumal das Gerät mit einem Straßenpreis von knapp 479 Euro auch Hobbyisten ansprechen könnte, die auf der Suche nach einer unkomplizierten Plug´n´Play-Lösung sind und das Modell weniger kostet als so manche Einzelkomponente. Hinterm Tresen oder in der Booth einer Kiezbar würde sich der Bursche sicherlich ebenfalls gut machen, denn er macht den Inhaber ziemlich flexibel. Inwieweit das Grundrauschen für den angestrebten Verwendungszweck tragbar ist, muss am Ende jeder selbst entscheiden, doch es könnte für manchen professionellen oder semiprofessionellen Anwender ein No-Go darstellen. Am besten ihr testet das Gerät bei Interesse erst einmal selbst an.

FAZIT

American Audios Encore 2000 ist ein CD- und MP3-Player, DJ-Mixer und MIDI-Controller in Personalunion, der mit einsteigerfreundlichem Layout und Handling, hoher Flexibilität durch den Gemischtbetrieb zwischen CDs, Sticks, Laptop und externen Zuspielern sowie einem gewissen Spaßfaktor Akzente setzen kann. Sein integriertes USB-Audio-interface und die MIDI-Funktionalität machen ihn obendrein kompatibel zu den meisten gängigen DJ-Softwares. Auf der Contra-Liste stehen das Grundrauschen und die dürftige Mikrofonsektion. Mancher Protagonist der beschallenden Zunft wird auch Phono-Eingänge, Curve-Control-Regler oder Trackinfos im MIDI-Betrieb vermissen. Interessierten, die mit den Einschränkungen leben können, möchte ich eine vorherige Testfahrt anraten, denn trotz einiger Verbesserungsmöglichkeiten ist der Encore 2000 mit seinem kompakten Design ein interessanter mobiler Weggefährte, dessen Preis obendrein ziemlich attraktiv ausgefallen ist.

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Profilbild von Frank

Frank sagt:

#1 - 15.01.2013 um 19:42 Uhr

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Lieber Herr Westermeier, vielen Dank für diese ausführliche und gute Produktanalyse. Meine Frage: Haben Sie die Verkabelung von Scratch Live wie von Ihnen beschrieben einmal ausprobiert? Hat es so funktioniert? (Ich verstehe Ihre Beschreibung so: Aus dem 2. Master und dem Rec-Ausgang raus ins Interface, von dort zurück in die Inputs und dann kommt das Signal in die XLR-Ausgänge, Ansteuerung nicht via Midi, sondern über die Timecode-CDs?)
Was passiert dann, wenn ich eine "normale" Audio-CD abspielen will. Normalerweise läge dann ja das "Thrue"-Signal vom Interface auf einem Kanal am Mixer, um das Audio-CD-Signal durchs Interface zu schleusen. Oder wird das von der Encore 2000 direkt auf die XLR-Ausgänge geschickt? Dies wäre wichtig zu wissen, um entscheiden zu können, ob eine kombinierte Wiedergabe von Timecodes und Audio-CDs zu ermöglichen. Dies wäre in dem Fall mit Serato ja wichtig, falls die Encore 2000 via Midi nicht mit Serato "DJ", "Intro", "Itch" usw. kommuniziert. Hoffe, Sie können mir dazu noch eine Info schicken. Habe diesbezüglich auch schon ADJ angemailt, aber noch keine Antwort erhalten. Danke und Gruß Frank

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