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VHT Special 6 Ultra Head Test

Wenn ein Trend bei den Gitarrenamps in den letzten Jahren trotz kleinster Abmessungen nicht zu übersehen war, dann waren es die kleinen Röhrenheads, Combos und sogar Stacks, die den Markt regelrecht überschwemmten. Dabei geht es in der Regel nicht darum, der Konkurrenz zu zeigen, wie laut man aus ein paar Zentimetern Sperrholz tönen kann. Sound ist Trumpf, und einige der Winzlinge schaffen es tatsächlich, aus einer Handvoll Watt einen wirklich amtlichen Ton zu zaubern. Recht spät springt auch VHT auf den fahrenden Zug auf und versucht mit der Special 6 Serie in diesem schon recht gefüllten Marktsegment der Micro- und Mini-Vollröhrenamps Fuß zu fassen.

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Ein Unterscheidungsmerkmal zu vielen Konkurrenten ist die Tatsache, dass VHT die Combos und Topteile dieser Reihe mit 6V6 Röhren bestückt anstelle der weitverbreiteten EL34 Glaskolben. Darüber hinaus wirbt der Hersteller damit, dass seine in China hergestellten Amps allesamt „handwired“, also manuell verdrahtet werden. Und das alles für nicht einmal 180 Euro? Dem wollen wir auf den Grund gehen und haben uns als Vertreter der Serie mit dem VHT Special 6 Ultra Head einen 6-Watt-Boliden zum bonedo-Test einbestellt.

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DETAILS
Optik/Verarbeitung
Soviel vorweg: Bei unserem Testkandidaten handelt es sich natürlich nicht um einen VHT aus altem (edlen) Hause. Die Marke wurde vor einigen Jahren an den Hersteller AXL Musical Instruments verkauft und Steve Fryette, der ehemalige Besitzer, baut jetzt unter eigenem Namen Verstärker.
Aber das nur am Rande: Die neuen VHT Amps werden in den USA und in China gebaut, wobei die in Asien hergestellten Teile die günstigere Linie darstellen.
Der Karton, in dem der Super 6 geliefert wird, lässt kompakte Abmessungen erahnen – und so ist es auch. Mit seinem Kampfgewicht von etwa 8 kg ist er vor allem erst einmal eines: leicht. Demzufolge zeigt er sich auch entsprechend handlich. 495x275x215mm (BxHxT) sind Traummaße für jeden, der sein Equipment öfters von A nach B schleppen muss oder einfach einen kleinen Amp im Wohnzimmer parat haben möchte.
Ein intensiverer Blick auf die Verarbeitung verheißt Gutes. Sowohl das schwarze Tolex als  auch der weiße Keder wurden ohne Fehl und Tadel auf das aus verzahntem Sperrholz geleimte Gehäuse aufgebracht. Schwarze Metallecken schützen vor Transportschäden und ein ebenfalls schwarzer Kunstledergriff macht das Transportieren zum Kinderspiel. Optisch wirkt der Special 6 Ultra in sich geschlossen und macht einen guten Eindruck, weit mehr, als sein Preis vermuten ließe.
Schauen wir uns die Bedienelemente an, die, wie gewohnt, einen Ausschnitt der Oberseite für sich beanspruchen. Die Bedienelemente wirken vertraut und starten von links nach rechts mit dem On/Off-Schalter und direkt neben ihm ein Kippschalter, der drei Vorgänge zulässt:
1.  Low Power, 2. Standby, 3. High Power.
Weiter geht es mit einem Poti, das die Ausgangsleistung des Amps stufenlos regelt und demzufolge auch die Bezeichnung „Watts“ trägt. Eine rote Lampe zeigt den Betrieb an, als Equalizer dienen ein Depth- und ein Tone-Regler. Volumen erklärt sich von selbst, Gain auch, wobei Letztgenannter als Push/Pull-Poti ausgelegt ist und eine separate Boost-Stufe aktiviert. Ein Kippschalter mit der Aufschrift „Texture“ bietet drei Positionen und soll die Charakteristik des Grundsounds verändern. Alle Potis tragen schwarze Chickenhead-Knöpfe, die optisch gut zum übrigen Design des Special 6 passen. Als Eingang dienen die zwei Inputs Hi und Lo. Und das war es auch schon.

Rückseite
Auch rückseitig gibt es nicht wirklich viel zu begutachten. In die erste Buchse links wird bei Bedarf der mitgelieferte Fußschalter eingesteckt, der den Boost fernsteuert.
Ein röhrengetriebener Effekt-Loop parkt seinen Ein- und Ausgang ebenso hier wie der Line-Out. Je nach Impedanz der angeschlossenen Box wird auf 4, 8 und 16 Ohm umgeschaltet, wobei zwei Lautsprecher am Amp betrieben werden können.
Als Vorstufen-Röhre schickt VHT zwei 12 AX7 ins Rennen, endstufenseitig verrichtet, wie oben schon erwähnt, eine 6V6 ihren Dienst.  Mehr gibt es nicht zu sagen, das Topteil ist ziemlich klar aufgebaut und erklärt sich quasi von selbst.

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PRAXIS
Sinn und Zweck eines Amps mit wenig Leistung ist es, möglichst viel Endstufen-Sound bei moderater Lautstärke zu erzeugen. Und das bringt in der Regel eine organische Verzerrung mit sich. Auf der VHT-Website werden vollmundig die Durchsetzungsfähigkeit und vor allem die hohe Lautstärke angepriesen, die der 6-Watt-Amp erzeugen soll.
Das kann ich so nicht bestätigen. Ich habe den Special 6 mit einer 1×12“ und einer 2×12“ Box betrieben, wobei Letztere im Bandkontext definitiv mehr Sinn macht, da sie mehr Abstrahlfläche besitzt. Aber mal ehrlich: Wer stellt sich so einen Mini Amp in den Proberaum und glaubt, mit dem Schlagzeuger mithalten zu können? Es sei denn, es handelt sich dabei um eine Akustik Chill Band oder Ähnliches. Ich sehe sein Einsatzgebiet viel mehr im Studio oder als Jam-Amp in heimischen Gefilden.
Zum eigentlichen Check habe ich das Topteil unter Studio-Bedingungen an eine Marshall 2×12“ Box angeschlossen, ein SM57 vor die Pappe gestellt und das Ergebnis mit einem Neve Preamp in den Rechner gejagt. Als Gitarren kamen eine Fender Nocaster und eine Gibson Les Paul mit Seymour Duncan-Pickups zum Einsatz.
Die Lautstärke, die der Amp entwickelt, würde ich als angenehm bezeichnen. Clean ist im unteren Drittel des Volumen-Reglers möglich, was nicht wirklich viel Luft bewegt, dafür aber sehr angenehm klingt.
Aber hört selbst – die Klangregelung befindet sich – wie immer – in Mittelstellung.

Audio Samples
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Clean Tele Neck

In diesem Beispiel habe ich den Hals-Pickup der Tele verwendet und heraus kommt ein recht mittiger Sound, der ein wenig an Höhen vermissen lässt. Das lässt sich natürlich mit dem Tone-Regler ändern, mich interessiert jedoch im Augenblick in erster Linie die Grundeinstellung. Auch der Attack ist in diesem Setting eher durchschnittlich.
Im nächsten Beispiel verwende ich bei unveränderter Einstellung einmal die Lo und einmal die High Input Buchse – und das klingt so:

Audio Samples
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Clean Tele Steg Low Clean Tele Steg High

Pickup ist der Steg-Single-Coil und siehe da: Der Amp „kann ja doch“ Höhen…
Im Lo-Input entsteht ein fast vintagemäßiger Sound, der in den Mitten schön auflöst und dank des nicht zu aufdringliche Höhenbildes angenehm tönt. Natürlich erhöht sich der Zerrgrad im High-Input und bietet einen fast schon britisch anmutenden Crunch. Dabei addiert sich der eine oder andere Oberton und mischt sich angenehm in das Geschehen ein.
Ich ändere nichts an den Grundeinstellungen, drehe die Lautstärke voll auf und stöpsele eine Les Paul in den High-Input.

Audio Samples
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Clean Les Paul Steg High Max

In Verbindung mit dem Humbucker am Steg bekommt der Sound so wesentlich mehr Punch als mit der Tele und er wird kompakter.
Im nächsten Beispiel habe ich wieder die Les Paul verwendet, jedoch im Clean-Channel den Boost aktiviert und den Texture-Schalter ins Spiel gebracht. Ich beginne mit der Mittelstellung, also 0, und arbeite mich pro Wiederholung durch das Angebot.

Audio Samples
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Clean Les Paul Boost Max Texture 0 1 2

Es wäre sehr oberflächlich zu behaupten, dass sich unter dem Einsatz des Texture-Schalters lediglich das Höhenbild verändert, weil es je nach Einstellung entsprechend bedämpft wird. Tatsächlich verändert sich auch das Mittenbild und bietet so eine ganze Menge recht unterschiedlicher Grundsounds.
Als Nächstes schalte ich in den Ultra-Channel, drehe den Gainregler auf 9 Uhr und schalte wieder den Texture-Schalter von Null bis Zwei. Auch hier zeigt sich, wozu dieser tatsächlich imstande ist. Sehr schön lässt sich heraushören, wie der Sound “morpht“.

Audio Samples
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Ultra Les Paul Gain 15 Uhr Texture 0 1 2

Jetzt habe ich den Gainregler auf 15 Uhr gedreht und erzeuge mit der Les Paul in der Stegposition ein ordentliches Rockbrett. Bei diesem Beispiel lässt sich besonders gut heraushören, wie die verschiedenen Texture-Modi in das Klanggeschehen eingreifen.
So recht will mich dieser Sound aber nicht überzeugen. Dennoch ist der Special 6 sicherlich eine interessante Alternative zu den gängigen Amps und als Zusatz-Sound-Lieferant gut zu gebrauchen. Ich addiere jetzt den Boost.

Audio Samples
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Ultra Les Paul Boost 15 Uhr Texture 0 1 2

So befeuert kommt eine ganze Menge Gain aus dem Speaker, der sich mithilfe der Texture-Option in alle möglichen Richtungen drücken lässt.
Abschließend noch ein kleines Lead-Beispiel, das ich mit dem Texture 1 Mode erstellt habe. Eine Prise Delay dient als Würze.

Audio Samples
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Lead Les Paul Text 1
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Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Konzept
  • Boost
  • Sound
  • Preis/Leistungs-Verhältnis
Contra
  • Etwas höhenarm in Grundeinstellung
Artikelbild
VHT Special 6 Ultra Head Test
Für 222,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: VHT
  • Bezeichnung: Special 6 Head Ultra
  • Herstellungsort: China
  • Leistung: 6 Watt
  • Röhrenbestückung: 2x12AX7 (Vorstufe), 1x 6V6 (Endstufe)
  • Maße: 495x275x215mm (BxHxT)
  • Gewicht: ca. 8 kg
  • Kanäle: 1
  • Besonderheiten: Boost, per Fußschalter fernsteuerbar (ca. 3,5m), im Lieferumfang enthalten
  • Preis: 179,00 Euro (UVP)
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Profilbild von Seri

Seri sagt:

#1 - 08.12.2013 um 20:57 Uhr

0

So weit so gut! Im Clean Kanal mit einem vernünftigen Verzerrer oder Overdrive davor, macht er klanglich wirklich eine gute Figur.
Im Ultra Kanal fabriziert er, wenn etwas höher angesteuert wird, sehr hässliche kratzige Klänge, die nicht mehr harmonisch sind.
Daher ist der Ultra Kanal für meinen Geschmack
unbrauchbar!

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