Beyerdynamic T 90 Test

Durch seine inflationäre Verwendung verbindet man heutzutage mit dem Begriff „Hifi“ nicht selten Consumer-Ware vom Elektronik-Discounter, welche durch schönfärberische Wiedergabeeigenschaften den professionellen Ansprüchen im Tonstudio nicht genügen. Dabei bedeutete High Fidelity ursprünglich so viel wie Klangtreue, und das ist doch die Eigenschaft, auf die es im Wesentlichen ankommt! Wie „klangtreu“ der neue Beyerdynamic T 90 ist und ob er sich für den Profi-Einsatz im Studio eignet, wollen wir in diesem Test herausfinden.

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„T“ gleich Tesla – zum einen ist dieser Begriff die Einheit für die magnetischen Flussdichte, zum anderen aber auch mittlerweile ein zeitgenössisches Synonym für Innovation, unter anderem hervorgerufen durch den gleichnamigen Hersteller sportlicher Elektroautos. Beyerdynamic hat verschiedene, tendenziell hochpreisige „T-Modelle“ im Sortiment, wovon der T 90 der einzige Vertreter in offener Bauweise ist. Lohnt sich also der satte Aufpreis gegenüber dem, in unserem Testmarathon so hochgelobten Beyerdynamic DT-880 Pro? Oder wo ordnet sich der T 90 gegenüber weiteren Mitbewerbern, wie z.B. dem AKG K-712 ein?

Details

Bauweise

Beim Beyerdynamic T 90 handelt es sich um einen dynamischen Kopfhörer in offener Bauweise mit ohrumschließenden Ohrmuscheln. Das Gewicht beträgt ohne Kabel ca. 340 Gramm, womit er zu den schwereren Modellen im Vergleich zu den Kandidaten unseres Kopfhörermarathons zählt. Ein Faltmechanismus des Gehäuses ist leider nicht vorhanden.

Der T-90 ist sehr bequem. Leider ist das Kabel aber nicht absteckbar.
Als offener HiFi-Kopfhörer beworben, taugt der T-90 dennoch genauso gut als Studiokopfhörer für die Verwendung am Editier-, Misch- oder Masteringplatz.

Verarbeitung

Der gediegen wirkende Beyerdynamic T 90 ist optisch und vom Aufbau her stark an den DT-880 angelehnt, wobei er durch den anderen Material- und Farbmix doch noch etwas edler erscheint als sein ebenfalls sehr hochwertig wirkender halboffener, kleiner Bruder. Auffällig sind vor allen das gepolsterte Kopfband aus Microvelours sowie die filigran wirkenden, aber dennoch stabilen luftdurchlässigen Abdeckungen der äußeren Ohrmuscheln aus einem gewebeartigen Kunststoff namens „Schweizer Tüll“. Die Rasterverstellung der Bügelkonstruktion aus massivem Aluminium macht einen soliden und langlebigen Eindruck, einzig die freiliegenden Kabel zu den Ohrmuscheln lösen in mir die alte Sorge aus, dass man damit irgendwie, irgendwo, irgendwann hängenbleiben könnte. Insgesamt macht die Verarbeitung des in Deutschland gefertigten Beyerdynamic T 90 dennoch einen erstklassigen Eindruck.

Mitgelieferte Kabel und Co.

Der T 90 wird über ein festes, links geführtes Kabel von drei Metern Länge versorgt. Am Kabelende befindet sich ein vergoldeter 3,5mm-Klinkenstecker, welcher über einen ebenfalls vergoldeten Schraubadapter auf 6,35mm erweitert werden kann. Weitere Kabeloptionen, wie sie beispielsweise der AKG K-712 Pro bietet, sind leider nicht vorgesehen. Mir persönlich wäre ein, idealerweise abnehmbares, Spiralkabel lieber gewesen, wobei dies natürlich auch Geschmackssache ist. Vielleicht wird uns Beyerdynamic aber mittelfristig noch mit einem Pro- oder sogar Editions-Modell des T 90 überraschen?! Zum Trost wird der Premium Tesla Hifi-Kopfhörer aber mit der gleichen gepolsterten kunstledernen Transporttasche geliefert, wie wir sie bereits vom DT-880 Pro kennen – in meinen Augen eine etwas stilbrechende Hommage an die Kulturtaschen der Siebziger Jahre, was dem Nutzen aber dennoch keinen Abbruch tut.

Das Kabel mit dem obligatorischen, aufschraubbaren Adapter von 3,5 mm auf 6,35 mm Klinke.
Das Kabel mit dem obligatorischen, aufschraubbaren Adapter von 3,5 mm auf 6,35 mm Klinke.

Technik und Kennzahlen

Mit einer Impedanz von 250 Ohm liegt Beyerdynamics offener Tesla-Kopfhörer auf gleichem Niveau wie der hausinterne Konkurrent DT-880 und damit teilweise deutlich oberhalb der meisten Kopfhörer unseres Testmarathons. Trotzdem spielt er entgegen aller Bauernregeln und Milchmädchen-Rechnungen lauter als manch ein Modell mit niedrigerer Impedanz, was u.a. ein Merkmal der, laut Hersteller, komplett neu entwickelten Schallwandler mit besonders hohem Wirkungsgrad ist. Somit lässt er sich auch an mobilen Zuspielern mit einer vollkommen ausreichenden Lautstärke betreiben.
Weiterhin genügen der Übertragungsbereich mit 5 bis 40.000Hz, die Nennbelastbarkeit von 200mW und der Kennschalldruck mit 102dB großzügig den Anforderungen gemäß des Einsatzzweckes Kopfhörer offener Bauweise. Bemerkenswert ist nur noch der mit 0,05 Prozent angegebene, äußerst geringe Klirrfaktor des Beyerdynamic T 90. Anhand der im Rahmen unseres Testmarathons bislang getesteten Kopfhörermodelle haben wir aber gelernt, dass derartige Kennzahlen häufig nur eine begrenzte Aussagekraft bezüglich der Wiedergabequalität aufweisen. Welche klanglichen Attribute der T90 mit sich bringt, erfahrt ihr im Praxisteil.

Fotostrecke: 2 Bilder Die mitgelieferte Tragetasche des T-90 …
Kommentieren
Profilbild von Daniel

Daniel sagt:

#1 - 19.01.2015 um 17:09 Uhr

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Mich würde ein Vergleich zu den Kopfhörern PS1000e und PS500e von Grado interessieren, über die man leider sehr wenig zu lesen bekommt ...

Profilbild von Hubert

Hubert sagt:

#2 - 02.06.2016 um 12:11 Uhr

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Bezüglich dem (etwas) bemängelten Verhältnis von Höhenband zu Mittenband, würde mich interessieren wie alt der Verfasser ist. Denn bei älteren Personen, naturgemäß, fällt die Frequenz-Gehörkurve früher ab als bei jüngeren Personen.
Insofern, da es sich um eine subjektive Bewertung dieser Eigenschaft handelt, sind vielleicht ältere Hörer größtenteils anderer Meinung. Und vielleicht ist das angehobene Höhenband für diese Klientel genau richtig.

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