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Washburn WD7S ATBM Test

Zum Test der Washburn WD7S ATBM: Kein Zweifel, dass die Dreadnought kräftig an der Rockgeschichte mitgeschrieben und so manche musikalische Entwicklung im Musikbusiness überlebt hat, während Generationen von Rockstars und Trends kamen und gingen. Seit ihrer Geburt im Jahr 1916 hat es die wohlgeformte Akustikgitarre geschafft, Gitarristen in ihren Bann zu ziehen und nach anfänglichen Schwierigkeiten einen Siegeszug zu starten, der sie in den letzten Jahrzehnten zu Recht zur Königin unter den Akustikgitarren aufsteigen ließ.

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Heute findet sich kaum ein Hersteller, der nicht wenigstens eine Dreadnought in seinem Programm hat, die im Gegensatz zum Gros ihrer Schwestern mit höherer Lautstärke und stärkerer Basswiedergabe beeindrucken kann. Die WD7S ATBM aus der Harvest-Serie von Washburn ist eine Vertreterin dieser Gattung, die auf den ersten Blick durch ihren günstigen Preis hervorsticht. Aber immerhin stand die Mutter aller Dreadnoughts Pate, die Martin D-18 Sunburst von 1937, das Original.

Details

Der Resonanzkörper entspricht mit einer Breite von 39,7 cm am Unterbug, einer Breite 29,7 cm am Oberbug und einer Länge von 50,5 cm den Abmessungen einer herkömmlichen Dreadnought mit den typischen eckigen Schultern und der schmalen Taille. Die Gitarre kommt ohne Cutaway und ist in erster Linie für den Strummer und Picker konzipiert, also nicht unbedingt für den Single-Line-Spieler. Die massive Fichtendecke ist aus zwei Hälften zusammengesetzt. Die Nahtstelle kann man nur erahnen, sie ist gekonnt kaschiert. Das Finish (Antique Tobacco Sunburst) besteht aus einer deckenden und einer durchscheinenden Lackschicht mit einem fließenden Übergang. Dabei wird ein dunkler Nussbaumton am Deckenrand allmählich in einen helleren im Zentrum der Decke überführt. Versiegelt ist das Two-Tone-Sunburst mit einer Mattlackbeschichtung. Ein Schlagbrett ist nicht angebracht, allerdings kann ein selbstklebender Deckenschoner problemlos nachgerüstet werden.

Die schöne hölzerne Rosette besteht aus einem breiten, reichlich verzierten Mittelstreifen mit  zwei schmaleren Begleitern an Innen- und Außenseite. Cremefarbenes (cream) Multi-Lam-Binding verbindet die dünne Decke mit den beiden Zargen und schützt die Stoßkanten. Ein dunkler, matt lackierter Saitenhalter im Dreadnought-Stil ist aus einem Stück Palisander geschnitzt und überträgt die Saitenschwingungen auf die dünne Fichtendecke. Die Saiten werden dort mit Pins und Ball-Ends befestigt und über einen einteiligen breiten Knochensteg geführt. Der längenkompensierte Steg – diagonal eingelegt für eine verbesserte Intonation – liegt sicher in der Fräsung. Zusätzlich ist aus diesem Grund die B-Saite noch einmal durch eine „Nase“ etwas nach hinten versetzt.
Die beiden Bodenhälften der WD7S ATBM aus leichtem Mahagoni ergeben ein symmetrisches Erscheinungsbild mit ebenmäßigen Maserungen. Eine deckende und eine klare Lackschicht bilden einen fließenden Übergang (Two-Tone-Sunburst), wobei das Ergebnis hier nicht ganz überzeugt. Ein Bodenmittelstreifen fehlt.
Das cremefarbenes Binding sorgt rundum für den Übergang zwischen Boden und den beiden Zargen aus Mahagoni. Mit einer Zargentiefe zwischen minimal 9,8 cm am Hals und maximal 12,3 cm am Knopf bringt der Resonanzkörper der WD7S ein überdurchschnittliches Luftvolumen mit. Zargen und Boden sind mit Mattlack versiegelt.
Jetzt wollen wir der WD7S einmal unter die Haube schauen. Im Inneren bildet ein massiver Halsblock, der Decke, Hals und die beiden Zargen stabil verbindet, das Herzstück der Gitarre. Den Boden stabilisieren vier kräftige Querverstrebungen. Sämtliche Reifchen, die den Boden mit den Zargen verbinden, sind sauber nebeneinander verleimt und nach Unregelmäßigkeiten oder Leimresten sucht man vergeblich. Unter der Decke befinden sich zwei über Kreuz verstrebte Leisten (X-Bracing), die sich zwischen dem Schallloch und der Stegvorderkante schneiden. Den Schnittpunkt kann man ertasten. Der Saitenhalter ist (nicht sichtbar) zwischen den unteren Ausläufern der beiden Streben stabil verankert. Das X-Bracing schützt auch die Decke, die sich unter der Zugkraft der Stahlsaiten sonst aufwölben würde. Insgesamt eine solide, saubere Handarbeit.

Das Griffbrett aus Palisander mit Normalmensur (648 mm) ist akkurat mit dem schmalen Hals aus Mahagoni verleimt, wobei ein sanftes Shaping das Spiel mit Barrégriffen erleichert. Die 20 sauber eingesetzten und abgerichteten Bünde sind mit schmalen Kronen versehen. Punkteinlagen auf dem Griffbrett im 3., 5., 7., 9., 12., 15. und 17. Bund mit entsprechenden kleinen Punkten auf der Sichtkante bieten eine visuelle Hilfestellung beim Lagenwechsel. Der Korpus ist standardgerecht am 14. Bund angesetzt. Das Griffbrett ist dort 5,5 cm breit und entspricht damit der Norm bei Stahlsaitengitarren. Mit einem eingelegten Stahlstab, der dem schmalen Hals zusätzliche Festigkeit verleiht, kann auch die Halskrümmung korrigiert werden, wenn es irgendwo schnarren sollte, z.B. nach der Bespannung mit dünneren Saiten.
Die Stellschraube befindet sich unter dem Hals im Schallloch. Mit einer Drehung kann dem Hals eine mehr oder weniger konvexe (durchhängende) Form gegeben werden. Die Schraube wird mit einem Inbusschlüssel gedreht, ohne dass dabei die Saiten entfernt werden müssen. Ob die Halskrümmung in Ordnung ist, kann ein kleiner Test bestätigen. Wenn man den ersten und den letzten Bund hinunterdrückt, sollten die Saiten dazwischen nicht aufliegen. Falls das doch der Fall ist, könnte der Hals durchaus nach „hinten“ gekrümmt sein. Der Saitenabstand sollte aber nach einer Korrektur 4-5 mm nicht überschreiten, es sei denn, man möchte die WD7S mit dem Bottleneck bespielen. Mit dem Stahlstab verändert man aber nicht in erster Linie die Saitenlage, dazu müsste man Sattel oder Steg höher- oder tieferlegen lassen. Werden solche Eingriffe nötig, sollten die von einem Fachmann ausgeführt werden. Bei unserer Kandidatin und allen fabrikneuen Washburn-Gitarren sind solche Maßnahmen aber nicht angesagt, sie sind in der Regel optimal eingestellt.
Die Saiten werden über einen sorgfältig gearbeiteten Knochensattel geführt, der mit einer Breite von 4,3 cm ebenfalls der Norm entspricht. Auch bei stärken Auf- und Abschlägen mit dem Plektrum ruhen sie sicher in den Kerben. Halsfuß und Hals aus Mahagoni bestehen aus zwei miteinander verleimten Komponenten. Der mit dem Hals verleimte Halsfuß aus Mahagoni ist mit der Zarge und dem Halsblock im Inneren des Korpus verleimt und mit einem Schwalbenschwanz stabil verzapft. Diese altbewährte Konstruktion lässt sich, einmal ineinander gefügt, nur schwer wieder lösen. Die dreieckige Halsfußabdeckung zeigt ein stilisiertes W (für Washburn).
Die attraktiv geformte Kopfplatte präsentiert sich in einem eigenständigen patentierten Design – die Kopfplattenform von Martin darf verständlicherweise aus rechtlichen Gründen nicht kopiert werden. Die Oberseite präsentiert das Logo der Firma Washburn, wobei im Zentrum ein stilisiertes W ins Auge fällt. Auf ein Kopfplattenfurnier hat der Hersteller wohl aus Kostengründen verzichtet. An beiden Seiten zeichnen drei geschlossene verchromte Die-Cast Mechaniken mit griffigen Wirbeln für eine stabile Stimmung verantwortlich.

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