Trace Elliot Transit B Test

Sie waren in den 80er- und 90er-Jahren von kaum einer Bühne wegzudenken: die grün-schwarzen Basstürme der britischen Kultmarke Trace Elliot! Vor allem den klangvollen Namen Mark King verbindet man mit dieser Company und ihrem typischen Sound. Damals, zu den besten Tagen von Trace Elliot, war es mir leider nicht möglich, mir eines dieser leistungsstarken Topteile mit ihrem sieben- oder 12bandigen grafischen Equalizer samt einer oder zwei 4x10er-Boxen nach Hause zu holen. Aber sie waren zu dieser Zeit ein Inbegriff von moderner Bassverstärkung nach der Ära der Vollröhren-Boliden und der europäische Gegenpart zu Marken wie SWR, Eden und Gallien Krueger. Und sind es im Grunde bis heute: Verschiedene Firmen haben über die Jahre mehr oder weniger schamlos das Erfolgskonzept von Trace Elliot kopiert – mehr Wertschätzung geht wohl nicht. Irgendwann geriet die Marke leider finanziell ins Trudeln und verpasste zudem den Anschluss an den veränderten Markt mit digitalen Amps und leichten Boxen. Seit 2005 liegen die Namensrechte für Trace Elliot nun bereits bei der Company Peavey. Ein erster Versuch, Trace mit konventionellen Produkten wiederzubeleben, scheiterte leider vor wenigen Jahren. Mittlerweile hat man sich daher völlig neu aufgestellt und kompromisslos am Markt orientiert. Ein Blick auf die Webseite stimmt einen angesichts vergangener alter Zeiten etwas wehmütig, spiegelt aber wider, wo der Fokus bei heutigem Bass-Equipment liegt: leichte Topteile, die ins Gigbag passen, und Mini-Boxen. Die Zeit von großen Türmen aus mehreren 4x10er-Boxen und fetten Amps ist inzwischen also auch bei Trace Elliot vorbei. Ein weiterer, erst seit kurzem aktueller Trend, sind Preamps im Bodentreter-Format, die gleichzeitig noch den ein oder anderen Effekt mit an Bord haben. Einen solchen bietet auch Trace Elliot mit dem Transit B Preamp an, und genau der liegt heute zum Test auf meinem Schreibtisch!

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Vielseitige kleine Kiste – doch Thomas Meinlschmidt stieß auch auf “Kinderkrankheiten”.

Details

In der Regel nutzen wir Bassisten/innen ja deutlich weniger Effekte als unsere sechssaitigen Kollegen. Und wenn, dann sind es meist die üblichen Verdächtigen, wie Verzerrung, Kompressor oder Oktaver. Von diesen aber wiederum zumeist auch nur eine Variante (also z.B. keine verschiedenen Zerrsounds pro Gig), mit “On” oder “Off” als einzige Optionen. Hat man erst einmal seinen Sound gefunden, so bleibt man in der Regel dabei und schaltet ihn entweder an oder aus. Natürlich gibt es auch Bassisten/innen, welche viele Effekte bzw. viele Schattierungen verwenden, ich denke aber, auf die große Masse trifft wohl die obige Beschreibung zu.
Multieffekte mit ihren umfangreichen Möglichkeiten und oft nicht ganz einfacher Bedienung sind da eher schon zu viel des Guten und hinken aufgrund der digitalen Technik auch klanglich noch leicht hinterher. Ihr Vorteil ist allerdings, dass alles in einem transportablen Gerät steckt und keine Vielzahl von Pedalen inkl. Stromversorgung, Patch Kabel etc. mitgeschleppt werden muss.
Der neue Trend der “Preamps XXL” versucht, das Beste von diesen beiden Welten zu vereinen: ein transportables Gerät im Gigbag-tauglichen Format inkl. der beliebtesten Effekte in analoger Bauweise und mit einfacher und intuitiver Bedienung.
Der Trace Elliot Transit B ist ein Preamp mit den folgenden vier Möglichkeiten, den Sound nach eigenen Wünschen zu gestalten: Pre Shape (vorgebenes Equalizer Setting), Drive (Verzerrung), Equalizer, sowie ein Zweiband-Kompressor (Hi-Band, Low-Band). Diese Sounds lassen sich alle per Fußschalter einzeln aktivieren bzw. deaktivieren und können beliebig miteinander kombiniert werden. Mit einem weiteren Fußschalter kann man den Transit B stummschalten (Mute) und automatisch in den Tuner-Modus wechseln – der Preamp wird dann im Handumdrehen auch noch zum Tuner.

Fotostrecke: 3 Bilder Das handliche Gerät wird in einer eigenen Tasche ausgeliefert, …

Schauen wir uns die Funktionen einmal im Einzelnen an: Der erste in der Kette von rechts nach links ist der Vorverstärker. Er ist sinnigerweise immer in Betrieb und bietet neben einen Input-Gain-Regler noch einen Schalter zur Anpassung der Lautstärke passiver und aktiver Bässen.
Der nächste im Bunde ist der Pre-Shape-Schalter. Er aktiviert ein festes Equalizer-Setting, das sowohl die Bässe bei 55 Hz als auch die Höhen bei 2-5 kHz betont und die Mitten bei 400 Hz absenkt. Darauf folgt die Drive-Sektion. Sie bietet einen Regler für den Grad der Verzerrung (Drive) und einen Regler (Blend), mit dem man das cleane Signal mit den verzerrten Signal stufenlos mischen kann. So kann man die Verzerrung sehr fein dosieren und beugt Verlusten im Bassbereich vor.
Ein fünfbandiger Equalizer (Bass, Low Mid, Mid, High Mid, Treble) ist der nächste in der Reihe und hält gerade mit den drei Mitten-Reglern umfangreiche Möglichkeiten parat. Last but not least gibt es auch noch einen Kompressor mit zwei Bändern. Das untere davon ist für die Frequenzen bis 333 Hz zuständig, das obere Band für alles, was darüber liegt. Diese Art von Kompressor macht absolut Sinn, denn die meiste Energie (also Lautstärke) liefern ja die tiefen Frequenzen. Das bedeutet, sie werden auch als erstes vom Kompressor beschnitten. Diesen Effekt möchte man aber in der Regel nicht, denn häufig gilt es ja z.B., die geslappten Töne auf den höheren Saiten im Zaum zu halten. Das funktioniert bei einem herkömmlichen Kompressor dann nur, indem man Opfer im Bassbereich bringt. Kann man tiefe und hohe Frequenzen getrennt komprimieren, lässt sich natürlich viel feinfühliger agieren.
Den Equalizer kann man übrigens per Knopfdruck wahlweise in der Signalkette vor oder hinter dem Kompressor platzieren. Zuletzt findet sich noch ein Regler für die Ausgangslautstärke (Output Level). Dieser beeinflusst nicht die D.I.-Outs, das schont die Nerven des Mischers.
Ein Knopf mit dem Namen “Bass Enhancement” ist noch übrig. Dieser ist kein Fußschalter, muss also bei Bedarf per Hand betätigt werden. Laut Bedienungsanleitung verbirgt sich dahinter ein spezieller Schaltkreis zur Erzeugung subharmonischer Frequenzen.

Fotostrecke: 4 Bilder Hier seht ihr deutlich die einzelnen Sektionen des Transit B.

Kommen wir noch zu den rückseitigen Anschlussmöglichkeiten: Ganz links gibt es einen Instrumenteneingang (Input), gleich daneben einen “Dry Out”. Mit ihm kann das Signal ohne jegliche Bearbeitung weitergeleitet werden. Ein “Aux In” für externe Quellen, wie Handy, Tablet etc. und ein Kopfhörerausgang folgen; beide in 3,5-mm-Ausführung. Der Transit B kann also auch als Kopfhörerverstärker beim Üben oder Recorden verwendet werden – praktisch!
Als nächstes gibt es gleich zwei D.I. Outs. Der erste nennt sich “Pre”, und sein Signal gleicht dem des “Dry Out”. Das Signal wird hier also durch keinerlei Regler des Transit B beeinflusst. Der zweite hört auf den Namen “Post”. An ihm liegt das bearbeitete Signal mit allen aktiven Effekten und Equalizer-Einstellungen an. Viele Preamps bieten hier ja anstelle zweier Ausgänge per Schalter die Wahl zwischen Pre und Post. Die Vorteile von zwei separaten Ausgängen liegen aber auf der Hand: So kann man live dem Mischer beide Signale getrennt zuführen und er kann diese nach Bedarf verwenden oder miteinander kombinieren. Und im Studio kann ich beide Signale aufnehmen und habe so hinterher alle Freiheiten und Möglichkeiten der weiteren Verarbeitung.
Zuletzt folgen ein Line- und ein Instrument-Ausgang, welche sich nur durch ihre Ausgangspegel voneinander unterscheiden. Der Line Out eignet sich, um direkt in eine Endstufe zu gehen, der Instrument Out ist leiser und daher prädestinierter, um den Preamp eines Mischpults oder Amps anzusteuern. Ganz rechts auf der Rückseite befindet sich noch der Anschluss für das Netzteil (9 Volt). Dies ist auch zwingend notwendig, denn der Batteriebetrieb ist weder möglich, noch sinnvoll – angesichts der gebotenen Möglichkeiten wäre die Lebensdauer einer Batterie wohl zeitlich sehr begrenzt!

Fotostrecke: 4 Bilder Hier seht ihr das Rear Panel – also die Rückseite – des Transit B.

Der Transit B ist sehr gut verarbeitet und wirkt äußerst robust. Alle Regler sind aus Metall, kein preiswerter Kunststoff trübt das Bild. Lediglich die kleinen Schalter machen hier eine Ausnahme, was aber keine Rolle spielt, da man diese ja nicht ständig mit den Füßen bedient.
Ein bisschen Wehmut kommt schon auf, als ich auf die Unterseite des Transit B schaue: Der Firmensitz von Trace liegt nun in den USA und gebaut wird der Preamp in China. Er hat also den Brexit schon komplett vollzogen! Einzig ein “Designed in the U.K.” ist geblieben. Als Zubehör werden das benötigte Netzteil sowie eine praktische Tasche für den Transit B mitgeliefert.

Von "groß und schwer" zu "klein und handlich" - wie sich die Zeiten doch geändert haben!
Von “groß und schwer” zu “klein und handlich” – wie sich die Zeiten doch geändert haben!
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Profilbild von OhBoy

OhBoy sagt:

#1 - 26.02.2023 um 14:12 Uhr

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Und mit "digitale Endstufe" meinen Sie sicher Class-D? ;)

Profilbild von TP Bass

TP Bass sagt:

#2 - 24.03.2024 um 18:49 Uhr

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Sehr hilfreich. Hat mir bei der Kaufentscheidung geholfen und... ja, ich hab mir den Transit B bestellt, auch wenn der Drive keinen Volumenregler hat. Irgendwie wird sich sicher ein Mittelweg finden lassen ;0)

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