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Roland PROMARS Plug-Out Synthesizer Test

Der Roland PROMARS Plug-Out Synthesizer ist nach SH-101 und SH-2 der dritte Roland Software Synth, der sich als Plug-in in der DAW und als „Plug-Out“ auf dem AIRA SYSTEM-1 verwenden lässt. Nach und nach nimmt sich Roland also die analogen Synthesizer-Schätze aus eigenem Hause vor und setzt sie für das innovative Plug-Out Konzept um. In Sachen Produktpflege für das SYSTEM-1 gibt das schon den ersten Pluspunkt. Ob der PROMARS Plug-Out Synthesizer auch klanglich überzeugen kann, haben wir im bonedo-Test überprüft.

Der Roland PROMARS ist der dritte Plug-Out Synthesizer nach SH-101 und SH-2
Der PROMARS erweitert die SYSTEM-1 Palette um einen weiteren klassischen Monosynth


Der Roland PROMARS MRS-2 Compuphonic erschien im Jahr 1979. Er wird oft als monophone Variante des etwa gleichzeitig vorgestellten, eng verwandten Jupiter-4 betrachtet, besaß im Gegensatz zu diesem allerdings einen zweiten VCO. Seine Klangerzeugung ist analog und arbeitet nach dem bewährten Prinzip der subtraktiven Synthese. Als Steuereinheit kam aber schon ein primitiver Mikroprozessor zum Einsatz – daher der heute ein bisschen skurril anmutende Zusatz „Compuphonic“. Das ermöglichte unter anderem Speicherplätze und Presets – der PROMARS blieb einer der wenigen klassischen, analogen Monosynths mit Patch Memory. Nun hat Roland die Schaltkreise auf Bauteilebene emuliert und den Synthesizer als Software in die Gegenwart katapultiert. 

Details

Konzept

Der PROMARS Plug-Out Synthesizer ist als Download im Roland Webstore erhältlich. Wie beim SH-2 beträgt der reguläre Preis 110 Euro, registrierte Besitzer des SYSTEM-1 bekommen einen Rabatt und zahlen nur 75 Euro. 
Wie alle Software-Instrumente der Plug-Out Serie läuft der PROMARS in den gängigen DAWs als ganz normales VST- oder AU-Plug-in, wofür nicht unbedingt ein SYSTEM-1 erforderlich ist. Die Besonderheit des Plug-Out Konzepts ist, dass man ihn auf die SYSTEM-1 Hardware aufspielen und dann auch unabhängig vom Computer verwenden kann, zum Beispiel auf der Bühne in Verbindung mit den anderen Instrumenten der AIRA-Familie. Besitzer des SYSTEM-1 bekommen also beides: ein Software-Instrument fürs Studio und einen Hardware-Synthesizer. Allerdings kann auf der Hardware immer nur ein Plug-Out zur Zeit installiert sein, hier muss man sich also jeweils zwischen PROMARS, SH-101, SH-2 und eventuell noch folgenden Plug-Outs entscheiden. Zwischen dem geladenen Plug-Out und der eigenen, vierstimmigen Klangerzeugung des SYSTEM-1 kann hardwareseitig umgeschaltet werden.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Design ist liebevoll an das analoge Original angelehnt

Presetauswahl und globale Settings

Das Design der Oberfläche ist liebevoll an das historische Vorbild angelehnt. Wie auch bei den anderen Plug-Outs kann man das Panel zwischen der klassischen Regleranordnung des PROMARS und dem Layout des SYSTEM-1 umschalten, was vor allem sinnvoll ist, wenn man das SYSTEM-1 als Controller benutzt. Dabei wird bereits deutlich, dass die bedientechnischen Unterschiede zwischen Vorbild und SYSTEM-1 größer sind als etwa beim SH-101 und beim SH-2 – die beiden Ansichten unterscheiden sich wesentlich stärker als bei den anderen beiden Plug-Outs.
Die Leiste am oberen Rand des Fensters ist mit den Bedienelementen für die Preset-Verwaltung sowie einige globale Settings gefüllt. Die wie beim Original sehr farbenfrohe Knopfleiste (das war damals sicher ein besonderer Hingucker) enthält Buttons zum Öffnen der Patchliste, zum Senden und Empfangen von Patches zum bzw. vom SYSTEM-1 und acht Preset-Buttons (stilecht als „Compu-Memory“ bezeichnet). Außerdem gibt es hier Knöpfe für die OPTION- und SETTING-Menüs und das PDF-Handbuch (HELP) sowie zwei retromäßige Pegelanzeigen und einen Drehknopf für das Master-Tuning. Im OPTION-Menü findet man neben der Umschaltung des Panel-Layouts Einstellmöglichkeiten für die Zoom-Stufe, das MIDI-Controllermapping und die Online-Autorisierung. Die Patchliste sieht genauso aus wie bei den anderen Plug-Outs und ermöglicht nicht nur das Auffinden, sondern auch das Umbenennen und Verschieben von Sounds und das Im- und Exportieren zur Archivierung auf dem Rechner und zum Austausch mit anderen Benutzern. Die ersten acht Einträge sind in der Liste hervorgehoben und entsprechen den acht Preset-Tastern der SYSTEM-1 Hardware und den „Compu-Memory“-Buttons. Durch einfaches Drag-and-Drop kann man diese Knöpfe also schnell und einfach mit den gewünschten Sounds belegen.
Mit einem Klick auf den Button PLUG-OUT wird der PROMARS auf ein angeschlossenes SYSTEM-1 übertragen. Dabei verdrängt er einen dort gegebenenfalls bereits installierten Plug-Out Synth aus dem Speicher, worauf man sicherheitshalber hingewiesen wird. Dann ist er auf der Hardware einsatzbereit und bleibt es auch, wenn man das SYSTEM-1 vom Rechner trennt.

Die Oszillatorsektion des PROMARS ist speziell: Für zwei VCOs gibt es nur einen Satz Regler
Die Oszillatorsektion des PROMARS ist speziell: Für zwei VCOs gibt es nur einen Satz Regler

Klangerzeugung

Der zentrale Bereich des Fensters wird von den Reglern der Klangerzeugung eingenommen. Grob gesagt folgt das Bedienfeld von links nach rechts dem Signalfluss des subtraktiven Synthesizers. Ganz links befindet sich der LFO, der gemeinhin als eine Stärke des PROMARS gilt. Er bietet die Schwingungsformen Sinus, Sägezahn fallend und steigend, Rechteck und eine Random-Variante, die der Plug-Out Synth dem Vorbild voraus hat. Ebenfalls neu ist ein KEY TRIG Schalter. Roland hat sich also wie bei den anderen Plug-Outs nicht allzu stur ans Original gehalten, sondern hier und da praktische Details hinzugefügt. Die Frequenz des LFOs ist mit dem RATE-Slider in einem sehr weiten Bereich regelbar und wird wie beim Vorbild durch eine (hier virtuelle) LED angezeigt. Sie reicht bis in den hörbaren Bereich hinein, was zum Beispiel Filter-FM-Effekte ermöglicht. Außerdem gibt es Fader für die Einsatzverzögerung des LFOs und „LFO BEND“ – eine weitere, Performance-orientierte Regelmöglichkeit für die Frequenz. Beim Original werden die Stellungen dieser beiden Fader nicht mit Presets gespeichert, beim Plug-Out hingegen glücklicherweise schon. Ebenso neu und zeitgemäß ist die Möglichkeit der Synchronisation zum Host-Tempo (in der DAW) bzw. zu einer MIDI-Clock (auf der SYSTEM-1 Hardware), was mit dem Taster TEMPO SYNC aktiviert wird.
Es folgt die Oszillatorsektion, die beim PROMARS etwas eigenwillig aufgebaut ist. Der Synthesizer hat zwei VCOs und zwei Suboszillatoren, aber nur einen Satz Bedienelemente. Das hatte seinerzeit seinen Grund darin, dass ein Voice Board des Jupiter-4 verwendet wurde, auf dem der erste VCO verlötet war. Der zweite wurde sozusagen als Erweiterung angeflanscht und teilt sich die Regler mit VCO 1. Also liefern beide VCOs stets die gleiche Schwingungsform und folgen gegebenenfalls der gleichen Pulsbreitenmodulation. VCO 2 lässt sich lediglich im Feintuning verändern oder abschalten – die Knöpfe dafür findet man aber nicht in der Oszillatorabteilung, sondern im rechten Bereich oberhalb der Tastatur.
Der „DUAL VCO“ bietet einen Drehschalter für die Fußlage (der Bereich wurde auf 64′ bis 2′ gegenüber 16′ bis 4′ beim Original erweitert) und einen weiteren für die Anwahl der Schwingungsformen und der Suboszillatoren. Hier stehen Sägezahn, Rechteck, Sägezahn plus Sub, Rechteck plus Sub sowie nur Sub zur Verfügung. Wie gesagt gelten diese Einstellungen für beide VCOs und die jeweils an sie gekoppelten Suboszillatoren gemeinsam. Die Möglichkeiten zur Pulsbreitenmodulation wurden im Vergleich zum Vorbild erweitert: Beim Plug-Out lässt sie sich stufenlos manuell regeln, während der analoge PROMARS lediglich einen Wahlschalter mit vier Stufen besitzt. Außerdem kann sie bei der Software-Variante nicht nur vom LFO, sondern auch von den beiden Hüllkurven moduliert werden.
Springen wir auf dem Bedienfeld kurz nach rechts unten, um einen Blick auf die Stimmungsregler für den zweiten VCO zu werfen. Mit den beiden Reglern A-TUNE und B-TUNE kann man zwei verschiedene Verstimmungen gegenüber VCO 1 „vorwählen“ und mit dem dazwischen platzierten Schalter zwischen ihnen umschalten. Mit demselben Schalter lässt sich VCO 2 auch deaktivieren. Der TUNE-Regelbereich umfasst beim Plug-Out jeweils etwa eine Oktave plus eine Sexte nach oben und unten und ist damit größer als beim Original. Zum Beispiel lässt sich mit TUNE-A eine leichte Verstimmung ähnlich eines Unison-Sounds einstellen und mit TUNE-B ein Quintintervall, wodurch man dann drei Klangvarianten im direkten Zugriff hat: Unison, VCO 2 aus und Quinte. Im Gegensatz zum Vorbild werden diese Settings beim Plug-Out mit dem Preset gespeichert.

Der zweite VCO verfügt lediglich über zwei umschaltbare Einstellungen zur Stimmung
Der zweite VCO verfügt lediglich über zwei umschaltbare Einstellungen zur Stimmung

Zurück zum eigentlichen Bedienfeld, wo nun ein simpler Mixer folgt. Den gibt es beim Original gar nicht – beim Plug-Out zeigt Roland sich großzügig und spendiert uns Fader für die Lautstärken der beiden VCOs sowie des Rauschgenerators, der sich beim analogen PROMARS lediglich an- und abschalten lässt. Das ist in meinen Augen eine sehr sinnvolle Modifikation, weil es die klanglichen Möglichkeiten erheblich erweitert, ohne am Charakter des Synths zu rütteln. Nicht gesondert regelbar bleiben hingegen die Lautstärken der beiden Suboszillatoren, die an das Volume ihres jeweiligen Master-VCOs gekoppelt sind.
Weiter geht’s mit der Filtersektion, die mit einem einfachen Hochpassfilter beginnt. Danach folgt ein resonanzfähiges Tiefpassfilter, das sich vorzüglich in Eigenschwingung versetzen lässt. Der analoge PROMARS hat einen vierstufigen Schalter für das Keytracking (KYBD FOLLOW), beim Plug-Out wurde dafür eine stufenlose Regelmöglichkeit geschaffen. Bei voll aufgedrehtem Keytracking und Resonanz kann man mit der Cutoff-Frequenz des selbstoszillierenden Filters Melodien spielen. Das Filter ist vom LFO und/oder von einer eigenen ADSR-Hüllkurve modulierbar.
Der VCA verfügt über eine weitere ADSR-Envelope. Außerdem bietet das PROMARS Plug-Out die von der gesamten SYSTEM-1 Familie bekannten Effekte Reverb, Delay, Tone und Crusher. Die Einstellmöglichkeiten der Effekte sind spartanisch, hier stehen eher schnelle Ergebnisse im Vordergrund. Beim Tempo-synchronisierbaren Delay lässt sich immerhin die Delayzeit bzw. der Notenwert regeln, ansonsten besitzen die Effekte jeweils nur einen Drehknopf für den Effektanteil.
Die Leiste oberhalb der virtuellen Tastatur beinhaltet Regler für die Gesamtlautstärke, die Pitch Bend Range und die Portamento-Zeit. Neu hinzugekommen sind zwei Taster für den Legato-Modus und die Key Priority (tiefste oder letzte Note) – zwei weitere, behutsame Verbesserungen gegenüber dem Vorbild. Der Button TEMPO SYNC aktiviert die Synchronisation des LFOs, des Arpeggiators und des Delays zum Songtempo. Weiterhin findet man hier die Bedienelemente des simplen Arpeggiators. Er ist von den anderen Plug-Outs bekannt und liefert die klassischen Patterns Up, Down sowie Up+Down mit einer oder zwei Oktaven Umfang. Der Notenwert lässt sich mit einem weiteren Drehschalter wählen. In Verbindung mit der SYSTEM-1 Hardware steht darüber hinaus deren SCATTER-Funktion zur Verfügung, um Arpeggio-Patterns spontan zu beeinflussen.

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