Rob Papen Go2 Test


Rob Papen ist zurück auf der Bühne der virtuellen Synthesizer! Nach einer Phase der Abstinenz in diesem Sektor gibt es nun Go2, ein in mehrerer Hinsicht besonderes Instrument. Was aber hat den alten Hasen der virtuellen Synths dazu bewogen, nach den vielen bereits veröffentlichten Produkten in dieser Kategorie erneut tätig zu werden? Schließlich lassen die teilweise schon länger erhältlichen VST-Synths Predator, Blue, RAW und Blade kaum einen klanglichen Wunsch offen. 

Bei Go2 werden jederzeit alle verfügbaren Parameter der GUI anzeigt.


In der Tat liegt dem Go2-Synth eine konzeptionelle Idee zu Grunde, die selbst im Hause Rob Papen neu ist: eine GUI, die zu jeder Zeit alle verfügbaren Parameter anzeigt. Dieses Konzept richtet sich nach eigener Aussage vor allem an den „durchschnittlichen“ Benutzer, der sich von den ausufernden Möglichkeiten anderer Papenscher Produkte eher eingeschüchtert als kreativ beflügelt fühlt.
Der ausgewählte Name soll hier also Programm sein. Es wurde versucht, ein Go-to-Plug-in zu entwerfen, auf das man sich in jeder Produktionssituation verlassen kann. Ob das dem niederländischen Softwareentwickler tatsächlich gelungen ist, lest ihr im nun folgenden Test.

Details und Praxis

Allgemeines

Go2 gibt es im VST, AU und AAX Format in 32- und 64-Bit für Windows und MacOS, Native Instruments Kontrol-Protokoll wird ebenfalls unterstützt. Installiert verbraucht das Plug-in gerademal 38 MB, soviel Platz dürfte auf jeder Festplatte frei sein. Die Installation selbst läuft problemlos ab: Account auf der Herstellerwebseite erstellen, installieren, Code eingeben, fertig!

Bei Go2 werden jederzeit alle verfügbaren Parameter der GUI anzeigt.

Bereits der erste Blick überzeugt optisch. Die GUI ist in ansprechendem Dunkelgrau und Mintgrün gehalten. Das Konzept der zu jeder Zeit alle Parameter präsentierenden Oberfläche geht voll auf. Man hat sofort den Überblick über alle Funktionen, dadurch stellt sich von Anfang an ein Gefühl der Kontrolle ein. Für mich persönlich ist das ein großer Unterscheid beispielsweise zu Predator und damit eine große Verbesserung. Zumindest spart es einige Zeit und fördert den Workflow. Lediglich bei den Sektionen Flanger/Phaser und Delay/Reverb wurde ein bisschen geschummelt und auf eine Doppelbelegung zurückgegriffen. 
Man hat sich bei Go2 aber auch auf einige Papensche Tugenden besonnen. So stehen wie gewohnt sehr viele Presets zur Verfügung, in diesem Fall sind es 750 (!) in 16 Bänken. Und auch hier gibt es eine über den korrespondierenden Button aufrufbare Manager-Funktion, die bei der Preset-Wahl für wesentlich mehr Übersicht sorgt. So lassen sich verschiedene Ordnungskategorien anwenden oder bestimmte Presets zu Favoriten hinzufügen. Das Öffnen der globalen Einstellung ist über einen Klick auf das Logo möglich.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Effekt-Sektion

Die Klangerzeugung besteht aus einem Oszillator, der zwei Wellen kombiniert. Unzählige Wellenformen stehen zur Verfügung, die stufenlos über die sieben verschiedenen Modi Mix, Morph, Ring Mod, FM, WaveShape, Inter und Range in einander gemischt werden können. Eine zweite große Neuerung offenbart sich ebenfalls in dieser Sektion: Ein XY-Pad, wie wir es bereits von Blade kennen, wurde verbaut. Auch damit lassen sich die Signale der beiden Wellenformen mischen und so sehr intuitiv verändern.
Alle ausgeführten Bewegungen können aufgenommen und als Automation innerhalb des XY-Pads eingespeichert werden. Zusätzlich lässt sich – wie im folgenden Video zu sehen ist – die Bewegung über den Edit-Button nach der Aufzeichnung grafisch verändern.

Der ebenfalls verbaute Sub-Oszillator erinnert ein wenig an SubBoomBass, fette Bass-Sounds sind also auch für Go2 kein Problem.  
Selbstverständlich dürfen auch die obligatorischen Envelope- und LFO-Sektionen nicht fehlen. Zur Modulation des Signals stehen die Wellenformen Sine, Triangle, Saw Up, Saw Down, Square und Sample & Hold zur Verfügung. Über die Modulations-Matrix können alle Klangänderungen programmiert werden, als Input sind hier auch Signale externer MIDI-Controller möglich.

Go2 verfügt neben einem LFO und den Hüllkurven-Parametern auch über eine Modulations-Matrix.

Der Arpeggiator verfügt neben den bereits unter anderem von Blade und SubBoomBass bekannten Funktionen über einen neuen Parameter, nämlich Chord. Darüber lässt sich direkt einer von 19 Akkorden in den Arp-Loop einbauen. Das schließt eine produktionstechnische Lücke, die bisher immer mühsam in der DAW geschlossen werden musste.

Die nach analogem Vorbild modellierte Filter-Sektion besteht aus den Modulen Filter, Filter Envelope und einem zusätzlichen High-Pass-Filter. Ganz rechts oben in der GUI stellt man den Play-Modus ein, Poly, Mono, Legato und Arp sind möglich. Außerdem bestimmt man hier über die Portamento- und Unison-Funktion und über andere Einstellungen, wie zum Beispiel die Range des Pitch Wheels. Nun folgen noch ein Amp-Modul, für die Verzerrung und Veredelung des Signals, und zu guter Letzt die bereits erwähnten Effekte Chorus, Flanger, Phaser, Delay und Reverb.

Fotostrecke: 2 Bilder Durch die zusu00e4tzlichen Filter und Effekte lu00e4sst sich jede Klangvision umsetzen.

Sound

Um es kurz zu machen: Go2 klingt fantastisch! Die meisten Preset-Sounds sind sehr kreativ und aufwendig produziert. Viele Bänke stellen eine gute Mischung dar und enthalten sehr viele verschiedene Sounds. So kann man auf der Suche nach Inspiration schnell die unterschiedlichsten Arp-, Key-, Pad- und Lead-Sounds durchhören, ohne die Bank wechseln zu müssen. Die Introduction-Bank fängt relativ verhalten an, aber schon der dritte Sound ist ein Wahnsinns-Arp-Sound, der in Zukunft garantiert auf so mancher Produktion zu hören sein wird. Durch die neue Akkord-Funktion innerhalb des Arpeggiators ist es nun möglich, komplette Loops mit nur einem Preset zu basteln. In den folgenden Preset-Beispielen wurde diese Funktion meisterhaft genutzt.

Audio Samples
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Arp_Fat_Puls_Hammer Classic_Tech_Chd_Arp_RF

Braucht man aber einen bestimmten Sound, kann man sich auch zielgerichtet in monothematischen Bänken wie zum Beispiel Arp and Seq, Pads, Basses oder Wobbles umhören. 

Audio Samples
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Verschiedene Pads Verschiedene Bässe

Natürlich kann man nicht in jeder Produktionssituation auf Presets zurück greifen. Der verrückte Lead-Sound im Drop sollte aber schon aus eigener Hand stammen. Und auch in einem ruhigen Intro muss man vorsichtig damit sein, schließlich hört man an so einer Stelle jeden Sound viel bewusster. Aber es gibt eben sehr viele Situation, in denen ein Preset völlig in Ordnung geht. Ein Pad im Hintergrund, um bestimmte Stellen etwas anzudicken, ein zweiter Bass-Sound im Refrain, um dem Ganzen etwas mehr Fahrt zu verleihen oder ein perkussives Arp-Preset, das man gar nicht wirklich hören sondern nur fühlen kann. Und Presets liefert Go2 auf jeden Fall satt. Neben der Soundvielfalt überzeugt vor allem der Sound von Go2. Die Bässe haben schön runde Tiefen, die Pads klingen warm und  bei den Arp-Sounds sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Muss es dann aber doch mal ein individueller Klang her, greift man eben einfach selbst zu den zahlreichen Reglern.

Durch die Filter- und Effektsektionen kann jeder Sound perfekt auf die eigenen Wünsche angepasst werden, ohne dass man auf weitere Effekte aus der DAW zurückgreifen müsste. Und welcher Sound wird heutzutage schließlich nicht mit Saturation oder Distortion klanglich veredelt!

Fazit

Wer auf der Suche nach guten elektronischen Sounds ist, ist bei Go2 von Rob Papen genau richtig. Die gewohnt hohe Qualität der niederländischen Soundschmiede ist überall erkennbar. Das neue Konzept, bei dem jederzeit alle verfügbaren Parameter der GUI anzeigt werden, geht voll auf! Aber auch das XY-PadSounddesign kinderleicht und intuitiv zugleich. Spätestens wenn diese Funktion über einen externen MIDI-Controller angesteuert wird, schließt sich die Lücke zur analogen Hardware und Go2 wird zu einem vollwertigen Instrument inklusive entsprechender Haptik. Die zahlreichen Presets liefern Sounds, die sofort in ihren Bann ziehen und zu Komposition und Sounddesign inspirieren – und das bei erstaunlich niedriger CPU-Auslastung. Die phantasievollen Wellenformen und die Morphing-Funktion bieten auch erfahrenen Klangschraubern genügend Freiraum beim Kreieren eigener Sounds. Beim Preis von gerade mal 49 Euro kann man absolut nichts falsch machen, dafür bekommt man einen Software-Synthesizer der Extraklasse, der für mich definitiv das Zeug zum Go-to-Klangerzeuger hat. Absolutes Must-have!

Pro
  • sehr guter Klang und ausgezeichnetes Preis/Leistungs-Verhältnis
  • neues GUI-Konzept zeigt jederzeit alle Parameter
  • noch schnelleres Sounddesign durch XY-Pad
  • viele Presets für einen leichten Einstieg
  • sehr geringe CPU-Auslastung
Contra
  • kein Contra
FEATURES
  • Morph-Oszillator mit zwei Wellenformen und sechs Morph-Modes
  • Programmierbares XY-Pad
  • Arpeggiator mit Chord-Funktion
  • Mutlimode-Filter nach analogem Vorbild modelliert
  • Modulations-Matrix
  • Amp-Sektion für Sättigung
  • 750 Presets
  • Systemanforderungen: PC: 32- & 64-Bit-Version; VST und AAX für Windows Vista / 7/ 8/ 10, Mac: 32- & 64-Bit-Version AU, VST und AAX, ab OSX 10.6. Kompatibel mit dem NKS System von Native Instruments.
Preis:
  • EUR 49,- (Straßenpreis am 17.7.2018)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • sehr guter Klang und ausgezeichnetes Preis/Leistungs-Verhältnis
  • neues GUI-Konzept zeigt jederzeit alle Parameter
  • noch schnelleres Sounddesign durch XY-Pad
  • viele Presets für einen leichten Einstieg
  • sehr geringe CPU-Auslastung
Contra
  • kein Contra
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Rob Papen Go2 Test
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