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Nektar Panorama P4 und P6 Test

Das Nektar Panorama P6 und das kleinere Panorama P4 sind USB/MIDI Keyboard Controller, die mit zahlreichen Bedienelementen zur Steuerung von DAWs und Software-Instrumenten ausgestattet sind. Nichts Besonderes, könnte man meinen – schließlich gibt es solche Keyboards mit programmierbaren Fadern, Drehreglern und Pads zuhauf und für jeden Geldbeutel. Doch die Nektar Panorama Controller gehen einen Schritt weiter und klinken sich mit speziell angepassten Steuerprotokollen tief in die jeweilige Software ein, sodass man über das Display und die Bedienelemente des Keyboards nicht nur die DAW, sondern auch Parameter vieler Software-Instrumente bequem steuern können soll.

Das Nektar Panorama P6 verspricht eine umfassende Kontrolle über DAWs und Plug-ins
Das Nektar Panorama ist einer der umfassendsten Controller für Reason, Logic, Cubase und Bitwig Studio


Der Aufgabe, die heutigen, komplexen Computer-Produktionsumgebungen intuitiv über ein Controller Keyboard bedienbar zu machen und dem Benutzer den Griff zur Maus zu ersparen, haben sich auch andere angenommen. So hat AKAI Professional die Advance Serie im Programm, die sich voll und ganz der Kontrolle über VST-Instrumenten verschreibt. Die Nektar Panorama Serie ist schon etwas länger auf dem Markt und startete zunächst mit einer tiefen Integration in Propellerheads Reason. Mittlerweile hat Nektar Protokolle für verschiedene andere DAWs veröffentlicht, darunter Cubase, Logic und Bitwig Studio. Grund genug für uns, dem Nektar Panorama P6 einmal gründlich unter die Haube zu schauen.

Details

Gehäuse und Anschlüsse

Das Nektar Panorama steckt in einem schwarz-weißen Kunststoffgehäuse. Das glänzend schwarze Bedienfeld ist leicht zum Benutzer geneigt und sieht erstmal edel aus, entpuppt sich aber schon nach kurzer Zeit als Magnet für Fingerabdrücke und Staub. Ich persönlich hätte eine matte Oberfläche bevorzugt, damit man nicht ganz so oft zum Staubwedel greifen muss. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Der rote Plastikstreifen oberhalb der Tastatur erinnert optisch an den Filz einer Klaviertastatur, hat beim Panorama aber nur einen dekorativen Zweck. Das Gehäuse und die Bedienelemente wirken für Controller-Verhältnisse recht gut verarbeitet, das Keyboard macht einen soliden Eindruck und das Einzige, was ein bisschen hin und her wackelt, sind die neun kurzen Fader.
Rückseitig findet man einen echten Hardware-Kippschalter für die Stromversorgung, den ich sehr begrüße. Viele andere Keyboard Controller kann man nur abschalten, indem man das USB-Kabel herauszieht. Daneben gibt es zwei Pedalanschlüsse (Expression und Foot Switch bzw. Sustain) und einen herkömmlichen MIDI-Ausgang, über den man das Keyboard auch unabhängig von einem Computer zur Ansteuerung externer Klangerzeuger verwenden kann. Die meisten Benutzer werden das Panorama aber über die beiden USB-Ports an den Rechner anschließen. Die USB-Typ-B-Buchse dient dem Datenaustausch und genügt auch zur Stromversorgung, wenn man auf den Motorfader verzichtet. Für diesen reicht wohl die Power aus einem einzelnen USB-Port nicht aus, sodass man zusätzlich die Mini-USB-Buchse (USB Aux Power) mit einem weiteren USB-Port oder einem USB-Netzteil verbinden muss, um in den Genuss des selbstfahrenden Faders zu kommen. Eine Bohrung für ein Kensington Lock versteckt sich ganz links auf der Rückseite.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Nektar Panorama Keyboards (hier das P4) wirken gut verarbeitet

Bedienfeld
Das Nektar Panorama P6 sieht von außen zunächst aus wie viele seiner Artgenossen: Fünf-Oktaven-Tastatur (beim ansonsten identischen P4 sind es vier Oktaven), zahlreiche Fader und Drehregler, 12 anschlagdynamische Drumpads und DAW-Transportbuttons. Doch bei genauerem Hinsehen fallen einige Knöpfe auf, die darauf hindeuten, dass das Keyboard etwas mehr kann als nur MIDI-Noten und Controllerdaten verschicken: Rund um das zentrale Display findet man Taster wie „Instrument“, „Mixer“ und „Track“, die eine enge Software-Anbindung erahnen lassen. Auch das Display selbst empfiehlt sich mit seiner recht hohen Auflösung für höhere Aufgaben. Allerdings stellt es nur vier Farben dar – hier hat das AKAI Advance mit seinem farbenfrohen Bildschirm die Nase vorn.
Links neben der Tastatur findet man zwei Räder für Pitch Bend und Modulation, die – wie auch einige andere Bedienelemente – rot beleuchtet sind. Die Räder sind zwar etwas kleiner als allgemein üblich, fühlen sich jedoch gut an und bieten einen guten Grip und einen angenehmen Widerstand. Darüber findet man Oktavbuttons und zwei programmierbare Knöpfe (PB1/2), die verschiedene Aufgaben wie Transposition oder Program Changes übernehmen können. Auch einige MIDI-Effekte lassen sich auf diese Buttons legen.
Der Rest des weißen Bereichs links vom eigentlichen Bedienfeld wird von dem 100 mm langen Motorfader eingenommen, einem Alleinstellungsmerkmal der Panorama Serie. Mit dem Fader lässt sich die Lautstärke des ausgewählten Kanals feinfühlig einstellen. Wechselt man die Spur, so fährt er automatisch in die richtige Position – vorausgesetzt, beide USB-Buchsen werden mit Strom versorgt. Daneben findet man beleuchtete Buttons für Mute und Solo, die ebenfalls für die ausgewählte Spur gelten, und einen Knopf zum Aufrufen des Fader-Menüs, das die wichtigsten Parameter der Spur anzeigt und beim Schreiben von Automationen hilft. Eine rote und eine grüne LED geben Auskunft über den Automationsmodus (Read/Write). Diese Fader-Sektion ist also eine Art „Lupe“, die schnellen Zugriff auf die ausgewählte Spur bietet und – bei Verwendung einer der spezialisierten DAW-Integrationen – dank Motorfader immer den „Ist-Zustand“ wiedergibt.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Motorfader bietet Zugriff auf die Lautstärke der gewählten Spur

Rechts davon geht es weiter mit einer Einheit aus je acht Endlos-Drehreglern, nicht motorisierten Fadern (45 mm Regelweg) und beleuchteten Buttons, wie es sie auch bei vielen Konkurrenten gibt. Ein neunter Fader steht für das Master Level zur Verfügung, und da es neun Fader sind, eignen sie sich auch als Orgel-Drawbars. Für die Drehregler und die Buttons gibt es jeweils einen Toggle-Knopf, der zwischen verschiedenen Belegungen umschaltet (Encoder: Pan und bis zu 8 Sends / Buttons: Select, Mute, Solo, Aufnahmebereitschaft).
Der Bereich rund um das Display wird von etlichen Buttons bevölkert, die der Auswahl des Betriebsmodus und der Navigation durch die Menüs dienen. Über dem Bildschirm wählt man mit den vier Knöpfen MIXER, INSTRUMENT, TRANSPORT und INTERNAL einen der vier Modi des Panorama aus. Im Mixer-Modus sind die Bedienelemente für die Fernsteuerung des DAW-Mixers vorbereitet. Der Modus „Instrument“ dient der Steuerung von Software-Instrumenten, wobei die Fader, Buttons und Encoder automatisch mit den Parametern des jeweiligen Instruments belegt werden. „Transport“ ruft einen Modus zur detaillierten Transportsteuerung der DAW auf, in dem man zum Beispiel Locator- und Drop-In/Out-Punkte setzen oder Marker anfahren kann. Hinter „Internal“ verbirgt sich der Basis-Modus ohne spezielles DAW-Protokoll, in dem bis zu vier Keyboardzonen zur Verfügung stehen und alle Bedienelemente direkt am Keyboard individuell programmiert werden können. Dieser Modus bietet sich an, um das Panorama unabhängig von einem Computer zur Steuerung von MIDI-Klangerzeugern einzusetzen.
Die fünf Soft Buttons unter dem Display übernehmen je nach Menü verschiedenste Aufgaben, die jeweils im Bildschirm angezeigt werden. Darunter findet man noch einen SHIFT-Knopf, zwei Plus/Minus-Paare zum Schalten durch Tracks, Fadergruppen und Patches sowie zur Anpassung des Zoom-Faktors und einen VIEW-Button, der beispielsweise das gerade ausgewählte Software-Instrument auf den Bildschirm des Computers holt. Rechts vom Display ist ein Endlos-Drehregler als Datenrad zum Einstellen von Werten platziert.

Fotostrecke: 2 Bilder Rechts vom Display gibt es noch einmal acht Encoder, darunter die Transportbuttons

Weiter rechts warten noch einmal acht Endlos-Encoder auf ihren Einsatz. Sie dienen je nach Modus zum Einstellen verschiedenster Parameter, die mitsamt ihren Werten im Display angezeigt werden. Beispielsweise hat man hier simultanen Zugriff auf acht Regler eines Software Synthesizers oder mehrere Bänder eines EQs, die Änderungen werden sofort im Display sichtbar.
Darunter befindet sich die Transport-Sektion mit den üblichen Buttons für Play, Stop, Aufnahme und so weiter. Hier findet man auch Knöpfe für Cycle/Loop, Undo und Click. Mit dem Knopf F-KEYS lassen sich diese Buttons in Funktionstaster verwandeln, mit denen man programmierbare ASCII/QWERTY-Tastaturcodes wie etwa STRG+S/CMD+S senden kann. So kann man das DAW-Projekt direkt am Panorama speichern und diverse andere Tastaturkommandos ausführen – alles, was sich in der jeweiligen DAW einem Tastatur-Shortcut zuweisen lässt, kann auf diese Weise fernbedient werden. Sehr praktisch! Zehn verschiedene Konfigurationen der F-KEYS können gespeichert und wieder aufgerufen werden. Übrigens lassen sich mit dem mitgelieferten Macro-Editor, einem kleinen Softwareprogramm für den Rechner, auch alle anderen Buttons des Panorama mit solchen Befehlen belegen.
Ganz rechts bilden 12 programmierbare, anschlagdynamische Drumpads mit Aftertouch den Abschluss. Ein kleiner Taster ruft das Menü zu ihrer Konfiguration auf. Die Pads verfügen über sieben Velocity-Kurven sowie Note-Spread- und Velocity-Spread-Modi. Auch sie können nicht nur Noten senden, sondern auch MIDI-CC- oder ASCII-Kommandos verschicken. Außerdem finden sie je nach verwendetem DAW-Protokoll Verwendung beispielsweise zum Anfahren von Markern.

Kommentieren
Profilbild von DasLicht

DasLicht sagt:

#1 - 15.12.2015 um 19:53 Uhr

0

Sind die Encoder genau so unpräzise wie von einem Novation Control ?

    Profilbild von Lasse|bonedo

    Lasse|bonedo sagt:

    #1.1 - 15.12.2015 um 20:23 Uhr

    0

    Hallo DasLicht,
    ich hatte zwar keinen direkten Vergleich mit dem Novation, aber im Test hatte ich mit den Encodern keine Probleme. Sie schienen mir recht präzise zu sein.Viele Grüße
    Lasse (Redaktion bonedo)

    Antwort auf #1 von DasLicht

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