MOTU M4 Test

MOTU steht normalerweise für mittel- bis höherpreisige Interfaces und Wandler von hoher Güte, wie das 828ES. Schaut man sich das M4 an, merkt man schnell, dass MOTU sich hier in das Gefilde weit günstigerer Anbieter getraut hat.

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Wie schlägt sich das kleine USB-C-Interface im Alltag und wie klingt es, wenn MOTU ein Interface für um die 250 Euro baut?

Details & Praxis

Merkmale und Besonderheiten

Das mattschwarze MOTU M4 kommt im hoch stabilen Aluminiumgehäuse daher und vermittelt direkt einen robusten Eindruck. Die Regler sind fest mit dem Gehäuse verschraubt und drehen mit angenehmem Widerstand, die Knöpfe wirken wertig. Auf der Vorderseite finden sich links die zwei Mikrofoneingänge und rechts die Lautstärkeregler für Kopfhörer und Lautsprecher. Mittig platziert ist der Hingucker des ganzen Designs: Das hochauflösende LCD-Display zeigt die Ein- und Ausgangspegel präzise und in Farbe an. Dieses Meter sieht nicht nur gut aus, sondern vermittelt auch sehr viel schneller und intuitiver als eine Peak-LED, mit welcher Lautstärke man gerade aufnimmt.
Auf der Rückseite sind die anderen beiden Inputs untergebracht, welche als reine Line Ins fungieren. Die benachbarten vier Outputkanäle sind alle (!) doppelt als Cinch- und Klinkenbuchsen (letztere symmetrisch) ausgeführt. So ist das MOTU M4 sowohl mit allen gängigen Studiosetups als auch mit den meisten DJ- und FOH-Mixern kompatibel.
Die USB-Verbindung wir per USB-C-Buchse hergestellt und daneben gibt es 5-Pin-Anschlüsse für MIDI In und Out. Besonders gut gefällt mir, dass das M4, obwohl es bus-powered ist (seinen Strom also über die USB-Verbindung bezieht) einen Knopf zum Ein- und Ausschalten hat. Das ist insofern schön, als dass man so das Knacken vermeiden kann, das entsteht, wenn ein laufendes Interface von seiner Strom-/USB-Verbindung getrennt wird. Eine weitere Annehmlichkeit des MOTU M4 ist sein USB-Treiber. Unter macOS läuft das Interface zwar class-compliant auch ohne Treiber, nutzt man jedoch den hauseigenen Treiber, fallen die Latenzzeiten drastisch. Beim Testen in Ableton am Mac ergab sich bei 96 kHz Samplerate und 32 Samples Buffer eine Latenz von nur 1,83 ms. Sogar bei einem alltagstauglichen Bufferwert von 128 Samples war die Round-Trip-Latenz nicht höher 3,5 ms. Das sind sehr gute Werte nicht nur für diese Preisklasse – hier kann sich das M4 durchaus mit teuren Interfaces messen.

Fotostrecke: 2 Bilder Ohne Controlsoftware: Alles, was man zum Einstellen des Interfaces braucht, findet sich auf dem Gerät.

Klang

Um es gleich vorweg zu nehmen: Das MOTU M4 klingt sehr gut. Die von MOTU angeworbenen ESS-sabre32-Ultra-Wandler, welche schon aus einigen Interfaces (u.a. Apogee Ensemble) bekannt sind, machen einen fantastischen Job und auch die Preamps klingen erfreulich offen und spritzig. 

Audio Samples
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Vocals, Kondensatormikrofon Vocals, Tauchspulenmikrofon E-Gitarre, Amp E-Gitarre, DI E-Gitarre, DI und Amp-Simulation

Mit 60 dB maximaler Verstärkung helfen sie auch gainhungrigen Mikrofonen auf die Sprünge und der Dynamikbereich der Wandler fällt mit 115 dBA (Input) beziehungsweise 120 dBA sehr üppig aus. Der einwandfreie Sound und die sehr geringe Latenz machen das MOTU M4 zum idealen Begleiter für Recordingsessions außer Haus. Das M4 braucht nicht viel Platz und liefert ohne eigene Stromversorgung absolut konkurrenzfähige Aufnahmequalität. Freunde des Modular-Synthesizers wird es freuen, dass die Ausgänge des M4 DC-coupled sind, also Gleichstromsignale zulassen. So können CV-Signale zum direkten Steuern von Hardwareparametern aus Software wie Ableton oder Reaktor über das Interface ausgegeben werden. Ansonsten kommt das M4 gänzlich ohne Schnickschnack aus. Eine Controlsoftware gibt es nicht und bei der 4-In-/4-Out Konfiguration vermisst man sie auch nicht. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die Outputs des MOTU M4 sind DC-coupled, sodass etwa CV-Steuersignale für Synthesizer ausgegeben werden können.

Sonstiges 

Der Lieferumfang des MOTU M4 umfasst ein passendes USB-Kabel sowie ein Softwarepaket, das zum einen MOTUs Digital Performer Lite (inklusive Softwareinstrumente) und zum anderen Ableton Live Lite enthält. Dazu gibt es noch 6 GB Samples, Loops und Sounds von mehreren Anbietern, darunter Loopmasters und Lucid Sounds.

Fazit

MOTU bietet mit dem M4 Features, die man sonst in dieser Preisklasse nicht findet. Sehr guter Sound bei geringer Latenz und stabilem Betrieb machen einfach Freude, sowohl beim Recording als auch auf der Bühne. Noch dazu ist das M4 äußerst kompakt und stabil, was es zum idealen Begleiter für unterwegs macht. Es ist kaum möglich, dem kleinen Interface etwas Negatives anzukreiden.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr gute Wandler
  • gute Preamps
  • solides Aluminiumgehäuse
  • Farbdisplay-Levelmeter
  • starker Kopfhörerausgang
  • geringe Latenz
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • doppelt ausgelegte Ausgänge
Contra
  • keins
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Features und Spezifikationen
  • vierkanaliges USB-C-Audiointerface
  • zwei Mikrofonpreamps mit Phantomspeisung (Kombobuchse für Line/Instrument)
  • zwei zusätzliche Lineeingänge
  • vier symmetrische Klinkenausgänge (zusätzlich als Cinch)
  • Wandlung mit bis zu 24 Bit/192 kHz
  • MIDI In/Out
  • Direct Monitoring
  • Softwarepaket mit Ableton Live Lite und MOTU Digital Performer Lite
  • Preis: € 259,– (Straßenpreis am 20.11.2019)
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04_MotU_M4_FrontL Bild

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Profilbild von Spankous

Spankous sagt:

#1 - 20.11.2019 um 15:58 Uhr

1

Ich finde echt lustig das das Billigste von den Motu`s einen Regler für die KH hatdie Ultralite`s etc jedoch nicht.... Das hin und her schalten hat mich so genervt das ich es Verkauft habe.
Das hier im Test sieht vielversprechend aus. Hoffe die bringen auch die teurere serien in diesem Design raus. Danke für den schönen Test

Profilbild von Ulrich Schaeffer

Ulrich Schaeffer sagt:

#2 - 21.11.2019 um 13:11 Uhr

0

Hallo,
wie kann man an dem Gerät zwischen Ausgang 1/2 und 3/4 umschalten um die Lautstärke mit dem Monitorregler einzustellen?
Grüße, Ulrich

    Profilbild von andy

    andy sagt:

    #2.1 - 21.11.2019 um 19:53 Uhr

    0

    Geht, glaube ich, nur über die DAW, am Gerät kannst du nur 1-2 regeln, ich hab genau das eben, leider vergeblich, versucht. Falls es doch gehen sollte, bitte berichtigen, danke!
    andy

    Antwort auf #2 von Ulrich Schaeffer

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    +1
Profilbild von Bernd Tuecher

Bernd Tuecher sagt:

#3 - 03.12.2019 um 05:50 Uhr

0

Vielen Dank für den Test! Das hört sich sehr vielversprechend an. Für mich sehr wichtig auch die "DC-coupled Outputs". Wofür gab es denn da den halben Punkt "Abzug"?

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #3.1 - 03.12.2019 um 08:32 Uhr

    0

    Hallo Bernd,einen "Abzug" gibt es in diesem Sinne nicht, wir zählen quasi von unten nach oben. 5 volle Sternchen gibt es bei wirklich außerordentlich bemerkenswerten oder wegweisenden Geräten oder Instrumenten, die wirklich Zeichen setzen. Das M4 ist sehr gut, aber jetzt weder konzeptionell noch sonstwie so, dass wir das Gefühl haben, dass die Menschheit in zwanzig Jahren noch davon spricht. :-)Beste Grüße
    Nick Mavridis (Redaktion Recording)

    Antwort auf #3 von Bernd Tuecher

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