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Mackie SRM212 und SRM215 V-Class Test

Die US-Boys von Mackie haben den V8 in der Entwicklungsabteilung angeschmissen und ihrem SRM-Aktivboxenserie-Klassiker ein Facelift verschafft, das es in sich hat. Nicht nur das Design ist endgültig im Jahr 2020 angekommen. Auch durch die Treiber, das Ampmodul und die DSP-Abteilung erzeugt die neue SRM-V-Class-Serie ein brachiales Drehmoment in der Aktivboxenklasse unterhalb der 1000-Euro-Schwelle. Doch was auf dem Papier gut aussieht, muss in der Praxis auch auf der Rennstrecke überzeugen. Daher haben wir für euch die Mackie SRM 212 und 215 V-Class einer gründlichen Inspektion unterzogen. Aktivboxen-Tesla oder Match-Box? 

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Details

Die Testlieferung erreichte uns in aufwendig gestalteter Kartonage, auf der die Kernqualitäten der Boxen bereits ablesbar sind. Der Lieferumfang selbst ist übersichtlich: Box, Gebrauchsanweisung und ein Kaltgerätekabel. Dieses Trio befindet sich samt großzügiger Polsterung im Karton. Der Größenunterschied zwischen der SRM 212 V-Class und der SRM 215 V-Class ist schon anhand der Kartonabmessungen offensichtlich.
Für den Einstieg ziehe ich zuerst die SRM 212 V-Class aus der Verpackung. Mit einem Gewicht unter zwanzig Kilogramm und dank des Griffs auf der Oberseite ein leichtes Unterfangen. Die Box selbst möchte für eine genauere Betrachtung zunächst aus einer Kunststoffhülle befreit werden.
Ich muss sagen, die Optik und das Design der V-Class gefällt mir. Ein mattschwarzes Polypropylen-Gehäuse mit eingebauter Monitorschräge, drei Griffen und einem vollflächigen Lautsprechergitter samt dahinterliegendem Akustikflies verleiht dem Lautsprecher eine moderne Optik und ist zudem zweckmäßig. In dieser Preisklasse eher unüblich, sind bei genauerer Betrachtung gleich eine Reihe interessanter Details zu notieren. Eine Flugoption in dieser Preisklasse ist bei Weitem nicht die Regel, aber die SRM 212 V-Class und ihr großer Bruder die SRM 215 V-Class sind dank verbauter M10-Montagepunkte sicher zu fliegen, was die Boxen auch für eine Festinstallation empfiehlt. 

Fotostrecke: 5 Bilder Die Mackie SRM V-Class kommt im bunten Karton

Kommen die Boxen als Bühnenmonitore zum Einsatz, dann schützen vier kleine Gummifüße das Gehäuse vor Kratzern und sorgen zudem für einen sichern Stand auf der Bühne. Für den Einsatz auf einer Distanzstange oder einem Stativ ist die V-Class mit einem Duo-Hochständerflansch aus Metall ausgestattet. Der User hat somit die Wahl, die Box gerade oder mit etwas Neigung auf den Publikumsbereich auszurichten.
Liebe zum Detail zeigt sich an der Implementierung des bekannten Mackie „Running Man“ Logo auf dem Lautsprechergitter. Nimmt man das Gitter ab, lässt sich das Logo um 90° drehen. Somit wäre das Logo im Monitorbetrieb wieder in der Waage. Das Lautsprechergitter wird zudem von zwei großen LEDs umrandet, die je nach Einstellung im DSP eine vorhandene Netzspannung anzeigen, ein anliegendes Signal oder sich ganz abschalten lassen. Ihr mögt es eher monochrom? Mit Hilfe des User DSPs lassen sich die LEDs von Grün auf Weiß umschalten oder in einen Disco-Modus versetzten (Multi-Color). Damit wechseln die LEDs jeweils fünf Sekunden zwischen weiß, grün und off.
Wesentlich mehr Einfluss auf die tatsächliche Performance haben die Komponenten hinter dem Lautsprechergitter. Die SRM-V-Class-Serie nutzt ausschließlich Ferrit-Treiber. Diese sind zwar in der Regel schwerer als Neodym-Komponenten, verfügen aber über Vorteile, was die Wärmeabfuhr betrifft. Die Ampmodule der SRM V-Class kommen daher ohne zusätzlichen Lüfter aus. Die verbauten 12-Zoll- und 15-Zoll-Treiber sind recht einfache Konstrukte mit Blechkorb und großen Magneten. Interessant ist der 1.4-Zoll-Hochtöner, der in allen Boxen der Serie zum Einsatz kommt. Dieser sitzt auf dem neu entwickelten SMY-X Horn auf, das eine besonders gleichmäßige 90 x 60° Abstrahlung erlauben soll. Der Treiber selbst verwendet statt dem sonst üblichen Titanium eine Polymer-(Kunststoff)-Membran, die einen soften Grundklang erzeugen soll. Dazu später mehr.
Ein Blick ins Datenblatt zeigt, dass die Boxen Fullrange-Qualitäten aufweisen und vergleichsweise tief spielen können. Nachdem ich das Lautsprechergitter entfernt habe, sieht man, wie Mackie dafür die Voraussetzungen geschaffen hat. Die Boxen haben ein großes Volumen. Die SRV 212 V-Class könnte von ihren Abmessungen fast schon als 15/1-Zoll-Box durchgehen. Aber genau dieses Volumen zusammen mit den beiden großen Bass-Reflexports unterhalb der Tieftöner dürfte für die Erweiterung des Frequenzgangs hinab in den Basskeller verantwortlich sein. Werfen wir einen Blick auf das Duo Ampmodul & Speaker Control DSP.

Aktivmodul

Das Aktivmodul sitzt versenkt auf der Rückseite des Gehäuses und ist somit gut geschützt. Die internen Endstufen verfügen im Zwei-Wege-Aktivbetrieb über eine gemeinsame Peak-Leistung von 2.000 Watt. Die Stromversorgung wird über eine Kaltgerätebuchse realisiert. Schade, mit einer PowerCon-Armatur anstatt der Kaltgerätebuchse wäre man dem Leistungsvermögen in meinen Augen gerechter geworden.
Bevor wir uns dem DSP zuwenden, notiere ich noch kurz die vorhandenen Ein- und Ausgänge. Das SRM V-Class Ampmodul (identisch für alle V-Class-Topteile) verfügt über gleich drei separate Eingänge. Zwei davon im Combobuchsen-Format, der dritte Eingang ist mit einer Miniklinkenbuchse versehen. Die Eingänge 1 und 2 werden von zwei XLR-Direct-Out Link-Buchsen begleitet, während unterhalb von Kanal 3 eine XLR-Buchse mit dem Aufdruck „Mix Out“ residiert. Kommen mehrere Eingänge simultan zum Einsatz, reicht die Link-Out-Buchse den entsprechenden Mix der Kanäle an andere Boxen weiter. Im Grunde verfügt die Box noch über einen vierten Kanal, denn sie ist mit einem Bluetooth-Modul der neusten Generation ausgestattet. Das Bluetooth-Modul und der Miniklinkeneingang teilen sich allerdings ein Gain-Poti. 

Fotostrecke: 3 Bilder Das Aktivmodul ist versenkt angebracht

Für den schnellen Zugriff sind auch die ersten beiden Eingänge mit analogen Volume/Gain-Potis ausgestattet. Diese bieten einen nahtlosen Übergang von Line- zu Mikrofonpegel. Gut, dass die Boxen in den Kanälen 1 und 2 neben Line-Signalen (z. B. Mischpultausgang) auch dynamische Mikrofone und selbst Instrument (Hi-Z) verstärken können. Weniger gut ist, dass es keine dedizierte Umschaltung von Line- auf Mikrofonpegel gibt. Somit muss der Anwender stets ein Auge auf die Stellung der Potis haben, um nicht unabsichtlich die Eingangsstufe der Kanäle zu überfahren. Unity-Gain (0 dB) erreicht man in der 12-Uhr-Stellung der Potis. Ein passender Pegel für Instrumente (Hi-Z) steht ab der 15-Uhr-Stellung zur Verfügung.

Speaker Control DSP

Der Speaker Control DSP ist die Motorsteuerung der SRM-V-Class-Serie. Im Grunde besteht das DSP-Interface nur aus einem Push-Encoder samt hochauflösendem Farb-Display. Mehr braucht es nicht, um die verbauten DSP-Funktionen zu bedienen. Diese sind erfreulicherweise vielfältig ausgefallen.
Dreht man am Encoder, so lässt sich die Lautstärke der Topteile regeln. Dafür spendierte Mackie dem DSP einen Vierkanal-Mixer plus Main-Volume-Regler. Jeder Kanal verfügt über einen separaten Dreiband-EQ mit Festfrequenzen und einem durchstimmbaren High-Pass-Filter. Somit benötigt man „für den kleinen Job zwischendurch“ nicht mal mehr ein externes Mischpult. Man schließt an Kanal 1 seine Akustikgitarre im Hi-Z-Modus an, an Kanal 2 ein dynamisches Mikrofon und justiert den Sound in den Kanälen mittels EQ und Low-Cut-Filter. Etwaige Backing-Tracks oder Pausen Musik spielt man über Kanal drei dazu. Nicht schlecht.
Möchte man globale Veränderungen am DSP vornehmen, braucht man nur einmal auf den Push-Encoder zu drücken und scrollt auf das Auswahlfenster unterhalb des Main-Faders. Hier öffnen sich sechs weitere Untermenüs (Mixer, Mode, Sub, Delay, Bluetooth und Configuration). Alle Funktion hier aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Stattdessen folgt nun meine persönliche „Best of DSP“-Liste.
Nummer eins ist das „Voicing“, das eine Reihe an Klangvoreinstellungen für unterschiedliche Einsätze (Monitor, Club, Live und Speech) bereithält, und das sowohl für Indoor-Veranstaltungen als auch für Freilufteinsätze. Nächster Menüpunkt ist das „Subwoofer HPF“. Hier lässt sich eine aktive Trennung (X-Over) einstellen, um die Topteile besser an Subwoofer ankoppeln zu können. Als Voreinstellung gibt es ein X-Over-Preset für den Mackie DRM 18S Subwoofer. Es lassen sich aber auch individuelle Trennfrequenzen eingeben, was die SRM-Tops kompatibel zu Subwoofern von Mitbewerbern macht. Weitere Funktionen sind ein Line Delay (bis 30 Meter), um die Boxen zeitverzögert verwenden zu können.
In der „Configuration“-Übersicht sind eine ganze Reihe nützlicher Utility-Funktionen untergebracht. Unter anderem lässt sich ein Passwort für den DSP-Lock vergeben und wir finden Informationen zur Firmware und eine Reset-Funktion, um die Boxen auf den Auslieferungszustand zurückzusetzten. Wer des Öfteren in den gleichen Locations zu tun hat, der kann seine vorgenommenen Einstellungen auf bis zu zehn User-Presets abspeichern. Der interne DSP der Boxen verwaltet im Hintergrund allerdings noch deutlich mehr. Neben den üblichen Schutzschaltungen und Limitern (Peak und RMS) muss man die FIR-Filter-Entzerrung des DSPs hervorheben. Diese soll Phasen- und andere Klanganomalien innerhalb des Systems beseitigen, bevor das verstärkte Signal den Treiber erreicht. Ob man das in der Praxis hören kann?

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