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Lewitt LCT 440 Pure Test

Der Markt preiswerter, aber dennoch wirklich profitauglicher Großmembran-Kondensatormikrofone ist äußerst stark umkämpft. Das Lewitt LCT 440 Pure ist ein Mikrofon, welches sich mit einem äußerst vernünftigen Rezept um Käuferschaft bewirbt.

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Dieses Rezept nutzt das, was auch viele Speisen so toll macht: Wenige, aber hochwertige Zutaten und der Verzicht auf Firlefanz. Das Pendant zu Büffelmozzarella mit guten Flaschentomaten, selbstgezogenem Basilikum von der Fensterbank mit hochwertigem Öl, Balsamico, Salz und frisch gemahlenem Pfeffer ist bei Großmembranmikrofonen eine konzeptionell gute, handwerklich tadellose Membran, eine einfache Elektronik, ein ordentliches Gehäuse und der Verzicht auf umschaltbare Richtcharakteristik, Hochpassfilterung, Vordämpfung – und ganz besonders die Abwesenheit von „Verkaufsargumenten“, die in diese Preisklasse eher zum Blendwerk zählen können als zur vernünftigen Ausstattung. So ist es beispielsweise nur sinnvoll, dass das Mikrofon keine Röhre besitzt. 

Details

Konzept: sehr vernünftig

Lewitt hat mittlerweile viele Produkte in seinem Angebot, die teilweise mit interessanten Konzepten Aufmerksamkeit erregen. Da wären etwa das Stereo-Koinzidenzmikrofon mit USB-Anschluss, das DGT 650, oder das stufenlos von Röhren- zu FET-Schaltung überblendbare LCT 940 Authentica zu nennen. Das LCT 440 Pure ist hingegen schlicht. Hier leuchtet nichts, hier gibt es keine Taster, keine den Nutzer, Käufer oder Interessenten aufdringlich angrinsende Röhre (mit LED-Beleuchtung…). Das Konzept des 440 Pure ist also schon mal super.

Das "Pure" steht da nicht umsonst: Es gibt nichts einzustellen. Auch das Design ist zurückhaltender als bei vielen anderen Lewitt-Mikros.
Das “Pure” steht da nicht umsonst: Es gibt nichts einzustellen. Auch das Design ist zurückhaltender als bei vielen anderen Lewitt-Mikros.

Werte: Top

Die aus drei Mikrometern Mylar und einer feinen Goldschicht bestehende Membran besitzt 1-Zoll-Größe, und wird über einen Mittenkontakt extern polarisiert, die Richtcharakteristik ist fest Niere. Eine passive Gegenmembran als Laufzeitglied kommt bei vielen ähnlich konzipierten Mikrofonen zum Einsatz, Lewitt setzt stattdessen beim LCT 440 Pure auf ein Reibungsglied, wie der Blick auf die Rückseite verrät. Mit der nachfolgenden Schaltung wird dem Mikrofon ein Ersatzgeräuschpegel von 7 dB(A) ermöglicht, das ist der Wert, den auch das Neumann TLM 103 erreicht. Mit gut 27 mV/Pa Empfindlichkeit, einer Impedanz von 110 Ohm, einer achtprozentigen Toleranz gegenüber der Schwankung der Phantomspeisung und einer Stromaufnahme von unter 3 mA sollte es auch an einfachen Preamps preiswerter Audio-Interfaces gut performen. Ein Pad wird man selten vermissen, denn erst bei 140 dB(SPL) beträgt der Anteil von THD und Noise am Gesamtsignal 0,5%. Kurz: Das sind alles top Werte! 

Fotostrecke: 3 Bilder Mittenkontaktierte Großmembrankapsel

Frequenzgang: typisch

Der Pegelfrequenzgang zeigt die heute schon typischen Boosts bei etwa 12 und 4 kHz von etwa 5 dB, um das Signal zwar höhenreich, aber durch die Aussparung des Bereichs zwischen 5 und 10 kHz nicht zu spitz klingen zu lassen und einen leicht abfallenden Tiefbass, um der Bassanhebung durch den Nahbesprechungseffekt etwas entgegenzuwirken. Laut Diagramm schneidet die Übertragungskurve die 20kHz-Marke mit demselben Pegel wie bei 1 kHz.

Das 440 Pure zeigt einen durchaus üblichen Pegelfrequenzgang für ein modernes Großmembranmikrofon.
Das 440 Pure zeigt einen durchaus üblichen Pegelfrequenzgang für ein modernes Großmembranmikrofon.

Beiwerk: ohne Koffer, aber mit Spinne und Poppschutz

Mit 310 Gramm ist das Lewitt LCT 440 Pure recht leicht, aber dennoch mit einem Zinkgehäuse ausgestattet. Ein Windschutz, eine kompakte Spinne, ein kleiner Poppschutz aus Metall mit Logo und magnetischer Befestigung gehören zum Lieferumfang. Ein Koffer ist nicht dabei, aber immerhin eine kleine Kunstledertasche.

Fotostrecke: 2 Bilder Integraler Bestandteil: Ohne die elastische Halterung kann das Mikrofon nicht montiert werden, denn ein einfacher Halter liegt nicht bei.
Kommentieren
Profilbild von Chris

Chris sagt:

#1 - 26.06.2017 um 09:19 Uhr

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HI Nick,würdest du das LCT 440 Pure auch im Paar als Orchesterhauptmikrofon einsetzen?Bzw. wäre es denkbar das Lewitt dort einzusetzen?Danke dirLG
Chris

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #1.1 - 26.06.2017 um 10:31 Uhr

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    Hi Chris,prinzipiell spricht wenig dagegen, wenn man sowieso Großmembran-Nieren einsetzen will. Der Vergleich mit dem AT5045 zeigte zwar auch die Grenzen des 440 (s. Text), aber das Lewitt kostet eben auch deutlich weniger (auch als ein TLM 103 etc…). Pad und HPF sind ja meistens verzichtbar, oft will man aber bei XY auch mit der Richtcharakteristik arbeiten. Für ein ORTF oder dergleichen hätte ich zumindest keine wirklichen Bauchschmerzen, ein Lewitt-Pärchen einzusetzen.Beste Grüße,
    Nick

    +1
    Profilbild von Niels O.

    Niels O. sagt:

    #1.2 - 29.11.2020 um 16:55 Uhr

    0

    Ich habe die LCT440 Pure als Hauptmics für eine Klassik-Aufnahme verwendet: https://youtu.be/Og2WjIVAZXg – von den im Bild erkennbaren AT4041 kam letztendlich nur eines als Stütze für die rechte Geige, bzw. später die Sopranistin zum Einsatz. Gemischt und "gemastert" wurde live, da zwischen Recording-Termin und Release-Termin gerade mal lässige 24 Stunden lagen. Meine erste Klassik-Aufnahme.Ich finde, die LCT440 haben sich gut geschlagen. Defizite in meiner Aufnahme rühren eher von der Positionierung als von den Mics her. Man muss das in Relation sehen zum Preis. Natürlich täte ich auch gerne TLM103 benutzen. Habe ich aber selbst keine und zur Corona-Zeit gibt es einfach oft kein Budget für die Miete solcher Mics.

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Rico sagt:

#2 - 14.08.2017 um 16:29 Uhr

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Hi Nick,Ich möchte ein Mic zum Recorden kaufen, aber kann mich nicht entscheiden. Welche von den folgenden Mics ist das Beste?Lewitt LCT 240 Pro
Lewitt LCT 440 PURE
AKG C214Aston Microphone OriginVielen Danke

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #2.1 - 17.08.2017 um 13:53 Uhr

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    Hallo Rico,das kann man pauschal nicht so gut sagen. Ich persönlich würde unter den beiden Lewitts, wie Du dem gerade erschienenen Test des LCT 240 Pro entnehmen kannst, eher das 440 bevorzugen. Die anderen haben ihre lichten klanglichen Abweichungen voneinander, sind aber alle sehr gute Mikros für diesen Preis. Wenn Du alle miteinander vergleichen willst: Der Sänger ist bei den jüngeren Tests (Aston und Lewitts) immer der gleiche, das Setting und der Abstand auch, ebenso Preamp und ADC. Beim C214, das wir vor längerer Zeit im Test hatten, müsstest Du Dir mit einem Trick helfen: Beim Test zum C314 (https://www.bonedo.de/artik... ist das C214 unter den gleichen Bedingungen mit im Test. "Das Beste" gibt es natürlich nicht, denn es zählt immer auch Geschmack und Einsatzgebiet. Technisch sind alle sehr gut für ihren Preis.Beste Grüße,
    Nick

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Mario Regner sagt:

#3 - 21.11.2017 um 13:19 Uhr

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Hallo,erstmal vielen Dank für eure Tests und Reviews ! Ihr habt mir schon bei vielen Kaufentscheidungen geholfen, so auch in diesem Fall. Ich hab mir gleich zwei LCT 440 PURE beim großen T bestellt und ich muss sagen, ich bin hellauf begeistert ! Vom Gesang bis zum Voiceover bis zur Raummikrofonierung bei der Schlagzeugaufnahme, das Teil rockt ! Selbst Metalgitarren hab ich damit schon zufriedenstellend eingefangen. Ich muss zugeben, für den Preis hätte ich mir das nicht erwartet und war innerlich eigtl. schon darauf eingestellt sie nach einigen Testläufen wieder zurückzuschicken. Aber ich gebe meine Lewitt's bestimmt nicht mehr her ! Ich kann nicht ganz nachvollziehen was euch an der Spinne stört, meine tut was sie soll, aber das ist wahrscheinlich Geschmackssache. Das einzige was ich vermisse, ist eine Multipattern version, da ich zeitweise doch gerne eine Kugel hätte. Habt ihr evtl. eine Empfehlung für ein leistbares Großmembran Multipattern Mikrofon ?

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #3.1 - 21.11.2017 um 13:57 Uhr

    0

    Hallo Mario,das freut uns auf jeden Fall – und sehr schön, dass Du das 440 Pure auch so einschätzt. Zum Thema Multipattern: Ich will nicht verheimlichen, dass die Mikrofonhersteller offenbar durch die Bank bei umschaltbaren Großmembranmikros in erster Linie die (meistgenutzte) Niere im Blick haben. GM-Kugeln haben ja auch die Eigenschaft, in den Höhen eine Acht zu sein. Die umschaltbaren Mikrofone, bei denen ich die Kugel und die Acht ebenfalls für sehr gelungen halte, liegen preislich meist über dem, was Du als "leistbar" bezeichnest. Und es kommt auf klangliche Vorlieben an, weswegen ich Dir hier jetzt nicht sagen kann "Nimm das!". Aber schau Dich um im https://www.bonedo.de/artik... , wenn Mikros umschaltbar sind, dann gibt es dazu auch Audiofiles. Und nicht zu vergessen: Kugeln machen den meisten dann besonders viel Spaß, wenn es Druckempfänger sind (Tiefbasswiedergabe, Natürlichkeit, ausbleibender Proximityeffekt, Höhen werden zur Niere statt zur Acht…). Aber Umschaltbarkeit hat auch ihre klaren Vorteile (genauere Off-Axis-Ausblendung und dergleichen…). Gute Patternkonstanz hat in letzter Zeit das Warm WA87 https://www.bonedo.de/artik... bewiesen (…ist aber schon deutlich teurer als das 440!), aber auch bei AKG, Audio-Technica, sE und vielen anderen kannst Du Dich umsehen.Viel Erfolg auf jeden Fall bei der Suche.Beste Grüße,
    Nick (etwas neidisch, weil Du ZWEI 440er zum Rumspielen hast, ich hatte nur eines…) :-)

    Antwort auf #3 von Mario Regner

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    +1
Profilbild von Roger Hoesl

Roger Hoesl sagt:

#4 - 18.10.2021 um 18:02 Uhr

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Das Teil ist einfach fantastisch. Das nimmt mit, was da ist. Allerdings sollte man beim Singen nicht husten, und die Zigarette sollte man vorher auch ausmachen (wie übrigens beim Sexualverkehr auch). Es poppt dann doch recht schnell, bzw. streikt einfach bei einem zu starken Wind. Vielleicht liegt deswegen der Windschutz der Lieferung bei. Aber was soll's? Genau so etwas braucht man. Und wer wirklich Metal über das Mikrophon einsingen oder gar rappen will, soll sich halt einen anständigen Pop-Schutz besorgen (oder singen lernen), so denn der mitgelieferte nicht ausreicht (was ich befürchte - nicht getestet). Ich hätte das vorher nicht gedacht: großartiges Mikrophon. Wirklich "pure".

Profilbild von Christian Essich

Christian Essich sagt:

#5 - 29.06.2023 um 12:25 Uhr

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Hallo Nick, ich weiß, das gehört jetzt nicht zu diesem Test, aber kontest du/ihr das Weissklang L1 mal testen? LG Chris

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