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D’Addario XT-Saiten für Westerngitarren Test

D’Addario XT-Saiten für Westerngitarren gehören zu den beschichteten Varianten der Marke und stellen laut Hersteller eine neue Ära dieser Gattung dar. Tatsache ist, dass die beste Akustikgitarre der Welt sich nur von ihrer Schokoladenseite zeigen kann, wenn die aufgespannten Saiten ihr auch den Glanz verleihen können, der ihr eigentlich zusteht. Leider verlieren herkömmliche Saiten schon nach Tagen und Wochen ihre Strahlkraft, wobei beschichtete Saite erwiesenermaßen langlebiger sind und vielfach auch noch nach Monaten mit einem reichlich ausgeprägten Obertonspektrum punkten können.

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Die Traditionsmarke D’Addario hat sich neben Marktführer Elixir zu einem Platzhirsch im Revier der beschichteten Saiten gemausert. Zuerst gab es XL, dann EXP und schließlich NYXL, aber in der Vergangenheit auch immer wieder Gitarristen, die den Kompromiss zwischen Haltbarkeit, Spielgefühl und Klang bemängelten. Der amerikanische Hersteller präsentiert nun, nach dreijähriger Entwicklungszeit, Saiten mit einer neuartigen Beschichtung, die eine noch längere Lebensdauer und gleichzeitig einen natürlichen Ton versprechen. Unter der Bezeichnung XT präsentieren sich Saiten, bei denen sowohl der “New York High Carbon”-Stahlkern als auch die beiden glatten Diskantsaiten mit einer mikroskopisch feinen korrosionsbeständigen Beschichtung (“extended lifespan treatment”) versehen sind. Wir konnten es uns deshalb nicht nehmen lassen, die XT-Stahlsaiten für Akustikgitarre – jeweils einen Satz Bronze und einen Satz Phosphorbronze – gewissermaßen auf die Zerreißprobe zu stellen. Welcher Satz im direkten Vergleich am Ende die Nase vorn hatte, wird aber noch nicht verraten.

Historie – Vom Naturdarm zum NY High Carbon Steel

Die Familie D’Addario produzierte schon im ausgehenden 17. Jahrhundert im kleinen Ort Salle in der Provinz Pescara Saiten aus Naturdarm. Der Firmengründer Carmine (Charles) D’Addario kam im Jahr 1905 mit seinem Schwager nach New York, nachdem ein Erdbeben ihre Heimatstadt verwüstet hatte und sie verkauften dort die Saiten, die im heimischen Salle auch weiterhin produziert wurden. Im Jahr 1918 eröffnete Charles dann eine Werkstatt, wo er mit seinem Know-How zunächst Saiten nach alter Tradition produzierte. In den späten 40er Jahren beschäftigte er sich dann mit dem zuvor entwickelten Werkstoff Nylon, der in der “Erfindung” der Nylonsaite mündete. Doch die Geschäftspolitik der aufstrebenden Firma veränderte sich im weiteren Verlauf der 50er Jahre nachhaltig. Nachdem der Rock’n’Roll seinen Siegeszug angetreten hatte, wurde auch der Weg für die Produktion der Stahlsaite frei und das ursprünglich konservative Unternehmen ging das Wagnis ein, das Geschäft auf ein Marktsegment ausdehnen, das bis dato als unsicher galt. John D’Addario Sr. (Sohn von Charles), Geschäftsführer der neu gegründeten Tochterfirma Archaic Musical String Co. ließ bereits 1956 Stahlsaiten in großem Stil produzieren und fand bald reißenden Absatz bei namhaften Firmen wie Gretsch, Martin, D’Angelico, Martin oder Guild. Im Jahr 1994 nahm das Unternehmen seinen neuen Sitz in Farmingdale auf Long Island in Betrieb, wo D’Addario seitdem auch ein eigenes Forschungs- und Entwicklungslabor unterhält, das außerdem sämtliche Schritte von der Produktion des Drahtes bis hin zur Verpackung kontrolliert. Die Firma befindet sich weiterhin im Besitz und unter der Leitung der Familie, die zurzeit von 13 “D’Addarios” vertreten wird.

Details

Wir schauen uns einmal den Saitenbestand aus der XT-Serie genauer an und richten den Fokus auf Kern, Umwicklung, Beschichtungen, Zugkraft, Saitenstärken und Oberflächenbeschaffenheit.

Im heutigen Test stellen sich die D’Addario XTAPB 1253 Light Phosphor Bronze und D’Addario XTABR 1153 Light Bronze Saiten zum Vergleich vor.
Im heutigen Test stellen sich die D’Addario XTAPB 1253 Light Phosphor Bronze und D’Addario XTABR 1153 Light Bronze Saiten zum Vergleich vor.

Die Saitenstärke

Die Bronze- und Phosphorbronze-Saiten aus dem XT-Portfolio gibt es jeweils in den Stärken Extra Light, Custom Light, Light, Light Top/Medium und Medium. Allerdings besitzen solche Bezeichnungen kaum Informationswert, da sich eine Norm noch nicht durchgesetzt hat. Ein Satz “Light” ist – jedenfalls aus der Sicht eines E-Gitarristen – gar nicht so dünn, wie man es bei dieser Bezeichnung erwarten würde. Am besten schaut man sich die Stärken der einzelnen Saiten auf der Verpackung an, wo sie aufgeführt sind und addiert deren Durchmesser. Die Summe wäre dann jeweils der Indikator für die Stärke des Satzes. In der Regel wird das angloamerikanische System (inch) bemüht, um den Durchmesser einer Saite zu bezeichnen.

BEZEICHNUNGEBGDAEStärke/Summe
Extra Light:010014023w030w039w047w163
Custom Light:011015022w032w042w052w174
Light:012016024w032w042w053w179
Light Top/Medium Bottom:012016025w035w045w056w189
Medium:013017026w035w045w056w192

(*Die G-Saite aus dem Satz “Extra Light” ist tatsächlich dicker als die aus dem Satz “Custom Light”.)

Darüber hinaus hat sich auch ein Satz für die 12-Saitige in der Stärke “Light” im XT-Portfolio eingefunden. Die Wahl der Saitenstärken hat großen Einfluss auf den Ton, aber auch auf die Höhe der Zugkraft. Ein dünnerer Satz lässt sich mit weniger Kraftaufwand spielen, allerdings verliert der Ton, je dünner die Saite ist, zunehmend das Volumen. Ein stärkerer Satz geht dagegen mit einem vergleichsweise lauteren, kräftigen Ton einher. Während Linienspieler mit einem dünneren Satz Vorlieb nehmen, verwenden Fingerpicker/Strummer in der Regel stärkere Sätze, erst recht, wenn Dropped-Tunings bevorzugt werden.
Sätze in der Stärke “Heavy” konnte ich allerdings noch nicht entdecken. Man tut seinem Instrument aber auch nicht unbedingt einen Gefallen, wenn man sie mit einem solchen Satz dauerhaft (Saitenzug!) in der Normalstimmung spielt. Erschwerend kommt hinzu, dass die dicken Saiten am Sattel unter Umständen nicht in die Kerben passen. Diese zu vergrößern würde dann auch die spätere Rückkehr zu einem dünneren Satz erschweren.

Der Kern – Querschnitt und Material

Ursprünglich hatte der Kerndraht einer umwickelten Saite einen runden Querschnitt. Den hexagonalen, also sechseckigen Stahlkern soll John D’Addario Sr. angeblich schon in den 30er Jahren ins Spiel gebracht haben. Fakt ist, dass D’Addario auch bei der Entwicklung dieses Details Pionierarbeit geleistet hat. Jedenfalls soll er dem Wickeldraht zu einem besseren Halt verhelfen. Inzwischen folgen alle namhaften Hersteller diesem Beispiel. Der eigentliche Stahl mit der Bezeichnung New York High Carbon Steel soll laut Hersteller mit höchster Reißfestigkeit und Stimmstabilität punkten. Der Kohlenstoffanteil ist generell sehr gering, und zwar unterhalb von einem Prozent, aber entscheidend für die Beschaffenheit der Saite, wobei das optimale Verhältnis zwischen Stabilität und Flexibilität gesucht und wohl auch gefunden wurde. Die Kerne bestehen übrigens aus dem gleichen Stahl, aus dem auch die Drahtseile der Brooklyn Bridge in New York gefertigt sind, bei etwas bescheidenerem Durchmesser. Der Stahl der Brooklyn Bridge wird beim Brückenbau inzwischen überall in New York verarbeitet, weil er Langlebigkeit mit Stabilität vereint. Die blanken Diskantsaiten – natürlich mit rundem Querschnitt – bestehen aus dem gleichen Material.

Fotostrecke: 12 Bilder Die Umverpackung besteht aus Karton und wird von einem großen X-Logo verziert.

Der Wickeldraht – Bronze oder Phosphorbronze?

In den Genuss einer Umwicklung kommen bekanntlich nur die Basssaiten und damit E-, A-, D- und bei der Akustikgitarren ihn der Regel auch die G-Saite. Die beiden Diskantsaiten bleiben, wie schon erwähnt, normalerweise blank. Für die Umwicklung der Basssaiten haben sich inzwischen zwei unterschiedliche Legierungen durchgesetzt, nämlich Bronze und Phosphorbronze, und auch D’Addario bietet für beide Varianten sämtliche Stärken an. Die Klangunterschiede werden wir weiter unten noch hören.

Materialunterschiede

Bronze
Die Bronzesaiten von D’Addario und auch anderen Herstellern werden aus Kupfer (80%) und Zink (20%) legiert. An dieser Stelle bietet sich Gelegenheit, mit einem in der Musikbranche verbreiteten Irrtum aufzuräumen. Bronze besteht generell aus Kupfer und Zinn. Die Bezeichnung 80/20 Bronze ist deshalb eigentlich nicht korrekt, da es sich bei einer Legierung aus Kupfer und Zink um Messing handelt. In der Konsequenz müssten nicht nur die XT-Saiten, sondern fast alle anderen sogenannten Bronze-Saiten auf dem Markt beispielsweise 80/20 Brass (Messing) heißen. Nur wenige Hersteller sind in dieser Hinsicht transparent und benennen ihre Saiten entgegen dem Trend korrekt als Messingsaiten. Aber Schwamm drüber! Am Sound würde dies auch nichts ändern und in der Umgangssprache wird man weiterhin an der Bezeichnung 80/20 Bronze festhalten. In den USA ist die Bezeichnung Bronze für Kupfer-Zink-Legierungen zwar geläufiger, aber deshalb auch dort nicht richtiger. Die “Bronzesaite” kann man jedenfalls an der hellen, goldgelben Farbgebung erkennen. Andere Hersteller erhöhen den Kupferanteil (z.B. auf 85%). Allerdings werden solche Legierungen mit dem höheren Kupferanteil immer weicher und wohl auch (ohne Beschichtung) anfälliger für Korrosion.
Phosphorbronze
Der Wickeldraht der Phosphorbronze-Saiten aus besteht aus einer Bronzelegierung mit einem sehr hohen Kupferanteil (über 92%) und einem entsprechend geringeren Zinnanteil (8%). Der Legierung wurde noch im geschmolzenen Zustand – während des Veredlungsprozesses – eine Prise Phosphor beigemischt. Die Saiten sollen dadurch härter und widerstandsfähiger werden, obwohl der Kupferanteil recht hoch ist. Darüber hinaus nimmt man auch noch den wesentlich obertonreicheren Klang mit. Die Phosphorbronze-Saiten sind aufgrund des höheren Kupfergehaltes jedenfalls sichtlich dunkler.

Fotostrecke: 9 Bilder Die Außenverpackung der D’Addario XTAPB 1253 Light Phosphor Bronze Saiten…

Schwingungsmasse und Zugkraft

Doch zunächst geht es noch garnicht um den Sound, also die Wirkungsweise des Wickeldrahts. Die Wicklungen tragen erstmal dazu bei, dass die Schwingungsmasse erhöht wird, ohne dass der Saitendurchmesser signifikant erhöht werden muss. Andererseits erhöht der Wickeldraht auch die Zugkraft einer Saite. Vor allem wirken sich unterschiedliche Materialien auf die Zugkräfte aus. Die Unterschiede zwischen Bronze und Phosphorbronze sind – vergleicht man die Angaben auf der Verpackung – nicht zu unterschätzen. Eine E-Saite mit einem Wickeldraht aus Phosphorbronze mit einem Durchmesser von 1,35 mm (.053″) entwickelt bei entsprechender Stimmung (82,41 Hz) und einer Mensur von 648 mm (25.5″) eine Zugkraft von 11,32 kg (= 24.95 lbs). Die der entsprechenden Bronzesaite liegt bei gleichem Saitendurchmesser, gleicher Mensur und gleicher Stimmung ein gutes Stück tiefer.

E-SaiteStimmungMensur/ScaleDurchmesser/DiameterZuglast kg/lbs
Phosphorbronze82,41 Hz648 mm/25.5“1,35 mm/.053 inch11,32 kg (= 24.95 lbs)
Bronze82,41 Hz648 mm/25.5“1,35 mm/.053 inch10,90 kg (= 24.04 lbs)

Die Unterschiede treten noch stärker hervor, wenn man dann auch noch die A-, D- und G-Saite aufspannt. Ich habe mir die Mühe gemacht und die Zugkräfte der einzelnen Saiten aus beiden Sätzen “Light” in kg und lbs addiert.

SatzZuglast kg/lbs
Phosphorbronze72,82 kg (= 160,51 lbs)
Bronze70,96 kg (= 156,42 lbs)

Der Unterschied macht immerhin knapp 2 Kilo aus. Man kann sich vorstellen, dass nach einem Wechsel von Phosphorbronze auf Bronze und umgekehrt sich auch die Saitenlage (vielleicht auch die Oktavreinheit) auf subtile Weise verändern kann, wenn der Hals nicht ausreichend gefestigt ist. Die Zuglast ändert sich natürlich auch, wenn ein Satz mit einer anderen Stärke aufgespannt wird. Auch der Wechsel der Marke dürfte nicht ohne Auswirkungen bleiben.

Die Oberflächenbeschaffenheit
Ein Wickeldraht kann rund (round wound) oder flach (flat wound) sein. Ein flacher, geschliffener Wickeldraht wird nicht so schnell verschmutzen, da die Räume zwischen den Windungen weitgehend geschlossen sind, allerdings wird mit dem geschliffenen Wickeldraht auch ein ziemlich mittiger Ton generiert, der z.B. dem Jazzgitarristen sehr zusagt. Jedenfalls bevorzugen Akustikgitarristen einen obertonreichen Klang, den man nur mit ungeschliffenen Saiten produzieren kann. Die Saiten aus der XT-Reihe werden grundsätzlich nur mit dem ungeschliffenen Wickeldraht produziert. Doch leider verlieren herkömmliche Saiten mit offener Umwicklung – wie schon erwähnt – nicht selten schon nach relativ kurzer Zeit ihre ursprüngliche Strahlkraft, vor allem dann, wenn sie oft bespielt werden. In den Tälern des Wickeldrahtes setzen sich nämlich die meisten beeinträchtigenden Schmutzpartikel ab.
Beschichtung
Um die Strahlkraft zu erhalten, wurden die Saiten mit einem Kunststoffgemisch behandelt. Welche Kunststoffe in der Soundküche in Farmingdale zusammengemischt werden, bleibt aber das Geheimnis der Firma. Jedenfalls hält sich der Hersteller mit weiteren Details bedeckt. Auf der Verpackung werden daher nur sehr kryptische Angaben (z.B. extended lifespan treatments) gemacht. Das geheimnisvolle Kunststoffgemisch kann jedenfalls selbst nicht (wie Metalle) korrodieren. Mit der mikroskopisch feinen Beschichtung, die ein 30stel des Durchmessers eines menschlichen Haares entspricht, werden Wickeldraht und auch Stahlkern wirksam versiegelt. Die Rillenstruktur bleibt dabei vollständig erhalten. Jedenfalls werden auch die blanken Saiten mit der gleichen geheimnisvollen “Glasur” beschichtet. Glaubt man den Angaben des Herstellers dann bleiben die XT Saiten mindestens vier Mal länger frisch als traditionelle unbehandelte Saiten.

Weitere Folgen dieser Serie:
D’Addario XT-Saiten im Langzeittest Artikelbild
D’Addario XT-Saiten im Langzeittest

D’Addario XT-Saiten mit einer speziellen Beschichtung gegen Korrosion gibt es als Bronze- und Phosphorbronze. Wir haben beide im Langzeittest verglichen.

18.03.2020
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Profilbild von BondeoLeser

BondeoLeser sagt:

#1 - 22.11.2019 um 10:20 Uhr

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Hallo,
ich glaube im Fazit habt die Überschriften vertauscht. Die Bronze haben die 5/5 die Phosphor Bronze die 4/5. Das käme mit der sonstigen Beschreibung besser über ein.
Gruß
BonedoLeser

Profilbild von Michael Behm (bonedo)

Michael Behm (bonedo) sagt:

#2 - 22.11.2019 um 12:19 Uhr

0

Hallo BonedoLeser,
danke für den Hinweis. Wir ändern das umgehend!
Beste Grüße
Michael Behm

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