Antelope Audio Orion 32 Test

Das MADI-Format ist ein richtiges Kind der 80er und erlebt gerade ein Revival, was gut und durchaus richtig ist: Während man vor einigen Jahren bei der Wahl seiner Audiointerfaces noch richtig strategische und damit weitreichende Entscheidungen fällen musste – nämlich ob PCIe, Firewire oder USB die Verbindung zum Computer übernimmt – scheinen sich die Firmen zumindest dahingehend einig zu sein, dass MADI das ideale Format ist, um den „reinen Wandler“ vom „Audiointerface“ nicht nur galvanisch, sondern auch finanziell zu trennen. Somit lassen sich bei wachsendem I/O-Bedarf eines Studios auch bereits erworbene Wandler zu einem neuen System kaskadieren. Und wenn dann eines Tages nach Thunderbolt und USB3 „mal wieder“ das allerneuste Datenformat kommt – falls Apple sich beispielsweise entscheidet, gar keine Steckbuchsen mehr an seine Geräte zu bauen – dann tauscht man einfach nur das MADI-Interface aus, und nicht gleich alle teuer angesammelten Wandler!

Antelope_Orion32_02_Box

Nachdem wir bereits das ultra-kompakte RME MADIface getestet und auch den SPL MADIson-Einstieg in das Wandlergeschäft beäugt haben, ist es nun an der Zeit, einmal dem amerikanischen Wandler- und WordClock-Spezialisten Antelope Audio auf den Zahn zu fühlen. Bei einem Preis von gerade einmal unter 80 EUR pro analogen I/O könnte man ja hier schließlich ein richtiges Schnäppchen schlagen!

Details

Das Antelope Orion 32 ist der Namensgebung entsprechend ein 32-Kanal A/D-D/A Wandler mit USB-Audiointerface und ADAT-, SPDIF- sowie MADI-Ein- und Ausgängen. Es werden Samplerates von bis zu 192 kHz unterstützt, und man kann bis zu 32 Kanäle, In und Out, gleichzeitig über USB in jede Richtung übertragen. Auf dem Mac ist man, was die USB-Übertragung betrifft, allerdings auf maximal 24 Kanäle über 96 kHz beschränkt.

Fotostrecke: 2 Bilder Schlicht, solide und Alu-grau wie auch einst Apple-Produkte.

Das Orion fungiert auch als umfangreiche Clock und stell mit vier Wordclock-Ausgängen sowie einem Wordclock- und einem speziellen „Atomic-Clock-Eingang“ reichlich Synchronisationsmöglichkeiten bereit. Somit sollte man das Gerät nicht nur als Audiointerface verstehen, sondern viel mehr als Baustein eines eventuell noch größeren Systems.
Das 64-Kanal USB-Audiointerface ist mit Windows und Mac kompatibel und bietet darüber hinaus für beide Betriebssysteme eine Software an, welche umfangreiche Routings und komfortable Konfigurationen ermöglicht. Doch dazu lieber später mehr im Praxisteil.
Betrachten wir erst einmal die schlicht-schicke „Apfel-sympathische“ Hardware, respektive Orions dicke Alu-Front mit dem aufgeräumten Layout aus ein paar Tastern, wenigen LEDs und einer großen mittleren Anzeige etwas genauer.

Die linke Seite mit den Sync-Optionen. Witzig, aber auch ein wenig sinnfrei: Die Rack-Befestigung erfolgt mit nur einer Schraube pro Seite, weil es auch nur je ein Loch im Rack-Ohr gibt.
Die linke Seite mit den Sync-Optionen. Witzig, aber auch ein wenig sinnfrei: Die Rack-Befestigung erfolgt mit nur einer Schraube pro Seite, weil es auch nur je ein Loch im Rack-Ohr gibt.

In der Mitte findet sich ein kleines, dichtgedrängtes, farbiges Display für die I/O-Visualisierung von bis zu zweimal 32 Kanälen, aufgeteilt in zwei Fenster, oben A und unten B, die sich individuell belegen lassen. Ergänzt wird das Ganze von einer sehr großen, markanten, roten und vierstelligen Sieben-Segment-Anzeige zur Darstellung der ausgewählten Samplerate. In Anbetracht Antelope Audios Fokus auf Masterclocks ist das nachvollziehbar. Gerade in Studios, die mit unterschiedlichen Samplerates auf verschiedenen Systemen arbeiten, ist eine solche Anzeige, die auch aus größerer Entfernung gelesen werden kann, absolut nützlich.
Links befindet sich der Power-Button, welcher genau genommen aber kein „Richtiger“ ist, da er das Gerät mit seinen bescheiden 22 Watt Stromaufnahme nur in den Stand-By versetzt, der allerdings kaum weniger Strom verbraucht. Besser also, man schaltet das „System“ mit einer (Rack-)Steckdose aus! Da freuen sich auch die Antilopen in den Bergen und Wäldern.
Rechts vom „Hauptschalter“ befinden sich drei weiße LEDs: Erstere zeigt an, ob die interne Wordclock benutzt wird, welche – aus mir nicht ersichtlichen Gründen – mit „Oven“ bezeichnet wird. Die zweite LED mit der Angabe „Lock“ verkündet Orions Synchronität zu einer externen Clock der digitalen Inputs. Die dritte LED im Bunde dient auch einer Clock-Visualisierung, zeigt allerdings an, ob eine spezielle „Atomic Clock“ an den entsprechenden „10 M“(Hz)-Anschluss angelegt wurde und von nun an die Kontrolle übernimmt. Mit den beiden Frequenz-Tastern neben den LEDs lässt sich die Taktung aber auch manuell verstellen. Gewählt werden kann dabei eine Abtastung von 32, 44.1, 48, 88.2, 96, 176.4 und 192 kHz.

Hier können fünf Presets geladen und gespeichert werden.
Hier können fünf Presets geladen und gespeichert werden.

Rechts neben dem Display befindet sich der multifunktionale „Antelope“-Taster, welcher in Verbindung mit den Preset-Tastern ausgewählte Systembefehle ausführt, darunter illustre Funktionen wie Revisionsnummer-Anzeigen und Factory-Default. 
Mit den fünf Preset-Tastern an sich kann man natürlich auch Vorkonfigurationen laden und sichern, welche wiederum mit der Control-Panel Software erstellt werden können. Ihre Aktivität verkünden sie mit einer weißen LED darüber. Diese sind, gemeinsam mit dem Display und der Sieben-Segment-Anzeige, in ihrer Helligkeit übrigens auch über die Software regelbar. Viel mehr kann und muss man an solch einem Gerät selbst aber sicherlich gar nicht herumdrücken, von daher schauen wir uns jetzt lieber einmal die sehr umfangreich bestückte Rückseite an.

Atomic- und Word-Clock In, viermal WC-Out, ein koaxiales S/PDIF Pärchen, zwei Paar ADAT Lightpipes und der MADI-Anschluss, wo noch der Gummischutzstöpsel steckt. Und nicht zu vergessen, der USB Anschluss. (v.l.n.r.)
Atomic- und Word-Clock In, viermal WC-Out, ein koaxiales S/PDIF Pärchen, zwei Paar ADAT Lightpipes und der MADI-Anschluss, wo noch der Gummischutzstöpsel steckt. Und nicht zu vergessen, der USB Anschluss. (v.l.n.r.)

Das Netzteil kann internationale Spannungen zwischen 95 und 245 Volt verdauen, der Kaltgeräteanschluss befindet sich dabei am linken Rand. Wenn wir weiter nach rechts blicken finden wir die vielen, bereits genannten Wordclock-Anschlüsse sowie den koaxialen S/PDIF-I/O und die weiteren digital-optischen Verbindungen in Form eines doppelten ADAT-I/Os (2 In, 2 Out, 16 Kanäle bei 48kHz) und einer MADI-Schnittstelle (In/Out). Selbstverständlich darf der USB Typ-B Anschluss für die Verbindung zu Mac oder PC nicht vergessen werden, wobei er für einen Stand-Alone Betrieb nicht unbedingt belegt sein muss.
Die rechte Hälfte der Geräterückseite beherbergt – entfernt vom „Digital-Gedöns“ – die analogen Anschlüsse und zwar in Form von acht platzsparenden D-Sub-25 Buchsen, die jeweils acht symmetrische Signale transportieren können – bei vier solcher Buchsen erhält man also 32 Kanäle für die Eingänge und das Ganze auch nochmal für die Ausgänge. Mehr passt auf eine HE und 19-Zoll nun aber wahrlich nicht! Das Interface misst übrigens 483 x 220 x 44 mm und wiegt dabei nur schlappe 3 kg.
Die Ein- und Ausgänge lassen sich in ihrer Empfindlichkeit anpassen, allerdings nur für Ein- und Ausgänge getrennt, also nicht individuell für jeden Kanal. Diese „DAC Trim und ADC Trim“ genannte Bezugspunktverschiebung wird von der Software aus digital realisiert, und zwar von 14dBu bis 20 dBu in 1dB Schritten.

32-mal analog rein, 32-mal analog raus. Schöner könnten es acht D-Sub-25 Buchsen nicht sagen!
32-mal analog rein, 32-mal analog raus. Schöner könnten es acht D-Sub-25 Buchsen nicht sagen!
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