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Zoom Handy Video Recorder Q8 und Q4n, SSH-6 Test

Praxis

TON

Beiden Zoom-Recordern merkt man die jahrelange Erfahrung der Firma Zoom mit Audio-Aufnahmegeräten an. Allerdings gibt es bei den getesteten Geräten, wie bei den meisten Handy Recordern, starke Griffgeräusche. Das stört gerade bei Atmo- und Naturaufnahmen. Ein Stativ hilft hier weiter. Während die Bedienung des Q4n mich eher an den H1 erinnert, ist der Q8 dem H5 näher, nicht zuletzt wegen der austauschbaren Mikrofonkapseln. Beide Video Recorder liefern gute Aufnahmen als WAV mit 44,1, 48 oder 96 kHz und bis zu 24 Bit oder AAC mit 48 kHz. Wobei ich das Klangbild des Q8 mit dem mitgelieferten XY-Modul XYQ-8 als ausgewogener und wärmer empfinde.Gerade der Bassbereich wird vom Q8 präsenter eingefangen.

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Audiobeispiel Zoom Q4n – Aufnahme Band Audiobeispiel Zoom Q8 – Aufnahme Band Audiobeispiel Zoom Q4n – Aufnahme Klavier Audiobeispiel Zoom Q8 – Aufnahme Klavier

Die beiden Kapseln des Q8 Mikrofonmoduls sind wie die Kapseln des Q4n in XY-Ausrichtung und einem Winkel von 120° verbaut. Der Winkel kann beim Q8 nicht verändert werden. Wer hier mehr Möglichkeiten benötigt, kann zu einem der optionalen Module greifen. Interessanterweise löst der H6 im direkten Vergleich mit den selben Mikrofonen noch besser auf. Laut dem deutschen Vertrieb liegt das an den besseren Vorverstärkern und A/D-Wandlern des H6.
Zoom gibt den beiden Recordern softwareseitig Hilfsmittel mit, die uns unterstützen, um Audioaufnahmen gut aussteuern zu können. Beim Q4n geschieht das per Auto Gain. Das bedeutet der Recorder überwacht den Aufnahmepegel und erhöht oder senkt diesen bei Bedarf automatisch. So werden Über- und Untersteuerungen vermieden was gleichzeitig einen besseren Rauschabstand bedeutet. Für den Auto Gain stehen drei Einstellungen zur Verfügung, mit denen er an die jeweilige Aufnahmesituation angepasst werden kann: “Concert” für laute Quellen, “Solo” für leise Ereignisse und “Meeting”, welches für Vorträge und Fieldrecording empfohlen wird. Zur Reduzierung von Nebengeräuschen bietet der Q4n darüber hinaus ein Low-Cut-Filter.
Im Q8 können wir je Spur entweder einen Kompressor, einen Limiter oder einen Leveler als Insert aktivieren. Einstellen können wir an diesen nichts und die Bedienungsanleitung sagt uns leider nichts zu den Werten und Spezifikationen der Dynamics. Auch der Q8 bietet ein Filter, welches hier als Hochpass mit schaltbarer Frequenz von 80 Hz,120 Hz oder 160 Hz ausgelegt ist.
Ich vermisse bei beiden Recordern die Möglichkeit parallel eine um 12dB abgesenkte Backup Aufnahme zu speichern wie es bei H5 und H6 der Fall ist. Diese steigert zwar unseren Bedarf an Speicherplatz gibt uns aber mehr Sicherheit eine gelungene Aufnahme in Kasten zu haben. Und das auch wenn die Band gegen Ende mal richtig Gas gegeben hat.
Die eingebauten Lautsprecher der beiden Qs taugen nur zur groben Kontrolle der Audiospuren. Eine echte Beurteilung ist nicht möglich.

Richtrohr SSH-6

Das SSH-6 ist eines der Mikrofonmodule für Q8, H5 und H6. Es liefert einen klaren, vollen Sound mit einer deutlichen aber nicht übertriebenen Höhenanhebung. Diese wird bei Verwendung des mitgelieferten Windschutzes fast komplett gedämpft.

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Zoom SSH-6: Sprachaufnahme am Fenster

Erstaunlich gut hat mir das SSH-6 auch bei Schlagzeugaufnahmen aus ungefähr 1,5 m Entfernung gefallen. Die Bassdrum wird angenehm voll eingefangen und durch die Höhenanhebung (ohne Windschutz ab zirka 00:11) bekommen die Becken eine schöne Brillanz. Das könnte ich mir gut für Jazz oder andere Stilistiken mit eher natürlichem Drumsound vorstellen.

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Zoom SSH-6: Schlagzeugaufnahme

Problematisch an dem mitgelieferten Windschutz sind die langen Haare, welche bei Montage auf dem Q8 vor dem Objektiv hängen und damit das Bild beeinträchtigen. Vielleicht hilft kämmen, habe ich aber noch nicht probiert.

Die "Punk-Frisur" des Windschutzes neigt dazu, vor dem Objektiv zu hängen und damit das Bild zu beeinträchtigen.
Die “Punk-Frisur” des Windschutzes neigt dazu, vor dem Objektiv zu hängen und damit das Bild zu beeinträchtigen.

Das SSH-6 ist in seiner Funktion vergleichbar mit einem kleinen Teleobjektiv in der Fotografie. Damit ist es gerade für Filmton, Sprachaufnahmen und Interviews gut geeignet, auch aus mittlerer Entfernung. Die Richtwirkung ist deutlich, aber nicht extrem, denn dafür müsste das Rohr länger sein.
Das SSH-6 wird am Recorder automatisch als MS-Stereomikrofon erkannt. Der Mixer des Recorders bietet bei angeschlossenem MS-Mikrofon die Möglichkeit, den Seitenkanal unabhängig vom Mittenkanal zu mischen. Bei den Recordern H5 und H6 besteht darüber hinaus die Möglichkeit, “MS-RAW” zu speichern, also das unkodierte Signal. Damit hat man später beim Mixdown noch alle Optionen, Mitte und Seiten optimal anzupassen. Beim Q8 legt man sich bereits bei der Aufnahme fest: Hier werden beide Signale als dekodierte Stereospur so gespeichert, wie sie im Mixer eingestellt werden.

VIDEO

Beide Kameras sind mit dem gleichen Objektiv und dem gleichen Sensor ausgestattet. Die Brennweite von 16,6 mm (umgerechnet auf Kleinbild) ist schon im Bereich eines Fischauges. Das bringt einen beeindruckenden Bildwinkel von 160°. Leider bedeutet das aber auch starke tonnenförmige Verzeichnungen, was bei Weitwinkelobjektiven häufig vorkommt. Linien, welche eigentlich gerade sind, werden gebogen. Der Fokus ist fest auf 36 cm bis unendlich mit einer Blende von 1:2,0 fixiert. Die Firma Zoom bietet in ihren Kameras leider keinen optischen Zoom, sondern nur fünf digitale Stufen, welche jedoch prinzipbedingt auf Kosten der Bildqualität gehen.
Die Qualität der Videos hängt bei beiden Modellen sehr von den Lichtverhältnissen ab. Gute Ergebnisse erzielt man zum Beispiel bei Tageslicht im Freien. In Situationen mit wenig Licht, also zum Beispiel im dunklen Club oder im schummrigen Proberaum, merkt man, wo die Grenzen des 1/3″-CMOS-Sensors liegen: Das Rauschen wird deutlicher und die Farben lassen nach. Das ist nicht so schlimm wie bei älteren Modellen, aber ich muss es doch ansprechen. Wer hauptsächlich in solchen Situationen filmen möchte, sollte unbedingt über die Anschaffung einer Videoleuchte nachdenken. Videoprofis bringen oft ihr eigenes Licht mit.

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Kölner Band „Fool’s Gold“ und der Zoom Q4n im Proberaum 

Mit den Szenen-Einstellungen können die Kameras an die jeweilige Lichtsituation angepasst werden, besonders an die Farbtemperatur der Lichtquelle. Besitzer des Q8 sollten unbedingt die Firmware auf Version 2.0 updaten. Damit stehen ihnen die gleichen zehn Szenen zur Verfügung wie beim Q4n.

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Bodo von Lonski von der RhythmusFabrik in Bergisch Gladbach mit dem Zoom Q8 aufgenommen

Einen Bildstabilisator gibt es leider in beiden Kameras nicht. Das heißt, man benötigt eine ruhige Hand oder ein Stativ. Das ist aufgrund der Griffgeräusche aber sowieso zu empfehlen.
Q4n und Q8 nehmen Video als MPEG-4 in verschiedenen Auflösungen bis 2304×1296 Pixel auf. Zoom nennt das 3M HD. Auf dem iPad können 3M HD Videos leider nicht direkt abgespielt werden, auf dem Mac hingegen werden sie ohne Probleme dargestellt.
Die Bildfrequenz beträgt bei beiden Recordern in der höchsten Auflösung 30 Bilder pro Sekunde. Eine Bildfrequenz von 60 Bilder pro Sekunde ist nur bei geringerer Auflösung (720P und WVGA) möglich.

Im Einsatz

Den Q8 kann ich mir sehr gut zum Mitschneiden von Konzerten am FOH-Platz vorstellen. Mit dem angeschlossenen Mikrofonmodul würde ich die Atmo und das Publikum aufnehmen. Dazu würde ich das Summensignal des Mischpultes in Stereo auf den Spuren 1 und 2 einfangen. Im Studio habe ich dann die Möglichkeit, diese Signale zu mischen und sie unter das Video zu legen.
Den Q4n könnte man, auf Grund seiner Größe und seines geringen Gewichts, hervorragend auf der Bühne, an der Kopfplatte einer Gitarre oder an einem Mikrofonstativ montieren. So hätte man eine interessante zweite Einstellung für Bildschnitte. Das interne Mikrofon würde uns hier helfen die verschiedenen Aufnahmen im Rechner synchron anzulegen.

Der Zoom Q8 auf dem Stativ während einer Bandaufnahme
Der Zoom Q8 auf dem Stativ während einer Bandaufnahme

Allerdings habe ich ein grundsätzliches Problem damit, wenn ich mir nicht den besten Standort für die Audioaufnahme unabhängig vom besten Blickwinkel für Video suchen kann. Denn den optimalen Ton bekomme ich nicht unbedingt dort, wo ich das beste Bild erhalte. Bei meinen Testaufnahmen habe ich zum Beispiel Klavier gespielt. Nun steht mein Klavier, wie die meisten Klaviere, an einer Wand. Ich konnte die Kameras also nicht mittig hinter dem Klavier positionieren. Hätte ich die Kameras mittig hinter mir platziert, was für den Ton Sinn macht, hätte man mich im Bild nur von hinten gesehen. Ich habe also beide Kameras links neben mich gestellt, sodass ich wenigstens im Profil zu sehen bin. Das hat aber zur Folge, dass das Klavier in der Aufnahme mehr links zu hören ist. Zumindest beim Q8 kann man mit den optionalen Verlängerungskabeln ZOOM ECM-3 oder ZOOM ECM-6 das Mikrofonmodul 3 bzw. 6 Meter entfernt vom Recorder aufstellen. Das funktioniert auch mit den Recordern H5 und H6. Beim Q4n muss man mit solchen Kompromissen leben oder sich ein kompatibles Mikrofon eines Drittanbieters besorgen.

Das Q4n und Q8 während einer Schlagzeugaufnahme.
Das Q4n und Q8 während einer Schlagzeugaufnahme.

USB

Die beiden Qs zeigen sich über USB durchaus anschlussfreudig. Sie arbeiten an PC, Mac und iPad als Kartenleser oder USB-Mikrofon und können an PC und Mac auch als Webcam eingesetzt werden. Eine gleichzeitige Aufzeichnung in der Kamera ist dabei nicht möglich, was aber in den meisten Fällen kein Problem darstellen sollte.
Die SD-Karten und die darauf gespeicherten Dateien beider Kameras sind können Computer sofort gelesen und verarbeitet werden. Am iPad gilt das, wie schon gesagt, nicht für 3M-Videos.

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