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Zoom H1n Handy Recorder Test

Praxis

Guter Klang – aber deutliches Rauschen

Grundsätzlich kann der Zoom H1n mit dem Klang seiner internen Mikrofone durchaus überzeugen. Der Bassbereich und die Höhen werden ein wenig betont, was gleichzeitig für zurückhaltende Mitten und damit für einen aufgeräumt und präsent wirkenden Sound sorgt.
Da die grafische Darstellung eines solchen Frequenzgangs in den äußeren Bereichen ansteigt und in der Mitte absackt, sprechen Tontechniker in solchen Fällen gerne von der sogenannten „Badewanne“. In der Sprache von Bild- und Videobearbeitung könnte man auch sagen, dass den aufgenommenen Signalen durch das Anheben der hellen und dunklen Anteile etwas mehr „Kontrast“ verliehen wird. Der Recorder verhält sich in dabei glücklicherweise verhältnismäßig zivilisiert und bleibt diesseits der Grenze zum überprozessierten oder reißerischen Klang.

Der Zoom H1n klingt grundsätzlich sehr gut, das Ergebnis wird allerdings von recht hohem Eigenrauschen getrübt.
Der Zoom H1n klingt grundsätzlich sehr gut, das Ergebnis wird allerdings von recht hohem Eigenrauschen getrübt.

Ein leider sehr wesentlicher Kritikpunkt am Klang des Zoom H1n ist dagegen das hohe Eigenrauschen. Beim Mitschneiden von Proben oder Konzerten sollte das kein größeres Problem darstellen. Wenn man dagegen leisere Schallquellen aus ein wenig Entfernung aufnehmen will, dann wird man schnell an einen Punkt kommen, an dem das Rauschen deutlich hörbar wird.
In den folgenden Audio-Beispielen ist das vor allem beim ersten Track zu bemerken, in dem der Singer/Songwriter Markus Rill einen Ausschnitt aus seinem Song „Not Like I Don’t Try“ zum Besten gibt. Der Recorder wurde dafür auf einem Foto-Stativ montiert und stand in einer Entfernung von ca. 70 cm.

Audio Samples
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Vocals & Gitarre Drums (Overhead-Position) Atmo (Bahnhofshalle)

Bei einer Schlagzeugaufnahme aus einer Overhead-Position heraus konnte der H1n dagegen glänzen. Das Eigenrauschen ist bei so lauten Schallquellen kein Thema. Und mit der gestochen scharfen Raumabbildung und dem allgemein doch wirklich hochwertigen Klang holt sich der kleine Recorder ein paar Pluspunkte zurück.

Der Zoom H1n bei der Atmo-Aufnahme in einer Bahnhofshalle
Der Zoom H1n bei der Atmo-Aufnahme in einer Bahnhofshalle

Der Eingangspegel musste für den Fall der Schlagzeugaufnahme recht niedrig eingestellt werden. Der etwas unregelmäßige Regelweg des Potis in diesem Bereich erforderte dabei ein wenig Fingerspitzengefühl. Probleme mit zu hohem Schalldruck gab es bei der Aufnahme aber nicht. Allgemein ist die maximale Schalldruckverträglichkeit (angegeben mit 120 dB SPL) ausreichend, solange man nicht vorhat, den H1n als Close-Mic an einer Snare oder an einem Gitarren-Amp zu verwenden – dafür ist der kleine Zoom natürlich nicht ausgelegt.

Betrieb als Audio-Interface

In seiner Nebenfunktion als Audio-Interface mit je zwei Ein- und Ausgängen wurde der Zoom H1n unter Windows 10 getestet. Zum Betrieb ist in diesem Fall die vorige Installation eines ASIO-Treibers nötig, den man von der Website von Zoom herunterladen kann. Im Zusammenspiel mit der Hardware von Apple ist dagegen keine weitere Software nötig.
Schön ist, dass die Stromversorgung wahlweise über die Batterien oder den USB-Bus läuft. Alleine schon daran, dass die Auflösung von Audio-Daten beim Betrieb als Audio-Interface bei maximal 16 Bit/48 kHz liegt, bemerkt man aber, dass es sich hier um eine Nebenfunktion handelt und der kleine Recorder ein vollwertiges Interface nicht ersetzen kann.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Panel des ASIO-Treibers unter Windows: Die minimale Buffer-Size liegt bei 64 Samples, und das ist grundsätzlich vollkommen in Ordnung.

In Sachen Performance darf man ebenfalls nicht zu viel vom als Audio-Interface eingesetzten H1n erwarten. Die Ausgangslatenz liegt so hoch, dass man selbst bei einer minimalen Buffer-Size von 64 Samples gerade einmal knapp unter 20 Millisekunden Gesamtlatenz kommt. Und auch bei höheren Einstellungen verhält sich der Recorder entsprechend träge. Ich möchte dem H1n seine Funktion als Audio-Interface nicht absprechen, aber ihn in diesem Betriebsmodus als USB-Stereo-Mikrofon zu bezeichnen, wäre wohl treffender. 

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Profilbild von Martin Trischler

Martin Trischler sagt:

#1 - 05.05.2018 um 09:32 Uhr

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Ich hab noch die erste version.
Für meine zwecke (interviews, proberaummitschnitte) völlig ausreichend.
Das stativ dazu ist recht praktisch.
Unterwegs bräuchte man einen ordentlichen windschutz (gibt es bei mr. T)
Wenn es kaputt wird, kaufe ich diese version.

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