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Yamaha YPT-230 Test

Praxis

Tastatur

Die Tastatur des Yamaha YPT-230 besitzt keine Anschlagdynamik. Die Verarbeitung der Klaviatur und das Spielgefühl gehen für ein günstiges Keyboard eigentlich in Ordnung – die Tasten wackeln und klappern nicht und fühlen sich recht angenehm an. Dennoch würde ich persönlich auch Einsteigern dazu raten, lieber gleich zu einem Modell mit einer anschlagdynamischen Tastatur zu greifen. Ohne diese Funktion fehlt ein sehr wichtiges Ausdrucksmittel und man kann kein Gefühl für den eigenen Anschlag entwickeln. Mit einem Keyboard mit Anschlagdynamik ist man flexibel: Man kann die Lautstärke mit dem Anschlag steuern und als Anfänger ein Gefühl dafür bekommen. Falls das mal nicht gefragt ist, zum Beispiel beim Spielen von Orgelsounds, lässt sich die Anschlagdynamik bei allen mir bekannten damit ausgestatteten Keyboards auch abschalten. Beim YPT-230 hat man diese Option nicht – alle Noten sind immer gleich laut und das Ergebnis ist ein recht statischer, lebloser Klang.

Die Tastatur des YPT-230 besitzt keine Anschlagdynamik.
Die Tastatur des YPT-230 besitzt keine Anschlagdynamik.

Sounds (Voices)

Das Yamaha YPT-230 verfügt über 372 Klangfarben und 13 Drum- und FX-Kits. Lediglich das „Stereo Grand Piano“ ist stereo gesampelt, alle anderen Klänge sind mono. Das Angebot lässt wie üblich kaum etwas aus: Von Klavier und E-Piano, Orgeln und Gitarren geht es über Orchesterinstrumente wie Streicher und Bläser bis hin zu Synthesizerklängen. Viele Sounds erinnern an Klänge aus Yamahas höherwertigen Keyboards – auch hier wird munter Recycling betrieben. Also ist der Grundcharakter vieler Klänge durchaus ansprechend. Allerdings wurden die Sounds an den kleineren Speicher des YPT-230 angepasst, klingen nicht so authentisch wie in den höherklassigen Instrumenten und lassen sich ohne Anschlagdynamik auch nicht ausdrucksstark spielen. Zudem wirkt die Auswahl vor allem in den Bereichen E-Piano und Synthesizerklänge mittlerweile etwas altbacken – moderne Sounds für aktuelle Hits fehlen fast vollständig. Hier hört ihr einige Beispiele.

Audio Samples
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Stereo Grand Piano E-Piano Drawbar Organ Nylon Guitar Overdrive Strings Tenor Sax Trumpet Brass Section Polysynth Pad

Mit einem Halleffekt und einem Chorus lassen sich die Klänge noch veredeln, wozu man sich ins Funktionsmenü begeben muss. Der Hall bietet neun verschiedene Typen und lässt sich im Hallanteil regeln, beim Chorus sind es vier Effekttypen. Gar nicht schlecht für ein so günstiges Einsteiger-Keyboard, zumal die Effekte besser klingen als bei vielen anderen Instrumenten in dieser Klasse. Leider kann man die hier vorgenommenen Einstellungen aber nirgends speichern.
Das YPT-230 bietet weder eine Split- noch eine Layer-Funktion. Es lässt sich also nur ein Sound zur Zeit auf der Tastatur spielen. Allerdings enthält die Klangpalette einige vorgefertigte Kombinationen wie zum Beispiel Piano+Strings oder E-Piano+Pad.

Styles

Auch die 100 Rhythmen (Styles) des YPT-230 sind stilistisch breit gefächert. Von Pop/Rock über Dance, Jazz und Country bis hin zu Standardtänzen, Latin und einigen „Pianist Styles“ (Klavierbegleitungen) ist fast alles dabei. Alle Styles kennt man aus anderen Instrumenten von Yamaha, das Recycling-Prinzip findet also auch hier Anwendung. Beim YPT-230 mussten die Programmierer allerdings mit dem kleineren Klangvorrat des Einsteiger-Keyboards auskommen, weshalb die Rhythmen nicht so ausgefeilt klingen wie in den höherklassigen Instrumenten.
Alle Styles bieten zwei Variationen, ein Intro und ein Ending. Zu jedem Style gibt es zudem ein „One Touch Setting“ (OTS), das eine passende Klangfarbe und ein typisches Tempo einstellt. Damit ist das YPT-230 auf dem gleichen Niveau wie die meisten Einsteiger-Keyboards. Wer mehr möchte (z.B. vier Variationen), muss sich schon in Richtung untere Mittelklasse orientieren.
Es ist viel Gutes dabei, die Rhythmen sind geschmackvoll und stilsicher programmiert und kommen mir authentischer und „musikalischer“ vor als bei vielen Konkurrenzmodellen. Allerdings leidet der Sound der Begleitautomatik etwas unter den Sounds – gerade die wenig überzeugenden Gitarrenklänge verleihen vielen Styles einen statischen Charakter. Und auch bei den Styles fällt auf, dass die Auswahl nicht gerade aktuell ist. Vor allem die Dance- und Hip-Hop-Rhythmen klingen doch ziemlich stark nach Mitte der 90er Jahre.

Audio Samples
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8 Beat Modern 8 Beat Adria Offbeat Piano Ballad 70s Disco Club Dance Ibiza Hard Rock Big Band Fast Boogie Samba

Songs und Übungsfunktion

Die 102 Songs des YPT-230 umfassen Klassiker der einfachen Klavierliteratur (Für Elise, Türkischer Marsch …), Traditionals und Volkslieder (Greensleeves, Muss i denn zum Städtele hinaus …) und einige Weihnachtslieder. Während der Wiedergabe kann man auf der Tastatur dazu spielen, das Tempo einstellen und die linke und rechte Hand zum Üben getrennt an- und abschalten. Die kleinen Noten- und Tastaturgrafiken im Display helfen beim Treffen der richtigen Töne.
Darüber hinaus gibt es eine mehrstufige Übungsfunktion, die in verschiedenen Lektionen an die Songs heranführt. Dabei ist zunächst nur das richtige Timing wichtig, in einer späteren Übungseinheit wartet das Keyboard mit der Begleitung, bis man den richtigen Ton getroffen hat. Das kann durchaus Spaß machen, aber natürlich keinen Lehrer ersetzen.

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