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WeissKlang V13 und Sonimus KlangFormer Test

Praxis

WeissKlangMikrofon WeissKlang V13

Das Mikrofon zeigt sich klanglich von einer gut austarierten Seite. Während so manches Mikrofon in der Nahbesprechung zu stark die Bassanteile im Signal überbetont, ist das beim V13 nicht der Fall. Der Nahbesprechungseffekt ist deutlich vorhanden, führt aber nicht zu überbordenden tiefen Frequenzanteilen. Beim Aufzeichnen von Vocals verläuft das Frequenzbild zwischen 200 Hz und 6 kHz ausgesprochen smooth. Aber auch bis 20 kHz hinauf ist ordentlich klangliches „Fleisch“ da. Die von einigen Großmembran-Kondensatormikrofonen in der unteren bis mittleren Preisklasse gelieferten Mitten- und Höhenanhebungen fehlen hier.
Für ein Nahbesprechungssignal ist das Ergebnis also wirklich – wie versprochen – vergleichsweise ausgewogen. Und auch bei mittlerer Mikrofonierungsdistanz enthält das ausgegebene Signal noch ordentlich Bassanteile. Bei Gesangsstimmen, die starke Mittenanteile besitzen, klingt es frequenztechnisch aber eventuell zu durchdringend. Auch eine entfernte Mikrofonierung ist mit dem V13 problemlos möglich. Das Signal bleibt dynamisch und relativ ausgewogen. Für Stimmen, wie diejenige in unseren Audiodemos, kann dann aber gerade die Nahbesprechung für das nötige Quäntchen Wärme im Signal sorgen, die dem V13 bei mittlerer und entfernter Mikrofonierung fehlt.

Fotostrecke: 3 Bilder Das WeissKlang V13 ist in der Praxis …

Software Sonimus KlangFormer

Kommen wir zu den Emulationen der Sounds verschiedener Mikrofonklassiker. Da die KlangFormer-Software keine Einstellmöglichkeiten bietet, wie es die Konkurrenz von Townsend Labs leistet, müsste das Off-Axis-Verhalten in einem Vergleichstest mit entsprechenden Mikrofontypen geleistet werden. Da aber gerade die Off-Axis-Besprechung des V13 nur recht eingeschränkt verwendbar ist, habe ich den Gedanken an einen solch aufwendigen Test schnell ad acta gelegt. Stattdessen beschränke ich mich hier auf eine Mikrofonierungsvariante, die in kleinen Studios wohl am häufigsten eingesetzt wird: die Nahbesprechung in der Haupteinsprechachse.

Audio Samples
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nahe Mikrofonierung mittlere Mikrofonierungsdistanz entfernte Mikrofonierung mittlere Distanz, 45° mittlere Distanz, 90° nahe Mikrofonierung, Emulation „Modern“ nahe Mikrofonierung, Emulation „Vintage“ nahe Mikrofonierung, Emulation „Classic“ nahe Mikrofonierung, Emulation „Tube“ nahe Mikrofonierung, Emulation „Ribbon“

Wie ihr im Audiobeispiel hören könnt, greift die Software bei Anwahl des „Modern“-Modus wirklich stark in den vom Mikrofon gelieferten Sound ein. Die Bässe werden deutlich angehoben. Zugleich wird der Frequenzbereich von 6 kHz an aufwärts deutlich prägnanter. Das Signal klingt rund und voll. Es erhält durch die Pluginbearbeitung eine Art Dreidimensionalität, die ich so nicht erwartet hätte. Daumen hoch. Das „Vintage“-Programm ist da schon deutlich dezenter unterwegs. Zwar werden auch hier die Höhen angehoben, doch gerade im Bereich untere Mitten und Bässe klingt das Ergebnis hier weniger voll als bei der „Modern“-Variante. Ähnliches gilt für das „Classic”-Programm, das für mich überraschenderweise sogar noch wärmer als das „Vintage“-Programm klingt, aber nicht ganz die Fülle des „Modern“-Sounds erreicht. In der „Tube“-Ausführung ist der Klang des V13 am gedecktesten, beinahe schon ein wenig „muffig“. Hier hätte ich vielleicht doch etwas mehr röhrentypisches Obertonverhalten erwartet. Gerade für Schallquellen mit eher „scharfem“ Sound ist dieses Preset aber eine gute Wahl, da es insbesondere nervtötende mittige Signalanteile gut einfängt und egalisiert. Wie zu erwarten, tritt genau dieser Effekt im „Ribbon“-Modus nochmal deutlich stärker auf. Obwohl ein großer Teil der gebotenen Klangfärbungen sicher auch durch einen gezielten EQ-Einsatz erreicht werden könnte, werten die Presets den Signalcharakter des V13 durchaus auf unterschiedliche Weise auf. Wie ihr sicher festgestellt habt, gefällt mir persönlich von allen fünf Soundemulationen der ausgeprägte Sound der „Modern“-Variante am besten.
Zum Zeitpunkt dieses Tests (07/2017) hat die VST3-Version des Plugins unter Windows 10 noch mit dem Problem zu kämpfen, dass das VU-Meter nicht arbeitet. Sonimus arbeiten aber bereits an einer Lösung. Bis diese per Update verfügbar ist, kann man problemlos auch mit der VST2-Ausführung arbeiten. Apropos VU-Meter: Das Konzept der Einbindung des VU-Meters ist für mich nicht gelungen. Zahlreiche Emulationsplugins verlangen einen spezifischen Arbeitspegel, sodass das Einpegeln des Signals zu einem wichtigen Teil der Klangfärbung wird. Bei der KlangFormer-Software agiert das VU-Meter dagegen als Aussteuerungsmesser für das Ausgangssignal. Der Sinn dahinter leuchtet mir nicht ein, da gerade für diesen Zweck auch die Kanalanzeigen der DAW genutzt werden können. Deshalb liegt hier für mich eine verpasste Chance des Plugins.

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Wolfgang Gyrnos sagt:

#1 - 17.08.2017 um 07:46 Uhr

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"Das WeissKlang V13 reiht sich in die mittlerweile immer länger werdende Liste von Modeling-Mikrofonen ein"Also wie ich das verstehe, ist das Weissklang kein Modellingmic, sondern eher autark mit Option auf das Plugin. Der Vergleich mit Townsend und Slate hinkt demnach....

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