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Waldorf M Test Preview

Praxis

Bedienung

Im Großen und Ganzen erklärt sich der Waldorf M von selbst, auch wenn man keinen der Microwaves wirklich kennt, so wie ich. Allerdings wird der Blick ins Handbuch unausweichlich werden, sollte man wirklich richtig selber schrauben wollen. Das Handbuch ist dankenswerterweise gut geschrieben.

Not acceptable in the 90s / Close to the Eighties

Und man wird definitiv selber schrauben wollen, denn aktuell befinden sich in etwa 80% Legacy Patches im Waldorf M und das klingt für mich leider zu gruselig nach schlechten 1990er Jahre Klischees. Obwohl Klischee natürlich nicht das richtige Wort ist, denn das hier sind ja alles Originale! 

Klares Layout – aber hier und da noch nicht 100% logisch: Der Waldorf M.
Klares Layout – aber hier und da noch nicht 100% logisch: Der Waldorf M.

Für meinen Geschmack sind das also bei Weitem zu viele Glöckchen, Harfen und Glas-Pads! Aus Unkenntnis läuft man dann eventuell Gefahr, das Potential der Kiste zu unterschätzen, wenn man eher ein unbeflecktes Blatt hinsichtlich Wavetable-Synthese ist.
Es soll allerdings bereits Nachschub in Arbeit sein, wobei man nur hoffen kann, dass der nicht in derselben Zeitzone hängen bleibt. Das ist auch der Hauptgrund, warum dieser Test unter Preview läuft. Wirklich lieferfähig ist der Synth wegen Corona ebenfalls nicht, deswegen verbuche ich das einfach mal unter: Dauert wohl noch etwas.

Ein paar geile Patches hab ich allerdings schon gefunden, sie waren nur in der absoluten Minderheit. Hören wir uns die am besten einfach mal an, wobei ich die direkt am Gerät „on the fly“ gespeilt und geschraubt habe – also ohne Automation oder dergleichen zu verwenden. Und das hat wirklich ordentlich Spaß gemacht, wenn man denn die richtigen Presets findet.

Audio Samples
0:00
01 Narillion 02 Iridanni (+Reverb) 03 Wobbi Pad 04 SpikeBass 05 Freon 06 Glöckchen

Work in Progress

Ähnliches gilt für kleine Logik-Stolpersteine wie diesen: Sync und Ring Mod sind im Classic Mode nicht verfügbar – an den Reglern wird das aber nicht erkennbar. Man hört damit nix bei der Verwendung –  trotzdem lässt sich die Sync-LED ein- und ausschalten bzw. sich der Ring Mod Level aufdrehen.
Auch das Blättern der Display-Unterseiten erforderte etwas Gewöhnung, weil man durch mehrfaches Drücken der Taster (Wave, VCA, VCF, etc.) zwar zwischen den Haupteinstellungen für Oszillator 1 oder 2 wechseln kann, aber nur mit dem Encoder an weitere Unterseiten gelangt. Auch so übersieht man eventuell ein paar Funktionen und unterschätzt das Potential.
Da in letzter Zeit viele kleinere Firmware-Update nachgeschoben wurden, kann sich der Sachverhalt auch noch bis zum vollständigen Test ändern. Insofern soll das Ganze nicht wirklich als Kritik gedeutet werden, sondern nur als aktueller Erfahrungswert.

Fotostrecke: 8 Bilder Ein paar ARP Settings.

To FX or not

Effekte gibt es keine im Gerät. Ob das zeitgemäß ist, muss jeder selbst entscheiden. Ich selber finde diese Entscheidung mit Hinblick auf den Retro-Gedanken allerdings angenehm konsequent, zumal Effekte in Synthesizern qualitativ oftmals nur am Rande der eigenen Vorstellung liegen.

Die Verknüpfung der Envelopes mit den Targets hätte für meinen Geschmack etwas intuitiver ausfallen können.
Die Verknüpfung der Envelopes mit den Targets hätte für meinen Geschmack etwas intuitiver ausfallen können.

Spezieller als der Iridium

Der M ist für mich überhaupt kein Brot und Butter Synth, auch wenn Glöckchen für manch einen dazu sicherlich zählen. Der M ist etwas ganz Spezielles für Nerds, die vor allen mit den Unzulänglichkeiten des Microwave I spielen wollen. Er hat mir jedenfalls schon Bock auf mehr Waldorf gemacht – aber ob ich am Ende nicht vielleicht besser mit dem Iridium beraten wäre? Wer weiß, ich kann es leider nicht mit Gewissheit sagen … So schrullig rough-digital ist der Iridium mit seinen 16-Bit Wavetables, der sauberen Interpolation und den modern-digitalen Filtern aber sicherlich nicht. Genauso wenig kann ich behaupten, ob er wie die Originale klingt, wobei ich sagen muss, dass ich mir viele Videos angeschaut habe und zumindest immer den schrillen Charakter bei Pads und Glöckchen heraushören könnte.
Auf der anderen Seite: Wen interessiert´s überhaupt? Und so stellt sich für mich auch gar nicht ernsthaft die Frage nach der ‚hundert-Prozent-Originalität‘, denn, wenn ich mir die Handhabung des 1er Originals anschaue, möchte ich damit schonmal definitiv nichts zu tun haben. Insofern ist der M mit seinen vielen Bedienmöglichkeiten schon jetzt zweifellos der besser Synth, zumal er genauso viel neu, wenn nicht sogar weniger kostet, als aktuell gute erhaltene Vintage-Modelle gehandelt werden.  

Ein geiles Stück Hardware: Waldorf M.
Ein geiles Stück Hardware: Waldorf M.
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