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Violet Design The Maestro Test

Praxis

Frequenzgang: passt

Direkt ein Wort zum Frequenzgang des Violet Design Maestro: Die Angaben sind klanglich nachvollziehbar. Besonders finde ich vor allem, dass der etwas verstärkte Höhenbereich ein recht frisches Signal zur Folge hat, welches aber nicht wie bei manchen anderen Mikros „gewollt“ und „gequält“ klingt, sondern angenehm offen und natürlich. Wirklich: Das ist erstaunlich, vor allem, wenn man sich noch einmal das Preisschild unter die Nase hält. 

Saubere, klare Höhen: Das ist ungewöhnlich für ein Großmembran-Kondensatormikrofon dieser Preisklasse.
Saubere, klare Höhen: Das ist ungewöhnlich für ein Großmembran-Kondensatormikrofon dieser Preisklasse.

Schöner Nahbesprechungseffekt

Es ist jedoch nicht so, dass das Maestro dadurch dünn wäre. Da wäre zudem ein ganz, ganz kleiner „Bump“ im kritischen Bereich zwischen 500 Hz und 1 kHz wahrzunemen, der dem Signal ein bisschen „Holz“ verleiht– gerade so, dass es an Prägnanz gewinnt. Nähert man sich mit der Mikrofonposition der Schallquelle, lassen sich Bass- und Tiefbassbereich angenehm auffüllen und generieren ein massives, rundes Klangbild, das aber nie zum Verwaschen neigt: Seine generelle Trockenheit und schnelle Impulswiedergabe behält das Violet ausnahmslos bei. Ganz sicher: Es liegt am einfachen, durchdachten Aufbau mit wenigen, vernünftig dimensionierten Bauteilen, dass das Kondensatormikro fast über den gesamten Frequenzbereich mit einer enormen Auflösung beeindruckt und durchaus Kleinmembran-Eigenschaften an den Tag legt. 

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Maestro, 10 cm Maestro, 30 cm Maestro, 50 cm CAD Equitek E200, 30 cm

Rauschteppich? Eher Parkett!

Zahlen können ja eine Menge erzählen, aber es gibt keinen einzigen Grund, an den Werksangaben des estnischen Meisters zu zweifeln: Das Rauschen ist tatsächlich minimal und fällt auch nicht durch Grobkörnigkeit, Drift oder sonstige Bestandteile auf, die nerven könnten. Zwar können cleane Amps wie mein DPA HMA-5000 mit P48-Convertern dem Violet helfen, diese Eigenschaften voll auszuspielen, doch taten dem Signal die Übertrager aus dem Tube-Tech MP-1A und vor allem dem Heritage ’73 JR sehr gut – bei Verwendung des letzteren Pres vor allem in mittleren Settings. Auf der anderen Seite des dynamischen Spektrums zeigt sich das Maestro lange standhaft und schafft es, auch hohe Pegel lange noch ohne signifikante Kompression zu übertragen. Angesichts der Tatsache, dass das „Lolli-Mikro“ auch im Nahbereich von Instrumenten und lauten Stimmen sehr gut performt, wäre vielleicht nicht unbedingt ein Pad, aber immerhin ein Hochpassfilter keine falsche Entscheidung gewesen. Aber wie das dann so ist: Dies würde den Preis wieder ein Stückchen nach oben treiben und das geradlinige Prinzip des Mikrofons verwässern.

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Bearbeitete Vocals mit Begleitinstrument

Ein weiteres Lob verdient der folgende Umstand: Die wesentlichen Eigenschaften des Maestro gelten nicht nur für genau frontale Einsprache, sondern für einen weiten Bereich vor dem Mikrofon. Eine 45-Grad-Besprechung unterscheidet sich merklich nur im Pegel und ganz leicht an den Rändern des Spektrums, natürlich in erster Linie in den absoluten Höhen. Um eine deutliche Klangänderung herbeizuführen, muss man jedoch weit an die 90° herangehen. Von dort bis zur Off-Axis nehmen Unregelmäßigkeiten bei der Übertragung zu – auch im Mini-Korb steht sich eine große Membran nun mal selber im Weg. Physik ist Physik.

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Profilbild von Alcy

Alcy sagt:

#1 - 12.09.2017 um 16:30 Uhr

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Wich is better between the Flamingo jr and The maestro for vocal and acoustic guitar?

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #1.1 - 13.09.2017 um 07:40 Uhr

    0

    Hi Alcy,well. that`s quite hard to say as I haven't had the opportunity to do recordings with a Flamingo Jr. And I would never judge just from the technical specifications or fetaures. There are so many things to take into account, like the character of the voice(s) and the instrument(s), the (range of different) sounds you would like to achieve, the room, the corresponding gear (preamps…). I think it would be wrong to say "Get that one, it's better!" – but maybe we will have the Jr. as a review in the future, so you could conveniently compare instead of just getting both and giving one back…Best Regards,
    Nick

Profilbild von Aurel Teeay

Aurel Teeay sagt:

#2 - 07.03.2018 um 11:07 Uhr

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Leider habt ihr keinen Testbericht über das Violet Pearl Design Vocal-Kondensator-Mikrofon, wisst ihr vielleicht trotzdem ob die beiden sich viel nehmen? Das Pearl ist etwas teures als das Maestro. Habe vor eins der beiden zu ergattern

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #2.1 - 08.03.2018 um 07:25 Uhr

    0

    Hallo Aurel,das Pearl hatte ich tatsächlich auch noch nicht in der Hand, deswegen kann ich Dir da keine seriöse Einschätzung zu geben. Wenn Du auf der Suche nach einem Großmembran.Kondensatormikrofon bist, ist sicher der Testmarathon https://www.bonedo.de/artik... mit deutlich über hundert Einzeltests interessant – überall auch mit Audios. Für Dich sicher interessant ist der Artikel über die Klassiker (https://www.bonedo.de/artik..., denn dort sind auch preiswertere Alternativen aufgezeigt. Außerdem findest Du hier sicher Entscheidungshilfen: https://www.bonedo.de/artik... und hier Grundlagen, falls notwendig: https://www.bonedo.de/artik...Beste Grüße
    Nick

    Antwort auf #2 von Aurel Teeay

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Profilbild von Mario Stresow

Mario Stresow sagt:

#3 - 20.07.2023 um 12:54 Uhr

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Vielen Dank für diesen informativen, sympathisch geschriebenen Text. Ich habe schon seit Jahren ein Paar von diesem Mikrofon Modell und benutze sie für viele Aufnahmen. Bin immer noch sehr zufrieden damit.

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