Vestax VFX-1 Test

Praxis

Inbetriebnahme und Workflow
Reichte für den Betrieb des VCI-300 noch ein betagter G4 mit einer 1,5-GHz-CPU aus, benötigt der Macintosh-User für seine Performance nun mindestens eine Intel Core2 Duo-CPU mit 1,6 GHz oder höher. Also aufgepasst, falls vielleicht schon zuvor leichte Performanceprobleme mit der Latenz und der Prozessorlast auftraten, sollte vielleicht eine neue Hardware in Betracht gezogen werden. Sobald das Board angestöpselt ist, werden die FX-Units freigeschaltet und sind auf dem Computermonitor sichtbar. Jede Garnison zeigt von links nach rechts die aktuelle Mischung P1, den Modifikationsparameter P3, die Taktung P2, den Effektweg (AUX/1/2/mix), die Beats per Minute und den Vorhör-Status(Cue) in einem schmalen Panel oberhalb eines virtuellen Decks an. MOD wechselt niedergedrückt P3 gegen P4 aus. Sämtliche hardwareseitigen Benutzerinteraktionen werden unverzüglich am Bildschirm aufbereitet, doch für die Effektsteuerung ist der Blick zum Screen meines Erachtens nach gar nicht nötig. Zum einen ist der Controller ja unmissverständlich beschriftet und alle Buttons sind statusbeleuchtet, zum anderen besitzen die Units eine Vorhörmöglichkeit, so dass man den Effekt in aller Ruhe auf dem Kopfhörer prüfen kann, bevor er auf einen der Signalwege geschaltet wird. Das ist schon sehr praktisch. Da jedoch kein hardwareseitiger Reset vorhanden ist, kann die Anzeige durchaus auch hilfreich sein, etwa wenn man wieder auf Nullstellung manövrieren will. Snapshots der aktuellen Reglerwerte, also eine Einstellung, die beim Aktivieren eines Effektes automatisch geladen wird, sind leider nicht möglich. Immerhin lässt sich MOD/X per Doppelklick speichern. Der Test ergab: MOD/X geht 30 „Schritte“ pro Umdrehung und kann so etwa den Flanger-LFO um zweieinhalb Prozent pro Step manipulieren. DEPTH legt eine Tiefenanpassung von maximal. 0,8 Prozent an den Tag. Damit sind sehr feine Abstufungen im Mischungsverhältnis möglich, auch wenn an den Start- und Endpositionen ein kleiner unsensibler Bereich von rund 1,5 Rasterpunkten gegeben ist.

Serato_Itch_FX_Softwarepanel

DJ-Effekte
Da die Wahrnehmung eines Effektes naturgemäß einer subjektiven Wahrnehmung unterliegt, kann man schwer von dem absoluten Flanger oder dem ultimativen Echo sprechen. Vielleicht ist mancher Tellerschubser nicht ganz so kleinlich wie der Kollege aus der Audio-Abteilung, dennoch sollten auch DJ-Effekte einem gewissen Qualitätsstandard entsprechen. Da sie, anders als bei einer Studioproduktion etwa, in der Regel unmittelbar auf den Dancefloor niederprasseln, bedarf es einer intuitiven und möglichst unkomplizierten Steuerung. Eine computergestützte, beatsynchrone Modulation ist durchaus von Vorteil, schließlich ist man vor dem geistigen Auge oft schon wieder mit einer Hand am EQ, Fader oder Jogwheel. Bei der Implementierung gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Einige Softwarehäuser erweitern das verfügbare, dann meist kleine Repertoire um VST oder AU-Plug-ins (etwa Deckadance oder DJAY3) und bieten somit ein Meer voller erfrischender Entfaltungsmöglichkeiten. Der Funktions- und vor allem Stabilitätstest liegt dann jedoch beim Endanwender. Ausgiebiges Testen ist dann Pflicht! Andere Häuser arbeiten mit einer geschlossenen Architektur (wie Traktor oder Serato). Der User kann sich auf die Funktionalität und Clubtauglichkeit meistens verlassen, ist aber durch die Vorauswahl der Hersteller eingeschränkt.

Vestax_VFX-1_Effektunit

Die Effekte im Einzelnen
Der „Itcher“ profitiert am VFX von den umfangreichen Modulationsmöglichkeiten. Mit dem Taktindikator oder auch dem zuschaltbarem Filter-LFO, kommt noch mal richtig Bewegung in den Mix. So können schöne wabbernde Bassloops erzeugt werden. Wie der Praxistest aufzeigt, kann Vestax VFX-1 sehr wohl zusätzlich zu einem Numark-Produkt wie dem V7-Turntable eingesetzt werden. Der Vestax-Jünger schaltet dann den Beat-Divider und den vierten „geshifteten“ Parameter frei. Ob einem das 222 Euro Wert ist, sollte jeder selbst für sich entscheiden. Laut Herstellerinfo sei dies zudem gar nicht vorgesehen. Die Kompatibilität könnte also mit einem der nächsten Updates schon Geschichte sein. Unterm Strich würde ich von einer sehr gelungenen Hardwareumsetzung sprechen und auch klanglich sind Seratos FX  praxistauglich und durch die zusätzlichen Parameter ein wenig abwechslungsreicher. Bei allem Enthusiasmus sollte der DJ die Zuhörer jedoch nicht zu sehr überfordern und seine kreativen Stilmittel wohldosiert einsetzen. Ein andauerndes Donnergrollen aus den Boxen kann sich bekanntermaßen auch negativ auf das Set auswirken und einen ansonsten guten Track verhunzen oder den roten Faden eines DJ-Sets stören. Und hier noch ein paar Audiobeispiele…

Audio Samples
0:00
Braker Crusher Lowpassfilter Phaser Repeater Reverb Reverser Tremolo

Alternativsoftware
Vestax-VFX1 ist Standard-MIDI-kompatibel. Und was bedeutet das für Traktor oder SSL? Beim Versuch Traktor Pro zu mappen, stellt sich heraus, dass die beiden größeren SELECT und BEATS Encoder entsprechend des angestrebten Verwendungszweckes Notendaten und nicht CC-Werte senden. Im Falle von SELECT sind dies 12 Noten von d#5 bis d6. Da Programme wie Traktor oder Deckadance keine direkt hardwaregesteuerte Auswahl eines expliziten Effektes zulassen, fällt der Encoder hier raus. Zum Steuern der einzelnen Parameter konnte, egal welcher Encoder-Modus gewählt wurde, kein in der Praxis verwertbares Ergebnis erzielt werden. Nur der Dry/ Wet-Rotary ließ sich sinnvoll einsetzen. Das reicht für eine sinnvolle Verwendung natürlich nicht aus.
Auch Serato Scratch Live-User besitzen endlich Effekte. Und zwar drei makrofähige Vertreter im Daisy-Chain-Verbund. Um die Rollen zu verteilen, wird bei aktiviertem MIDI-Button der anvisierte FX-Parameter auf dem Screen ausgewählt und danach das gewünschte Kontrollelement an der Hardware betätigt. Dabei stellt sich heraus, dass die Encoder nicht mit SSL kompatibel sind, ergo keinerlei Funktionen ansteuern. Nur der Rotary konnte den Dry/Wet-Anteil für einen Effekt lenken. Das reicht ebenfalls leider nicht. Auch hier wird deutlich: VXF-1 ist ausschließlich für Itch-User konzipiert. Serato Scratch Live-User sind mit Konkurrenzprodukten von Faderfox oder Native Instruments doch deutlich besser beraten.

Fotostrecke: 2 Bilder Faderfox DX2

Alternativcontroller
Das komplette Gespann aus VCI-300 und VFX-1 kostet zum Testzeitpunkt rund 999 Euro. Wer mit schmalerem Geldbeutel auf der Suche nach einem effektgeladenen Komplettsystem ist und Abstriche beim Fertigungsmaterial und der Soundqualität machen kann, findet in M-Audios Xponent (Plastik, 16 Bit) für 399 Euro ein „All in One“-System, das mit der umfangreich ausgestatteten Torq-Software läuft. Für potenzielle Traktoristen bietet sich etwa Numarks Omni-Control (kleine Jogs, enges Zentrum) für 289 Euro (Test Omni-Control) in Verbindung mit einem Traktor Pro Upgrade (129 Euro) für insgesamt circa 418 Taler an. In qualitativer Hinsicht ist das Japano-Duett ihnen meiner Meinung nach allein schon wegen der hochwertigen Regler und Fader, dem großzügigen Layout und der tollen case-sensitiven und scratchtauglichen Jogdials überlegen. Wer kein Gig-Hopping im Nahverkehr betreibt und noch etwas finanziellen Spielraum nach oben hat oder an eine Festinstallation denkt, sollte auch unbedingt Numarks NS7 vor dem Kaufentscheid antesten (Test NS7). Einen Überblick über gängige Controllersysteme findet ihr hier. ( Controllercheckup)

Randbemerkung
Das Vestax VFX-1 eine sehr hochwertige Konsole ist, steht für mich außer Frage. Doch ungeachtet seiner Qualität funktioniert er als Hardware-Dongle für Seratos Effekte, genau wie Numarks NSFX. Nüchtern betrachtet könnten natürlich auch die Equalizer über Zweit- oder Drittbelegungen eine Effektsteuerung ermöglichen. Dies hat einen etwas faden Beigeschmack, zudem ist nicht ersichtlich ist, wann das nächste tolle Feature kommt, das dem Anwender erneut ein paar Scheine aus dem Kreuz leiert. Man kann die Investition nun als Obulus für die Software-FX sehen. Mann kann aber auch den Vergleich zu einem externen Effektgerät ziehen. Dann sollte allerdings folgendes beachtet werden: Am Dreihunderter können MiniKaossPad (140 Euro), Behringer Tweakalizer (99 Euro) oder Pioneer EFX500 (499 Euro) nur auf die Summe der Decks zugreifen, also auf das ausgehende Mastersignal und nicht auf jeden einzelnen Player. Ich würde daher den MIDI-Controller vorziehen.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Tweakalizer von Behringer
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