Veranstaltungstechniker

INTERVIEW

Fabian Gräfe (24) ist Veranstaltungstechniker für Aufbau und Durchführung. Er lernt in der Berliner Firma Black Box Music und steht kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung. Black Box Music ist eine Full Service Veranstaltungstechnikfirma, die Ton-, Licht-, AV- und Bühnentechnik anbietet. Sie betreut sowohl kleine lokale Produktionen wie auch weltweite Tourneen von Acts wie etwa Rammstein und Sade.

FabianGraefe

bonedo: Fabian, wie bist du auf die Idee gekommen, Veranstaltungstechniker zu werden?
Fabian: Ich bin auf eine Schule gegangen, in der es eine große Theaterbühne gibt. Dort wurden öfter Stücke aufgeführt. Die Theatergruppen haben gewechselt, aber die Technikgruppe bestand immer aus den gleichen Leuten. Ich habe immer Licht gemacht, so stand für mich fest, in welche Richtung ich wollte. Nach dem Abitur hatte ich überlegt, Veranstaltungstechnik zu studieren, doch das Studium war mir zu theoretisch. Vielleicht gehe ich nach der Ausbildung auf die Uni, ich bin ja noch jung. Freunde von mir hatten bereits für Black Box Music gearbeitet, so hab ich anfangs als Helfer gejobbt. Dann wurde mir klar, dass ich hier die Ausbildung machen wollte. Sie begann mit einem Vorpraktikum und mündete in die Lehre.
bonedo: Was passierte in den ersten Monaten deiner Ausbildung?
Fabian: Es ging darum, einen Überblick zu bekommen. Ich habe das ganze Material kennengelernt, der Maschinenpark der Firma ist riesig. Du brauchst erstmal die Grundkenntnisse, um selbstständig arbeiten zu können. Ich durchlief Bereiche wie Ton, Rigging, Licht, Kabelbau und andere.
bonedo: Welche war deine erste Abteilung?
Fabian: Licht. (lacht) Ich hab einfach nicht das feine Gehör für den Ton und das Mixen. Drei Monate verbrachte ich im Lichtbereich, habe die Geräte kennengelernt und bei kleineren Produktionen auf- und abgebaut. Dann bin ich in die Tonabteilung gewandert und hab die ganzen Arbeitsschritte kennen gelernt. Zum Beispiel die Nachbereitung, das bedeutet, das Abhören der Boxen nach den Konzerten. Jedes Mal nach einem Gig muss man feststellen, ob Defekte vorhanden sind. Überprüft werden dazu auch Mikrofone, Effektgeräte sowie die komplette Peripherie.
bonedo: Wann hast du das erste Mal auf einer Veranstaltung gearbeitet?
Fabian: Schon im ersten Lehrjahr war ich bei einem großen Festival dabei. Das hat geholfen, mir die Abläufe und Arbeitsschritte klarzumachen. Nach der Theorie geht es um „learning by doing“. Da wurde mir klar, dass die Arbeitszeiten in diesem Job flexibel sind, aber das finde ich auch angenehm! Ich bin nicht der Typ, der jeden Tag von 9-18 Uhr ins Büro gehen könnte.
bonedo: Was folgte nach den Bereichen Licht und Ton?
Fabian: Rigging und Werkstätten. Ich hab Kabel gebaut und geholfen, Moving Lights zu reparieren. Zwischendrin war ich noch auf Tour mit einer angesagten Deutschpop-Band, das waren 26 Shows. Da war ich als Lichttechniker mit zwei Kollegen zusammen unterwegs. Da habe ich etwa gelernt, die Bühnenhelfer anzuleiten. Später hab ich auch einige Zeit im Büro gearbeitet, um als Disponent das Warenwirtschaftsystem der Firma kennen zu lernen.
bonedo: Wie bereitest du dich auf eine Tournee vor?
Fabian: Ich bemühe mich, möglichst früh die nötigen Informationen zu haben, um zu sehen, wo Schwierigkeiten auftauchen könnten. Zwei Wochen vorher sprechen wir darüber, welche Materialen wir brauchen. Bei der besagten Tour machten wir vor Beginn eine Licht- und Tonprobe. Die Anlage wurde komplett aufgebaut, die Band hat eine Woche geprobt und der Operator hat sein komplettes Licht-Set angepasst, das heißt, es wurde so verändert wie er das haben wollte. Dann hat alles vom ersten Auftritt an funktioniert.
bonedo: Welcher Stoff wird in der Berufsschule vermittelt?
Fabian: Wir haben Blockunterricht und sind zwei Wochen im Betrieb und eine Woche in der Schule. Der Unterricht ist aufgeteilt in zwölf Lernfelder wie etwa Elektrotechnik, Statik, Sicherheit, Konzeption, Management, Wirtschafts- & Sozialkunde und andere Fächer, die über die drei Jahre bei wechselnden Schwerpunkten gelehrt werden.
bonedo: Welche Prüfungen stehen am Ende der Ausbildung?
Fabian: Es gibt den theoretischen Teil der Prüfung , da muss man eine schriftliche Abschlussprüfung ablegen. Dazu muss man im Betrieb noch eine praktische Prüfung machen indem man ein Projekt durchführt. Das muss man dokumentieren und bei der IHK einreichen. Hinterher gibt es eine sogenannte „Verteidigung“, man muss das Projekt vorstellen und ein Fachgespräch mit den Prüfern führen. Dann gibt es noch ein paar Fragen zur Elektrotechnik – und dann ist man im Prinzip fertig (lacht). Beide Prüfungsteile werden vor der Industrie- und Handelskammer (IHK) abgelegt.
bonedo: Was war dein Abschluss-Projekt?
Fabian: Das war ein Konzert von Gloria Gaynor im Admiralspalast (Berlin) für 1.700 Leute. Meine Aufgabe bestand in Vorplanung, Personalplanung und Lichtdesign. Mit mir zusammen waren fünf Lichttechniker, acht Helfer und vier Tontechniker damit befasst. Das hat echt Spaß gemacht, weil man noch tiefer in die Materie einsteigt. Für das gesamte Projekt mit Vorplanung hatte ich dreißig Stunden Zeit.
bonedo: Wie sind die Arbeitszeiten eines Veranstaltungstechnikers?
Fabian: Beim Gloria-Gaynor-Konzert haben wir um 9 Uhr Vormittag angefangen mit dem Aufbau. Um 13 Uhr waren wir fertig und hatten bis zum Abend frei. Ein Operator von Black Box hat das System eingerichtet. Während der Show achtet man darauf, dass alles läuft und greift schnell ein, falls was kaputt gehen sollte. Hinterher wird möglichst schnell abgebaut und verladen. Um 24 Uhr sind wir nach Hause gegangen.
bonedo: Und wie sind die Arbeitszeiten bei einem Festival?
Fabian: Die ersten Bands fangen gegen 12 Uhr mittags an. Gegen Mitternacht ist Schluss. Oft spielen Bands mit eigenem Material, mit denen haben wir nichts zu tun. Die Headliner beispielsweise spielen in der Regel mit eigenen Mikrophonen, eigenem Mischpult und so weiter. Die bringen ihre eigenen Geräte mit und sind dafür verantwortlich. Wir sind viele Stunden vor Ort, aber effektiv arbeiten wir weniger. Anstrengend ist die Lautstärke. Nach drei Tagen mit 100 dB ist der Körper trotz Ohrstöpsel erschöpft. So ein Festival dauert für uns von Mittwoch, an dem man losfährt, bis Montag, an dem man zurück kehrt. Die Wochenendarbeit wird natürlich mit Freizeit ausgeglichen.
bonedo: Welche Perspektiven bieten sich nach dem Abschluss der Ausbildung?
Fabian: Ich werde erstmal als freier Veranstaltungstechniker arbeiten. Das Studium würde erst im nächsten Frühjahr anfangen. Ich finde es wichtig, dass man nicht stehen bleibt und sich weiterbildet. Wenn man studiert und den Bachelor macht, kann man als Verantwortlicher für Veranstaltungstechnik arbeiten, das zählt fast wie ein Meister. Damit hast du international eine bessere Perspektive. Das Studium dauert drei Jahre und ist stark auf Maschinenbau ausgerichtet. Darüber hinaus interessiere ich mich für Light Operating bei Bands, da macht´s dann die Erfahrung und dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Man muss auch Glück haben.
bonedo: Abschlussfrage: Was war der Höhepunkt deiner Ausbildung?
Fabian: Ein großes Festival in der Türkei, wo große Bands wie Metallica gespielt haben. Da hatte ich das Glück, dass ich als zweiter Light Operator mitgenommen wurde, ich saß die ganze Nacht am Lichtpult. Das ist das beste, was dir passieren kann! Ich konnte das Licht-Set diverser Headliner beim Einbau ausprobieren. Die hatten allein 120 Moving Lights und 40 Strobes – eine Supersache!
bonedo: Fabian, vielen Dank für das Gespräch.

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