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Twisted Electrons Crazy8 Beats Test

Praxis

Jeder der acht Drumtracks sendet Triggerimpulse und MIDI-Noten. Und pro Track lässt sich gesendeter MIDI-Kanal und MIDI-Note festlegen. Gleichzeitig kann der Crazy8 Beats aber auch Trigger-Impulse an angeschlossene Klangerzeuger senden. Diese hybride Verwendbarkeit ist eine große Stärke des Crazy8 Beats: Bassdrum per Trigger aus dem Modular-System, Snare per MIDI aus dem Computer, einen dritten und vierten Sound aus einem multi-timbralen Soundexpander auf jeweils verschiedenen MIDI-Kanälen, das ist alles kein Problem. Der kleine Franzose fungiert somit als Schaltzentrale für sehr komplexe Setups. Das Gerät fungiert ohne weitere Systemeinstellungen als Slave, wenn es eine MIDI-Clock oder einen Triggerimpuls empfängt. Als MIDI-Clock-Slave startet der Crazy8 Beats bei Stop und erneuten Start immer von vorne auf dem Downbeat, als Trigger-Slave spielt er stets beim letzten Step des letzten Stopps weiter.

Fotostrecke: 3 Bilder Viele viele bunte Kabel: Der Twisted Electrons Crazy8 Beats ist eine ideale Lösung zum Sequenzen von Eurorack-Drum-Modulen. (Foto: Mijk van Dijk)

XOX mit fast endlosen Möglichkeiten

Programmiert wird nach dem guten alten XOX-Prinzip: Instrument bzw. Track anwählen und dann einen von 16 Steps setzen. Oder live einklopfen und danach gegebenenfalls per Stepsequenzer nachbearbeiten, das ist der Weg. Leider sind die 16 Pads nicht anschlagsdynamisch. Pro Step ist jedoch eine individuelle Anschlagsstärke machbar, die entweder per MIDI Velocity oder per Accent an die angeschlossenen Sounderzeuger gesendet wird. Auch Tonhöhen lassen sich nicht programmieren, es ist ja schließlich ein Drumsequenzer. Schwerer wiegt die Abwesenheit von Flams oder anderen rhythmischen Spezialitäten. Die abgefahrenen Sequenz-Manipulationsmöglichkeiten des Crazy8 Beats machen dieses Manko gerade beim Betrieb mit einem analogen modularen Synthese-System aber wieder wett. Pattern lassen sich mit allen Tracks umschalten oder aber Track für Track, so dass 1024 Kombinationen möglich sind. Und weil jeder Track durch die Tools wiederum 196 mögliche Variationen bietet, erscheinen die Sequenz-Kombinationsmöglichkeiten endlos. Dazu kommt der Skip Mode, mit dem die Länge jedes Tracks unabhängig von den Anderen verkürzt werden kann. Und Track Mute ist natürlich ebenfalls möglich.

Die Tools

Ist das Pattern programmiert, geht der Spaß erst richtig los. Wie schon von anderen Twisted Electrons-Geräten bekannt, gibt es einige Möglichkeiten, die Sequenz selbst in Echtzeit zu manipulieren. Das erste sogenannte Tool „Mode“ setzt die vier Abspielrichtungen vorwärts, rückwärts, vorwärts/rückwärts und Zufall, natürlich pro Spur, so dass bereits hiermit sehr abwechslungsreiche Sequenzen möglich sind. Tool zwei ist der namensgebende „Crazy“-Mode. Hier sind acht Stufen über die unteren Pads anwählbar. Die ersten vier Optionen reduzieren ganz uncrazy einfach nur die Wahrscheinlichkeit, dass ein Sound getriggert wird, ganz nach dem Motto von Funkadelic’s George Clinton: „Es ist nicht Funk, was Du spielst, sondern was Du nicht spielst.“ Das fünfte Pad ist der Nullzustand im Crazy-Mode, ab Pad sechs bis acht werden dem Pattern immer neue Snippets anderer Patterns hinzugefügt. Random-Live-Remixing! Doch da der angetriggerte Sound und auch dessen Tonhöhe ja stets gleich bleiben, sind die Crazy-Variationen keinesfalls kakophonisch, sondern immer musikalisch brauchbar und inspirieren

Hör mal wer da bohrt

Mehr Action gibt’s beim „Drill“-Mode. Der ist vergleichbar mit einem Beat-Repeat mit regelbarer Skalierung. Hier wäre eine Velocity-Steuerung Gold wert, um die hämmernden Triggerimpulse in ihrer Lautstärke zu modulieren. Das geht leider nicht, da die Pads des Crazy8 Beats nicht anschlagsdynamisch sind. Der vierte Tool-Modus „Rate“ eröffnet eine ergiebige Programmierspielwiese, denn hier lässt sich für jede Spur die Abspielgeschwindigkeit verändern: Die Bassdrum auf Achtel statt Viertel stellen, einen Drone-Sound nur alle 16 Takte einmal antriggern, beides überhaupt kein Problem.
Auch der Swing-Faktor kann achtstufig für jede Spur einzeln eingestellt werden, oder auch für alle gemeinsam. „Copy“, „Paste“ und „Clear“ gelten ebenfalls als „Tools“ und machen das, was sie sollen, entweder mit einer Spur oder mehreren, oder alle auf einmal.
„Skip“ gibt es gleich zweimal, als jeweils unterschiedliche Funktion im Play- und im Step-Mode. Im Step-Mode definiert Skip die Anzahl der Steps pro Pattern. Man kann bis zu 15 Steps überspringen („skippen“) und damit die Sequenz kürzer und repetativer gestalten. Im Play-Mode gestattet Skip, bei laufendem Sequenzer zu einem beliebigen Step zu springen, während im Hintergrund das Pattern normal weiterläuft. So ähnlich kennen das DJs vom „Slip Mode“ bei Pioneer CDJs oder „Flux Mode“ bei Native Instruments’ Traktor: Nach effektvoller Betätigung der Funktion kehrt der Beat brav in die Spur zurück. Das ist super, und eine solche Funktionsweise würde ich mir auch bei anderen Sequenzern wünschen.
Fotostrecke: 3 Bilder Ziemlich beste Freunde: Mit dem Acid8 aus gleichem Hause versthet sich der Twisted Electrons Crazy8 Beats gut: Die MIDI-Verbindung ist auch über ein schlichtes Stereominiklinkenkabel möglich. (Foto: Mijk van Dijk)

Lost in the Groove

Andere Funktionen greifen jedoch schon sehr in die Zeitachse des Crazy8 Beats ein. Der Kleine heißt ja nicht ohne Grund „Crazy“. Da jede Spur ihr eigenes Swing, Timing, Skip und Rate haben kann, ist es überhaupt nicht gewährleistet, dass beim Patternwechsel alle Parts auch auf dem Downbeat anfangen. Bei dancefloor-orientierter Musik kann das schon mal den Groove durcheinanderbringen. Bei experimenteller Musik ist so ein Verhalten wiederum geradezu erwünscht, um die starre Linearität der Sequenzen zu durchbrechen. Im folgenden Video habe ich im Crazy8 Beats ein Drumpattern von Grund auf programmiert und die verschiedenen Tools ausprobiert. Klangerzeuger sind ein Eurorack mit Erica Synths Pico Drum-Modulen, ein Boss PC-1 Percussion Synth und eine Acid8, die mitläuft, um die Zeitachse zu verdeutlichen.

Twisted Electrons Crazy8 Beats (no talking) Demo mit Erica Synths Modular (Video: Mijk van Dijk)

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Working On The Chain Gang

Der Chain-Mode ist eine weitere gute Idee des Crazy8 Beats. Es gibt nur eine Chain, aber die hat es in sich. Für längere und komplexere Patterns lassen sich bis zu acht Patterns als „Chain“ zusammenfassen. Jeder Chain Step dient lediglich als Platzhalter und wird mit einem beliebigen Pattern befüllt. Die Zuordnung der Patterns zu den „Chain-Steps“ lässt sich bei laufendem Sequenzer variieren und bietet dadurch weiteres Jam-Potential. Kleines und feines Detail: Die jeweils letzte angewählte Chain wie auch das letzte angewählte Pattern vor dem Abschalten steht beim nächsten  Einschalten des Crazy8 Beats sofort zur Verfügung.

Alternativen

Andere Synthesizerschmieden haben auch schöne Sequenzer. Natürlich kommt als erstes der Arturia Beatstep Pro in den Sinn, der ebenfalls acht Triggerausgänge anbietet und auf der Habenseite noch zwei unabhängige monophone Stepsequenzer für Synthesizer mitbringt, dazu mehr Sequenzen speichern kann. Der Crazy8 Beats kontert mit den ausgefuchsteren Programmier-Modi, die abgefahrenere Rhythmen ermöglichen. Außerdem verfügt der Arturia nicht über Accent-Ausgänge. Gegenüber Eurorack-Einbausequenzermodulen wie dem Doepfer A-157 punktet der Crazy8 Beats mit Standalone-Fähigkeiten sowie dem simultanen Steuern von Trigger-und-MIDI-Klangerzeugern. Selbst Computer-Plugins können einbezogen werden, und das ohne etwaige Treiberinstallationen, solange der Computer über ein angeschlossenes MIDI-Interface verfügt.
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