The t.bone Lucan System Complete Bundle Test

Praxis

Prinzipbedingte Vorteile 

Ein direkt am Instrument angebrachtes Instrumental-Mikrofon wie das t.bone Lucan System CC 200 hat einige Vorteile gegenüber einem „normalen“ Mikrofonaufbau mit Stativ. Bei der Mikrofonierung von akustischen Instrumenten steht man nämlich häufig vor einem Problem: Ein Großmembran-Mikrofon auf einem Stativ liefert zwar den schönsten Naturklang des Instruments, aber nur solange sich Musiker und Instrument nicht vor dem Mikro bewegen. Verändert der Musiker beim Spielen den Abstand oder den Winkel zur Mikrofonkapsel, verändert sich zwangsläufig auch der Sound, meist zum Negativen. Abhilfe schaffen hier Mikrofone, die am Instrument selbst befestigt werden und somit jede Bewegung „mitgehen“.

Lucan CC 200 an einer Akustikgitarre
Lucan CC 200 an einer Akustikgitarre

Hier kommt ein Clip-Mikro wie das Lucan System CC 200 ins Spiel: Mit den verschiedenen Haltern kann man das Mikrofon sicher am Instrument befestigen. Durch den Schwanenhals lässt sich das Mikrofon ausrichten, ohne dass dabei der Bewegungsdrang des Musikers zu stark eingeschränkt wird. Zudem kann das Mikro sehr nahe an der Schallquelle positioniert werden, was gerade im Live-Betrieb für ein gutes Verhältnis zwischen Direktschall des Instruments zu störenden Übersprechungen anderer Schallquellen sorgt.

Instrumente im Test 

Für den Praxistest des t.bone Lucan Systems suche ich erst einmal zusammen, was der Haushalt an Instrumenten hergibt. Gefunden habe ich: eine Akustikgitarre mit Stahlsaiten, einen Schellenring, eine Querflöte und einen Kontrabass. Außerdem noch ein indonesisches Instrument, dessen Name mir entfallen ist (wer weiß, wie das Ding heißt, kann das gerne in die Kommentare schreiben!). An diesen Probanden muss sich das Lucan System jetzt beweisen.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Klarinettenhalter CC 200 CH passt auch an die Querflöte.

Die Audio-Beispiele

Ich habe das t.bone Lucan System erstmal an die Akustik-Gitarre geschraubt. Die Gitarre ist auf DADGAD gestimmt und ich habe mich bemüht ein kleines Riff zu finden, bei dem ich sehr perkussiv anschlage, ich habe beim Spielen bewusst und mit ordentlich Schmackes mit dem Handballen auf den Steg gehämmert. Die Mikrofonaufhängung des Lucan Systems verhält sich dabei sehr unempfindlich gegenüber dem Körperschall. Schon das unbearbeitete Signal zeigt sich von meinem Geklopfe unbeeindruckt, filtert man die tiefen Frequenzen etwas heraus, bleibt nichts mehr störendes übrig. War das Ovid noch anfällig für Körperschall, performt das Lucan System hier wesentlich besser!

Audio Samples
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Akustikgitarre, unbearbeitet Akustikgitarre, mit EQ

Beim Schellenring und bei der Querflöte zeigt sich dann die Eigenheit eines neutral abgestimmten Clip-Mikros: Ohne EQ geht nichts. Aber allzu stark muss man beim Lucan nicht eingreifen! Im Gegensatz zum Ovid System mit seiner Superniere, besitzt das Lucan System eine normale Niere, und liefert somit schon von Haus aus einen ausgewogenen Sound. Sowohl beim Schellenring als auch bei der Querflöte, war es mit einem Low-Cut, einer Absenkung in den unteren Mitten und einer leichten Anhebung jenseits der 7 kHz getan. Bei der Flöte schlagen die Klappengeräusche allerdings deutlich auf die Aufnahme durch, das kriegt man auch mit einem Equalizer nicht geregelt.

Audio Samples
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Schellenring, unbearbeitet Schellenring, mit EQ Querflöte, unbearbeitet Querflöte, mit EQ

Für den Tiefton-Test musste sich das Lucan System am Kontrabass beweisen und wieder konnte das kleine Mikro überzeugen. Über mangelndes Bassfundament kann man sich nicht beklagen, auf das F-Loch des Basses ausgerichtet, rumpelt es ganz schön in der Kiste! Etwas Nachbearbeitung braucht es also, aber auch hier beschränkt sich das auf einen Low-Cut, eine leichte Absenkung in den unteren Mitten und eine dezente Höhenanhebung.
Zuletzt habe ich das Lucan noch an das indonesische Saiteninstrument geschraubt. Zugegeben: Ich weiß weder, wie das Ding heißt, noch wie man es genau spielt… deshalb überzeugt bei diesem Audio-Beispiel lediglich das Lucan. Auf eine weitere Bearbeitung dieser Aufnahme mit dem EQ habe ich verzichtet, ich wüsste nicht, was ich da drehen soll.

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Kontrabass, unbearbeitet Kontrabass, mit EQ indonesisches Instrument, unbearbeitet

Insgesamt bin ich wirklich positiv überrascht: Das Lucan System CC 200 liefert in Anbetracht des günstigen Preises einen wirklich tollen Klang. Die Aufnahmen lassen sich zudem gut mit dem Equalizer nachbearbeiten, selbst stärkere Verbiegungen sind möglich, ohne dass der Sound unnatürlich klingt. In verschiedenen Situationen hatte ich das Gefühl, die unteren Mitten des Lucan sind etwas mulmig, aber das hat man mit dem EQ schnell im Griff. Und irgendwann bemerkt man noch, dass die Auflösung in den Höhen etwas feiner sein dürfte, hebt man die Frequenzen über etwa 6 kHz zu stark an, wird des Sound schnell etwas „grisselig“. Das fällt vor allem bei Signalen mit starken Transienten auf, wie zum Beispiel der Westerngitarre mit Stahlsaiten.

Eine kleine Halter-Kritik

Zwei Dinge sind mir beim Befestigen und Ausrichten des Lucan Systems aufgefallen: Zum einen muss man das Mikro am Schwanenhals befestigen, die Klemmung ist um zwei vermaledeite Millimeter zu eng, um das Lucan an der dickeren Kabelbuchse zu befestigen. Dadurch verliert man leider wertvolle Millimeter beim Positionieren des Schwanenhalses, und der ist mit seinen zwölf Zentimetern Länge in der Praxis verblüffend schnell zu kurz! Das Ovid-System konnte hier noch mit 15 Zentimetern aufwarten. Und noch eine Anregung: Die Mikrofonklemme selbst ist starr am Halter befestigt, wäre diese drehbar, ließe sich das Mikrofon noch flexibler positionieren.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Mikrofonklemme passt nur um den Schwanenhals, nicht um die Miniklinkenbuchse.

Eine große Halter-Kritik

Richtig genervt hat mich am Lucan System CC 200 letztlich nur eines: Der Mikrofonkopf hat sich nach und nach gelockert, und saß bald locker auf dem Schwanenhals. Was das Ausrichtung des Mikrofons zu einem nervigen Geduldsspiel machte, weil sich das Mikro ständig unaufgefordert verdreht hat. Ich habe mich am Ende mit Klebeband beholfen, um das Ding zu fixieren. Eine schnelle Lösung, aber keine schöne und besser wäre es, würde dieses Problem erst gar nicht auftreten!

Neutraler Frequenzgang = EQ

Das t.bone Lucan System CC 200 ist ein Mikrofon, das sehr nahe an der Schallquelle angebracht wird. Die meisten Instrumente klingen im Nahbereich deutlich anders als mit etwas Abstand, wenn sich die einzelnen Klangbestandteile homogen vermischt haben. Spezialisten-Mikrofone lösen dieses Problem, indem der Frequenzgang vom Hersteller schon vorab passend hingebogen wird – mit dem Nebeneffekt, dass das „pre-EQte“ Mikrofon an anderen Schallquellen (als der gedachten) nicht mehr so prickelnd klingt. Das Lucan System CC 200 RC ist dagegen neutral abgestimmt, es ist nicht für einen bestimmten Einsatzort konzipiert, sondern soll universell nutzbar sein. In der Praxis heißt das aber: Das reine Ausgangsignal des Lucan-Mikrofons bedarf je nach Instrument und Positionierung noch ordentlichen EQ-Einsatz, damit es gut klingt. Und dieser EQ muss irgendwo in der Signalkette vorhanden sein! Gerade Musiker, die überlegen, sich das Lucan System CC 200 als eigenes Instrumenten-Mikrofon zuzulegen, sollte im Hinterkopf behalten, dass eventuell noch die Anschaffung eines externen Equalizers oder eines Channel-Strips mit EQ nötig wird, möchte man wirklich autark und in jeder Beschallungssituation „seinen“ Sound abliefern.

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Bodo sagt:

#1 - 15.11.2023 um 12:05 Uhr

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Am XLR-Adapter muß man den Clip durch den Ring ersetzen, wenn man den XLR-Stecker ohne zusätzliches Kabel in eine Einbaubuchse stecken möchte, z.B. am Mischpult. In der mitgelieferten Kurzanleitung ist ein anderer Adapter mit kürzerem Clip abgebildet, der bei einer Einbaubuchse nicht stören würde. (Möglicherweise vom Ovid-System.)

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