Telefunken M82 Test

Praxis

Bei der Handhabung gibt sich der Testkandidat unkompliziert

Bei der Positionierung und auch bei seinen Ansprüchen an das verwendete Mikrofonstativ gibt sich das Telefunken M82 recht genügsam. Seine Form und sein Gewicht gestalten sich handlingfreundlich, die stabile Halterung ist auch beim „Einfädeln“ in kleine Resonanzfelllöcher nicht unnötig im Weg. Beide EQ-Schalter fühlen sich hochwertig an und rasten weich aber konkret ein, ihre Beschriftungen sind auch bei mäßigen Lichtverhältnissen noch gut erkennbar. An zwei Schallquellen habe ich das M82 getestet. Schallquelle Nummer eins stellt meine 83er-Yamaha-Recording-Standard-Bassdrum mit dünnem Birkenkessel und den Maßen 24 x 14 Zoll dar. Als Schlagfell kommt ein Aquarian Force I (vergleichbar mit Remo Powerstroke 3), als Reso ein Remo Renaissance mit kleinem, am Rand platzierten Vier-Zoll-Loch. Ich spiele die Trommel offen, zusätzliche Dämpfung kommt nicht zum Einsatz. In natura klingt die Bassdrum groß und mächtig, gleichzeitig aber auch kontrolliert. Ein Vorteil des ungedämpften Setups für den Test von Mikrofonen ist das Vorhandensein des gesamten Frequenzbandes der Bassdrum. Auch die Wirkungsweise des M82-Mitten-Cuts kann gut nachvollzogen werden. Als Referenzen kommen ein Electro-Voice ND868 und ein Sontronics DM1-B, ein für den Bassdrum-Einsatz konzipiertes Großmembran-Kondensator-Mikrofon, zum Einsatz. Beide Modelle würde ich der eher natürlich klingenden Fraktion der Bassdrum-Mikrofone zurechnen. Als gute Position zur Beurteilung der klanglichen Eigenschaften hat sich der Platz im Resonanzloch bewährt, die Mikrofone zeigen gerade in die Bassdrum hinein. 

Fotostrecke: 4 Bilder „Kick EQ“ sorgt für die klassische Mittenabsenkung…

Das M82 kann beides: neutral und „vorgeschneidert“

Mit den EQ-Schaltern in Off-Position liefert das M82 einen kräftigen Sound, der weder die Bässe noch die Höhen besonders betont. Hier bringt das ND868 mehr Kick und klingt mit seinem mittenreduzierten Frequenzgang modern und kompakt, während das Sontronics luftiger und offener klingt. Ist ein eher altmodischer, mittiger Sound das Ziel, würde ich vermutlich zum Telefunken greifen. Die Neutraleinstellung hat natürlich auch dann Vorteile, wenn man sich die Klangbearbeitung – samt aller Optionen – für den späteren Mix aufheben möchte. Mit eingeschaltetem „Kick EQ“ verliert der Ton die Mittenanteile, wird straff und modern, der Sound erinnert mich ein bisschen an eine etwas natürlichere Version des Shure Beta52A. Nimmt man nun den „High EQ“ hinzu, bekommt das Signal zusätzlichen „Schmatz“ und Aggressivität. Ist nur der „High EQ“ aktiviert, wird der Sound hingegen etwas dünn, hier hatte man bei Telefunken wohl eher den Broadcast-Einsatz im Auge, für den das M82 ebenfalls beworben wird. Ich habe euch dazu natürlich ein paar Soundfiles aufgenommen, jeweils solo und dann im Set mit der Kit-Mikrofonierung. Für die Neutralstellung habe ich noch ein Subkick-Mikrofon (das Solomon LoFreQ) hinzugenommen. Dies entspricht der gängigen Technik, den Tiefbassbereich mithilfe eines invertierten Lautsprechers einzufangen.
Bassdrum:

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Telefunken M82 neutral solo Telefunken M82 neutral Kit Telefunken M82 neutral mit Solomon Subkick Sontronics DM-1B solo Sontronics DM-1B Kit Sontronics DM-1B mit Solomon Subkick Electro-Voice EV868 solo Electro-Voice EV868 Kit Electro-Voice EV868 mit Solomon Subkick Telefunken M82 Mid Cut solo Telefunken M82 Mid Cut Kit Telefunken M82 High Boost solo Telefunken M82 High Boost Kit Telefunken M82 Full EQ solo Telefunken M82 Full EQ Kit

Auch am großen Floortom erweisen sich die EQ-Schalter als Vorteil

Da sich viele Bassdrum-Mikrofone auch als Schallwandler für große Toms empfehlen, lag es nahe, unser M82 auch in dieser Anwendung auszuprobieren. Also habe ich mein großes Yamaha-Recording-Floortom in 18 x16 Zoll aufgebaut, welches zu beeindruckender Tiefbassentwicklung fähig ist und welches mir mit normalen dynamischen Kleinmembranern oft nicht so gut gefällt, zumindest nicht ohne kräftigen, nachträglichen EQ-Einsatz. Ein Favorit für diesen Spezialauftrag ist daher wiederum mein EV ND868, welches der Trommel ihre Fülle und Autorität auch ohne großes Herumschrauben erhält. Was die Positionierung angeht, hat es mit seiner sehr kompakten Bauweise zweifellos Vorteile gegenüber dem klobigeren M82. Klanglich gefällt mir das M82 aber sogar etwas besser, wozu die EQ-Schaltungen ihren Teil beitragen. Während der Mitten-Cut das oft störende „Gebrodel“ wegnimmt, addiert der „High Boost“ eine Räumlichkeit, welche die Trommel luftiger und präsenter klingen lässt. So hört sich das in der Praxis an. 
Floortom:

Audio Samples
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Telefunken M82 neutral solo Telefunken M82 neutral Kit Electro-Voice EV868 solo Electro-Voice EV868 Kit Telefunken M82 Mid Cut solo Telefunken M82 Mid Cut Kit Telefunken M82 High Boost solo Telefunken M82 High Boost Kit Telefunken M82 Full EQ solo Telefunken M82 Full EQ Kit
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Klaus Joter sagt:

#1 - 20.10.2017 um 04:58 Uhr

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Der Test ist nicht vollständig und wird diesem hervorragenden Mikrofon nicht gerecht. Telefunken beschreibt das M82 selbst als Kickdrum- und Podcast-Mikro. Dementsprechend gut kann man es auch als Sprach- und Gesangsmikrofon verwenden. Und wenn man sich diese beiden Einsatzbereiche anschaut, sollte man - auch als Tester - neugierig werden auf andere Einsatzbereiche, wie z.B. Bassgitarre, Tuba, Posaune, Leslie-Basstrommel, Es ist eben nicht nur ein Mikro für die tiefen Trommeln, wie der Tester schreibt. Das kann ich aus eigener Erfahrung durchaus bestätigen.

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