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Tech21 VT Bass 500-Topteil & B112-VT-Bassbox Test

Praxis

Angeschaltet und los geht es! Im Tech21 VT Bass 500 ist ein temperaturgesteuerter Lüfter eingebaut. Zu meiner Überraschung beginnt er bereits nach wenigen Minuten Leerlaufbetrieb an zu laufen. Es ginge leiser, aber der Betrieb ist absolut im Rahmen.
Für jeden, der mit Tech21 Preamp-Pedalen bereits Erfahrungen gesammelt hat, dürfte der Umgang mit dem VT Bass 500 sehr leicht fallen, denn das Prinzip mit den zwei Signalpfaden und dem Blendregler kennt man bereits seit der Einführung des legendären SansAmp im Jahr 1989. Hinzu kommt hier ganz speziell noch der Character-Regler, aus den Pedalen der VT-Serie, die auch bereits viele Bassisten kennen werden. Doch auch alle, denen diese Klangregelung fremd ist und mit diesem Konzept eine Erstberührung starten, werden innerhalb kurzer Zeit feststellen, wie einfach die Klangregelung zu bedienen ist und wie schnell man einen guten Grundsound erreicht.
Die wahrscheinlich schnellste Einstiegsmethode bei diesem Amp ist es, alle EQ-Regler auf neutraler Mittelstellung zu lassen und den Blend-Regler voll aufzudrehen, damit Drive- und Character-Schaltung zu 100% im Signalweg liegen. Jetzt beginnt man mit dem Drive-Regler ganz dezent das Gain in eine minimale, kaum wahrnehmbare Verzerrung zu fahren, um dann mit dem Character-Regler langsam nach einer Einstellung zu forschen, deren Grundcharakter einem gefällt. Das beginnt in der Linksstellung mit einem sehr weichen, höhenarmen Sound, der sukzessive im Regelverlauf nach rechts aggressiver wird.
Hat man seinen Grundsound gefunden, kann man mit der Klangregelung entsprechend den Sound verfeinern. Oftmals wird der Sound bei 100% hereingedrehtem Blend-Regler zu massiv, weswegen ein Zurückdrehen des Blendreglers umgehend den Sound zähmt – speziell, wenn dieser sehr stark verzerrt ist.
Man muss ganz klar sagen, dass die Vorstufe des VT Bass 500 definitiv etwas für Freunde von Röhrensounds ist. Es ist immer wieder verblüffend, wie man es bei Tech21 schafft, in einem analogen Transistorgerät derart authentisch wirkende Röhrenampsounds zu realisieren! Die B-112 VT-Box leistet (mit lediglich einem 12″-Speaker plus Hochtöner bestückt) eine beachtliche Arbeit. Ich empfinde sie perfekt passend auf das Topteil abgestimmt und auch die umgesetzte Leistung in Form von Lautstärke macht eine sehr gute Figur.

Audio Samples
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Finger: Originalsignal (direkt in DAW) Finger: DI-Signal (Alle Regler auf Neutralstellung, Blend-Regler auf 0) Finger: Speaker-Signal

Gewöhnungsbedürftig ist die Justierung der Ausgangslautstärke. Aufgrund des gesamten Konzeptes der Vorstufe, das stark auf der Wirkung des Drive-Reglers und dessen Overdrive-Verhalten basiert, hat jede Veränderung der Gain-Einstellung konsequenterweise einen starken Einfluss auf die Ausgangslautstärke. Diese Schwankungen muss man entsprechend mit dem Level-Regler wieder ausgleichen. Das führt dazu, dass man im Prinzip während der Veränderung des Drive-Reglers immer simultan auch den Level-Regler justieren muss, um bei der gleichen Ausgangslautstärke zu bleiben. Das, so könnte man sagen, trifft ja bei jeden Amp zu, sobald man den Gain-Regler verändert. Wohl wahr, aber hier sind die Lautstärkeunterschiede weitaus drastischer und müssen entsprechend stärker am Level-Regler abgefangen werden, als man es eventuell gewohnt ist. Das ist insbesondere dann eine Angelegenheit mit erforderlichem Fingerspitzengefühl, sobald man das Signal des VT Bass 500 am XLR DI-Ausgang abgreift und in einer Livesituation zum FOH-Mixer schickt. Dieser DI-Ausgang greift das Signal unumgänglich hinter Klangregelung und Levelregler ab (ein “pre”-Schalter ist nicht vorhanden). Sämtliche Lautstärke-Veränderungen auf der Bühne kommen entsprechend auch am Mischpult an, was es ab diesem Zeitpunkt etwas tückisch werden lässt, sollte man im Verlauf des Gigs die Levelverhältnisse ändern. Diesen Aspekt sollte man auf jeden Fall stets bedenken!

Fotostrecke: 3 Bilder Es ist wirklich kaum zu glauben, aber die beiden Komponenten dieser wohlklingenden und …

Andererseits ist das DI-Signal, das der VT Bass 500 liefert, wirklich absolut erste Sahne, denn hier kommt nicht einfach nur ein Vorstufensignal heraus, sondern eines, welches speakersimulationsartig wirklich so klingt, als würde man einen Amp mitsamt Box mikrophonieren! Das Verhältnis dieser Wirkung kann man wiederum sehr gut dosiert durch den Blend-Regler regulieren. Man behält dabei stets die volle Kontrolle über den Sound. Die B-112 VT-Box setzt den Sound nach meinem Geschmack sehr authentisch um, so dass man sich keine Sorgen machen muss, dass man einen Sound auf der Bühne einstellt, der aus dem DI-Ausgang kommend stark verändert klingen könnte. Es ist sicher keine 1:1-Übereinstimmung, aber sehr, sehr nahe dran. Im nachfolgenden Beispiel hört man die einzelnen Signale im Vergleich. Das Speakersignal klingt dabei nicht so wie die Box im Raum, speziell weil auch der Hochtöner nicht mit abgenommen wurde. Daher habe ich bei allen darauf folgenden Beispielen mit Playback die Signale DI/Speaker stets zu 50% gemischt, was den realistischsten Raumeindruck wiedergibt.

Nun das Beispiel unter Einbeziehung der Klangregelung:

Audio Samples
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Finger: Blend = 0, HiMid = -2, Bass = +2, Hi = +2, plus Bite

In diesem Beispiel wandert der Charakter-Regler durch den gesamten Regelweg, um einen Eindruck von dessen Wirkung zu demonstrieren:

Audio Samples
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Finger: Blend (12Uhr), Drive (10Uhr), Character (Shift), HiMid (-2), Bass (+2), Hi (+2), plus Bite Finger: Blend (Voll), Drive (Voll), Character (2Uhr), HiMid (-2), Bass (0), Hi (+2), plus Bite

Das einzige minimale Manko, das ich auszumachen vermag, betrifft die Ausnutzung der vorhandenen Leistung, wenn man einen Sound verwendet, der den Signalpfad zu 100% trocken lässt, also bei nach links gedrehtem Blend-Regler. In dieser Stellung ist zwar der EQ aktiv, nicht aber der Drive- und Character-Regler. Der Drive-Regler übt allerdings einen sehr starken Einfluss auf das Gesamt-Gain aus. Bleibt er sozusagen aus dem Schaltkreis ausgenommen, so liefert ein passiver Bass zwar noch ein durchaus ausreichend potentes Eingangssignal, aber 300 Watt kommen selbst bei voll aufgedrehtem Level-Regler am Ende nicht mehr heraus. Dies ändert sich jedoch drastisch, sobald man beginnt, den Blend-Regler nur minimal hereinzudrehen und den Drive-Regler etwas hochzufahren, der dann korrespondierend zur Stellung des Blend-Reglers im Signalweg liegt. Wer also einen wirklich absolut cleanen, relativ neutralen und ungefärbten Sound verstärken möchte, wird mit dieser kleinen Einschränkung leben müssen. Ich muss dazu sagen, dass dieses Soundideal jedoch nicht dem Konzept des VT Bass 500 entspricht. Man sollte bei konzeptionell hier wirklich viel mehr in Richtung “Tubeamp im Kleinformat” denken. Wer sich einen Röhrenamp kauft, erwartet sicher als letztes knallharten HiFi-Sound, sondern sucht ja eher nach Charakter und Färbung.
Der Effektweg ist leider ausschließlich seriell ausgelegt, was seine Nutzungsmöglichkeiten ein wenig einschränkt. Ich begrüße speziell im Bassbereich regelbare Effektloops, die einem die Möglichkeit offerieren, das Mischverhältnis zwischen trockenem und Effekt-Signal zu mischen. Dieser Aspekt bildet natürlich wieder einen zusätzlichen Kostenfaktor, zugegeben und sicherlich nicht für jeden Käufer relevant.
Man vermisst am Amp einen Mute-Schalter. Diese Funktion kann, sofern man nicht an der Verwendung des Effektweges interessiert ist, über den Loop-Schalter erfolgen. Hierfür muss man einen Dummy-Kilinkenstecker in die Receive-Buchse stecken. Wird der Loop-Schalter nun betätigt, wird der Signalweg unterbrochen. Jetzt kann man berechtigterweise fragen: “Warum schaltet er dann nicht ohne Dummystecker stumm?”. Wenn der Weg ja seriell ist und keine Effekte eingeschliffen sind, dürfte ja auch nichts durchgehen, wenn der Loop-Schalter aktiviert ist, oder? Ich vermute, man wird sich bei Tech21 gedacht haben, dass das sehr unsicher wäre und bei versehentlichem Betätigen des Loop-Schalters unter Umständen Verwirrung entstünde.

Audio Samples
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Finger-Style 1 Finger-Style 2 Pick-Style 1 Pick-Style 2 Pick-Style 3 Slap-Style 1 Slap-Style 2 Slap-Style 3 Slap-Style 4
Style (Audiobeispiel)DriveCharacterLowLowMidHiMidHiBlendBite
Finger 1+2-2+20Off
Finger 210 Uhr13 Uhr+2-2+214 UhrOff
Pick 1+4+2+30On
Pick 210 Uhr13 Uhr+4+2+312 UhrOn
Pick 315 Uhr14 Uhr+5+2+314 UhrOn
Slap 1 Flat12 Uhr12 Uhr00000Off
Slap 29 Uhr+2-2+213 UhrOff
Slap 39 Uhr+2-1+217 Uhr (Voll)On
Slap 410 Uhr9 Uhr+2-2+217 Uhr (Voll)On
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