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TC Helicon Voice Live Test

KLANG UND TECHNISCHE WERTE

Alleine, was den Klang des reinen Mikrofon-Signals angeht, habe ich nicht schlecht gestaunt. Hier passt der stark überstrapazierte Begriff “Studioqualität” sehr gut. Wer ihn kennt: Der TC Electronic Gold Channel lässt grüßen. Das Signal wird fein aufgelöst und mit enormem Dynamikbereich übertragen. Dies spricht nicht nur für eine hochwertige Analogstufe, sondern auch für einen ordentlichen AD-Wandler.

Trittschallfilter und EQ arbeiten so, wie man es von ihnen verlangt und wie es im Live-Betrieb notwendig ist. Er arbeitet nicht unbedingt linearphasig, verfärbt das Signal aber auch nicht. Interessant ist, dass die Klangregelung im für Vocals üblichen Einsatzbereich besser klingt, als wenn mit hohem Q-Faktor und starken Cut-/Boost-Werten gearbeitet wird.

Der Kompressor ist nicht einfach nur ein Gratis-Bonbon, wie man es von manchen Digitalmischpulten kennt. Kein Wunder, kann man sich im Haus doch bei den Algorithmen des Schwesterunternehmens TC Electronic bedienen. Offensichtlich wurde dabei die richtige Wahl getroffen. Mit den wesentlichen Parametern lässt sich eine übliche Kompression einrichten. Man sollte den Kompressor natürlich gerade dann etwas moderater betreiben, wenn der Sound direkt auch für das Monitoring verwendet wird – durch einen zu großen Hub erhöht sich die Feedbackgefahr immens. Um die Spritzigkeit zu erhalten, wünscht man sich doch die Möglichkeit zur parallelen Kompression (“New-York-Compression”), die die originalen Transienten passieren lässt.

Der Thickener ist eine Detune-/Unisono-Einheit, die ein ähnliches Ergebnis liefert, wie die “Unisono”-Taste an manchen Synthesizern: Das Signal wird durch die Schwebungen dicker, aber eben auch ein wenig breiiger. Das Delay kann sinnvollerweise mit der Tap-Funktion eingestellt werden, was auch den ungesyncten Einsatz erlaubt. Wenn vorhanden, kann natürlich auch die MIDI-Clock zur Delayzeit-Bestimmung genutzt werden. Ein Hi-Damp ermöglicht es, Wiederholungen etwas weniger auffällig zu gestalten und in den Mix zu integrieren.

Was die Reverb-Einheit angeht, kann ich die Sprüche von TCs Marketingabteilung gerne unterschreiben: Sie ersetzt definitiv den Vocal-Reverbprozessor! Die Qualität ist in der Tat sehr gut und vielen Stand-Alone Geräten um Längen voraus! Hut ab! Die Early Reflections sind klar und deutlich, ohne zu spitz zu klingen, das Tail hat eine angenehme Dichte. Leider ist diese genauso wenig einstellbar wie das Verhältnis vom Early-Reflection-Cluster zur Nachhallfahne. Möchte man also weniger Färbung erzielen, ist man auf entsprechende Algorithmen (“Plate”) angewiesen oder muss die ITD-Gap, also den Zeitabstand von Direktsignal zur ersten Reflektion verändern – und editiert damit unweigerlich den Raumeindruck.

Audio Samples
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Originalfile “Harte” Tonhöhenkorrektur Pitch-Shifting Up Pitch-Shifting Down Automatische Chorstimmen Midi 1 Midi 2 Midi 3

Hinweis zu den Audiofiles: Mikrofon: Neumann TLM 103, Preamp: Apogee Ensemble, keine weitere Bearbeitung

Die Qualität der Tonhöhenkorrektur ist ein wesentliches Kriterium bei einem derartigen Gerät. Dem Nutzer sollte klar sein, dass es nicht sinnvoll ist, einen Knopf mit der Beschriftung “Begradigung An/Aus” zu liefern – und sonst nichts. Es muss immer individuell eingestellt werden, wann und wie die Tonhöhe korrigiert wird. Dafür liefert das Voice Live einige, aber nicht zu viele Parameter. Die perfekte Einstellung findet niemand auf Anhieb, aber nach kurzer Beschäftigung damit gelingen wirklich sehr natürliche Korrekturen. Es spricht nichts dagegen, diese auch im Studio-Betrieb zu verwenden. Für den Einsatz auf der Bühne ist die Qualität mehr als ausreichend! Sehr gut! Die Korrektur überzeugt, die Chorstimmen hingegen versetzen einen in helles Entzücken. Selbst nach einer “Geschlechtsumwandlung”, also der Generierung von weiblicher Chor-Stimme aus einer männlichen Lead-Stimme oder umgekehrt ist die Qualität noch wirklich exorbitant, und das auch dann, wenn es sich um große Intervalle zur Originalstimme handelt. Die Tonhöhenzuweisung funktioniert bei richtiger Einstellung fehlerfrei und vor allem sehr, sehr schnell. Es ist erstaunlich, wie einfach man einen dichten, gemischten Chor generieren kann. Mit stimmiger Panoramaverteilung, leicht unterschiedlichen Vibratos und gewissenhafter Raumgestaltung im Reverb-Processing ist der Choreindruck erstaunlich perfekt! Es ist heute schon denkbar, dem User weitere Parameter an die Hand zu geben, wie etwa Größe des Sängers, Resonanzbereiche, Obertöne, Artikulationsbesonderheiten, etc. Vielleicht erwartet uns das im Voice Live 2? Wo die Entwicklung wohl hinführt? Wenn die Natürlichkeit und die Eingriffsmöglichkeiten, wie etwa die Formantengenerierung (male/female) schon jetzt derart fortgeschritten sind, gibt es dann bald Louis Armstrong- und Ella Fitzgerald-Modelling-Plug-Ins?

Ein großes Plus des Systems ist die unglaubliche Verarbeitungsgeschwindigkeit.
Die Latenzen der 44,1/48kHz-Bitstream-A/D- und D/A-Wandler liegen summa summarum bei etwa 1,5ms. Natürlich bedarf eine digitale Bearbeitung wie die Tonhöhenkorrektur immer einiger Zeit, doch liegt diese ungefähr in dem Zeitbereich, die Schall vom Bühnenmonitor zum Ohr braucht – das Gerät arbeitet also fast latenzfrei. Mit derartigen Verarbeitungszeiten kann kein Computersystem mithalten. Der Frequenzgang des Bodentreters weist Werte auf, die eher an ein Studio- als an ein Live-Gerät erinnern. Der Klirr etwa beträgt bei 1000 Hz weniger als 100dB, also unter 0,001%. Die Frequenzgänge weisen weder große Dellen oder Überhöhungen auf, noch sind sie in irgendeiner Weise zu stark eingegrenzt: Beim Line-Input beträgt der Toleranzschlauch zwischen 20Hz und 20kHz nur 0,01%, beim Mikrofoneingang genauso ab 200Hz. 40Hz werden mit -1,5dB Pegel übertragen, aber in solchen Tiefen gibt es auch keinerlei nutzbares Vocal-Signal mehr.

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