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Superlux WH5 Test

Praxis

Kopflastigkeit

Anstatt auf den mitgelieferten Tischfuß setze ich das Superlux WH5 direkt auf einen ordentlichen Mikrofonständer. Allerdings hat die Gelenkverbindung des Mikros deutliche Mühe, das Gewicht des Kopfes zu tragen und kippt nach hinten weg. Immerhin wiegt das WH5 ein dreiviertel Kilo! Mit ein paar Handgriffen mit dem großen Schraubendreher sitzt die Schraube jedoch wieder etwas fester. Nicht schlimm, aber ich musste den Vorgang während des Tests wiederholen. Ich lerne also: Kopflastigkeit gibt es nicht nur bei E-Gitarren. Die Verarbeitung geht in Ordnung, wenngleich mir die dünnen Schalterchen ein wenig Sorge bereiten. Immerhin ist die Gefahr recht gering, dass sie während des Betriebs aus Versehen betätigt werden.

Die Schraube am Kopfneiger löst sich schnell – bei diesem Gewicht kein Wunder.
Die Schraube am Kopfneiger löst sich schnell – bei diesem Gewicht kein Wunder.

Klangliche Aspekte

Nach einem ausgiebigen Test an verschiedenen Quellen habe ich ein umfassendes Bild des Sounds des Superlux WH5, welches ich darstellen will. Das Mikrofon klingt, unabhängig davon, welche Kapsel geschaltet war, leider ziemlich fundamentlos. Von knackigen, kurzen Bässen mit hohem Tiefbassanteil ist man meilenweit entfernt, aber das wird bei einem derartigen Mikrofon niemand erwarten. Vor diesem Hintergrund ist es aber doch etwas schräg, dass Superlux offenbar einen Allrounder anbietet, denn so zumindest suggeriert es die Umschaltbarkeit. Das war aber noch nicht alles: Das Signal klingt vor allem in den Mitten sehr grobkörnig, dünn und brüchig. Was man noch vertreten könnte, wenn man das Signal unbearbeitet verwendet (was wohl kaum jemand tut), ändert sich , wenn man beginnt, mit Equalizer und Kompressor zu arbeiten. Besonders mit Frequenzgangbearbeitung kann man das Audiosignal komplett „zerlegen“, es zerfällt geradezu! 

Audio Samples
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30 cm, axial (Vocals-Setting) 30 cm, 45 Grad (Vocals-Setting) 2 cm (Vocals-Setting) 30 cm, axial (Drums-Setting) 30 cm, 45 Grad (Drums-Setting) 2 cm (Drums-Setting) 30 cm, axial (Instrument-Setting) 30 cm, 45 Grad (Instrument-Setting) 2 cm (Instrument-Setting) im Kontext

Der etwas indirekte und dosige Grundklang des Mikros ist bei allen gewählten Kapseln festzustellen, ebenso die zum Teil starken Einflüsse, die die Gitterform auf den Sound hat: Ab den Hochmitten kann man in allen Aufnahmen eine sehr phasige Komponente feststellen. Das ist bei anderen getesteten Mikrofonen in diesem Testmarathon zumindest ähnlich, hier aber absolut übertrieben stark. Extremes „Ringing“ im Klangbild gibt es bei Wahl der Drum-Kapsel, die auch bezüglich der Darstellung von Details das Schlusslicht der drei darstellt. Zudem kratzt sie am meisten und lässt die absoluten Höhen annähernd komplett vermissen. Die Instrument-Kapsel verfälscht insgesamt am wenigsten, ist dafür aber dynamisch nicht besonders positiv: Sie unterdrückt Pegelspitzen und lässt das Signal sehr dumpf und leblos wirken. Tatsächlich kommt die Vocal-Kapsel im Kellerduell der drei Wandler am besten weg. 

Guter Schutz vor Popplauten

Die Feedbackanfälligkeit des Superlux WH5 ist nicht größer als die vergleichbarer Mikrofone, auch beim Schutz vor Popplauten ist das WH5 recht gut aufgestellt. Insgesamt aber hätte ich mir gewünscht, ein Mikrofon testen zu können, das dem durchaus interessanten Grundprinzip auch einen Sound mitgibt, der den Konstruktionsaufwand zu rechtfertigen vermag.

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