Superlux HD-660 Test

Praxis

Verwendungszweck

Als Kopfhörer geschlossener Bauart empfiehlt sich der Superlux HD-660 aufgrund seiner guten Dämmeigenschaften für Monitoringanwendungen wie z.B. bei Gesangsaufnahmen, wo ich den Superlux-Kopfhörer in den vergangenen Jahren gewinnbringend eingesetzt habe. Offensichtlich bietet der Fernost-Kopfhörer hierfür auch geeignete Wiedergabeeigenschaften, welche die Performance begünstigen. An dieser Stelle möchte ich nicht verhehlen, dass die gefühlte Dämmung um Nuancen geringer ist als bei meinen geschlossenen Kopfhörermodellen von Audio-Technica. Das hat bisher aber zu keinen Problemen geführt, im Gegenteil. Bei den Gesangsaufnahmen für ein Album eines äußerst erfolgreichen Künstlers habe ich diverse Modelle zur Auswahl angeboten, wobei der „30-Euro-Superlux“ das Rennen gemacht hat. Vielleicht wäre die Wahl mit einem Preisschild anders ausgefallen – soviel zu Vorurteilen und den verborgenen Qualitäten des HD-660! Am Mischplatz sehe ich den geschlossenen Superlux-Kopfhörer für mein Empfinden allerdings eher nicht, hierfür ist der halboffene HD-330 wahrscheinlich ein geeigneteres Modell und zum Musikgenuss wird der HD-660 auch eher Fans einer schlank-analytischen Basswiedergabe begeistern. 

Anhand der Ohrmuscheln ist die Bauart unschwer zu erkennen.
Anhand der Ohrmuscheln ist die Bauart unschwer zu erkennen.

Tragekomfort

Der Tragekomfort des Superlux HD-660 bietet einen guten Kompromiss aus sicherem Sitz und einem akzeptablem Komfort auch bei längeren Hörsessions. Auch wenn die körperaufliegenden Materialien etwas weniger der Haut schmeicheln als bei den Inspirationsgebern von Beyerdynamic, so sorgt doch die weiche Polsterung für ein, im Vergleich mit anderen geschlossenen Kopfhörern, gutes Tragegefühl. Wer den Komfort noch steigern möchte, kann versuchen die Polster gegen Beyerdynamic-Zubehör auszuwechseln, was gemäß diverser Quellen im Internet möglich sein soll. Inwiefern beispielsweise der Austausch der Ohrpolster klangverändernde, positive wie negative Auswirkungen hat, kann ich mangels Selbstversuch nicht beurteilen. Der simple Rastermechanismus zur Größenanpassung funktioniert problemlos und verstellt sich nicht unabsichtlich beim Ab- und wieder Aufsetzen des Kopfhörers, wie man es teilweise von anderen Konstruktionen kennt. Das ist positiv zu werten! Für viele Anwendungen ist das verbaute Spiralkabel zwar ein guter Kompromiss, falls sich jedoch bei Studioanwendungen kein Kopfhöreranschluss in unmittelbarer Nähe befindet, so sollte man ein Verlängerungskabel in die Kalkulation miteinbeziehen, da sich der Zug des Kabels im gestreckten Zustand doch bemerkbar macht und stören könnte.

Fotostrecke: 2 Bilder Die weiche, mit Kunststoff überzogene Polsterung des Kopfbügels ist problemlos austauschbar.

Klang

Der Superlux HD-660 wurde für diesen Test an folgenden Kopfhörerausgängen bzw. Verstärkern betrieben:
iPhone SE
UAD Apollo 8
SPL 2Control
Lake People G93
Neben diversen akustischen Experimenten (Sinus Sweeps, übliche DAW- Tätigkeiten) habe ich einen stilübergreifenden Mix eigener und fremder Produktionen über den HD-660 angehört und analysiert.

Serienstreuung?

Im Gegensatz zu den mir zeitgleich vorliegenden beiden Modellen (alt und neu) des HD-330, die nahezu identisch klingen, sind beim HD-660 leichte Unterschiede zwischen meinem alten Modell und dem Testgerät auszumachen. Der neue HD-660 spielt um einige Nuance leiser und hat eine etwas verhaltenere Basswiedergabe. Vom grundsätzlichen Charakter und weiteren Wiedergabeparametern klingen sie aber identisch. Ob die genannten Abweichung das Resultat einer normalen Serienstreuung ist oder gegebenenfalls Modifizierungen unter der Oberfläche stattgefunden haben, vermag ich nicht zu beurteilen. Die folgenden Bewertungen basieren daher auf der Schnittmenge beider HD-660-Modelle mit einer etwas größeren Gewichtung des eigentlichen Testkopfhörers.

Klingt der HD-660 so potent wie er aussieht?
Klingt der HD-660 so potent wie er aussieht?

Frequenzgang und Impulsverhalten

Im direkten Vergleich zum halboffenen HD-330 wirkt die Frequenzwiedergabe des HD-660 etwas heller, wobei dies weniger an einer (gegenüber dem HD-330) zusätzlichen Anhebung hoher Frequenzen, sondern einer etwas schlankeren Basswiedergabe liegt, die man bei geschlossenen Kopfhörern nicht sehr häufig antrifft. Aus meiner Sicht ist dieser Charakter bei vielen Studioanwendungen einem geboosteten Bass, den man vergleichsweise häufig antrifft, vorzuziehen. Die perfekte Balance bieten aus meiner Sicht nur wenige Kopfhörermodelle, während die Bewertung selbstverständlich stark von subjektiven Hörpräferenzen abhängt. Einen Bass, der andere Frequenzbereiche „wegbügelt“, bringt aber niemandem einen Vorteil, zumindest nicht im Studio, von daher sehe ich in der quantitativ (nicht zu verwechseln mit qualitativ) dezenten Wiedergabe dieses Frequenzbereichs kein großes Manko. Mitten und Höhen gibt der Superlux HD-330 präsent wieder, weder zu nasal, topfig oder grell, wie es bei ähnlich abgestimmten Kopfhörern geschlossener Bauart manchmal vorkommt. In Verbindung einer knackigen Impulswiedergabe liefert der HD-660 ein frisches und direktes Bild, dass sich sehr gut zum präzisen Monitoring (Stichwort Sprachverständlichkeit) und auch Editing eignet. In Monitoring-Situationen, die eine hohe Abhörlautstärke erfordern, würde ich aber zu einem anderen Modell greifen. Nicht dass der HD-660 nicht auch laut spielen könnte, ein etwas milderer, indirekter Wiedergabecharakter könnte bei längeren Sessions aber einer frühzeitigen Hörermüdung vorbeugen.

Räumliche Abbildung

Wie auch der halboffene HD-330 profitiert der Superlux HD-660 von einer preis- und bauartbezogen überraschend transparenten und lebendigen Raumabbildung ohne überbreite Stereobühne, die man von anderen günstigen geschlossenen Kopfhörermodellen kennt. In diesem Kriterium hält der Superlux Kopfhörer locker mit vielen deutlich teureren Kopfhörern mit, auch wenn die Tiefenstaffelung und Separierung der Beyerdynamic-Vorbilder noch um eine Nasenlänge besser ist.

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Ela Manoosh sagt:

#1 - 05.12.2018 um 13:08 Uhr

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Ich hatte sowohl den HD 330 als auch den 660er zeitgleich mit dem BD DT 770 / 250 Ohm getestet und man kann die beiden Superluxe überhaupt nicht vergleichen, sie spielen klanglich in völlig verschiedenen Welten! Der 660 klingt einfach nach nichts. Da ist keine Wärme, da ist gar nichts. Mit dem DT 770 kann man ihn schon gar nicht vertgleichen, den 330er hingegen schon wobei dieser ja im Gegensatz zum 770er halboffen ist... aber er klingt meiner Meinung nach schön voll und rund in allen Frequenzbereichen, was man vom 660er nun nicht behaupten kann. Er klingt einfach nur dünn und blechern und Bass hat er 0. Ganz furchtbar. Meiner Meinung nach für keinen Zweck empfehlenswert.

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