Summit Audio TLA-50 Test

Praxis

Die Verarbeitungsqualität des TLA-50 ist zwar ordentlich, doch von perfekt ein wenig entfernt. So fällt auf, dass die Frontplatte nicht absolut präzise ausgeschnitten ist. Beispielsweise zeigt das Fenster, durch das das VU-Meter zu sehen ist, kleinere Ungenauigkeiten. Der Gehäusedeckel ist auf der rechten vorderen Seite leicht überhöht, die Platine darunter etwas gequetscht und liegt ein wenig schräg. Offensichtlich ist für die vielen Bauteile nur so gerade eben Platz im 9,5”/1HE-Gehäuse.

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Folgende weitere Nadeln lassen sich im Heuhaufen finden: Die Potis laufen äußerst leichtgängig, eiern dabei aber etwas. Außerdem nullt das Meter nicht genau, wenn es die Gain-Reduction anzeigen soll. Alles in allem sind dies glücklicherweise Mankos, die die Funktion oder Bedienbarkeit nicht wirklich negativ beeinflussen. Meter-Nadeln etwa, die nicht genau auf Null stehen, finden sich bei Geräten aller Preisklassen. Außerdem muss man es mit dieser langsamen und RMS wiedergebenden Anzeige sowieso nicht so genau nehmen – ein VU-Meter im GR-Modus kann nur eine grobe Orientierung sein, denn im Wesentlichen sind es immer noch die Ohren, die verwendet werden (sollten). Dass die Schalter auf der Frontplatte eng gebaut sind, ist der geringen Gehäusegröße geschuldet, die ja zweifelsohne auch Vorteile bietet. Es ist löblich, dass Summit sich für ein integriertes Netzteil mit Powerschalter entschieden haben, doch muss man höllisch aufpassen, das Gerät nicht aus Versehen abzuschalten: Bypass und Power können schnell verwechselt werden: Nicht der Power-Switch liegt unter der großen, roten Power-Anzeige, sondern Bypass, Power ist dementsprechend der unterste!

Eine wichtige Nachricht: Vom ersten Betätigen des Power-Switches bis zum letzten, bewussten Schalten war kein Brummen festzustellen. Die Entscheidung, das Netzteil trotz enger Platzverhältnisse einzubauen, war also goldrichtig. Das problemlose Funktionieren zeugt von hoher Ingenieurskunst im Hause Summit! Kurz nach dem Betätigen des Netzschalters laufen auch schon die ersten Signale durch das handliche Gerät.

Und schon vor Ablauf der Aufwärmzeit von 15 Minuten macht mir der kompakte Kompressor klar, dass er seiner Aufgabe sehr gut gewachsen ist – dass es sich in Sachen Charakter um keine Miniaturausgabe handelt. Der TLA-50 geht ordentlich zur Sache! Wenn der Kompressor eine starke Hubarbeit verrichtet, werden die Signale sanft angefärbt. Dies macht sich auf tonalen Bestandteilen bemerkbar, so zum Beispiel auf den Vokalen einer Gesangsstimme. Den Konsonanten der menschlichen Stimme fügt der TLA-50 genau das Maß an Verbreiterung und mittleren Höhen hinzu, das allgemein mit “edlem Klang” assoziiert wird. Mit Mut zu mehr Gain wird das Signal sofort noch um einiges reichhaltiger, was vor allem das Soundbeispiel mit dem programmierten Bass verdeutlicht: Er erhält durch die Obertöne ebenfalls einen deutlich anderen Charakter, hier zeigt der Summit, dass ein Kompressor eben auch ein wichtiges Klangformungs-Werkzeug sein kann.

Audio Samples
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Vocals Bypass Vocals Slow Vocals Medium Synth-Bass Bypass Synth-Bass Medium Synth-Bass Fast/Heavy E-Piano Bypass E-Piano Standard

Die unbearbeiteten Schlagzeugsignale erhalten durch die Kompression ihre notwendige Bauchigkeit, die Anschläge können – wenn gewünscht – ordnungsgemäß „dick“ gemacht werden. Selbst bei Percussion-Sounds ist die Attackzeit “Fast” mit fünf Millisekunden ausreichend kurz, allerdings lassen sich auch mit dem TLA die Sounds zum Knacksen bringen – kein Qualitätsmangel, sondern üblich. Vor allem bei der Bearbeitung von Drums fällt jedoch auf, dass man mit drei wählbaren Release-Zeiten nicht für jede Situation gewappnet ist: Möchte man bei heftiger Kompression das Gerät nicht nur “atmen” lassen, sondern jede Rückregelung auf das Verhältnis 1:1 als auffälliges Pumpen herausarbeiten, vermisst man schnell eine stufenlos einstellbare Release-Zeit. Die entstehende Rhythmik durch das Hochziehen des Signals zwischen den Schlägen möchte man gerne fein einstellen, damit sie mit der gesamten Rhythmik harmoniert. Ein derartiges Slapback als 1/16-Shuffle etwa kann immerhin – geschickt eingesetzt – den Groove eines ganzen Songs positiv beeinflussen. Die nicht vorhandene Einflussnahme auf die Ratio fällt im Praxisbetrieb nicht sonderlich ins Gewicht.

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Snare Drums Bypass Drums 1 Drums 2 Drums 3 Drums Smashup Summe Bypass Summe Standard

Durch die Möglichkeit zum Linking erhhält man für etwas mehr als eintausend Euro ein wirklich gutes Stereo-System, das Vorhandensein eines Sidechains ist immer ungemein praktisch. Äusserst schade ist allerdings, dass auf einen kleinen Schalter, der diesen Signalweg aktiviert und deaktiviert, verzichtet wurde. So lassen sich bei der Arbeit keine Vergleiche anstellen, die Verwendung bedeutet bei festem Einbau des TLA-50 leider unnötige Kriecherei hinter Racks und Tischen. Weil das dann oft doch zu kompliziert ist und den “kreativen Fluss” hemmt, nimmt man dafür im Zweifel doch lieber ein anderes Gerät. Ausserdem ist es nicht möglich, per Monitor-Schalter diesen Sidechain weg auch abzuhören – ein wichtiges Hilfsmittel bei der Fehlersuche. Wo ich gerade meine Wunschliste durchgehe: Die Möglichkeit, das hübsche Meter auch den Eingangspegel anzeigen zu lassen, wäre kein sonderlich großer Aufwand gewesen. Schade.

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Druckvoll arbeitet auch der Summit. Bei Umschaltung und Anzeige gibt es aber noch unerfüllte Posten auf dem Wunschzettel.

In der ersten Stunde der Arbeit mit dem Summit TLA-50 hinterlässt dieses Gerät einen klanglich hervorragenden Eindruck. Nach dieser akustischen Eingewöhnungsphase zeigt sich jedoch immer mehr, dass es zu den großen und teuren Mono-Kompressoren dennoch einen merklichen Unterschied gibt. Ganz so differenziert, ganz so edel klingt der Summit dann doch nicht. So klingt die Sättigung, die sich vor allem bei den Bass-Synth-Beispielen gut beobachten lässt, etwas “preiswerter”, als man es von den High-End-Produkten gewöhnt ist. Gegen LA2A und Verwandte lässt es sich eben nicht so leicht “anstinken”. Der Summit TLA-50 ist ihnen klanglich jedoch näher als der absoluten Niedrigklasse, über die Spötter behaupten, einige verfügten nur über eine Röhre, damit dies in der Produktbezeichnung vermerkt werden könne. Preislich liegt er nur geringfügig darüber, was ihn wirklich attraktiv macht! Rundherum ist der kleine Summit also ein Röhrenkompressor, der für die Bearbeitung von Einzelsounds eine wirklich sehr gute Wahl sein kann und für Gesang dann eine hervorragende Lösung ist, wenn das Geld eben nicht für einen Mono-Röhrenkompressor der Zweitausend-Euro-Klasse reicht.

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