Steinberg Cubase 5 Test

VariAudio – Die neue Elastizität

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Eine der augenscheinlichsten Neuerungen in Cubase 5 ist die Einführung von VariAudio: Aufgenommene Audiodaten sind jetzt nicht mehr nur im Timing, sondern auch in der Intonation elastisch und können nach Belieben korrigiert, verbogen, entfremdet und natürlich auch verschlimmbessert werden. Die Funktion ist sehr schön in den Sample-Editor eingebettet, beschränkt sich auf monophones, also einstimmiges Material  und ist laut Steinberg vor allem für Gesangsspuren optimiert. Sobald man auf eines der VariAudio Werkzeuge klickt, wird die Audiodatei analysiert und von Cubase in Segmente unterteilt. Jedes Segment steht dabei für eine Note. Zunächst empfiehlt es sich, diese Segmentierung noch einmal durchzugehen und zu überprüfen, ob wirklich alles korrekt unterteilt wurde. Zisch- oder Explosivlaute, die von der Bearbeitung ausgeschlossen werden sollten, erkennt die Software zwar gut, aber hin und wieder werden rhythmische Zusammenhänge falsch interpretiert. Hier ist also ein wenig Finetuning gefragt, bei dem man sich übrigens sehr gut an der im Hintergrund abgebildeten Wellenform der Datei orientieren kann.
Sobald das erledigt ist, kann man buchstäblich den Berg zum Propheten bringen, denn Anpassungen bei Intonationsproblemen gestalten sich völlig problemfrei. Ein kritischer Bereich wird ausgewählt und anschließend mittels zweier stufenloser Regler in der Tonhöhe quantisiert und in der Fein-Intonation geglättet.

Wem das noch nicht reicht, der kann auch innerhalb einzelner Segmente die Tonhöhendrift (Abdriften des Tons nach oben oder unten) bearbeiten, durch Setzen eines Ankerpunktes auch nur in einem ausgewählten Bereich eines Segments. Die natürlichen Grenzen einer solchen Bearbeitung zeigt Steinberg im eigenen Video-Tutorial. Bei Tonhöhenverschiebungen von mehr als einem Ganzton sollte man bei Lead-Vocals, die nicht in einer ellenlangen Delay-Fahne ertrinken, schon sehr vorsichtig sein – zumindest solange man einen natürlichen Klang beibehalten will. Bei Chorstimmen ist das natürlich etwas anderes, aber wer Audio in extremer Form bearbeiten will und dann auch noch erwartet, dass das Feeling des Originals erhalten bleibt, sollte wohl eher einen Zauberer zurate ziehen.

Leider kann das Lineal im Sample-Editor nach wie vor nicht angepasst werden. Wer das Timing einer triolischen Spur nachbearbeiten will, muss mit dem Sechzehntel-Raster als grobe Orientierungshilfe vorlieb nehmen. Hier wäre eine freie Einstellung wie im MIDI-Editor sehr hilfreich. Melodyne machts vor: Zum Quantisieren von Chorstimmen wäre es großartig, wenn man mehrere Spuren im gleichen Editor abbilden und sich so an einer Referenzspur orientieren könnte. Trotz der kleinen Mängel: Die direkte Integration eines solchen Tools in den Host-Sequenzer lässt Produzentenherzen höher schlagen. Kein Überspielen in andere Programme ist mehr nötig und zudem sind natürlich alle Änderungen non-destruktiv und können jederzeit rückgängig gemacht oder mit wenigen Mausklicks nachbearbeitet werden.

Pitch Correct – VariAudio mit Autopilot

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Für all diejenigen, denen die Arbeit mit VariAudio zu kompliziert und langatmig ist, bietet Cubase mit Pitch Correct eine Pauschallösung in der altbekannten Form eines Autotuners. Über die Parameter Speed und Tolerance lässt sich alles von einer nuancenhaften Korrektur bis zum vielgehörten Cher-Effekt verwirklichen. Die eingehende Melodie wird dabei an eine frei wählbare Tonleiter angepasst und kann auch über eine parallel laufende MIDI-Spur gesteuert werden. Zusätzlich transponiert Pitch Correct die Audioaufnahme bei Bedarf um bis zu 24 Halbtöne (!) in die höheren oder tieferen Register und lässt damit eine Anpassung der Formanten zu.
Wie bei VariAudio werden Zisch- und Explosivlaute automatisch erkannt und von der Bearbeitung ausgeschlossen, was dazu führt, dass das Ergebnis bei exzessivem Gebrauch des Formantreglers ein wenig unglaubwürdig wirkt (Darth Vader nimmt bei jedem S den Helm ab). Abgesehen davon erfüllt Pitch Correct seine Aufgabe wunderbar. Wer die im offensichtlichen Vorbild von Antares eingebundenen Vibrato-Funktionen vermisst, der sei daran erinnert, dass Cubase einen entsprechenden Modulationseffekt schon seit Längerem an Bord hat. Dieser muss bei Bedarf einfach im nächsten Insert-Slot aktiviert werden.

Der Groove Agent ONE – Drums under cover

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Der Groove Agent ONE ist, wie der Name vermuten lässt, auf Drumsounds spezialisiert. Die Benutzeroberfläche erinnert an die MPC-Drum Machines, die gegen Ende der 80er Jahre von der Firma Akai eingeführt wurden. Im Gegensatz zu HALionOne handelt es sich hier nicht um einen reinen Sample-Player, der ausschließlich auf die Sounds der mitgelieferten Library zugreifen kann. Die sichtbaren 16 Pads in der rechten Hälfte des Plugin-Fensters können via Drag & Drop mit einzelnen Samples oder bis zu achtfachen Layern belegt werden. Von den besagten 16 Pads gibt es wiederum acht Gruppen. Es stehen also insgesamt 128 Slots für Sounds zur Verfügung, die alle direkt von einer MIDI-Spur aus angesteuert werden können. Welches Pad dabei von welcher MIDI-Note getriggert werden soll, ist mit zwei schnellen Mausklicks eingestellt.Sobald ein Sound geladen ist, gibt es die Möglichkeit, ihn mit den für Sampler üblichen Werkzeugen wie Transposition, Backward-Mode, einer Lautstärke-Hüllkurve und einem einfachen Filter zu bearbeiten – rudimentär und in diesem Fall absolut zweckdienlich. Wer weiterschrauben will, weist das entsprechende Pad einem der 16 Stereo-Outs des VST-Instruments zu und legt seine Lieblings-Plugins in die Kanal-Inserts.

Ein Highlight des Groove Agent ONE ist die Möglichkeit, geslicte Loops zu importieren und dabei automatisch die einzelnen Slices auf verschiedene Pads zu verteilen. So wird eine Loop mit einem einzelnen Klick zum Sample Pool für eigene Beatkreationen. Und es geht noch weiter: Die Schnipsel der importierten Loop lassen sich innerhalb des Plugins durch einfaches Anfassen und Verschieben der Pads neu anordnen. Diese neue Anordnung kann über das Exchange-Feld als MIDI-Loop zurück in das Projektfenster von Cubase gezogen werden. Das Mikrotiming, also die rhythmischen Nuancen der originalen Loop, bleibt dabei unverändert.

Zu kompliziert? Keine Angst, es gibt natürlich auch eine Menge Presets, die angenehm neutral klingen und auch gehobene Ansprüche zufriedenstellen können. Wer glücklicher Eigentümer einer eigenen MPC-Drum Machine ist, kann übrigens mit einer eigens dafür entworfenen Import-Funktion seine Sounds direkt importieren.

Beat Designer – Beats nach Step(p)muster

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Wenn der Groove Agent ONE der Motor ist, dann ist der Beat-Designer das Benzin. Es handelt sich dabei um einen MIDI-Pattern-Sequenzer, mit dem sich eigene bis zu 64 Steps lange Loops programmieren lassen. Ein Klick in die Step-Anzeige erzeugt eine Note, deren Anschlagsstärke mit Halten und Ziehen der Maus angegeben werden kann. Als wäre es die natürlichste Sache der Welt, lässt sich für jede Spur innerhalb des Plugins ein Zeitversatz einstellen. Wenn die Hi-Hats ein bisschen „nach vorne“ gehen sollen, dann ist das schnell erledigt, und zwar ohne dass andere Spuren davon betroffen werden.

Eine kleine Sensation sind die beiden unabhängigen Swing-Regler. Hier kann die Interpretation der Achtelnoten stufenlos von gleichmäßigem Feel bis zu Triolen geregelt werden und auch Negativ-Swing ist möglich. In jeder einzelnen Spur kann man dann zwischen den beiden Swing-Einstellungen hin- und herschalten. All diese Variablen direkt in einem Fenster unter der Maus zu haben, ist schon eine feine Sache.

Auch für den Beat Designer gibt es natürlich Presets, die jeweils in 12 Sub-Bänke unterteilt sind und rhythmisch zunehmend komplexer werden. Zum Teil ist schon am Namen erkennbar, für welches Preset des Groove Agent ONE sie ursprünglich gedacht sind, aber das bedeutet natürlich nicht, dass sie nur mit diesem Sample-Set funktionieren. Der Beat Designer arbeitet unabhängig vom angesteuerten Klangerzeuger. Wenn der Groove steht, kann die fertige Loop via Drag & Drop in das Projektfenster gezogen und auf einer MIDI- oder Instrumentenspur abgelegt werden. Alternativ lässt sich der Beat Designer auch gerne über MIDI-Noten steuern, die jeweils eine Sub-Bank von bis zu vier gleichzeitig geladenen Presets triggern. Für Live-Anwendungen sind diese Bank-Changes auch zum Taktwechsel quantisierbar. So weit so gut. Ein wenig befremdlich ist allerdings die Tatsache, dass das Plugin in diesem Modus nicht zum Schweigen zu bringen ist. Während der Wiedergabe in Cubase groovt der Beat Designer immer weiter vor sich hin, solange er nicht komplett deaktiviert oder die Spur gemutet wird. Das Entwicklerteam scheint von seiner Kreation so hingerissen gewesen zu sein, dass schlicht und einfach der AUS-Schalter vergessen wurde, der ja eigentlich ein essentieller Bestandteil eines jeden technischen Geräts ist. Durch eine leere Sub-Bank lässt sich das Problem aber umgehen.

LoopMash – Es Lebt!

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Das Problem mit dem Fehlen eines AUS-Schalters, der auf MIDI-Befehle reagiert, gibt es ebenfalls bei diesem VST-Instrument, das unter der Kategorie Synth abgelegt ist. Von Steinberg in der Werbung als revolutionäres Kreativ-Tool angepriesen, handelt es sich hierbei tatsächlich um ein Instrument, das die Welt noch nicht gesehen hat. Es importiert bis zu acht Loops pro Scene (Sub-Bank). Diese werden automatisch in Slices zerschnitten und ihrem Lautstärkeverlauf oder ihrer Klangfarbe analysiert. Danach ist der Anwender an der Reihe und bestimmt eine der Loops als Masterspur.

Die Kernfunktion des Plugins ist es, die Slices der Masterspur durch ähnlich klingende Slices der übrigen Loops zu ersetzen. Mit den Schiebereglern links daneben kann man dabei bestimmen, welche Spuren bevorzugt als Lieferant für neue Sounds infrage kommen. LoopMash ordnet die Sounds dabei nicht in Kategorien. So wird aus einer Snaredrum im Handumdrehen eine Trompete oder ein akzentuierter Klavier-Akkord. Jede Spur kann transponiert werden, und zusätzlich gibt es auf der Edit-Seite die Möglichkeit, die Stimmenzahl zu variieren oder Zufallsberechnung mit einfließen zu lassen. Die Steuerung funktioniert wie beim Beatdesigner. Im Sync-Modus aktiviert eine MIDI-Note eine Scene, wobei man alternativ auch zum Audio-Export einer Loop greifen kann. Hilfreich wären hier noch Lautstärkeregler für die einzelnen Loops.
Bildlich gesprochen: LoopMash ist eine Art Schmelztiegel. Der Benutzer wirft eine Katze, ein Eichhörnchen und ein Huhn hinein und Loop Mash formt dann zum Beispiel ein katzenähnliches Tier aus den Einzelteilen des Eichhörnchens und des Huhns. Zusätzlich kann man dabei bestimmen, von welchem Tier mehr Einzelteile verwendet werden sollen.

Dieses Instrument kann also im wahrsten Sinne des Wortes gespielt werden. Durch das Prinzip Zerschmettern und Rekonstruieren sind die Ergebnisse ab drei parallelen Loops kaum vorhersehbar. Wer nach einem Tool sucht, das hilft, Visionen möglichst direkt umzusetzen, wird die Finger von LoopMash lassen. Sogar viele der Presets klingen wirr und zusammenhangslos. Die Beliebigkeit im System erinnert an den guten alten Melodienwürfel, aber das kann natürlich für einen ideenfreien Sonntagvormittag genau das Richtige sein.

REVerence

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Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an die rudimentären Reverb A und Reverb B in der Urversion von Cubase SX, denen nur schwerlich vernünftige Rauminformationen zu entlocken waren. Seitdem hat sich einiges getan. Der große Sequenzer-Konkurrent Logic hat mit dem Space Designer schon seit Längerem einen Faltungshall zu bieten, und nun hält auch Steinberg die (Hall-)Fahne hoch und bindet mit REVerence ein entsprechendes surroundfähiges Plugin in die Standardausstattung von Cubase ein.

Das Wichtigste zuerst: Die mitgelieferten Presets klingen größtenteils sehr gut und definiert und lassen sich bestens im Mix unterbringen. Natürlich kann man trotzdem nach Lust und Laune an den gesampelten Impulsantworten herumexperimentieren. Neben den grundlegenden Einstellungsmöglichkeiten wie Pre-Delay, Nachhallzeit und Raumgröße kann man auch die Erstreflexionen in ihrer Dauer und Lautstärke bearbeiten. Eine Reverse-Funktion für die Hallfahne und ein dreibandiger parametrischer Equalizer machen das Paket komplett.

Aber: Bei Faltungshall ist die Performance generell ein Problem und REVerence nimmt sich da leider nicht aus. Auf unserem Test-PC (Core2Duo @ 2.4GHz, 2GB RAM) ist das Plugin bei einer Buffersize von 128 praktisch nicht verwendbar. Nur bei einigen der Presets mit kürzeren Ausklingzeiten bleiben wir von dem unangenehmen Knistern, das die Überlastung des Rechners ankündigt, verschont. Der einzige Ausweg ist hier ein Erhöhen der Buffersize und damit auch der Latenz. Der teure Waves IR1 dagegen ist in der gleichen Konfiguration bei einem komplexeren Preset sogar in mehrfachen Instanzen noch brav bei der Arbeit. Trotzdem ist REVerence natürlich eine gewaltige Bereicherung. Wer zum Abmischen auf eine hohe Buffersize schaltet, kann das Plugin auch mit einem nicht mehr ganz brandneuen Rechner benützen und damit seine Tracks veredeln.

VST Expression – Das Wörterbuch für Sampleplayer

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Wer schon einmal mit großen Sample-Libraries gearbeitet hat, wird wahrscheinlich wissen, dass es bei diesen oft die Möglichkeit gibt, einem Instrument unterschiedliche Spielanweisungen zu geben. Eine Violine kann zum Beispiel col arco (mit dem Bogen) oder pizzicato (gezupft) gespielt werden. Sie kann Trillern, einzelne Töne durch Akzente hervorheben, ein Crescendo spielen und so weiter und so fort. Je nach Library werden diese Artikulationen mit unterschiedlichen Steuerbefehlen ausgelöst. Dies läuft hauptsächlich über Program Changes, unterschiedliche MIDI-Channels, Keyswitches oder MIDI-Controller. Von Anbieter zu Anbieter sind die Methoden unterschiedlich. Man könnte also sagen, dass jedes VST-Instrument eine eigene Sprache spricht, und an dieser Stelle tritt Cubase 5 auf den Plan.

Die neuen Expression-Maps funktionieren so ähnlich wie Drum-Maps. Für jedes verwendete Instrument merkt sich Cubase, welche Spielweisen möglich sind und wie sie angesteuert werden. Das lässt sich ganz einfach und übersichtlich in den VST Expression-Einstellungen einrichten. Man wählt eine der üblichen Artikulationen aus oder erstellt eine eigene. In den Ausgabe-Einstellungen weist man dieser dann zum Beispiel einen Keyswitch zu.

Die unterschiedlichen Artikulationen lassen sich bei Bedarf in bis zu vier Gruppen unterteilen, wobei immer nur eine Spielweise pro Gruppe aktiv sein kann. Bleiben wir beim Beispiel der Violine: Diese spielt entweder col arco oder pizzicato. Beides auf einmal geht nicht. Diese Spielweisen gehören also zur gleichen Gruppe. Wenn col arco gespielt wird, eröffnet uns das aber die Möglichkeit, zum Beispiel einen Triller oder ein Glissando einzusetzen. Auch diese beiden Artikulationen schließen sich (zumindest bei den meisten Libraries) gegenseitig aus und formen so eine zweite Gruppe.

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Die so erstellte Expression-Map kann jetzt im Inspector einer MIDI- oder Instrumentenspur unter dem neu dazugekommenen Punkt VST Expression geladen werden. Sobald das passiert ist, werden im Noten-Editor gesetzte Artikulationen automatisch an das entsprechende VST Instrument geschickt. Im Schlagzeug- und Key-Editor steht zusätzlich zu den Controllerspuren eine Artikulationsspur bereit, und auch im Listeneditor kann man ganz einfach per Mausklick die entsprechende Spielweise angeben.

Ein großer Pluspunkt ist, dass sich durch VST Expression über die gleiche MIDI Spur verschiedene Libraries ansteuern lassen, ohne dass große Änderungen vorgenommen werden müssten. Hier ist ab sofort fliegender Wechsel möglich. Was allerdings fehlt, ist eine Art Übersetzer für Controller-Daten: In Cubase 5 ist beispielsweise eine 90 Tage Trial-Version des Halion Symphonic Orchestra enthalten. Die Lautstärke der Instrumente dieser Library wird über CC11 (Expression) gesteuert. Beim Abspielen des gleichen MIDI-Materials über den HalionONE wird dieser Controller noch nicht berücksichtigt, und es gibt auch keine Möglichkeit,, Cubase dazu zu bringen, dies zu tun. Die einzige Lösung ist ein Kopieren der Controller-Daten von Hand. Die bereits enthaltenen Expression-Maps für den HalionONE und das Halion Symphonic Orchestra erscheinen übrigens nur im Auswahlmenü, wenn man die Plugins über ein Spur-Preset lädt. Trotzdem ist VST Expression ein sehr löblicher Schritt in Richtung der standardisierten Steuerung von Sample-Libraries, und vielleicht finden sich ja schon bald die ersten Expression-Maps als Download von Drittanbietern. Vienna Symphonic Library, Garritan und Sonic Reality haben bereits Support angekündigt.

Automation & MIDI

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Was die Automation angeht, gibt es bei Cubase 5 einige kleinere Neuerungen. Da wäre zunächst das Automationsfeld, mit dem sich auf alle Automationsoptionen zugreifen lässt. Hilfreich ist das vor allem bei komplexen Projekten mit Dutzenden von Automationsspuren. Durch einen Klick werden bestimmte Arten von Automationsdaten wie Lautstärke oder Send-Pegel von der Wiedergabe oder Aufnahme ausgeschlossen. In den Anzeigeoptionen kann man wählen, welche der vorhandenen Automationsdaten im Projektfenster sichtbar sein sollen. Das macht die ganze Angelegenheit etwas übersichtlicher.

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Weiterhin wurde der Konflikt zwischen MIDI- und Automationsdaten behoben. Bisher waren MIDI-Controllerdaten auf beiden Wegen speicherbar. Wenn tatsächlich beide Wege gleichzeitig beschritten wurden, entstanden natürlich oft Probleme. Dies umgeht Cubase nun durch eine Verrechnung beider Informationen. So kann man beispielsweise den Daten aus dem MIDI-Part eine höhere Priorität zuweisen oder einen Mittelwert aus beiden errechnen lassen. Für die Aufnahme einer neuen Automation lässt sich nun für jeden einzelnen Control-Change festlegen, ob die Daten in den MIDI-Part oder die Automationsspur geschrieben werden sollen. Mit dem ebenfalls neuen MIDI Monitor, der sich unter den MIDI-Plugins findet, können eingehende Daten in einer dem Listen-Editor ähnlichen Ansicht überprüft werden. Sehr erfreulich ist übrigens die kleine Änderung, dass beim Start der Wiedergabe nach dem Beginn einer MIDI-Note trotzdem ein Note-On Befehl gesendet wird. Bisher musste man zum Anfang einer Note zurückspulen, um diese hören zu können.

Sonstiges

Abseits von den großen Veränderungen und neuen Plugins bietet uns das neue Cubase natürlich viele kleine Verbesserungen. So gibt es zum Beispiel ein sehr hübsches virtuelles Keyboard, das es erlaubt, VST-Instrumente über die Tastatur zu spielen und sogar aufzunehmen. Für die verbleibende Aufnahmezeit von Audiodaten gibt es jetzt ein eigenes Fenster. Der MediaBay wurden einige weitere Tag-Rubriken hinzugefügt, und es gibt einen neuen Medientyp für die Pattern-Bänke des Beat Designers. Die Tempospur besteht nach wie vor aus einem eigenen Fenster, kann aber auch gesplittet in Tempo- und Taktartspur ins Projektfenster geholt werden.

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Ein letztes großes Highlight ist die Erweiterung der Audio-Mixdown Funktionen. Ab sofort können Spur-Archive in einem einzigen großen Rutsch exportiert werden. Cubase schreibt also bei Bedarf jeden Kanal des Mixers als einzelne Datei auf die Festplatte. Gerade für Cross-Platform Export ist das sehr zeitsparend.

Wie schon bei Version 4 gibt es mit Cubase Studio eine günstigere Variante der Software, bei der einige der neuen Features wegfallen. So wird der Anwender vergeblich nach VariAudio und REVerence suchen. LoopMash und die erweiterten Exportfunktionen sind ebenfalls nicht enthalten.

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