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Steinberg CI2 Test

Lieferumfang
In der Verpackung des Steinberg CI2 finden sich neben dem Interface ein USB-Kabel, eine CD mit Treibern und Tools, eine DVD mit Cubase AI 5 und eine Bedienungsanleitung. Dem Handbuch möchte ich an dieser Stelle meine Anerkennung aussprechen, denn es ist sehr übersichtlich strukturiert sowie sympathisch und anwendernah geschrieben. Schritt für Schritt lernt man in kürzester Zeit alles Wichtige über das Audio-Interface, seine Installation und seine Anwendung. Der Text ist viersprachig und bei einem deutschen Produkt natürlich auch in Deutsch abgefasst, so dass der englische Langenscheidt im Regal stehen bleiben kann. Wer eine Dokumentation zu Cubase AI 5 vermisst, sei beruhigt, denn diese wird bei der Installation als PDF-File auf die Festplatte kopiert.

Das CI2 von außen
Werfen wir einen Blick auf die Hardware. Das CI2 erweckt mit seiner äußeren Erscheinung den Eindruck, man hätte den CC121 Controller und das MR816 X Audio-Interface (beide ebenfalls aus dem Hause Steinberg) für eine Nacht in einem romantisch beleuchteten Zimmer alleine gelassen, damit die Dinge ihren natürlichen Lauf nehmen. Die farbliche Gestaltung erinnert mit ihrer Kombination aus Anthrazitgrau und Weiß ein wenig an das Yin-Yang Zeichen, was absolut bezeichnend für die Kombination aus den oben genannten Gerätetypen ist. Dazu leistet auch der ins Auge stechende AI-Knob seinen Beitrag, der in der rechten (weißen) Hälfte des CI2 zu finden ist. Dieser Endlosdrehregler wird von zwei weiteren Tastern wie von Satelliten umringt, und in seiner Gesamtheit ist das Trio für die Controllerfunktionen, also die Kommunikation mit Cubase, zuständig. Dazu später mehr.

Die Potis und Schalter in der linken Hälfte, also im grauen Bereich des CI2, betreffen den Interface-Part des Gerätes. Hier regelt man vor allem die Lautstärke des Master- und Kopfhörerausgangs sowie das Input-Gain der beiden Eingangskanäle. Direkt neben den Gain-Reglern gibt es jeweils eine rote Peak-LED, die bei Übersteuerungen aufleuchtet und sich im Zuge des Tests als etwas übervorsichtig erwiesen hat. Schon bei einer Eingangslautstärke von -2dBFS, also 2dB unter der Grenze für digitales Clipping, war hier Alarmstufe Rot angesagt. Hier ist also eine etwas unkonventionelle Art Frühwarnsystem integriert – aber besser so als anders herum!

Kanal 1 lässt sich mittels des HI-Z Buttons zu einem Instrumenteneingang umfunktionieren. Dadurch wird die Impedanz erhöht, was beispielsweise den passiven Tonabnehmer einer E-Gitarre entlastet und ihm ermöglicht, sein Signal unbeschnitten und naturbelassen abzuliefern. In gleicher Weise schaltet man beiden Inputs 48V Phantomspeisung hinzu, um so seine schönen und teuren Kondensatormikrofone mit Strom zu füttern. Als besonders gelungen empfinde ich den Mono-Schalter und den Input/DAW-Mixer. Ersterer legt das Signal aus dem linken Eingang des CI2 in die Mitte des Stereopanoramas, was die angenehme Folge hat, dass man beim direkten Mithören seinen Gesang nicht nur auf dem linken Kopfhörer hört. Letzterer ermöglicht es, das Lautstärkeverhältnis zwischen dem direkten Mithören seiner eigenen Performance und dem Playback aus Cubase abzustimmen. All dies ist in größeren Audio-Interfaces in Form eines Panorama-Reglers und eines internen Mixers in weit flexiblerer Form vorhanden, in diesem Fall hat man aber einen ganz direkten und blitzschnellen Zugriff auf beides.

Anschlussmöglichkeiten
Zeit für einen Kameraschwenk! Wir wechseln in die Rückansicht des CI2, die sich ebenfalls sehr übersichtlich gestaltet. Hier wird die Interface-Controller-Kombination mit der Außenwelt verbunden.

CI2_back_400mm_RGB

Über den USB-Anschluss werden nicht nur Daten mit der DAW ausgetauscht, sondern auch die nötige Netzspannung zugeführt. Das CI2 ist also völlig unabhängig von der An- oder Abwesenheit einer Steckdose und kann in Verbindung mit einem Notebook jederzeit zu mobilen Aufnahmen eingesetzt werden. Für die Eingangskanäle finden platzsparende XLR/Klinke-Kombibuchsen Verwendung. Line-Out, Kopfhörer und einen optionalen Footswitch schließt man über Klinkenstecker an. Der Letztgenannte kann einen Teil der Controllerfunktionen übernehmen. So lässt sich, wenn man einmal wieder alle Hände voll zu tun hat, z.B. eine Aufnahme auch per Fußtritt starten oder beenden.

Leider war es das schon. Wer jetzt fragt, wo sich die Digital- und MIDI-Verbindungen einrichten lassen, dem kann ich nur mit einem stillen Kopfschütteln antworten. Im Falle der MIDI-Verbindung lässt sich die Problematik umgehen, indem man ein entsprechendes USB-Interface verwendet. Auch gibt es Controller, die man direkt über USB an den Rechner anschließen kann. Um einen Digitaleingang zu erhalten, müsste man aber anderes Audio-Interface anschließen, und das ist sicher nicht Sinn der Sache. Die Möglichkeit, externe Preamps über eine ADAT- oder S/PDIF-Schnittstelle zu nutzen, fällt damit leider weg.

Innere Werte
Wenn man den Nachmittags-Talkshows im deutschen Privatfernsehen Glauben schenken darf, sind es in Wirklichkeit ja die inneren Werte, die wirklich zählen. Sehen wir uns, von dieser Erkenntnis erleuchtet, also einmal an, was das CI2 jenseits seines hübschen Designs und der einfachen Handhabung zu bieten hat. Da wäre zuallererst einmal die mögliche Auflösung digitaler Audiodaten. Diese liegt bei 24 Bit/48 kHz und ist somit im direkten Vergleich zu den meisten Konkurrenzprodukten im gleichen Preissegment eher schwach. Der Standard für professionelle Audio-Hardware liegt seit geraumer Zeit bei 24 Bit/96 kHz. Das CI2 kommt mit seiner Samplerate also nur auf die Hälfte. Die Frage ist aber, ob man derartig hohe Auflösungen im Alltag nutzbringend einsetzen kann. Der große Vorteil eines Trackings mit 96 kHz liegt vor allem darin, dass bei der Analog-Digital-Wandlung eines Signals weniger Aliasing auftritt. Dies gilt auch, wenn das Material danach wieder zur CD-Qualität, also 16 Bit/44,1 kHz, downgesampelt wird. Man kann mit der höheren Auflösung also eine geringere Fehlerquote beim Übersetzen der analogen Schallwellen in „digitale Einsen und Nullen“ erreichen, und vornehmlich der Bereich über 10 kHz wird so natürlicher aufgezeichnet. Trotz dieses Vorteils steht die Samplerate in vielen Studios aber immer noch auf der niedrigeren Auflösung, zumindest solange CDs und keine SACDs oder DVD-Audios produziert werden. Ein Heim- oder Proberaum-Anwender, der Songdemos in zeitgemäßer Qualität aufnehmen will, dürfte mit einer Samplerate von 48 kHz also völlig zufrieden sein.

An die Experten unter der Leserschaft: Die A/D-Wandler haben nach Angaben von Steinberg einen Rauschabstand von 96 dB(A) und einen THD+N-Wert von 0,05% (THD+N = harmonische Verzerrungen + Rauschen). Letzterer fiel in meinen Messungen sogar etwas besser aus, aber trotzdem bestätigen beide, dass wir uns hier im Einsteiger-Sektor bewegen, und dass das CI2 keines der Geräte ist, die trotz ihres günstigen Preises mit hervorragenden Wandlern glänzen. Audio-Interfaces, die dies tun (beispielsweise das Tascam US-144), bieten im Gegenzug aber keine vergleichbaren Controllerfunktionen.

CI2_Cubase_AI_5_2

LatenzenEin weiterer in der Praxis wichtiger Wert ist die minimale verwendbare Puffergröße, die sich direkt auf die Latenzzeit zwischen ein- und ausgehenden Informationen auswirkt. Anders als beim latenzfreien direkten Mithören durch das Interface entsteht diese kurze Verzögerung, wenn ein Audio-Signal durch die DAW geschleift und so beispielsweise mit einem Effekt versehen wird, oder wenn live gespielte MIDI-Daten auf die Klangerzeugung eines VST-Instruments zugreifen. MIDI ist wegen der Abwesenheit eines Eingangs für das CI2 zunächst ohnehin kein Thema, wenn aber beispielsweise eine Gitarre direkt an das Interface angeschlossen wird, um eine Amp-Simulation anzusprechen, dann wird diese verzögert widergegeben. Wenige Millisekunden sind hier entscheidend für ein authentisches Spielgefühl. Bei einer minimalen Puffergröße von 128 Samples und maximaler Samplerate bietet das CI2 eine jeweilige Eingangs- und Ausgangslatenz von gut 5 ms  und liegt damit sozusagen im grün-gelben Bereich. Interfaces der höheren Preisklassen bieten minimale Latenzzeiten von bis zu 1,5 ms (32 Samples). Vielleicht liefert Steinberg ja noch einen neuen Treiber nach, der auch geringere Puffergrößen ermöglicht.


Übrigens: Unsere Anregung zur Senkung der Puffer-Größe wurde von Steinberg positiv angenommen. Ein konkreter VÖ-Zeitpunkt konnte uns allerdings noch nicht mitgeteilt werden.

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