SOUNDCRAFT EPM12 Test

Praxis

Da beim Soundcraft EPM12 alle Ein- und Ausgänge auf der Geräteoberseite übersichtlich platziert sind, ist zum Beispiel die Verkabelung eines Multicores im Nu erledigt. Auch ein Umstecken ist extrem einfach, denn über jedem Kanal befindet sich groß und gut sichtbar die Kanalnummer.
2,5cm breite Kanalzüge und eine farblich abgesetzte Klangreglung helfen bei der Orientierung – offensichtlich hat man den Arbeitsplatz bei Soundcraft für einen schnellen Einsatz optimiert.

Erste Hörversuche lassen das Ohr verzücken, und auch die Klangregelung des Baby-Soundcraft weiß zu überzeugen: Keine zisselnden Höhen oder muffigen Bässe schallen einem hier entgegen. Das parametrische Filter in den Mitten des EQs lässt sich sehr sauber durchstimmen und hilft sofort bei jeder notwendigen Klangkorrektur. Der EQ klingt satt und produziert auch bei extremer Höhenanhebung kein störendes Rauschen. Es ist der schon fast legendäre Soundcraft-Sound, der diese Klangreglung zu einem einfachen und effektiven Tool macht. Bereits kleinste Klangkorrekturen zaubern dem Tonmann ein Lächeln ins Gesicht und führen schnell zum gewollten Klangergebnis. Bei einer 3-Band-Klangreglung muss er sich allerdings entscheiden: Anheben oder Absenken, mehr geht bei einem Mischpult dieser Preiskategorie nicht. Kommt man mit einem Mitten-EQ nicht ans Ziel, könnte es vielleicht eine Hilfe sein, mal ein anderes Mikro zu probieren oder das Mikro an anderer Stelle zu platzieren. So eine Aktion kann extreme klangliche Änderungen mit sich bringen und vielleicht auf relativ einfachem Weg zum gewünschten Ergebnis führen.

EPM12_5

Etwas unschön ist das fehlende Lowcut-Filter. Setzt man für diese Arbeit zum Abschneiden tiefer Frequenzen beispielsweise den Bassregler ein, so bleiben für weitere Korrekturen nur noch die beiden anderen Klangregler über. Mal abgesehen davon, dass der Bass-Shelf auch nicht sehr steilflankig ist, so dass jedes Signal beim Einsatz dieses Filters extrem dünn klingt – also kein wirklicher Ersatz. Alternativ kann man vielleicht versuchen die störenden Frequenzen mit dem Summen-EQ aus der PA herauszunehmen – eine Möglichkeit, aber auch keine wirkliche Lösung.

Mit einer einfachen 2-Band-Klangregelung mit 60Hz und 12kHz kann auch bei den beiden Stereo-Eingängen eingeschränkt am Klang gearbeitet werden.
Bei allen Arbeiten am Pult helfen die freundlichen Farben der Regler sowie die gut sichtbaren schwarzen Pfeile auf den Regler-Kappen ungemein bei der Orientierung, sodass man jederzeit den Stand der Dinge vor Augen hat.

Die schaltbare Peak/Overload-Anzeige in jedem Kanal bewahrt vor bösen akustischen Überraschungen, zeigt aber auch den extrem großen Headroom der Vorverstärker. Am Summen-Meter leuchtet bei Anwendung eine PFL-Aktiv-Anzeige auf, deren elektrischer Abgriff direkt hinter dem Gain und dem EQ liegt. Also werden auch extrem angehobene oder abgesenkte Audio-Signale in ihrer elektrischen Größe berücksichtigt – sehr praxistauglich, wie ich finde. Ansonsten warnt eine rote Peak-Anzeige über den Fadern in jedem Eingangskanal vor Übersteuerungen. Die beiden Pre oder Post schaltbaren Ausspielwege Aux1 und Aux 2 verfügen über keinen eigenen Summenregler auf dem Mischpult, was im Praxistest aber keine Probleme machte. Leider lassen sich die Ausspielwege nicht individuell vor oder hinter die Kanalregler legen, stattdesse bestimmen zwei Schalter im Summenmodul den Arbeitspunkt immer komplett für alle Eingangskanäle. Ihr Ausgangs-Summenpegel ist intern fest voreingestellt und die Signalgröße von maximal +20dBu macht bei angeschlossener Peripherie keine Schwierigkeiten. Monitore oder externe Hallgeräte lassen sich problemlos auf den produzierten Ausgangspegel einstellen. Vorraussetzung ist hierfür natürlich eine gute Anpassung der Vorverstärkung per Gain-Regler zum Eingangssignal.

Leider lassen sich gedrückte Mute- oder PFL-Tasten nur schlecht erkennen, hier würde man sich eine optische Anzeige wünschen – zumindest bei der Mute-Funktion. Rein von der Arbeitslogik her, fände ich grundsätzlich sogar einen „Kanal On“-Schalter besser, als den hier verwendeten „Mute On“-Schalter. Aber das ist sicherlich Geschmackssache und eine Frage der Gewohnheit.

In der deutschen Bedienungsanleitung scheint wieder eine vergessene Tradition aufzutauchen: Der Hersteller beschreibt nicht mehr minimalistisch nur die Bedienelemente, sondern versieht Anwender- und Arbeitsbeispiele mit Grafiken, erklärt die elektrischen Verbindungen per Zeichnung und liefert auch noch ein kleines Glossar, das die Welt der Fachbegriffe beschreibt. Vorbildlich!
Am Ende der Gerätebeschreibung sind noch Leerkanäle zum Fotokopieren aufgedruckt, in denen man persönlichen Einstellungen von verschiedenen Arbeitssituationen grafisch festhalten kann. Zusätzlich ist auch noch die elektrische Belegung der Ein- und Ausgänge auf die Rückseite des Gerätes gedruckt. Auch das ein vorbildliches Detail.

Selbstverständlich ließe sich das EPM12 auch als Recording-Pult verwenden. Es gibt für diesen Anwendungsfall eine getrennte Stereo-Summe mit Cinch-Anschlüssen sowie einen anwählbaren zweikanaligen Eingang als Rückweg, den man in der Masterschiene auch zum Abhören aktivieren kann.
Kopfhörerausgang und Moinitorausgang haben hierzu getrennte Lautstärkeregler.Mit einem speziell gelöteten Stereo-Klinkenkabel (Stereo-Klinkenstecker mit Hot und Ring verlötet) könnte man an allen Insertpunkte über 12 direkte Ausgänge zusätzlich verfügen. Das funktioniert natürlich auch bei den Summen-Ausgängen, die über einen Insertpunkt für links und rechts separat erreichbar sind – sicherlich eine Hilfe beim Mehrspurrecording, wenn Signal-Ausgänge fehlen.

Aber für eine wirklich vielseitige Anwendung im Homerecording-Bereich fehlen viele weitere notwendige Bedienelemente, wie zum Beispiel ein Routingschalter, der die verschiedenen Arbeitspunkte im Mixer aufrufen kann. Wünschenswert wäre neben anderem auch ein Regler, der die Größe des PFL-Signals auf den Monitorausgang anpasst. Wenn man in der Praxis per Solo-Taster zwischen der Summe und dem gut ausgesteuerten PFL-Eingangssignal hin und her schaltet, kommt es zu großen unerwünschten Pegelsprüngen im Kopfhörer oder einer angeschlossenen Monitorabhöre. Ein kleiner Wermutstropfen zeigt sich beim Einschalten der Phantomspeisung: Beim Betätigen des Schalters entsteht auf allen Summenausgängen ein störendes Knackgeräusch. Das passiert auch, wenn man nur die Line-Eingänge am Eingang gepatcht hat und aus Versehen den Phantom-Schalter bedient. Die Entkopplung zwischen der XLR-Buchse und dem Klinken-Eingang ist nicht perfekt gelöst. Dass das Soundcraft EPM12 über keinen Netzschalter verfügt, ist ungewöhnlich. Den Netzstecker nach getaner Arbeit zu ziehen ist aber ersatzweise auch nicht einfach, weil sich der Netzanschluss unter dem Mixer am Boden des Gerätes befindet. Einen kleinen Vorteil lässt sich aber durch diese Bauweise erkennen: Beim Einbau des Mixers in ein Rack kann die oberen Kante plan an das nächste Gerät eingesetzt werden. Man muss keinen Platz für Anschlusskabel oder Netzkabel freihalten.

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