Sire Marcus Miller M3 Test

Praxis

Mit seinem angenehmen Gewicht von gerade mal 3,9 kg hängt der Marcus Miller M3 sehr komfortabel am Körper und lässt sich ohne viel Mühe spielen. Der Halsrücken wurde mit einem dünnen seidigen Finish versehen und fühlt sich sehr geschmeidig an. Das Profil ist zwar etwas dicker als das J-Bass-typische C-Profil des V7, doch der M3-Hals liegt dennoch sehr gut in der Hand und ist keinesfalls klobig. Sire legt lobenswerterweise sehr viel Wert auf ein gutes Setup, damit die Instrumente direkt “aus dem Karton” ein gutes Spielgefühl vermitteln. Auch meinem Test-M3 merkt man die extra Portion Aufmerksamkeit bei der Verarbeitung und Einstellung an. Die Bundierung ist sehr gut und ermöglicht ein niedrige Saitenlage ohne Scheppern, die Bundenden sind sogar sorgfältig abgerundet, damit Lagenwechsel geschmeidig vonstatten gehen, und die Sattelkerben sind so tief wie möglich gefeilt, damit die ersten Lagen komfortabel zu greifen sind. Gerade bei günstigen Instrumenten, die sich auch an Anfänger richten, sollte all dies ja eigentlich selbstverständlich sein. Doch die Realität sieht leider nicht selten ganz anders aus, sodass sich gerade viele Einsteiger anfangs mit schwer spielbaren Instrumenten abmühen, weil der Hersteller seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Grünes Licht also für den M3 in Sachen Ergonomie und Spielkomfort!

Dieser Bass sieht gut aus… und klingt auch so!

Die wichtigste Disziplin aber steht noch aus: Der Sound! Die Grundparameter für einen schwingungsstarken Bass mit einem satten Sound sind beim M3 auf jeden Fall gegeben: Sire verwendet, wie wir im Details Kapitel bereits gesehen haben, keine preiswerten Hölzer, sondern echtes Mahagoni für den Korpus sowie extrem hartes kanadischen Ahorn für den Hals. Darüber hinaus werden die Materialien mit erstaunlicher Sorgfalt verarbeitet. Dementsprechend verfügt mein M3 bereits im Trockenbetrieb ohne Verstärker über ein hervorragendes Sustain. Auf dem Griffbrett sind keinerlei Deadspots zu finden, und schon der akustische Sound ist relativ laut und prägnant. Gute Voraussetzungen also für den nächsten Testdurchgang am Verstärker, bei dem mein roter Sire-Bass zeigen muss, was er wirklich drauf hat. Mich hat der Marcus Miller innerhalb kürzester Zeit überzeugt, weil er bereits im passiven Betrieb einen sehr schönen knurrigen und kräftigen, absolut ausgeglichen-detailreichen Sound liefert. Alle Bereiche werden gleichermaßen abgebildet und keine Frequenz sticht unangenehm heraus oder wird gar vernachlässigt (was noch schlimmer wäre!). Die von Sire entwickelten Marcus Blue Hum-Tonabnehmer klingen wirklich hervorragend und auf ihre Art ebenso überzeugend wie die Singlecoils, die ich im Sire V7-Test gelobt habe

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Passiver Betrieb – Beide Pickups Passiver Betrieb – Steg Pickup Passiver Betrieb – Hals Pickup

Eine weitere Stärke der Sire Marcus Miller-Bässe ist der aufwändige 18 Volt-Preamp mit der flexiblen Mittensektion. Bei allen Sire-Bässen kommt der Heritage-3-Preamp zum Einsatz – und wer den V7-Test gelesen hat, wird sich nicht wundern, dass mir dieser Preamp auch beim M3 sehr gut gefällt. Die Elektronik arbeitet nahezu nebengeräuschfrei und verändert den passiven Klang mit einer neutralen Equalizer-Einstellung nur minimal. Der Bass klingt lediglich ein Spur komprimierter und nicht mehr ganz so luftig und dynamisch. Diese unerhebliche Einschränkung nimmt man aber für die Klangvielfalt, die der Preamp ermöglicht, gerne in Kauf. Der Bassregler setzt bei 20 Hz ultratief an und eignet sich deshalb auch hervorragend zum Ausfiltern von Dröhnbässen in problematischen Räumen. Der Treble-Regler wirkt genau so effektiv und sorgt bei Bedarf für einen supercrispen Höhenbereich ohne harsche Frequenzen. Die Geheimwaffe der Sire-Bässe ist aber der durchstimmbare Mittenbereich des Heritage 3-Preamps mit einem Frequenzspektrum von 200 Hz bis 1 kHz. Mit etwas Übung und einem guten Gehör lassen sich damit unzählige Soundvariationen aus dem Marcus Miller M3 entlocken, die den Bass zu einem Werkzeug für fast alle Spieltechniken und Musikrichtungen machen. Zum Abschluss hört ihr noch ein paar Audiobeispiele, für die ich den M3 im aktiven Betrieb mit verschiedenen EQ-Einstellungen eingespielt habe.

Audio Samples
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Aktiv Betrieb – Beide PUs; Bass, Hi-Mid und Treble Boost Aktiv Betrieb – Steg PU; Bass und Mid Boost Aktiv Betrieb – Beide PUs; Mid und Treble Boost, Slap
Stellt die Welt der Low-Budget-Instrumente auf den Kopf: der Sire Marcus Miller M3
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