Sennheiser HD7 DJ und HD8 DJ Test

Praxis

Hörtest

Eine „positionale“ Ortung der Instrumente fällt ja bei einem DJ-Kopfhörer nicht so stark ins Gewicht, dafür ist es beim HD8 natürlich von essentieller Bedeutung, wie es um die „Kanzelaspekte“ bestellt ist. Nun gut, zuerst wandern Maxwells neo-souliges Album Embrya und Massive Attacks triphoppiges Mezzanine in den Player, deren fette Bässe in Kombinationen mit den funky Gitarren-Licks sich äußerst eindrucksvoll und klar definiert bemerkbar machen, ohne die Durchsetzungsfähigkeit der anderen Frequenzbereiche in Mitleidenschaft zu ziehen. Danach wandert Westbams Götterstraße in den Player, zugegebenermaßen das einzige seiner Werke in meinem Besitz mit Ausnahme von zwei, drei Maxis aus den Endachtzigern. Die CD lässt sich als Pop-Album fernab von Rave, Techno oder aktuellem EDM-Geknatter definieren und ist sicherlich kein Nischenprodukt, dafür ist allein schon das Portfolio der gastierenden Sänger zu ausdrucksstark: Man trifft auf alte Bekannte wie Richard Butler oder Hugh Cornwell, auf Iggy Pop, Kaye West oder Inga Humpe. Allerdings entbehrt das Teil nicht typischer treibender Beats und wummernder Bässe, die in Kombination mit den teils hypnotischen Gesangsdarbietungen definitiv in die Beine gehen. Gut, aber das soll hier ja keine Plattenkritik werden, sondern ein Kopfhörertest! Der HD8 ist auch hier selbst bei sehr hohem Pegel satt genug aufgestellt und klingt trotz einer Betonung der Tiefmitten natürlich, ohne dabei Hi-Hats oder Vocals zu stark in den Hintergrund zu platzieren. Alles ist gut auszumachen, der Höreindruck ist natürlich und in puncto „Räumlichkeit“ klingt er offener als beispielsweise ein TMA-1. Der Wirkungsgrad ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern.  
Als Nächstes lege ich eine CD mit Sinustönen von 5-15 Hertz auf, was definitiv unterhalb des menschlichen Hörvermögens liegt und „lausche“ gespannt den herandonnernden Bässen – wobei…man hört natürlich nix, sondern registriert das Vibrieren der Schallwandler und das bei Frequenzen, wo bei vielen anderen Hörern halt rein gar nichts passiert.  
Abschließend lässt sich also sagen, dass DJs, die aus den Geres Dance Music, Elektro, Hiphop und ähnlichen Richtungen kommen und eine prägnante Abbildung der unteren Frequenzbereiche vom wabernden Sub Bass oder den Taktschlägen einer Bass Drum zur Orientierung sehr zu schätzen wissen, mit dem HD8 DJ auch in lauteren Umgebungen gut beraten sind, da ihm ein paar Dezibel mehr (gesamt oder auch nur im Tiefbass) kaum etwas ausmachen und die Treiber nicht wirklich schnell zu „flattern“ beginnen respektive der Sound beginnt zu verschwimmen. Grundsätzlich kann ich dem HD8 DJ eine stattliche Pegelfestigkeit attestieren und darf den Sound auch mit der erwähnten Betonung der tiefen Mitten in der Summe als durchaus ausgewogen und natürlich bezeichnen. Das circum-aurale Prinzip nutzt dabei die Ohranatomie gekonnt aus. Die Lautstärke und die respektable Abschirmung von Außengeräuschen sind meiner Meinung nach uneingeschränkt clubtauglich. Bei der akustischen „Isolation“ vom Rest der Welt kommen natürlich die geschlossene Rückwandkonstruktion, der wirklich stattliche Andruck und die gut ausgeführten Ohrpolster gut zum Tragen.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein Blick auf den Treiber und …

Handling und Tragekomfort

HD8 und HD7DJ – beide Geräte tragen es ja schon im Namen, sind für das Track-Monitoring im Club ausgelegt und müssen daher neben ihren spezifischen Klangqualitäten typische Abhörpositionen mitbringen und auch bei längeren Sets einen ermüdungsfreien Sitz garantieren. Die Muscheln können ausgehend von der Ausgangsstellung um 210 Grad nach hinten weggedreht werden, um das einseitige Monitoring zu gewährleisten. Ferner ist es möglich, sie um etwa 30 Grad in der Muschelaufhängung und noch einmal um 30 Grad im Kopfbandgelenk zu schwenken, was der Anpassung an die Kopfform zugutekommt. Das Kopfbandraster lässt sich dazu noch in 16 rastenden Stufen um etwa 57 Millimeter auf jeder Seite ausziehen, womit die Probanden selbst auf einer Wassermelone Halt finden sollten. Klar, gerade die seltsame Spezies der Beschallungsverantwortlichen mag im Einzelfall seltsamste Umklapp-, Wegklapp- oder sonstige Gewohnheiten an den Tag legen und ja, mal eben die Muschel vertikal oder horizontal einen U-Turn ausführen zu lassen geht nicht, aber um ehrlich zu sein, ziehen viele Protagonisten den Hörer ohnehin lieber nach hinten, als das Ohr in Kontakt mit den harten Schalenaußenwänden treten zu lassen.  
Beim „Schulterklemmer“ hinterlässt der Proband bei mir ein gemischtes Gefühl, denn er drückt für meinen Geschmack etwas hart gegen Hals oder Kiefer. Dafür aber stellt sich heraus, dass der Bursche selbst wildestem „Hinter-der-Kanzel-Gehopse“ gewachsen ist und fest auf dem Haupt sitzt. Dann wäre noch der äußerst spreizbare Spreizbügel zu nennen, dessen innere Polsterung an den dicksten Stellen auf etwa acht Millimeter Augenmaß kommt, was der Andruckdämpfung auf die Sutura in jedem Fall entgegenkommt. Trotzdem macht sich der HD8 auf dem Kopf aufgrund seiner 284 Gramm Gewicht, was das doppelte eines HD-25 1 II beträgt, stärker bemerkbar, als der Konkurrent aus dem eigenen Hause. Auch bekommt man das mit 6,3 N Andruckkraft deutlicher zu spüren, als beim leichten Namensvetter der 25er-Serie (2,5 N). Ich finde allerdings, das lässt sich aufgrund der circum-auralen Muschelkonstruktion besser wegstecken, als wenn er mit der ganzen Power auf das Läppchen und Oberohr drücken würde, was ein direkter Vergleich mit dem ATH700MK2 bekräftigt. Bei einer zweistündigen Mixsession mit dem HD8 konnte ich jedenfalls noch nicht von Ermüdungserscheinungen sprechen.

Fotostrecke: 3 Bilder Gängige Tragepositionen beherrscht der HD8 natürlich, zum Beispiel …

Vergleich HD7und HD8

Beim direkten Vergleich mit dem HD7fällt als Erstes natürlich das Drehgelenk ins Auge, denn dort, wo beim HD8 ein verstärkender Metallring sitzt, kommt beim kleinen Bruder eine Kunststoffhülse zum Einsatz. Ein weiterer Aspekt, worin sich die beiden Modelle unterscheiden, bildet das Ausmaß der Hörmuschel, die beim HD7etwas dicker ausfällt und in der Folge auch mit einer anderen Gondelaufhängung bedacht wurde und ihm rund 20 Gramm weniger Gewicht beschert. Beim Blick unter die Ohrpolster gibt es keine nennenswerten Unterschiede zu nennen, was ebenso auf den Hörtest zutrifft. Nein, den Preisunterschied von 50 Euro UVP respektive 30 Euro Street machen hier die Bauteile aus, und daher darf man ruhig zur Sparvariante greifen, wenn man denn möchte. Das edlere Design hat aber fraglos – zumindest für meine Begriffe – der HD8, auf den letztlich meine persönliche Wahl fallen würde.

Fotostrecke: 10 Bilder Hier der HD7im Direktvergleich.

Hat der Sennheiser HD8 denn nun das Zeug dazu, genau wie sein 25 Jahre alter Bruder zu Weltenruhm zu gelangen und in die Annalen der DJ-Geschichte einzugehen? Diese Frage lässt sich letztlich nicht beantworten, da er konzeptionell doch ganz anders aufgestellt ist und einer stetig wachsenden Schar an Konkurrenten gegenübertreten muss. In all meinen bisherigen Kopfhörervergleichstests ist mir aber kaum ein ovales, circum-aurales Modell untergekommen, das hinsichtlich seines Dreh- und Schwenkverhaltens oder der Formgebung vom marktbeherrschenden Design eines DJ-Kopfhörers abweicht und allein daher wird der HD8 nicht „Everybodys Darling“ werden können. Mich allerdings hat Sennheisers Headphone überzeugt. Lediglich der stattliche, allerdings auch durchaus angemessenen Preis dürften manchen Käufer zögern lassen.

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Spankous sagt:

#1 - 22.12.2018 um 11:54 Uhr

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Ich frage mich welcher KH zu mischen besser wäre wenn er Geschloßen sein soll . Der HD8 oder ein DT1770Pro? Lohnt sich der Aufpreis zum 1770er?

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