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Schlagwerk BC Booster Set Test

Praxis

Die Praxis – der harte Musikeralltag – stellt nicht nur hohe Anforderungen an die Leber des Musikers, sondern auch harte Prüfungen an das Material. Jedes Instrument, so toll die Ideen der Konstrukteure auch sein mögen, muss sich im Dauereinsatz bewähren. Ich habe eine Spielzeit lang am Nationaltheater in Mannheim als Musiker mit dem Schlagwerk-Booster-Set gemacht, was ich wollte und kann freudig verkünden: Die Instrumente habe ich immer noch, sie klingen immer noch top, sehen aber nicht mehr ganz so top aus, die Schläge mit Besen und Hot-Rod hinterlassen deutliche Spuren, vor allem auf der Cajinto. Das Problem ist der Kompromiss, der eingegangen werden muss. Die Kessel müssen in Schwingung gebracht werden, dafür muss wenigstens das Holz auf der Schlagseite relativ weich sein. Gleichzeitig soll es aber für ewig und alle Zeiten alle Schläge aushalten, die darauf niederprasseln, denn die kleine Platte kann nicht gewechselt werden, wenn sie denn einmal kaputtgehen sollte. So richtig entzwei ist meine Cajinto zwar nicht, viele kleine Dellen und ein langer Riss im Body der Trommel haben dann aber doch irgendwann für eine deutliche Klangveränderung gesorgt. Dafür bleiben alle weiteren Features von echter Abnutzung fast gänzlich ausgenommen, wenn man sein Schlagwerk-Drumset denn gut pflegt.

Die raue Oberfläche der Cajinto beispielsweise erfüllt ihren Zweck voll und ganz vom ersten bis voraussichtlich letzten Tag und wird sprichwörtlich das Licht ausmachen. Im Gegensatz zu einem Coated Snarefell nutzt sich der raue Belag nicht ab. Mit einem Besen gespielt klingt die Cajinto auch nach Jahren wie eine mit einem frischen Fell bezogene Snare.

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Cajon – Jazz Brushes Cajon – Latin Brushes

Der Ständer des kleinen konischen Kastens besteht aus zwei Holzplatten, die ineinander gesteckt werden – McGyver hat das sicher auch schon einmal so gemacht. Dieser Ständer lässt sich allerdings nicht verstellen, weder in der Höhe noch im Winkel. Dafür lässt er sich gut verstauen und ist schnell aufgebaut.

Genau so schnell ist die Bass-Cajon auf der Bodenplatte montiert. Diese ist flach und rechteckig und verschwindet ganz unscheinbar nahezu komplett unter der Trommel, ist in der Praxis aber äußerst effizient und birgt wichtige kleine Features. So ist die Fläche auf der Unterseite mit Gummi beklebt, was dem Kasten auf glatten Oberflächen tatsächlich guten Halt gibt. Ein Teppich wird also überflüssig, hier rutscht nichts, denn auch an dicke Stahldornen wurde gedacht. Diese lassen sich allerdings auch nur bedienen, solange die Cajon noch nicht montiert ist.

BX_Cajon_Platte_Cajon_Anschnitt

Das gilt auch für das Clip-Mikrofon, für das eine kleine Holzlippe in die Cajon ragt. Die Position ist ideal, Attack und Bass werden perfekt eingefangen. Solange die Cajon nicht viel bewegt wird, tut es auch ein normales Mikrofon, das man auf einem Kissen gebettet in die Trommel legt. Mit einer Grenzfläche an der Rückseite und einem schlagseitig montierten SM57 lässt sich auch gut aufnehmen, am besten klingt die Trommel allerdings von innen aufgenommen. Die Lasche zur Befestigung des Pedals ist für mein Pedal ein paar Millimeter zu hoch, weshalb die Fußmaschine minimal in der Luft hängt. Das stört etwas. Eine flexible Lasche, beziehungsweise ein kleines Holzplättchen, um die Lasche nach unten hin etwas dicker zu machen, wären Gold wert. Gold wert ist auch der mitgelieferte Pedal-Klöppel, der genauso flexibel wie ein Tennisball den Klang eines harten Aufpralls reduziert und ein wichtiger Bestandteil des runden Gesamtsounds der Bass-Cajon ist. In Verbindung mit einem ganz normalen Bassdrum-Klöppel klingt die Cajon in etwa so, als würde jemand mit einer Axt einen Baum fällen. Darum lohnt es, sich der subtilen Empfehlung des Herstellers zu beugen.

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Cajon – normaler Beater

Der Snareteppich im Inneren der Cajon raschelt etwa genau so mit wie eine echte Snare, wenn die Bassdrum getreten wird. Wer das nicht mag, der kann ihn mit einem einfachen Handgriff ruhigstellen. Ist der Ton der sowieso schon relativ trockenen Bass-Cajon noch immer zu präsent, lässt sich ein Dämpfer, der sehr an die internen Trommeldämpfer von Vintage-Sets erinnert, von innen an die Schlagfläche drücken.

BX_Cajon_Basscajon_Inside_02

Die Schlagflächen beider Trommeln sind mit sogenannten Stimmschrauben befestigt, die vor allem die Möglichkeit suggerieren sollen, man könne noch etwas am Klang der Cajon verändern. Das geht auch bedingt, löst man diese Schrauben, verliert das Schlagbrett etwas Spannung und Ton, wird dafür trockener und knallt lauter. Allerdings verhält es sich mit den Schrauben in etwa so wie mit den Ländercodierungen von DVD-Playern: Nach ein paar Veränderungen lässt sich nichts mehr drehen, alles bleibt für immer so, wie es in dem Moment ist. Das liegt vor allem daran, dass die Schrauben direkt in das Holz geschraubt werden, das leider zu weich ist, weshalb sich die Gewinde rasend schnell abnutzen. Meine Empfehlung: Nicht einmal daran denken, den Inbusschlüssel anzusetzen.

Stellt man zu dem in etwa zwei Minuten fertig aufgebauten Set noch eine möglichst leise Hihat, eventuell sogar noch ein auch möglichst leises Becken, steht vor einem ein nach Drumset klingendes Percussion-Instrument. Beide Komponenten lassen sich aber auch vorzüglich einzeln per Hand spielen und besonders die Bass-Cajon spielt sich wie eine ganz normale Cajon, nur mit etwas mehr Wumms. Der Schlitten, mit dem die Cajon auf der Bodenplatte fixiert wird, dient jetzt als Kippelhilfe für eine bessere Spielposition.

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Cajon – Snare mit Hand Cajon – Bassdrum im Sitzen Cajon – Drum ‘n’ Bass Rods
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