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Roland VK-8 Test

Praxis

Die VK-8 ist in der Praxis ein universell einsetzbares Instrument. Sie ist mit 14,5 kg verhältnismäßig leicht geraten und ihre Maße sind kompakt. Wer den Sound live etwas üppiger gestalten möchte, hat die Möglichkeit, über den Rotary-Speakeranschluss ein Leslie mit auf die Reise zu nehmen. Durch das optional erhältliche Pedal und die Möglichkeit, eine Zusatztastatur anzuschließen, kann die VK-8 zu einer stattlichen Orgel wachsen. Die Bedienung erweist sich auf den ersten Blick als recht einfach, da zum größten Teil die Funktionen von Hammond übernommen wurde. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn man während der Performance und bei aktiviertem D-Beam das Vibrato oder auch den Leakage Level verändern möchte. Je nachdem, auf welchen der fünf Parameter der Controller geroutet ist, gibt es zum Teil unerwartete Effekte, da die Hand zwangsläufig in die Nähe des Controllers kommt und sofort Alarm auslöst. In diesem Fall wäre eine Positionierung am linken Rand der VK-8 die bessere Lösung gewesen.

Kein Display
Wenn der User speziellere Parameter als die auf der Oberfläche verändern möchte, wird es kompliziert. Durch das fehlende Display und mangelnde Beschriftung der doppelt belegten Taster wird die Suche nach ihnen zum Blindflug. Besonders tragisch es dann, wenn das Handbuch zu Hause vergessen wurde. Denn die Tastenkombinationen und deren Reihenfolge für bestimmte Parameterwechsel lässt die Oberfläche der VK-8 nicht einmal erahnen, da sie ausschließlich für den Play-Mode beschriftet wurde. In der Praxis bedeutet dies, dass man die internen Parameter immer wieder im Manual nachschlagen muss. Noch nie zuvor habe ich ein Display derartig vermisst. Eine kleine Hilfe sollen die LEDs der D-Beam Anzeige leisten. Die sollen beim Drehen des Vibratoauswahlreglers, der dabei die Funktion für die Werteänderungen übernimmt, als Skala dienen. Bei Parametern mit einem On/ Off-Status ist dies noch recht logisch, denn entweder leuchten alle LEDs auf oder eben nicht. Bei Parametern mit Wertebereichen von 0 bis 127 habe ich aber nur ganze fünf Lämpchen, um den Status nachzuvollziehen. Aber auch im Falle der Presetauswahl wäre schon ein kleines beleuchtetes Namensfenster eine große Hilfe. Kaum jemand wird wohl in der Lage sein, sich alle Sounds der 64 Speicherplätze zu merken, falls die Setliste einmal spontan umgeschrieben werden muss. Dagegen ist Dr. Kawashimas Gehirnjogging ein Kinderspiel. Meine Empfehlung ist es, den H-Bar Manual-Schalter zu aktivieren, damit nur die aktuellen Registraturen der Drawbars erklingen. Mit ein bisschen Übung gewinnt man so schnell die Routine für die richtige Registrierung.

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JazTag Meanwhile BadMad

In der Hauptdisziplin des Tests sammelt die VK-8 die meisten Punkte. Die Fußlagen klingen alle authentisch und gut. Die Registratur der Presets von Roland ist umfangreich und kann von jedem User individuell gestaltet und gesichert werden.  Auch die Percussion klingt prima und eine schöne Randerscheinung ist, dass sich der Level des Sounds beim Aktivieren der Percussion nicht ändert. Auch die Reverb-, Chorus- und Vibratoeffekte gehen voll in Ordnung. So sind die Vibrato- und Choruseffekte 1:1 vom Original kopiert. Die Einstellungen V2 und V3 wimmern im Vergleich ein wenig zu viel. Beim Reverb dehnt Roland die Palette etwas aus und bietet neben dem obligatorischen Spring Hall noch drei weitere Reverb Typen: Room, Hall und Church.

Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Einstellungen der Tonewheels sind nicht sehr bedeutend. Im Vergleich zur Standardeinstellung Clean registriert man bei der Einstellung Vintage einen etwas brummigen Sound mit leisen Oktav- und Quint-Obertönen, der von Vintage1 zu Vintage2 an Lautstärke zunimmt. Der Leakage Level steuert den Grad der Übersprechung der benachbarten Tone-Wheels. Hört man genau hin, bemerkt man, dass beim Spiel ein fast identischer Geräuschmantel über die gesamte Tastatur gelegt wird, der einen eher sterilen digitalen Störeffekt erzeugt. Im Übrigen ist bei voll aufgedrehtem Leakage Level der Unterschied zwischen den Tone-Wheels nicht mehr klar zu definieren.

Amp Typen und Overdrive
Die VK-8 bietet vier verschiedene Amp-Typen. Laut Handbuch sind nur drei vorgesehen, aber mit einem späteren Softwareupdate kam erfreulicherweise noch ein vierter dazu. Drückt man nämlich ein viertes Mal auf den Amp-Wahltaster, wird Type 4 aktiviert und alle drei LEDs leuchten. Type 1 simuliert die Charakteristik eines konventionellen Leslies. Die Typen 2, 3 und 4 sind mit ihrer Röhrencharakteristik hauptsächlich für Rockinterpretationen gedacht. Das wirkt sich natürlich auch auf den Wirkungsgrad des Overdrive-Reglers aus. Muss ich beim Typ 1 den Level noch voll aufreißen, damit der Sound angenehm angezerrt klingt, setzt die Verzerrung bei den restlichen Typen bereits im ersten Drittel ein. Mit allen vier Amps lässt es sich gut arbeiten! Wie erwähnt reguliert der Overdrive-Regler den Verzerrungsgrad. Der Sound ist für eine digitale Verzerrung in den Mittel- und Hochlagen gut gelungen. Das ist vielleicht dem Umstand zu verdanken, dass man die Grundeinstellung der Verzerrung nicht so höhenlastig gewählt hat, was bei den meisten Simulationen problematisch klingt.  Alles in allem klingt die VK-8 gut und ausgewogen, besonders dann, wenn man die Orgel im Griff hat und die Sounds mit Fingerspitzengefühl programmieren kann.

Other Tones
Die Orgelsounds spielen bei der VK-8 natürlich die wichtigste Rolle, aber Roland hat der Orgel noch acht weitere Instrumente spendiert:
• Piano
• Electric Piano 1
• Electric Piano 2
• Strings
• Jazz Scat
• Choir
• Synth
• Brass
• Drums, die nur über einen bestimmten Drumchannel auf der Zusatztastatur zu spielen sind.

Diese Sounds dienen in erster Linie als Kombisounds zu den Orgelregistraturen. Sie sind als Zugabe gedacht und können deshalb auch nicht editiert werden. So hat auch der D-Beam keinerlei Einfluss auf diese Klänge. Man sollte also nicht erwarten, dass die Sounds im Solomodus Berge versetzen.
Der „Other Tones“ Regler erlaubt es, den Soundlevel und so das Mischverhältnis zu steuern, was übrigens auch das optionale Expressionpedal bewerkstelligt.

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Layer: Organ+Strings Layer: Organ+Choir
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