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Roland PROMARS Plug-Out Synthesizer Test

Praxis

Sound

Das erste Durchklicken durch die Presets ist eine erfreuliche Angelegenheit. Die Stärken des PROMARS Plug-Out Synthesizers sind fette und knackige Bässe, klassische Leads und dank Rauschgenerator und Filter-FM vor allem auch Effektsounds. Die beiden Suboszillatoren machen mächtig Dampf im Bass, während die Pulsbreitenmodulation und das variable Detuning von VCO 2 für viele breite, vielschichtige Klänge sorgen. Der LFO entpuppt sich auch beim virtuellen PROMARS als vielseitiges Mittel zur Klanggestaltung und steuert durch seine hohe maximale Frequenz FM-Sounds bei, die manchmal sogar ins Metallische gehen können. Für einen eher einfach gestrickten, monophonen Synthesizer ist das Repertoire des PROMARS erfreulich vielseitig und der Grundsound ist wie bei den beiden bisherigen Plug-Out Synths exzellent und sehr authentisch. Übrigens lohnt es sich, beim Ausprobieren der Presets einfach mal den TUNE A / OFF / TUNE B Schalter von VCO 2 umzulegen. Ganz im Sinne des PROMARS haben die Sounddesigner hier viele alternative Settings vorprogrammiert, die aus einem Preset im Handumdrehen eine weitere Facette herausholen – quasi zwei Sounds in einem. Die neue Effektsektion mit Hall, Delay und „Crusher“ drückt dem PROMARS Plug-Out Synth ihren Stempel auf und erweitert die Möglichkeiten, wobei bei den vorprogrammierten Sounds für meinen Geschmack häufig etwas zu großzügig damit umgegangen wird.

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Retro Bass Sqr Simple Bass Horror Bass Future Bass Fire Lead Largeness Pure Lead Voice Lead Minor Steps Horror Osc Haunted Seq Dream Pluck

Für Nostalgiker enthält die Preset-Liste übrigens auch die acht Original-Presets des PROMARS von 1979. Hier findet man niedliche bis lustige Imitationen von Blasinstrumenten, Klavier, Streichern und einige Synth-Sounds. Der praktische Nutzen dieser Sounds ist heute wohl eher fraglich, aber es ist immer wieder interessant zu sehen, was damals als erstrebenswert galt.

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1979 PROMARS Bass 1979 PROMARS Piano 1979 PROMARS Trumpet 1979 PROMARS Vocal

Das Erstellen eigener Sounds geht wegen der insgesamt recht simplen Struktur des PROMARS flott von der Hand und man kommt schnell zu hörenswerten Ergebnissen, auch wenn die ungewöhnliche Oszillatorsektion zunächst vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig ist. Gleichzeitig ist es gerade diese Limitierung auf einen Satz Bedienelemente für beide Oszillatoren, die dem PROMARS seinen eigenständigen Charakter gibt und Sounds liefert, auf die man bei einem anderen Synthesizer vielleicht nicht unbedingt gekommen wäre. Dass man die beiden VCOs und den Rauschgenerator nun in der Lautstärke regeln kann, ist eine sehr erfreuliche Verbesserung gegenüber dem Vorbild, genauso wie der neue Legato-Modus und die stufenlosen Einstellmöglichkeiten für Pulsbreite und Filter-Keytracking. Wie schon bei den anderen beiden Plug-Outs gefällt mir die Art und Weise, wie Roland hier behutsame Verbesserungen vorgenommen hat, ohne die Persönlichkeit des Synths zu verwässern.
Das Tiefpassfilter des PROMARS empfinde ich als sehr gut klingend, wenngleich es vielleicht nicht ganz so eigenständig und charakterstark ist wie etwa die Filter eines Moog oder eines MS20 aus der gleichen Epoche. Roland-typisch verrichtet es seinen Dienst sauber und effektiv, ohne sich durch zuviel Aufmüpfigkeit in den Vordergrund zu drängen. Es zeichnet sich durch ein exzellentes Resonanzverhalten aus – die Eigenschwingung ist sehr gut kontrollierbar und kann gezielt als klanggestaltendes Mittel eingesetzt werden. 

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Filter (4 verschiedene Resonanz-Einstellungen) Filter Selbstoszillation + Keytracking (VCOs und Noise off)

PROMARS in der DAW

Vor allem beim Filter, aber auch bei den anderen Schiebereglern des PROMARS fiel mir bei der Verwendung als Plug-in in der DAW negativ auf, dass man mit der Maus gar nicht alle 256 möglichen Werte erreichen kann. Beim Durchfahren des Cutoff-Bereichs mit viel Resonanz werden jeweils gleich mehrere Werte übersprungen und es machen sich hässliche Stufen bemerkbar, wie im folgenden Video zu sehen ist. Gleiches gilt für die eigentlich schön knackigen Hüllkurven, bei denen man die Werte zumindest mit der Maus gar nicht so genau einstellen kann, wie man es vielleicht manchmal gern hätte. Also entfällt auch das Aufzeichnen von Automationen in Echtzeit per Maus, was in meinen Augen ein durchaus gravierendes Manko ist. Bei Verwendung eines MIDI-Controllers oder z.B. auch der Smart Controls von Logic Pro X lösen die Werte feiner auf, aber das Problem bleibt eine ärgerliche Angelegenheit. Man sollte bei einem Software Plug-in doch in der Lage sein, ohne Umstände und zusätzliche Eingabegeräte jeden möglichen Wert einzustellen. 

PROMARS auf dem SYSTEM-1

Wie bei den anderen Plug-Out Synthesizern macht es viel Spaß, auf der Hardware an Sounds zu schrauben. Die „Anfass-Komponente“ ist bei Synthesizern einfach nicht zu unterschätzen und Roland hat mit dem Plug-Out Konzept einen interessanten Ansatz zur Verbindung beider Welten geschaffen. Die beleuchteten Bedienelemente zeigen sofort, welche Regler und Taster belegt sind. Über die schlimme Tastatur des SYSTEM-1 komme ich zwar immer noch nicht hinweg, aber das ist eine andere Geschichte.
Wie bereits angedeutet, ist die Bedienung über das SYSTEM-1 beim PROMARS aber nicht ganz so geradlinig und frei von Stolpersteinen wie beim SH-101 und beim SH-2. Es gibt beim PROMARS größere Unterschiede zwischen der Struktur des Synths und dem Layout und der Beschriftung des SYSTEM-1 und manche Belegungen sind vielleicht nicht auf Anhieb einleuchtend. Dass die Taster RING und SYNC des SYSTEM-1 beim PROMARS die Umschaltung zwischen A-TUNE und B-TUNE bzw. VCO 2 OFF steuern, muss man sich einfach merken, genauso wie beispielsweise die Belegung des Potis AMP in der LFO-Sektion mit dem LFO BEND Parameter. Wenn man sich nicht mit diesen Diskrepanzen beschäftigt, kann es vorkommen, dass man an einem Regler dreht oder einen Knopf drückt und es passiert etwas völlig anderes, als man beabsichtigt hatte. Natürlich ist es kaum möglich, einen Controller zu bauen, der auf jeden erdenklichen Software Synthesizer passt und das SYSTEM-1 macht sich hier auch schon deutlich besser als viele andere Controller. Aber beim PROMARS kommt dann doch ein bisschen der Wunsch nach einer Luxusvariante mit vielen kleinen Displays auf, die für jeden Regler und Taster die tatsächliche Belegung anzeigen. 

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