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Roland HD-1 V-Drums Lite Test

Praxis

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wenn ich mich an ein E-Drumset setze, will ich immer zu allererst wissen, wie das Ding klingt. Ich sitze also das erste Mal an Rolands HD-1 und will drauflosspielen und werde direkt von einem Detail gebremst, das meine absolute Aufmerksamkeit verlangt: die Pedale. Hier handelt es sich nämlich nicht um authentische Schlagzeugpedale, die einen Trigger oder einen Schlag auf ein Fell auslösen, sondern um ein speziell entwickeltes Prinzip, das mit der echten Schlagzeugmechanik nichts gemeinsam hat. Ein natürliches Spielgefühl kommt auch nicht auf – die Pedale spielen sich wirklich komplett anders als ein echten Drumsets. Zudem ist naturgemäß nicht so gut wie bei echten Pedalen zu erfühlen, wann sich die Hi-Hat-Becken bzw. Klöppel und Fell berühren – mit diesem Problem haben aber zugegebenermaßen alle E-Drums mit diesem Konstruktionsprinzip zu kämpfen. Eine am E-Drumkit erlernte Fußtechnik lässt sich also nur mit etwas Umgewöhnung auf ein akustisches Schlagzeug übertragen.

Roland_HD1_HH_Pedal

Nun aber mal ran an die Sounds. Von erstklassigen Drumsounds wird da auf der Roland Homepage gesprochen. Na ja … Die Akustik-Set-Sounds auf den Plätzen 1 und 2 klingen zwar als solche tatsächlich wirklich gut, jedoch gibt einem die Technik des HD-1 nicht die nötigen Ausdrucksmöglichkeiten, um sie wirklich realistisch klingen zu lassen. Als wären die Sounds das Rohmaterial, das es jetzt erst einmal zu bearbeiten gilt. Da allerdings keine Möglichkeiten existieren, die Sounds zu bearbeiten oder durch verschiedene Spieltechniken zu interpretieren, bleiben sie recht flach und klinisch. Es fällt auch auf, dass beim HD-1 im Gegensatz zu seinen größeren Geschwistern mit deutlich weniger Dynamikstufen gearbeitet wird. So klingt beispielsweise die Snaredrum bis zu einer bestimmten Dynamik immer gleich, außer, dass sie lauter wird. Dann gibt es plötzlich einen Sprung zum nächsten Sound und später dann noch einem zum vollen Snaredrum-Klang. Dies sind allerdings Einbußen, die beim bloßen motorischen Üben nicht stören und die bei dem Marktpreis des Instruments auch irgendwie einleuchten. Das HD-1 spielt halt nicht in Rolands Profiliga und irgendwo müssen ja Abstriche beim Steuergerät und bei den Sounds gemacht werden – schließlich ist es zum deutlich niedrigeren Preis erhältlich. Die Schlagzeug-Sounds machen also nicht so viel Spaß und es fällt etwas schwer, sich in die akustische Welt von echten Drumsets zu versetzen.

Kommt man aber zu den Elektro- und Spezialsounds, bei denen es nicht mehr so sehr auf „echte“ Spieltechnik ankommt, steigt auch der Spaßfaktor wieder deutlich. Ob Old School 808 Sounds oder das Drum ‘n’ Bass anmutende Preset, amüsante a capella oder Industrial Sounds – mit diesen Spezial-Sets kann man tatsächlich viel Zeit verbringen und kommt auf jeden Fall auf interessante Ideen. Die Mix-In Funktion erlaubt es dann zum Beispiel, ein Playalong aus der eigenen Musikbibliothek mit lustigen a capella Sounds zu begleiten oder Ähnliches. Auch kann man sich gerade wegen der neuen Sounds interessante Grooves ausdenken, auf die man vielleicht im Proberaum am eigenen Akustik Set nicht kommt. Die Tatsache, dass auf einem Pad manchmal mehrere Sounds liegen, je nachdem wie fest man es anschlägt, macht die Sache dabei noch interessanter und die Übung sinnvoller. Das Trainieren von Dynamik bleibt gerade bei Anfängern oft beim Üben auf der Strecke, denn eine Snaredrum klingt für das ungeübte Ohr halt wie eine Snaredrum, egal wie feste man draufhaut. Wenn man aber einen speziellen Sound nur hervorrufen kann, indem man das Pad mittelstark anspielt, weil sonst ein anderer Sound erklingt, schult man enorm sein dynamisches Spiel. Sehr sinnvoll. Man übt, obwohl man sich eigentlich bloß ein lustiges Pattern ausdenken will. Ein Metronom steht einem dabei auch noch zur Verfügung.

Einfach zu starten und zu bedienen also, aber ich frage mich, ob es kosten- und platzmäßig wirklich ins Gewicht gefallen wäre, wenn man eine Tempoanzeige in das Steuergerät integriert hätte. So bleibt einem nur der einfache Drehregler, mit dem man das Tempo steigern oder drosseln kann, ohne aber genau zu wissen, wo man sich gerade befindet. Immerhin hat man die Wahl zwischen drei verschiedenen Klick-Sounds: einem elektronischen Klick, einem Cowbell- und einem Shaker-Sound. Somit habe ich fast alle Bestandteile des Steuergerätes untersucht, außer dem MIDI-Out. Um zu prüfen, wie sich das HD-1 als Eingabegerät bei Aufnahmen macht, schließe ich es an meinen Rechner an und nutze die Drumsounds meines Sequenzerprogrammes für eine Aufnahme. Es funktioniert einwandfrei. Es ist natürlich nicht dasselbe, wie einen Track am Akustikset einzuspielen, aber auf jeden Fall um ein Vielfaches besser, als die Schlagzeugspur über die Tastatur eines Masterkeyboards zu programmieren. Was bleibt, ist das Problem mit dem HiHat-Pedal, was auch hier zu Verwirrung beim Spielen und vor allem beim Abhören führt.

So, zum Abschluss gibt´s natürlich noch was auf die Ohren:

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