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Roland Go:Keys Test

Praxis

Handhabung

Nach dem Einschalten über den Power-Taster (mit Ausschalt-Verzögerung) leuchtet einem das rote Display mit gutem Kontrast und gut ablesbaren Lettern entgegen. Über die acht Tone-Taster wähle ich aus den Klanggruppen (Piano, Organ, Strings, Brass, Drum, Bass, Synthesizer & Guitar/FX) und navigiere darin mit den Plus- und Minus-Tastern. Auch die Lautstärke stellt man über Drücken der kapazitiven Kontaktflächen ein, die sehr zuverlässig reagieren und die Betätigung mit einem (abschaltbaren) Bestätigungs-Klicksound quittieren. Die Lautstärke regelt man allerdings nur für die interne Klangerzeugung – über den Aux-In angeschlossene Geräte werden einfach durchgeschliffen. Nicht so schön gelöst: Weitergehende Betriebsfunktionen erreicht man nur über den Settings-Taster, den man so oft drücken muss, bis der gewünschte Menü-Eintrag erscheint. So will der Taster beispielsweise ganze zwölf Mal gedrückt werden, bis man zum Menüpunkt „Song Load“ kommt. Positiv ist dabei anzumerken, dass die relative Position im Gesamtmenü durch einen kleinen Balken am unteren Displayrand visualisiert wird, wodurch man – mit etwas Routine – ein Gefühl dafür bekommt, wo man sich gerade befindet.

Fotostrecke: 3 Bilder Alle Taster sind Touch-sensitiv. (Foto: Numinos)

Laut Hersteller-Spezifikation kommuniziert das Go:Keys auch via Bluetooth mit verbindungsbereiten Audio-Applikationen. Tatsächlich gelingt das Pairing mit einem iPad auf Anhieb, woraufhin sich die internen Lautsprecher des Keyboards auch von Audio-Apps ansprechen lassen. Die interne Klangerzeugung bleibt dabei aktiv, sodass man zum Gehörten mitspielen kann. Mit ihren gerade mal 2,5 Watt pro Seite liefern die kleinen Speaker einen recht erträglichen Sound, der für moderate Zimmerlautstärke beim Üben und Musikhören ausreichend ist. Natürlich sollte man hier kein Bassgewitter und klangliches Höhenglitzern erwarten. Um schnell und ohne Verkabelungsaufwand ein bisschen Sound ins Zimmer zu bringen, reicht es allemal.
Was allerdings aufgrund einer zu großen Latenz nicht gut funktioniert, ist das Spielen von MIDI-Applikationen via Bluetooth-MIDI. Zugegeben: Hier addieren sich ja auch zwei Laufwege. Nämlich einmal, der Zeitversatz zwischen gespielter Note und BT-Übermittelung an die App, dann aber auch noch der Rückweg von der App – wieder via Bluetooth – zum Keyboard. Schade ist in dem Zusammenhang, dass Roland keine einfache Halterung für Noten- oder Tabletts inkludiert haben. Das ist insbesondere deshalb ärgerlich, weil beispielsweise das iPad bereits wunderbar passend in die Riffelung rutscht. Es hätte nur eine winzige Kunststoffleiste gebraucht, damit es im Betrieb stabil stehen bleibt. Abhilfe könnte hier der vom Hersteller angebotene Aufsteller „Go:Keys Music Rest“ schaffen, der als separat zu erwerbender Zubehör-Artikel mit rund 23 Euro zusätzlich zu Buche schlägt.

Fotostrecke: 3 Bilder Ohne den optionalen Aufsteller, muss man improvisieren, um beispielsweise ein iPad aufzustellen … (Foto: Numinos)

Ohne Latenz spielt es sich, wenn man die Verbindung via USB-Kabel vornimmt. Dabei wird das Go:Keys automatisch als Standard-MIDI-Controller erkannt und steht danach als MIDI Ein- und Ausgabe-Gerät zur Verfügung. Tatsächlich erwies sich die Kombination aus via Camera-Connection-Kit angeschlossenem iPad und Audiowiedergabe (vom Kopfhörerausgang des iPad in den Aux-In des Go:Keys) als performante, gut funktionierende Lösung. Um in diesem Szenario nichts von der internen Klangerzeugung zu hören, dreht man das Volume des entsprechenden Parts einfach auf null. Das integrierte Keyboard sendet immer auf Kanal ‚1‘, die darauffolgenden Parts verteilen sich entsprechend der GM2-Spezifikation auf die weiteren MIDI-Kanäle sodass das Roland-Keyboard als vollwertiges GM-Soundmodul genutzt werden kann. Leider funktionierte bei unserem Testgerät der Local-Off – beim Go:Keys irritierenderweise „Touch-Sound“ genannt – nicht. Wenn man Parts also durch den Sequenzer geroutet spielt, wird dennoch das gerade lokal gewählte Instrument gleichzeitig gespielt. Ein Bug, den Roland noch in einem Firmware-Update adressieren sollten.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Go:Keys wird ohne Probleme als Standard-Midi-Device erkannt. (Foto: Numinos)

Song-Recording

Jeder der acht Tones repräsentiert nicht nur eine Klanggruppe, sondern auch einen von acht multi-timbralen Parts. Und in jedem davon kann das Gespielte auch aufgenommen werden, sodass sich kleine Skizzen auch ohne Zuhilfenahme eines Sequenzers machen lassen. Leider haben Roland in der aktuellen Betriebssystemversion vergessen eine Option für ein dauerhaftes Metronom zu schaffen, sodass man sich hier – ab dem automatischen Einzähler – auf sein geistiges Tempo verlassen muss. Auch der Umstand, dass man Songs nicht umbenennen kann und schon nach kurzer Zeit in Listen mit Song01 bis 99 blättern muss, lässt das Konzept insgesamt ein bisschen unausgereift erscheinen. Das ist schade, denn an sich ist der Workflow aus „Part/Sound Auswählen-Aufnehmen-Overdubben“ ziemlich geradeaus gedacht und einladend.

Loop-Mix

Eine andere Möglichkeit zur multi-timbralen Interaktion mit dem Instrument ist der sogenannte „Loop Mix“ Modus. Hierbei werden die Tasten in allen fünf Oktaven zu Triggern für vorgefertigte, 2-Taktige Loop-Phrasen (Drums, Bass, Part A/B/X). Geboten werden hier insgesamt 22 verschiedene Stilistiken, die von Klassikern wie Pop, Funk und Rock („Ballade“ habe ich etwas vermisst), bis hin zu moderneren Varianten wir Trance, Hip-Hop oder EDM reichen. Interessanter sind allerdings die etwas exotischere Kreationen wie „ColombianPop“, „TrapStep“ oder „Drum‘n‘Bossa“. Richtig mitreißend und stilecht ist das alles nicht, als nette Begleitung für die ersten Fingerübungen taugt es in jedem Fall. Hat man eine Kombination aus verschiedenen Loops gestartet, verwandelt ein Druck auf den „Chord“ Taster das Go:Keys in eine rudimentäre Begleitautomatik, denn die in den unteren beiden Oktaven gespielten Akkorde bestimmen ab diesem Zeitpunkt die Tonlage der Loop-Phrasen.
Dazu kann in den oberen drei Oktaven noch gespielt werden. Wirklich praxistauglich und durchdacht ist das allerdings nicht, den Prinzip-bedingt lässt sich so eben immer nur eine Sache steuern: Pattern- oder Akkordwechsel. Von der Interaktivität einer echten Begleitautomatik ist das verwendete Konzept weit entfernt. Als eher störend empfand ich zudem, dass die Anschlagdynamik auch auf die Loop-Clips wirkt. Da es einem – gerade als Anfänger – fast nie gelingt, die Tasten immer mit der gleichen Stärke anzuschlagen, kommt es entsprechend zu Schwankungen in der Lautheit der Clips. Zum kurzweiligen Rumklimpern reicht es aber in jedem Fall, zumal auch hier die Aufnahmefunktion zur Verfügung steht und man so erstellte Skizzen im Rechner weiterbearbeiten kann. Um die Loop-Mix-Performance noch ein bisschen effektvoller zu gestalten, bedient man mit den beiden FX-Slidern zwei Effekte: Ein Filter und einen Stutter-Effekt.

Audio Samples
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Loop-Mix-Style: J-Pop Loop-Mix-Style: EDM Loop-Mix-Style: Trance FX-Slider: Filter & Roll

Apropos Rechner: Möchte man aufgenommene MIDI-Dateien an einen angeschlossenen Rechner via USB übertragen, gilt es, in den Settings auf Backup zu wechseln. Daraufhin identifiziert sich das Go:Keys als Wechseldatenträger. Leider ist auch hier kein Umbenennen der Stücke möglich.

Auf dem unteren Rand der Tastatur sind die Clip-Start-/und Stop-Markierungen aufgedruckt. (Foto: Numinos)
Auf dem unteren Rand der Tastatur sind die Clip-Start-/und Stop-Markierungen aufgedruckt. (Foto: Numinos)

ScratchX

Eine etwas exotische, aber dennoch erwähnenswerte Funktion des Go:Keys liegt in der Integration in die Programmier-Lernsprache „ScratchX“. Eine vom ‚MIT‘ entwickelte, Browser-basierte Entwicklungsumgebung, in der sich externe Hardware mit vorgefertigten Modul-Kommandos, sogenannten „Blocks“, ansprechen lässt. Roland stellen hier ein Extension-Set mit einer ganzen Reihe von „Blocks“ bereit, mit denen sich sowohl einzelne Noten, als auch komplette Loop-Sets abfeuern lassen. Das mag auf den ersten Blick ein bisschen überflüssig erscheinen, in der Kombination mit beispielsweise externen Sensoren werden dadurch aber sehr reizvolle Klassen- und Schul-Projekte denkbar.

Roland stellen auch ein so genanntes Extension-Set mit „Blocks“ für die Entwicklungsumgebung „ScratchX“ zum Download bereit. (Foto: Numinos)
Roland stellen auch ein so genanntes Extension-Set mit „Blocks“ für die Entwicklungsumgebung „ScratchX“ zum Download bereit. (Foto: Numinos)

Klang

Tatsächlich ist es so, dass einem die Sounds der Roland-Library – auch wenn sie durchaus einen synthetischen Charakter haben – oft vertraut vorkommen, was schlicht und ergreifend daran liegt, dass die Roland-Klänge seit bald dreißig Jahren ein fester Bestandteil des kollektiven Klanggedächtnisses sind. Ein Großteil der Bibliothek hat ihre Ursprünge in den JV-Soundmodulen, die seit den frühen 1990er Jahren in so ziemlich jedem Studio zu finden waren und damit den Sound von Millionen von Tracks mitgeprägt haben – von Pophits, über Underground-Tracks bis hin zu Werbe- und Filmmusik. Entsprechend wirken auch die Klänge des Go:Keys – trotz seines günstigen Preises – oft ziemlich professionell und eben „vertraut“. Aktiviert man den GM2-Modus stehen pro Rubrik rund 60 Sounds bereit (die Standard-Library endet bei ca. 30 Sounds).

Audio Samples
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Sound: Pop Grand Sound: Warm Pad Sound: Mellow Grand Sound: D50 Fantasia Sound: Acoustic Guitar
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