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Roland Aira TB-3 Test

Praxis

„Performance Synth“ – das soll schon was heißen! Entsprechend schau ich bei meiner ersten Begegnung mit der poppig-bunt-knalligen Kiste auch nicht in das Handbuch und habe das auch so beibehalten. Nur für euch also der Hinweis, dass das mitgelieferte gedruckte Handbuch Schnell-Start-Charakter hat, also recht knapp gehalten ist. Ihr findet es auch hier als PDF.
Die gute Nachricht ist aber: Man braucht das Handbuch auch nicht wirklich, denn das gute Stück ist ein richtiges Spielzeug – und das meine ich absolut nicht abwertend. Im Gegenteil: Im Nu hat man die Arbeitsweise verstanden und findet sich direkt in seinem ersten Loop wieder!
Man muss dabei grundsätzlich nur zwei Dinge wissen: Erstens kann man keine Sounds speichern. „What you see is what you get“ ist also angesagt und auf die vielen Sounds in den A, B, C und D Bänken limitiert. Die aktuelle Position der Potis bestimmt somit also letztendlich auch, wie der Sound erklingt. Und zweitens: Die Pattern sind nicht überschreibsicher. Wenn man also etwas an einer Melodie verändert, dann bleibt das auch so! Das könnte man als Einschränkung auffassen, ich persönlich finde das allerdings gut gelöst.
Auch die zwei verschiedenen Wege zur Pattern-Erstellung – Step und Realtime – gefallen mir beide sehr gut, und so gibt es hier auch nichts von einem „entweder…oder“ zu berichten. Und so sieht und hört sich das in der Praxis an, wobei ich zum Schluss auch noch die Pattern-Randomize-Funktion nutze:

Im Verbund mit meinen MIDI-Geräten zeigte sich die TR-3 übrigens auch im Slave-Mode sehr friedlich. Von daher kann ich behaupten, dass das MIDI-Interface stabil und sicher läuft. Aber auch die interne Clock ist sehr „tight“, was ich bei einem „unverkabelten“ Jam mit meinem Traktor-DJ-Setup merkte, wo die Machine minutenlang zu mehreren Songs lief. Auch die Verbindung über USB und das Aufnehmen über diese einzige Strippe klappte wunderbar, was ich zugegebenermaßen auch ein paar Mal im Zug ausprobiert habe. Dank USB-Powering erfolgte dies unkompliziert genug, um nicht Nerd-Alarmstufe Rot auszulösen. Allerdings kann man nur mit 96 kHz arbeiten.
Und hier ein paar Ergebnisse meiner Reise durch die BRD äh TB-3, wobei ich teilweise noch eine Kickdrum hinzugefügt habe, welche natürlich nicht von der TB-3 stammt.

Audio Samples
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Roland Aira TB-3 – A01 – Saw Roland Aira TB-3 – A02 – Pulse Roland Aira TB-3 – A03 – Filter + FX Roland Aira TB-3 – A15 – more Filter + Pattern Length Roland Aira TB-3 – B29 – Distortion Roland Aira TB-3 – C05 – Delayed + short Scatter Roland Aira TB-3 – D06 – Noise Whip + FX Roland Aira TB-3 – A01 – Shuffle -50/0/+50

Die Klangergebnisse gefallen mir übrigens sehr gut, nur an manchen Stellen wünscht man sich doch, dass das Filter etwas analoger zwitschert. Doch ich finde das keinen echten Kritikpunkt, denn in seiner Gesamtheit sprechen mich der Grundklang und auch die Selektion der Sounds mehr als an. Und wer weiß, vielleicht schiebt Roland ja noch eines Tages ein paar Sounds nach. Vieleicht optimiert man dann auch noch etwas das Volume-Verhalten, denn teilweise fällt der Pegel bei hohen Ressonance-Werten erheblich ab, während er bei starken Accent-Werten wiederum sehr laut ist.

Etwas Schade ist auch, dass man die Glide-Funktion über MIDI (momentan) noch nicht extern nutzen kann, was den Nutzen der TB-3 als reinen Sequenzer, auch für andere Synths, durchaus erhöhen würde. Aber vielleicht bessert Roland da auch noch nach, man darf also gespannt bleiben.

Ich muss aber auch ganz ehrlich sagen, dass das Preisgefilde, in dem sich die neue Roland Aira-Serie positioniert, echt attraktiv und auch die Qualität der Geräte durch die Bank weg verdammt gut ist. Zum Vergleich: Ein Korg Volca Bass kostet rund 150 EUR und damit die Hälfte der TR-3, fühlt sich im direkten Vergleich zur TR-3 aber wie ein Kunststoff-gewordener Witz an – von ihrem Rauschverhalten einmal ganz abgesehen. Auf der anderen Seite der Preisfront steht wiederum Korgs Kaossilator, der rund ein Drittel mehr als die TR-3 kostet. Im Vergleich ist also neben der TR-8 auch Rolands TB-3 ein echtes Schnäppchen – und das, wie gesagt, ohne Abstriche in der Verarbeitung, ganz im Gegenteil.

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