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Roland AIRA Modular Scooper, Demora, Torcido und Bitrazer Test

Praxis

Leichte Verabeitungsdefizite

Nach dem Auspacken fiel bei den AIRAs sofort eins auf: Trotz der prinzipiell schönen Optik und der Metall-Frontplatte fühlen sich die Module insgesamt recht „günstig“ an, weil überwiegend Kunststoff verwendet wurde. Hier ist man von der umliegenden Eurorack-Welt und auch von Herstellern diverser Bodeneffektgeräte zum Teil deutlich höhere Standards gewohnt – und das auch bei weit günstigeren Produkten. Auch die Ausführung des Ein/Aus-Schalters als winziger Plastikschalter sowie die etwas wackeligen Steckerbuchsen auf der Frontplatte fielen negativ auf. Ein Trostpflaster stellen die Drehregler der AIRAs dar, welche griffig sind und einen sehr angenehmen Drehwiderstand aufweisen. Ein wenig schade jedoch, dass auf Werteskalen verzichtet wurde, was bei einem Großteil der Parameter zu verkraften ist, bei einigen Werten, wie z.B. der Delay-Zeit beim Demora oder der tatsächlichen Bit-Reduktion beim Bitrazer, wäre die jedoch durchaus nützlich gewesen, um einen Orientierungspunkt während der Live-Performance zu bekommen. Hier muss man sich ausschließlich auf seine Ohren verlassen.

Leichte Klangdefizite


Im Signalfluss zeigen sich weitere, kleinere Mankos der Module: Zum einem neigen alle Module zum leichtem Rauschen sobald der Aufholverstärker im oberen Viertel agiert. Zum anderen klingen die Module trotz aktiviertem Bypass nicht wirklich neutral. Besonders deutlich wurde dies beim Torcido, wobei hier die „Tube Warmth“ anteilig immer etwas durchzuschimmern schien, was dem Signal von Haus aus einen Hauch Analogcharme spendiert.

Vier Module mit unterschiedlichen Klangcharateristika

Beim Thema Klang muss man die AIRA Module wirklich getrennt voneinander begutachten, da sich hier zum Teil große Unterschiede auftaten. Der Scooper lieferte zwar spannende Ergebnisse, die für eine gewisse Abwechslung im Sound sorgen, jedoch erscheint mir die Zusammensetzung der Soundloops ein wenig zu unvorhersehbar. Um den Effekt sinnvoller nutzten zu können, hätte der „Scatter Type“-Parameter besser gerastert oder in feste Abschnitte unterteilt werden müssen, sodass eine überschaubarere und vorhersehbarere Musteranzahl zur Verfügung steht, die über „Scatter Depth“ nur noch in der Intensität gesteuert werden müsste. So gleicht die Bedienung des Effektes eher einem Experiment, was jedes Mal andere Ergebnisse liefert. Das kann charmant sein, macht einen abrufbaren Einsatz allerdings schwierig.
Ein Modul, mit dem ich in der Basiskonfiguration überhaupt nicht warm wurde, war der Torcido. Das liegt vor allem daran, dass ich die Existenz digitaler Distortion generell nicht nachvollziehen kann. Meines Erachtens liegt die größte Schwäche des Effekts in der Abstimmung seiner Parameter, die im Falle der eigentlichen Verzerrung viel zu schnell zu extrem klingen. Dem kann man jedoch mit dem Hinzuschalten zusätzlicher Filter im Modular Customizer entgegen wirken. Ebenfalls zu extrem fällt die „Lo Boost“-Funktion aus, welche oftmals zu einer kompletten Übersteuerung des Gesamtsignals führt.
Roland AIRA Modular Torcido, wie beim Scooper darf an so mancher Stelle noch nachgebessert werden
Roland AIRA Modular Torcido, wie beim Scooper darf an so mancher Stelle noch nachgebessert werden

Die beiden Module Bitrazer und Demora hingegen hinterließen einen durchweg positiven Klangeindruck. Das Demora-Delay bietet mit den drei Effektparametern (Hold und Dry/Wet einmal ausgeschlossen) genügend Flexibilität um auch anspruchsvolle Anwender zufriedenzustellen. Im Vergleich zu den anderen Modulen liefert es dabei auch in extremen Einstellungen verwertbare Ergebnisse. Gleiches gilt für den Bitrazer, wobei hier besonders die Filter-Einheit positiv auffiel. Den Bit Crusher wird man wohl ohnehin nur in den wenigsten Fällen bis zum Anschlag hineindrehen wollen. Von abstrakten Breaks bis hin zu subtiler Lo-Fi Ästhetik ist hier prinzipiell alles möglich. Durch eine subtile Modulation der Filterfrequenz lässt sich zudem auch ein „Leier“-Effekt simulieren, der hervorragend zum angestrebten Soundbild passt.

Audio Samples
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Bitrazer – LoFi Loop Bitrazer – Downsampling Demora – Guitar Slow Delay Demora – RingMod Modulated Demora – Tight Echo Scooper – Loop Performance Torcido – Modulated Distortion Torcido – TubeWarmth Drumloop

AIRA Modular Customizer

Der AIRA Modular Customizer wurde bereits in den Details als absolutes Killerfeature der Produktreihe angepriesen. Hierbei wird das jeweilige Hauptmodul innerhalb der App zunächst in digitaler Form und mit allen Ein- und Ausgängen abgebildet. Nun können weitere Module wie z.B. LFO’s, Filter, Envelopes etc. ausgewählt und in den Signalfluss integriert werden. Per Drag’n’Drop werden zwischen den verschiedenen Anschlüssen virtuelle Kabel gezogen, die zur besseren Übersicht glücklicherweise verschiedenfarbig gestaltet wurden. Die Parameterwerte können per Fingerbewegung nun sehr präzise eingestellt werden. Hierbei wurde sogar an die entsprechende Werteanzeige gedacht. In einigen Fällen wie etwa der Wellenform des LFO’s fällt diese sehr präzise aus und zeigt im Fall von Zwischenschritten das exakte Verhältnis an. Leider wurde nicht überall an eine Anpassung der Werteskala gedacht. Bei Frequenz-Parametern wie „Cut-Off“ wird leider keine Frequenzdarstellung angezeigt, sondern nur der eingestellte Wert in einem Bereich von 0 bis 100 – nicht ganz intuitiv aber in jedem Fall zweckdienlich.   
In Sachen Funktion erwiesen sich die Software-Module als erstaunlich gut und punkteten in unserem Praxistest vor allem durch die übersichtlichen und auf das Wesentliche reduzierten Bedienoberflächen. So finden sich auch Einsteiger recht schnell zurecht. Auch der Sound der klanggebenden Module wie Filter, EQ’s oder Kompressoren konnte überzeugen. Einzig und allein ein Reverb-Modul fehlt im aktuellen Line-Up noch.
Den zugegebenermaßen hohen Erwartungen konnte die App somit zweifelsohne gerecht werden. Selbst auf meinem schon etwas in die Jahre gekommenen iPad 2 lief die App flüssig und ohne Probleme. Das virtuelle „Kabelziehen“ per Drag & Drop und auch die Synchronisation mit den Modulen funktionierte in allen Fällen problemlos.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Modulationseingänge lassen sich natürlich auch durch virtuelle LFO’s ansteuern
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