Roland 7X7-TR8 Test

Praxis

Um an die neuen Sounds zu kommen, muss die TR-8 erst einmal auf recht abenteuerliche Weise auf Version 1.11 upgedatet werden, um anschließend mit dem TR-8 Utility „freigeschaltet“ werden zu können. Da ich eine Testversion erhalten habe, schenke ich mir den genauen Prozess, weil er beim Serienprodukt durchaus anders ablaufen kann. Nur soviel ist sicher: Cheatcodes ließen sich schon in den 90ern bei Duke Nukem einfacher eingeben.

ACHTUNG: USB-Hubs sollte man lieber umgehen und die Kiste direkt anstecken.
ACHTUNG: USB-Hubs sollte man lieber umgehen und die Kiste direkt anstecken.

Nach einer Orgie aus „Tasten beim Einschalten halten“, USB Kabel abzupfen und wieder einführen, stelle ich zunächst fest, dass dies die emotionale Bindung zum Gerät stärkt. Dies kann aus Marketing-Sicht auch durchaus von Vorteil sein. Als die TR-8 endlich „ready“ war, fiel mir dann vor allem auf, dass bei der Kiste und im „Drum Select INST“ Menü nun deutlich mehr Taster leuchten – und das in Farbe und in bunt! Sehr schön, denn mit den vielen neuen Sounds wäre es sonst etwas unübersichtlich geworden. Dass die 808 Klänge nun pink schimmern, empfinde ich zwar fast als Beleidigung, aber nun gut. Hier also der nun wichtigste Farbcode für 2015: 

  • Rosa – 808
  • Gelb – 909
  • Orange – 707
  • Blau – 727
Roland_Aira_TR-8_7x7_05_Taster

Dabei wird man feststellen, dass je nach Instrument durchaus mehr als ein Sound am Start ist, und dass manche Sounds auch mehrfach auftauchen, was natürlich beides zu begrüßen ist. Etwas verwundert war ich außerdem, dass es mehr Sounds gibt, als das Handbuch verspricht. Nun gut, dass nehme ich natürlich auch noch dankend mit.
Beim Durchhören stand mein erstes Fazit auch relativ schnell fest: ganz schön „trashig“ und irgendwie auch kitschig – gerade die Trillerpfeifen der Latin-Percussion der 727. Nichtsdestotrotz musste ich nach einer Weile ausprobieren feststellen, wie verdammt gut die neuen Sounds das bereits bestehende klangliche Repertoire der TR-8 ergänzen, vor allem was das Layering anbelangt.
Bei den neuen Noise-Sounds auf den Tom-Plätzen bin ich mir sicher, dass sie bald durch das Berghain fliegen und dessen Funktion One Anlage gehörig quälen werden. Nun aber genug getextet, im folgenden Video werde ich einfach mal alle Sounds unkommentiert durchnudeln. Denkt daran – Rosa: 808, Orange: 707 und Blau: 727. 

Insgesamt empfinde ich die kostenpflichtige Ergänzung um die 707 und 727 mehr als gelungen und den Preis damit auch absolut gerechtfertigt, zumal die Kiste im Vergleich zu anderen Drum Machine-Schwergewichten, wie der Jomox, den Elektrons und den Tempests, einfach unverschämt günstig ist. 
Was ich allerdings richtig ungünstig gelöst finde, ist die Tatsache, dass auch das neue Manual nur einem übergroßen Beipackzettel einer Pillenpackung entspricht – was im Falle der Originalanleitung im gedruckten Zustand durchaus noch zu verkraften wäre. Möchte man allerdings das Download-PDF einmal selbst ausdrucken, so stößt man an die Grenzen seines A4-Druckers. Also bitte, liebe Rolands: Macht hier doch noch mal eine druckbare Version klar, die ich mir notfalls unters Gerät kleben kann, denn die ganzen tausend „Geheimkniffe“, die ja nun leider auch nicht weniger geworden sind, kann sich zumindest mein Gehirn nun wirklich nicht mehr merken!

Audio Samples
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707 KIT 727 KIT

Und wenn ich mir noch was für das nächste Jahr wünschen dürfte – schließlich ist auch bald Silvester – , dann würde ich Roland bitten, nicht allzu steif bei ihren eigenen Kisten zu bleiben, sondern eventuell auch über den Tellerrand zu schauen und beispielsweise noch einen Oberheim DMX zu modeln. Außerdem wäre es schön, wenn noch ein paar authentische „HipHop-style/Vintage-Vinyl Sample Sounds“ mit eingebaut werden würden, die eventuell durch ne alte MPC, SP-12 oder Tape-Machine gezogen wurden, da die TR-8 für meinen Geschmack durchaus noch ein paar crispe Snares und HiHats vertragen kann.

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