PRS SE Kingfisher Bass Test

Praxis

Der PRS Kingfisher wurde hervorragend verarbeitet und lackiert. Der Bass hängt sehr ausbalanciert am Körper, was der kleinen Kopfplatte und den leichten Mechaniken geschuldet ist. Trotz seiner Konstruktion mit dem durchgehenden fünffach laminierten Hals wirkt er auf mich optisch nicht wie ein typischer Edelbass. Im Grunde strahlt er nämlich kein Boutique-Ambiente aus, sondern besitzt eine robuste “Workhorse”-Aura. Exakt dieser Eindruck wird auch untermauert, sobald man den Bass in die Hand nimmt, denn seinen Hals kann man als durchaus kräftig beschreiben. Ich würde zwar nicht so weit gehen, ihn als “Prügel” zu bezeichnen, aber er ist weitaus dicker, als man dies von vielen anderen E-Bässen gewohnt ist. Leider musste ich den Hals innerhalb von wenigen Wochen mehrfach nachjustieren, da er bedingt durch die herbstliche Witterung relativ stark arbeitete. Dies ist jedoch bei lackierten Hälsen mit Palisandergriffbrett nicht gerade ungewöhnlich, da der Feuchtigkeitsaustausch fast ausschließlich über das nicht lackierte Griffbrett erfolgen kann. Entsprechend dankbar war ich daher, dass der Zugang zur Stellschraube relativ problemlos zu erreichen war.
Obwohl der Hals kräftig ist, lässt er sich recht komfortabel spielen, wenngleich ich mich speziell in den Lagen oberhalb des 12. Bundes erst einmal etwas daran gewöhnen muss. Vor allem aber merkt man bereits beim unverstärkten Anspielen, dass der Bass über ein enormes Sustain und ein ausgezeichnetes Schwingungsverhalten verfügt. Also rein mit dem Kabel und hören wir mal, wie sich das Ganze mittels der passiven Humbucker bis zu unseren Ohren fortsetzt!
Ich beginne mit beiden Tonabnehmern gemeinsam bei voll aufgedrehter Tonblende. Zum Vorschein tritt ein satter und definierter, stark mittenbetonter Sound mit enormer Durchschlagskraft. Man kann dem Kingfisher ein wohliges “Knurren” bescheinigen – eine Charaktereigenschaft, die einem in dieser Ausprägung nicht allzu häufig bei passiven Bässen begegnet.

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Fingerstyle, beide Tonabnehmer, passive Tonblende offen

Verwendet man ausschließlich den Stegtonabnehmer, so präsentiert der Kingfisher einen Jazz Bass-artigen, sehr klaren Ton, versehen mit einigen Frequenzen in den Höhen, bei denen man durchaus die Assistenz einer aktiven Elektronik vermuten könnte. Doch wir erinnern uns: der Kingfisher ist rein passiv ausgelegt!

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Fingerstyle, Stegtonabnehmer, passive Tonblende offen
Trotz der passiven Elektronik, bietet der Bass ein breites Sound-Spektrum
Trotz der passiven Elektronik, bietet der Bass ein breites Sound-Spektrum

Doch auch der Halstonabnehmer alleine lässt mit seinem kräftigen Ton nichts an Obertönen und reichlich vorhandenen Höhen vermissen, wie man am folgenden Beispiel (mit Plektrum gespielte Akkorde) hören kann. Zusätzlich wird hier deutlich, wie ausgewogen alle Saiten im Verhältnis zueinander klingen und über welch gesundes Sustain der Bass verfügt:

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Plektrum, Halstonabnehmer, passive Tonblende offen

Den Sound kann man bei Bedarf mittels der passiven Tonblende wirkungsvoll zähmen, und aus dem knurrenden Tiger wird somit im Handumdrehen ein schmusendes Kätzchen. Trotz der komplett zugedrehten Tonblende wird der Sound allerdings nicht muffig oder fad, sondern behält viel Schönes: Der mittige Soundcharakter bleibt erhalten, wirkt aber im Vergleich zur offenen Tonblende nun deutlich “glockiger”:

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Finger, Halstonabnehmer, passive Tonblende geschlossen

Für Slapkanonaden erscheint die Saitenhöhe über dem Korpus gut geeignet. Allein das Spacing der Saiten zueinander wird möglicherweise dem einen oder anderen eine Nuance zu eng sein. Was dem Plektrumspiel eher zugute kommt, könnte also den Slapspezialisten möglicherweise stören. Doch dies muss natürlich jeder für sich selbst herausfinden. Auf jeden Fall wirkt der Slapsound sehr eigenständig – und absolut praxistauglich:

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Slap, beide Tonabnehmer, passive Tonblende offen
Kommentieren
Profilbild von Alexander

Alexander sagt:

#1 - 16.12.2014 um 17:23 Uhr

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Hallo,
ich finde, wenn man in einem Test das Gewicht des Basses als Contra angibt, sollte es auch irgendwo zu finden sein. Da für mich das Gewicht eines Basses ein (ge)wichtiges Argument darstellt, habe ich die Angabe umso mehr vermisst (oder ich war zu blind, es zu sehen...)LG Alexander

Profilbild von Oliver (Bonedo-Red. Bass)

Oliver (Bonedo-Red. Bass) sagt:

#2 - 16.12.2014 um 20:07 Uhr

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Hallo Alexander,das siehst Du natürlich vollkommen korrekt. Der Test-Bass war auch tatsächlich nicht so schwer (4,5 kg) , dass es eine Negativbewertung rechtfertigen würde. Daher wurde dieser Punkt auch gestrichen, ist aber dennoch versehentlich beim Einpflegen der Textfiles in der Negativbewertung stehen geblieben. Ein Fehler unsererseits, der mittlerweile korrigiert wurde. Danke für Deinen Hinweis.Wenn wir schon einmal bei dem Thema Gewicht sind, vielleicht noch ein paar Anmerkungen:Generell betrachtet, ist bei einem Bass das Gewicht natürlich ein relevanter Faktor. Was allerdings ebenso relevant ist, das ist die Verteilung des Gewichtes. So können zwei Bässe mit identischem Gewicht aber unterschiedlicher Masseverteilung, am Körper hängend, vollkommen anders wirken. Ein Bass mit überdimensionaler Kopfplatte und schweren Mechaniken, aber dünnem Korpus kann dann schwerer wirken, als ein Bass mit kleiner Kopfplatte, leichten Mechaniken, aber dickerem Korpus oder schwererem Korpusmaterial, anderer Hardware, etc., auch wenn beide Bässe auf der Waage objektiv den gleichen Wert anzeigen.Subjektiv empfinden wir häufig Bässe mit erhöhter Kopflast schwerer, als solche , bei denen der Hals weniger stark an der Schulter nach vorne zieht.Ich empfehle entsprechend Gewichtangaben immer auch unter dem Aspekt zu prüfen, wie sich ein Bass auch wirklich hängend am Körper anfühlt. Außerdem gibt es zusätzlich ja auch noch durchaus größere Schwankungen im Gewicht bei Bässen der gleichen Serie, denn Holz ist nicht gleich Holz.Natürlich gibt es bei all dem eine Gewichtsgrenze, die selbst bei noch so cleverer Masseverteilung irgend wann einmal auf Dauer jeder Schulter zuviel wird. Davon ist der Kingfisher Bass meiner Ansicht nach jedoch weit entfernt.Nochmals vielen Dank für die aufmerksame Anmerkung und weiterhin fröhliches Schmökern auf Bonedomit herzlichen GrüßenOliver - BONEDO Redaktion Bass

Profilbild von Reto

Reto sagt:

#3 - 31.01.2023 um 14:34 Uhr

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Ich habe das blaue Modell mit Baujahr 2022 gekauft und bin mässig zufrieden (auch selber schuld, da ein Blindkauf). Der Bass brummt. Auch nach etlichen Arbeiten meines Bassbauers (alles neu verkabelt und gelötet da die Qualität sehr zu wünschen übrig liess), ist das brummen immer noch da. Ich weiss, dass es sich hier nicht um einen Edelbass handelt und trotzdem erwartetet ich für 1000.- Euro mehr…Mein Bassbauer will nun noch die Tonabnehmer wechseln…mal schauen ob das was bringt….ich schreibs dann hier rein.

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