Produce-Alike #19 – Kesha

Refrain

Wo wir schon beim Bass sind, können wir uns auch gleich um den Basssound für den Refrain kümmern. Hier kommt ebenfalls der Little Phatty zum Einsatz. Er spielt lange Noten mit einem fetten Sound aus zwei leicht verstimmten Oszillatoren mit etwas Filter Overdrive.

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Refrain – Bass einzeln

Ich habe den Sound gedoppelt, um ihn noch etwas fetter zu machen. Dazu habe ich ihn einfach zweimal als Audio aufgenommen – die verschiedenen Schwebungen der verstimmten Oszillatoren bei beiden Takes reichen schon aus, um sie in Kombination breiter zu machen. Beide Takes sind im Panning leicht auseinander gedreht.

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Refrain – Bass gedoppelt

Damit sich der Bass nicht zu sehr mit den Kickdrums in die Quere kommt, habe ich verschiedene Maßnahmen ergriffen. Zunächst arbeitet ein EQ auf dem Bus, auf dem beide Bassspuren zusammengeführt werden. Er nimmt die Tiefbässe etwas zurück und betont dafür den Bereich um 150Hz, den ich im gleichen Atemzug bei der tiefen Kickdrum etwas herausgenommen habe. Außerdem kommt ein Kompressor zum Einsatz, dessen Sidechain-Eingang von der Kick gespeist wird. Diesmal allerdings nicht ganz so vordergründig “pumpend” wie in vielen anderen Folgen dieses Workshops, sondern etwas dezenter. Ein zu starkes “Pumpen” würde in Verbindung mit der rhythmischen Kickdrum-Figur komisch klingen.

Refrain - Bass EQ
Refrain – Bass EQ

Auch bei den Drums tut sich etwas, wenn auch nur wenig. Der Grundrhythmus bleibt gegenüber der Strophe unverändert. Und nein, es kommt auch keine Hi Hat hinzu. Stattdessen erzielen wir einen ähnlichen Effekt, indem wir in die Trickkiste greifen.
Auf der ersten “1” des Refrains wird zunächst ein Becken eingebaut, das ich aus zwei synthetischen Cymbal-Sounds aus alten Drummachines zusammengesetzt habe. Hier hört ihr die beiden Sounds erst einzeln und dann in Kombination.

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Cymbals

Wo wir schon dabei sind, können wir diesen Sound auch gleich einmal kopieren, rückwärts abspielen und ihn vor den Refrain setzen.
Den gleichen Klangcharakter hätte ich jetzt auch gern, um eine pumpende Offbeat-Figur im hohen Frequenzbereich zu erhalten. Also so, als würde das Becken einfach nicht ganz ausklingen, sondern quasi “stehenbleiben” und im Groove pulsieren. Ein akustisches Becken klingt lang genug aus, um es zu loopen (was tatsächlich auch gern gemacht wird), das kommt bei diesen kurzen Samples aber nicht wirklich in Frage. Was tun? Ich habe Logics Synth-Plugin ES1 genommen, um mit dem Rauschgenerator Rauschen zu erzeugen. Jeder Synthesizer mit einem Rauschgenerator kann dafür verwendet werden. Die meisten frühen Drummachines erzeugten Beckensounds mit Rauschgeneratoren, also sollte die Richtung schon einmal stimmen. So klingt das Rauschen:

Audio Samples
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Rauschen

Um diesem Rauschen nun den Klangcharakter der Cymbal-Samples aufzudrücken, habe ich Logics MatchEQ verwendet. Dieser EQ kann das Frequenzspektrum zweier Signale analysieren und errechnet dann eine EQ-Kurve, mit der dem zweiten Signal ein ähnlicher Frequenzgang wie dem ersten verpasst wird. Damit kann man alles mögliche anstellen. Auf den nächsten drei Bildern seht ihr das analysierte Becken, das analysierte Rauschen und schließlich die EQ-Kurve, die der MatchEQ daraus erzeugt hat:

Fotostrecke: 2 Bilder MatchEQ Spektrum – Cymbals

Das Rauschen klingt hinter dem MatchEQ nun so:

Audio Samples
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Rauschen – MatchEQ

Zum Vergleich noch einmal die kombinierten Becken:

Audio Samples
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Cymbals – kombiniert

Das klingt doch ziemlich ähnlich! Wir schicken die Cymbals und das Rauschen noch durch einen Sidechain-Kompressor, der von einer Kickdrum getriggert wird, die man im Mix gar nicht hört. So kann der Sound “pumpen”, ohne von den rhythmischen Eigenarten der Bassdrum aus der Bahn geworfen zu werden. (Wer nähere Infos zu diesem Kompressionsverfahren sucht, wird in vielen früheren Folgen dieses Workshops fündig.) Und das Ergebnis klingt so:

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Cymbals und Rauschen

Das pulsierende Rauschen darf im Mix natürlich nicht zu laut sein, sonst ergäbe das einen zu spitzen Gesamtsound. Richtig eingestellt verbindet sich der Sound aber schön mit den Chorschnipseln und übernimmt ganz nebenbei die Funktion einer Offbeat-Hihat.
Weiter geht’s mit einer Melodie, die im Hintergrund hinter Keshas vielen Gesangsspuren herumdudelt. Ich habe zwei Sounds kombiniert: einen Minimoog-Leadsound aus der Kontakt-Library Retro Machines und einen glockigen Sound aus dem Native Instruments FM8. Gemeinsam bekommen die beiden Sounds einen EQ, der sie aus den tieferen Frequenzbereichen heraushält (hier bräuchte man ja normalerweise auch noch Platz für den Gesang) und eine große Portion Delay.

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Refrain – Mini Lead Refrain – Bells Refrain – Lead kombiniert
Fotostrecke: 3 Bilder Refrain – Mini Lead

Damit ist der Refrain schon fertig. Und so klingt er:

Audio Samples
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Refrain
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Karl Aubaque sagt:

#1 - 28.02.2013 um 19:53 Uhr

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Vnice wie eigentlich immer! Nicht ganz mein Musikkgeschmack, aber es macht viel Freude, hinter die Kulisse zu schauen. Vielen Dank an den Autor!!!

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