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Produce-Alike #13 – Rihanna

STROPHEN

Um eine Grundlage zu schaffen, bauen wir uns zunächst einen Grundrhythmus aus Kick und Snare. Dieser ändert sich bei „You Da One“ im ganzen Song nicht wesentlich. Bei der Kickdrum habe ich diesmal auf eine komplizierte Schichtung verzichtet und ein Sample verwendet, das von sich aus schon ziemlich nah dran ist.

Audio Samples
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Bassdrum

Für die Snare packen wir drei Sounds aufeinander. Eine Kombination aus einer dumpferen und einer blechernen Snare wird von einem Clap ergänzt. Dieser gibt der Konstruktion einen schön definierten Attack, obwohl er sehr leise gemischt ist.

Audio Samples
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Snare 1 Snare 2 Clap

Die drei Elemente werden zueinander ins Verhältnis gesetzt und auf einem Bus mit einem gemeinsamen Kompressor „zusammengeschweißt“.
Was auch dieses Mal nicht fehlen darf, ist ein kleines Rückwärts-Element, das sozusagen in die Snare hinein „zieht“.  Dafür nehmen wir den gleichen Clap und drehen ihn um. Allerdings benötigen wir nicht das komplette Sample, sondern nur die erste, leisere Phase. Den lauten Rest, der vorwärts abgespielt der scharfe Attack des Claps war, schneiden wir weg. Jetzt können wir das Sample auf einer Audiospur an den betreffenden Stellen einfügen.

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Reverse Clap

Je länger ich diesen Workshop schreibe, desto deutlicher wird mir eines klar: Hi-Hats scheinen derzeit offenbar mega-out zu sein. In vielen aktuellen Chart-Produktionen wird deren klassische Aufgabe, nämlich das stetige, verlässliche Timekeeping, das trotzdem im Frequenzspektrum nicht viel Platz wegnimmt, von anderen Elementen übernommen. Rihannas Song bildet da keine Ausnahme. Bei „You Da One“ besteht das „Drumherum“ bei den Drums aus etlichen recht kreativ eingesetzten Analog-Snares nach Roland-TR-808-Manier, sowie aus einigen Rückwärts-Effekten.
Die Snare aus der zu Recht legendären, aber mittlerweile auch reichlich abgelutschten Roland TR-808 ist wahrscheinlich der zweit-meistgesampelte Sound auf diesem Planeten, gleich nach der Bassdrum aus der gleichen Maschine (und noch vor dem Amen-Break, „Funky Drummer“ und den Led-Zeppelin-Drums aus dem Treppenhaus…). Dieses eigentlich total unspektakuläre „piff“ ist zu einem Klassiker geworden, der keiner Erklärung mehr bedarf. Irgendein 808-Snare-Sound findet sich eigentlich in jeder Sample-Sammlung. Die verschiedenen 808-Snares, die bei unserem Probanden den Backbeat umspielen, habe ich auf drei Spuren verteilt. Zunächst übernimmt eine Reihe von ziemlich unbearbeiteten, trockenen 808-Snares die Funktion der Ghostnotes, die ein Schlagzeuger vermutlich an den betreffenden Stellen ohne Nachdenken gespielt hätte:

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808-Ghostnotes

Ich habe ein Sampler-Program verwendet, das die 808-Snare in verschiedenen Stimmungen und Einstellungen abbildet, denn dadurch kommt noch etwas Leben in den Groove.
Auf der nächsten Spur kommt ein selbst gebautes Sampler-Programm zum Einsatz, denn hier brauchen wir etwas ganz Bestimmtes: Eine verhältnismäßig tiefe 808-Snare, die wenig „Schmatz“ und viel Körper hat (eine der etwas weniger abgenutzten Einstellungen der originalen 808) und außerdem zwischen verschiedenen Positionen im Stereobild umherspringt. In einem solchen Fall geht es meist schneller, ein entsprechendes Sampler-Programm zu programmieren, als die Spur per Automation mühsam Note für Note hin- und her zu pannen. Wir nehmen das passende 808-Sample und basteln uns ein Programm, in dem es auf verschiedenen Tasten auf unterschiedlichen Positionen im Stereobild erklingt. Ich nehme dafür aus Gewohnheit Logics EXS24, der sich mit seiner einfachen Programmierung gerade für solche „Mal-eben-schnell-Programme“ gut eignet, aber jeder andere Sampler kann das natürlich prinzipiell genauso gut. Und das Ergebnis klingt so:

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808-Pan

Die dritte Spur mit 808-Samples werden wir erst später im Song brauchen – dafür dann aber richtig. Erstmal können wir uns den Grundgroove ja schon einmal anhören:

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Beat 1

Das verfeinern wir jetzt noch mit einem weiteren Rückwärts-Element. Zu diesem Zweck habe ich die gesamte Snare-Konstruktion mit hohem Effektanteil durch einen Hall geschickt, daraufhin etwas gefiltert und neu gesampelt (Den Hall nehmen wir anschließend von der Snare natürlich wieder herunter.). Danach habe ich das Signal auf zwei Spuren verwendet – einmal vorwärts und einmal rückwärts. Der Vorwärts-Teil liegt genau auf der Snare und dauert eine Viertelnote (oder eine Achtel, wenn man vom Halftime-Feeling ausgeht). Der Rückwärts-Teil beginnt früher, er führt zur Snare hin. Für die Dauer einer Viertelnote liegen beide Teile dann übereinander, so dass sich ein fast konstanter Effekt-Hall-Pegel ergibt. Beide Teile werden auf einem gemeinsamen Bus stark komprimiert, so dass sie einen etwas drückenden, spannungsgeladenen Charakter bekommen. Hören wir uns den Beat damit noch einmal an.

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Reverse-FX Beat 2

Der Bass stammt dieses Mal aus meinem Moog Little Phatty. In der Strophe ist der Sound noch mono und relativ simpel. Oszillator 1 liefert eine Pulswelle. Der zweite Oszillator steuert eine Wellenform zwischen Dreieck und Sägezahn bei, ist aber hier noch recht leise eingestellt. Das Filter ist relativ weit geschlossen. Ich habe die Basslinie mit den Pitchbend-Verläufen live eingespielt und anschließend im Sequenzer exakt auf die Kickdrum geschnitten.

YDO_07_Bass_Strophe
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Bass Strophe

Nun brauchen wir für die Strophe nur noch eine Gitarre, die stumpf Viertelnoten klopft. Dass das Gitarrenspiel nicht zu meinen Kernkompetenzen gehört, ist mir auch dieses Mal wieder schmerzlich bewusst geworden. Deshalb kommt zu Workshopzwecken ein Sample aus der Factory-Library von Native Instrument Kontakt 5 zum Einsatz:

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Gitarre Strophe

Jetzt können wir die wirklich sehr unspektakuläre Strophe zusammensetzen. Aber keine Sorge: Da kommt noch was!

Audio Samples
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Strophe
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Profilbild von Nexus

Nexus sagt:

#1 - 13.03.2012 um 22:54 Uhr

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Wieder ein toll beschriebener Workshop. Vielen Dank!

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KArlo sagt:

#2 - 21.03.2012 um 13:17 Uhr

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Ich möchte mich meinem Vorredner anschliessen: Super wie immer! Man muss das ja nicht voll nachbauen, aber da stecken einfach viele gute Tipsund Tricks drin!

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Psycho-Pat-Rick sagt:

#3 - 11.04.2012 um 02:05 Uhr

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Sehr gut beschrieben! Ich kann wirklich viel bei euch lernen ;-)

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Muriel sagt:

#4 - 05.12.2012 um 18:19 Uhr

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Wow, ich bin beeindruckt! Tolle Leistung!
Mal 'ne Frage: Wo könnte ich denn so eine detaillierte Version dieser aufwändigen Gesangsproduktion finden? Also so wie hier, nur mit Gesang statt mit der Musik?

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