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Playtime Engineering Blipblox After Dark Test

Praxis

Bedienung

Das Grundprinzip hinter der Blipblox ist eigentlich sehr einfach: Man betätigt den rückseitigen Power-Taster und sofort fängt sie an eine Sequenz in Verbindung mit den zwei Drumsounds zu spielen. Die Figuren stammen aus dem Speicher des internen Sequenzers und enthalten nicht weniger als 300 Pattern, die durch einen Druck auf den SEQ-Taster abgerufen werden. Eine Kontrolle, welches Pattern man abruft gibt es nicht. Der – fraglos kindgerechte – Vorteil der Sache: Die Blipblox dudelt sofort los. Man muss nichts programmieren, nichts einstellen – einschalten und los geht der Schallangriff auf die elterliche Resilienz. Rigorose Erziehungsberechtigte greifen hier zur einstellbaren Begrenzung der Maximallautstärke. Die Synth-Sequenzen sind dabei durchaus abwechslungsreich und musikalisch, die Drum-Figuren wirken dagegen oft etwas holperig und willkürlich – fast wie von einem Zufallsgenerator erzeugt. Kick und Snare können jeweils auf ein Arsenal von rund 50 Sounds zugreifen und in der Tonhöhe angepasst werden. Eigene Pattern lassen sich direkt am Gerät nicht programmieren. Was allerdings geht, ist die Steuerung über den MIDI-Input und das funktioniert sehr gut, wie wir noch sehen werden. 

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Verschiedene Pattern und Soundvariationen

Apropos willkürlich: Das gilt auch für die Lightshow, welche die Blipblox inszeniert. Zwar finden sich in der Bedienungsanleitung Erklärungen, was das agile Rumgeflacker dem Anwender sagen will und die Illumination ist sogar in verschiedenen Stufen schaltbar (voll / ohne Animation / statisch / aus). Bis man allerdings auswendig gelernt hat, was welche LED nun zu bedeuten hat, braucht es wirklich seine Zeit. Zugegeben: Erinnern wir uns an die Ursprungszielsetzung der Blipblox als Spielzeug, ist buntes Flackerlicht natürlich durchaus erwünscht.

Fotostrecke: 2 Bilder Viele LEDs, wenig Informationen: Hier das Filter. (Foto: Numinos)

Am eindeutigsten und zugänglichsten im Bedienkonzept sind ohne Frage die beiden äußeren Hebel zur Tempo- und Filtersteuerung. Weiter innen liegen dann in transparentem Orange eingefärbt: Die Lautstärken-Hüllkurve (Amp Release) und die Gesamtlautstärke (Volume). Darunter folgend spiegelbildlich: Links der Taster „Soundfreak“, der eine temporäre Modulation aller Parameter bewirkt und rechts der Randomize-Button, mit dessen Betätigung man erwartungsgemäß ein völliges Durcheinanderwirbeln alle Parameter mit oft erstaunlich brauchbaren Ergebnissen initiiert. In der darunterliegenden Reihe finden sich sieben Taster, die mit verschiedenen Primär- und Sekundärfunktionen ausgestattet sind:
Es reicht hier vom Durchsteppen von Sequenzen, Triggern von Kick und Snare, Auswahl der Oszillator-Wellenform und der Filter-Charakteristik bis hin zur Zuweisung der drei Modulationsquellen (LFO 1/2 und Mod Attack) auf den Oszillator. Alle Taster, die in diesem Bereich mit einer Sekundärfunktion belegt sind (Delay, Resonance, Filter-Type) können durch gleichzeitiges Drücken des Tasters in Verbindung mit einer Bewegung des Filter-Hebels modifiziert werden, was sich in der Praxis als durchaus praktikabel erweist – anders als viele andere Funktionen, die erst durch das Ausschalten des Geräts und Starten mit gedrückt gehaltenen Tasten erreichbar sind, wie beispielsweise das Wechseln zwischen MIDI- und internem Sync. Als klassisch konditionierter Synthesizer-Spieler hätte ich allerdings anstatt des Tempo-Hebels, lieber die Resonanz im Griff gehabt.

Fotostrecke: 3 Bilder Besonders bei der Filterresonanz ist die Doppelbelegung nicht besonders glücklich gelöst. (Foto: Numinos)

Und wo wir schon bei MIDI und Sync sind: Das funktioniert wirklich spitze. Voreingestellt empfängt der Synthesizer der Blipblox auf Kanal 1 Noten-Informationen und auf Kanal 2 MIDI-Trigger für die beiden Drum-Sounds. Führt man dem kleinen Synth ein MIDI-Clock Signal zu, folgt er artig dem Tempo des Masters. Beim Spielen von gebundenen Noten vom externen MIDI-Keyboard aus zeigt sich auch, dass die Blipblox tatsächlich einen Legato-Modus an Bord hat – sehr schön. Überhaupt entfaltet der kleine Spielzeug-Synthesizer meiner Meinung nach erst im Rechner-Verbund sein ganzes Potenzial. Dann nämlich wird er wie selbstverständlich zu einer Art trashigem Expander, den man einfach mal dazu holt, wenn einem die Ideen ausgehen oder man mal quäckig nölende Sounds braucht (falls das zum eigenen musikalischen Stil passt).

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Legato-Noten via MIDI

In der untersten Reihe warten dann fünf Drehregler auf die manuelle Einflussnahme, mit denen sich die Geschwindigkeit der beiden LFOs und die Stärke der Modulation adjustieren lässt. Ganz oben auf meiner Wunschliste für zukünftige Updates steht die Synchronisierbarkeit der LFOs zur MIDI-Clock, denn aktuell laufen sie einfach frei vor sich hin. Mit dem Regler Mod1 konnte ich im Test zuverlässig durch die Wavetables kurbeln, worüber die Bedienungsanleitung allerdings keinen Hinweis gibt. Überhaupt fielen mir einige Stellen im Manual auf, wo Dinge nicht wie beschrieben funktionierten – da sollte der Hersteller noch mal redigieren.
Laut Bedienungsanleitung soll es auch möglich sein, der Blipblox neue Sequenzen und Drum-Packs via MIDI-Sysex-Dump unter zu jubeln. Entsprechende Sysex-Dateien waren allerdings zum Zeitpunkt dieses Tests auf der Website von Playtime Engineering noch nicht zu finden. Dennoch ist es gut zu wissen, dass der Hersteller die Option des Sysex-Dumps vorgesehen hat, denn so lassen sich auch Firmware-Updates, gegebenenfalls sogar alternative Firmwares einspielen.

Klang

Hört man der Blipblox über den internen Lautsprecher zu, wird man Zeuge einer nicht ganz uninteressanten LoFi-Klangwelt, die etwas mittenlastig und damit recht durchdringend durch den Raum wabert. Entsprechend sind die vier Watt des Lautsprechers absolut ausreichend – auch und besonders dann, wenn man hier an den Ursprung als Kinderspielzeug und das Nervenkostüm der Eltern denkt. Zwar weist das Handbuch darauf hin, dass der rückseitige Stereo-Ausgang für den Anschluss an eine Anlage/Verstärker gedacht ist, es war mir allerdings auch problemlos möglich, hier einen Standard-Kopfhörer mit 32 Ohm daran zu betreiben. Verbindet man den Spielzeug-Synth mit der Stereo-Anlage, bleibt diese grundsätzlich etwas mittenlastige Klangsignatur erhalten. Hörbar wird aber auch ein durchgängiges Rauschen und Nebengeräusche, die sich noch einmal verstärken, wenn man die Drums zum Einsatz bringt, die so klingen, als ob sie mit 8-Bit gesampelt wurden.
Grundsätzlich ist die dem Synthesizer zugrunde liegende Wavetable-Synthese aber gar nicht mal so uninteressant und – anders als eine Synthese, die auf einfachen Elementarwellenformen basiert – zu einer Vielzahl von Klangepisoden in der Lage. Im Ergebnis generiert die Blipblox Klänge, die nicht unbedingt nach Spielzeug klingen, sondern durchaus einen trashig-experimentellen Charakter haben. Gerade wenn man mit der Blipblox im Rechner- und DAW-Verbund Multitracking-Aufnahmen macht, addiert sich natürlich die spezifische Klanglichkeit und man erhält ein kompaktes, raues und etwas mittenlastiges Klanggefüge, was sich in einer Form äußert, als käme es aus einer Game-Konsole.

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Blipblox Multitrack Arrangement Soundvariationen mit Wavetable Durchfahren eines Wavetables Filtermodulation

Playtime Engineering Blipbox After Dark Sound Demo (No Talking)

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