Pioneer DDJ-SX2 Test

Praxis

Die detaillierte Beschreibung des Standalone-Mixers könnt ihr dem Test des VorgängersDDJ-SXentnehmen. Ich möchte an dieser Stelle nur kurz darauf hinweisen, dass sich das standalone Mischpult nicht hinter seinen Konkurrenten verstecken muss und vom gut ins Frequenzbild eingreifenden Pioneer-typischen No-Kill-Dreibänder (-26 dB, Kill-EQ gibt’s aber für die Serato Software-Decks) über das bipolare Kanalfilter bis hin zur Crossfader-Zuweisung und Curve-Anpassung alles am Start ist. Klar, wenn jemand vom klassischen Clubmixer kommt und das erste Mal an einem Controller wie diesem steht, dürfte er die Nummerierung der Kanäle im ersten Augenblick als etwas irreführend empfinden, lautet sie doch von links nach rechts 3, 1, 2, 4 und nicht 1, 2, 3, 4. Umgeschaltet zwischen analog und digital wird mit den vorderseitigen, (noch) gut zu ertastenden Switches, was, da hier der Controller respektive die Verwendung der Software und des USB-Audiointerfaces im Vordergrund steht, meiner Meinung nach in Ordnung ist. Auch die kleine Verzögerungszeit bei der Audiowiedergabe von rund zwei Sekunden beim Wechsel von Digital auf Phono Preamp lässt sich, denke ich, verschmerzen. Okay, wer im Wechsel mit echten Vinyls andauernd hin- und herschaltet, mag dies anders sehen. Nachstehend habe ich die EQs, das Filter und das Phonosignal im Vergleich zum SX aufgezeichnet.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Pioneer DDJ-SX2 bietet auch einen Standalone-Mixer mit vier Kanälen.
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Standalone Dreiband EQ Serato Kill EQ DDJ-SX2 Phonosignal DDJ-SX Phonosignal

Performance Pads

Zuerst möchte ich auf die kunterbunten Performance-Pads zu sprechen kommen. Wenngleich „kunterbunt“ eigentlich nur auf den Hotcue-Modus zutrifft, bei dem ich den Cue-Punkten eine von 16 Farben zuweisen darf, in denen dann das korrespondierende Pad aufleuchtet. Allerdings bieten die einzelnen Nuancen eines Farbtons keinen sonderlich starken Kontrast. Grundsätzlich, denke ich, ist dies aber ein willkommenes Upgrade, eröffnet es doch die Möglichkeit, verschiedenen Scratch-Markern oder Passagen eine aussagekräftige Couleur zu verpassen (Bass grün, Drum rot, Vocal blau oder was immer beliebt).  
Bei den anderen Modi hält sich das Farbspektakel in Grenzen, was bedeutet: Die Betriebsart an sich bekommt eine eigene „Coloration“ (Rolls grün, Slices rot mit blauem Indikator und als Loop umgekehrt oder Sampler lila und im Velocity-Mode pink). Das sorgt in meinen Augen für einen deutlich besseren „visuellen Durchblick“ als beim SX . „Geheckspoilert“ wird dies in der aktuellen Revision von den korrespondierend beleuchteten Funktionstasten (Hotcue, Roll, Slicer, Sampler). Der DJ sieht sofort, was Sache ist und auf welchem Layer er sich gerade befindet. Das gefällt. Und gewiss nicht nur mir! Besonders hervorheben möchte ich auch hier wieder die Möglichkeit, die Pads in den Dual-Deck-Modus zu versetzen, woraufhin sie beide Player simultan dirigieren, auch mit unterschiedlichen Parametern (Beispiel: unterschiedliche Roll-Längen auf Deck A und C). Durch die mittlerweile in Serato eingezogene Quantisierungs-Option landen meine Hotcues passgenau im Beat. Samples spiele ich gemäß Voreinstellungen im Setup-Menü (Kurve, Treppe etc.) auf Wunsch in diversen Lautstärken, ausgelöst durch meine Anschlagsintensität ab. Dies gelingt in der Praxis ganz ordentlich, wenn man sich einmal eingefuchst hat. Was die Spielbarkeit der Pads angeht, gehören diese in das obere Tabellendrittel für DJ-Controller.  

Flip-Modus

Als nächstes steht der Flip-Modus auf meiner Agenda, der es dem Dejot ermöglicht, Cue-Juggling/Jumping-Performances auf Tastendruck aufzunehmen und, so ich denn mit der Abfolge zufrieden sein sollte, diese direkt wieder auf den Dancefloor loszulassen. Zum Testzeitpunkt ist der DDJ-SX2 die einzige Fullsize Serato-Kommandozentrale, die dieses Feature mit dedizierten Tasten für „Record”, „Start“ und „Stop“ zum Anlegen, Speichern, Abrufen, Loopen und Deaktivieren (bereits inklusive Shift-Funktionen) bedient. Jedoch ist es möglich, die Funktionsaufrufe auf einen zusätzlich angeschlossenen MIDI-Controller zu portieren, weshalb hierfür nicht zwangsläufig ein Upgrade von SX auf SX2 anstehen muss. Das Feature selbst ist ein „Knüller“, denn die Bedienung geht leicht von der Hand, es funktioniert wie geschmiert und es macht echt Laune. Ein „quantisiertes“ Umschalten der Flips erfolgt jedoch nicht, also Obacht! Vielleicht wird dies ja noch nachgereicht. Das lineare Durchschalten der Flip-Slots ist auch nicht wirklich das Gelbe vom Ei, doch bei maximal 6 Flips erscheint es mir noch machbar. Wer möchte, darf natürlich auch die „Play“-, „On“- und „Off“-Buttons der Flip-Library auf einen MIDI-Controller mappen, beispielsweise auf einen AKAI LPD oder wenn man keine Hände mehr frei hat, vielleicht sogar auf einen Bodentreter. „Mappen“ müssten eventuell auch die Anwender von Serato Video, möchten sie das Panel nicht mit der Maus umschalten, da der Panel-Button am SX2 nach wie vor keinen Fokus auf den Video-Tab setzen kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Performance Pads im bunten Hotcue Mode.
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Dual Mode Roll Pingpongdelay Distorsion

DVS-Ready

Auch wenn zur Nutzung Seratos DVS-Plug-ins eine zusätzliche Investition von aktuell 99 Euro (KW 45/2014) getätigt werden muss und es somit nicht regulärer Bestandteil des Lieferumfangs ist, möchte ich die DVS-Ready-Funktion hier doch ansprechen und zunächst mal auf den eingangs erwähnten Treiber eingehen. Diesbezüglich kam ich schon ein wenig ins Grübeln, warum Pioneer/Serato die DVS-Ready-Nummer so verkomplizieren. Der nachstehende Screenshot soll den Sachverhalt vor der Erklärung einmal veranschaulichen. Nehme ich den DDJ-SX2 nämlich zum ersten Mal am Mac in Betrieb, meldet sich dieser als 2-In/4-Out Interface an. Gut, arbeite ich lediglich im Controller-Modus mit einer Master/Preview-Konfiguration, ist dies nicht weiter relevant, da es ja die Stereo-Playouts 1/2 und 3/4 gibt, die das Vorhörsignal über den Kopfhörerausgang hörbar machen und das Mastersignal über die Playouts herausführt. Möchte ich jedoch Timecode-Signale von zwei Turntables „einschleusen“, ist mir dies mit lediglich einem Stereoeingang nicht möglich. Und nun wird es spannend: Damit der DDJ-SX2 die benötigten „beiden“ DVS-Eingänge stellen kann, erwerbe ich das DVS-Plug-in für 99 Euro (Stand: 10.11.2014) – ja, ja, ihr habt schon richtig gelesen. Wie auch immer; aktiviere ich das Plug dann in Serato, gibt sich der SX im Audiomanager nun – mit einem anderen Treiber – als Pioneer DDJSX2IN2OUT mit zwei Eingängen mehr aus. DDJSX2IN2OUT hin oder her: Acht Eingänge (4x stereo) sind es aber längst noch nicht, auch wenn man in Serato DJ nominal vier Timecode-Zuspieler einspeisen kann. Dies ist zum Beispiel mit dem DDJ-SZ möglich. Wer das DVS-Plug-in über den In-App-Purchase erwerben möchte, sollte also wissen, dass zum jetzigen Stand der Dinge lediglich die beiden zentralen Mischpultkanäle 1 und 2 als DVS-Channels verwendet werden können.

Fotostrecke: 4 Bilder Standardmäßig meldet sich der DDJ-SX2 mit zwei Eingängen beim System an.

Nach Aktivierung im Reiter „Plug-ins“ findet sich dann in den Voreinstelllungen ein Tab namens „CD/Vinyl“ ein, mit dem sich die Steuerung über CDJs und Turntables unter Verwendung von Timecode-Medien einrichten lässt. Inzwischen liegt das Serato Timecode-Vinyl auf den Tellern und ich versuche mich an ein paar manuellen Beatmatching-Schubsern und Scratches, die für einen Gelegenheitskratzer wie mich tight genug sind. Im DVS-Modus lässt sich für den Needle Drop übrigens einstellen, ob er (im relativen Modus) an der absoluten Position des „Timecodes“ oder am ersten Cuepoint landen soll. Einen weiteren Unterschied zum Flottenkapitän DDJ-SZ konnte ich hinsichtlich der Zuspieler-Konfiguration ausmachen. Kann man beim mit fast 1700 Euro (UVP) angesetzten Modell CD, Phono oder Custom-Setups aktivieren, arbeitet der SX2 grundsätzlich nach der Shoot-Out-Methode: entweder CDJs oder Turntables – macht ja hier auch Sinn. Beim (De-)aktivieren des Treibers erfolgt im Übrigen der Hinweis, dass ein Audio-Dropout erfolgen könnte, was in der Tat auch auf dem Fuße folgt. Bei meinem iMac betrug der Dropout von intern nach DVS etwa zehn Sekunden und von DVS zurück noch ein wenig länger.  
Das zuvor geschilderte „Treiberverhalten“ erscheint vor dem Kontext interessant, dass man ja beispielsweise bei einer Installation in einer Bar mit wechselnden DJs auf die Idee kommen könnte, das Interface auch im DVS-Verbund mit Traktor oder Virtual DJ einzusetzen. Dies ist mir aber leider „auf normalem Wege“ nicht gelungen, da Virtual DJ sich erfolgreich weigerte, jedwede Art von Timecode korrekt zu kalibrieren, obwohl die Eingangssignale erkannt wurden. Für Traktor Scratch wäre ohnehin ein Dongle zwingend nötig gewesen. Einige Internetquellen verlautbaren, dass es unter Windows durch einen Registry-Edit möglich sei, das Interface dauerhaft „umzustellen“.  Am Mac kann ich das Plug-in zwar aktivieren, daraufhin Serato schließen und mit dem DDJSX2IN2OUT-Treiber arbeiten. Schalte ich den SX2 dann aus, verwendet der Mac nach einem SX2-Reboot solange wieder den Standard-Treiber, bis Serato DVS erneut hochgefahren wird. Dies nur am Rande, aber es ist schon etwas ärgerlich und verdeutlicht: Wer mit dem SX2 die DVS-Funktion abseits von Serato DJ nutzen will, bringt besser ein Interface zum Ort des Geschehens mit.  
Eine Lanze für Virtual DJ muss ich hier dennoch brechen. Die native Unterstützung des DDJ-SX2 seitens Atomix ist bereits erfolgt und er wird automatisch eingebunden. Für Traktor gibt es ebenfalls ein Mapping und Cross dürfte sicherlich bald folgen. Deejays, die ohne Serato DJ „amtliche“ Hardware für ihre mobile Disco, den Bedroom oder „was auch immer“ suchen, sollten den DDJ-SX2 mal probefahren!  

Jogwheels

Auf satte 150 Millimeter Durchmesser kommen die berührungsempfindlichen und mit Aluminiumscheiben besetzten Jogwheels. An der Seite gibt es Fingerführungsmulden und in ihrer Mitte ist je ein 50-Millimeter-Display mit einer Lauflichtanzeige untergebracht, welche die Abspielrichtung und Nadelposition analog zu den rotierenden Deckmarkern in Serato DJ visualisiert. Bei einem Deckwechsel beispielsweise von Player 3 auf 4, wird die Darstellung invertiert. Das Beleuchtungsschema wird im Utility-Modus angepasst, wo ich auch die Backspin-Länge und die Empfindlichkeit des Berührungssensors vorgeben kann. Das verhilft zu mehr Übersicht. Obendrein zeigen sie einen Cuepoint-Countdown (vier rote Balken) an, der vier Takte vor Erreichen der nächsten Markierung startet und sich im Anschluss auch wieder davon entfernt. Sollte der folgende Cuepoint eher kommen, wird dies natürlich entsprechend berücksichtigt. Die Übertragung der Jogwheel-Bewegungen, ganz gleich ob langsam oder schnell, ist in meinen Augen sehr akkurat. Nichtsdestotrotz hätten dem Display ein paar mehr Status-Indizes sicher gut zu Gesicht gestanden, beispielsweise ein blinkendes Track End-Warning für den Eifer des Gefechts. Vielleicht dann beim DDJ-SX3? Wer weiß das schon. Ich bin jetzt jedenfalls durch mit meinem „Update-Test“ und gehe über zum …

Fotostrecke: 2 Bilder Groß, aufschlussreich, zielstrebig und flexibel justierbar: das Jogwheel.
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samsistema sagt:

#1 - 28.11.2014 um 00:57 Uhr

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Ich würde gerne diesen Controller haben..mitlerweile ist er bei 899 € und somit nur ca. 100 € teurer als der SX1. Für die Updates die der SX2 gegenüber dem SX1 hat, bekommt man für die Zukunft mehr Möglichkeiten wie z.B. die Möglichkeit mit Timecode (99€= + 199€ und nicht 299 € gegenüber dem SX1) aufzulegen. Super find ich die erweiterten Cue point anzeigen. Das Bunte geflimmer ist dabei nicht so mein ding. Aber praktisch ist es allemal.
Ich spare noch für diesen Super Controller. Der Test ist Klasse. Die Soundquali im Vergleich zu einem 1st Class Mixer würd ich gern wissen. Und wie gut es Klingt wenn die gainregler hochdreht z.B. danke für den Test. hab drauf gewartet. Ein SB oder SR würde für mich nie in Frage kommen. Spielzeuge sind das im vergleich zum Flaggschiff den ich auch beim gleichen Preiß dem SZ vorziehen würde aus persönlichen Gründen.

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