ANZEIGE

Pearl Forum Series Test

Praxis

Da der erste Blick beim Auspacken und Montieren des Sets unvermeidlich auf die Kessel fällt, ist das angekündigte Referat zum Thema S.S.T. (Pearls Kesselfertigungstechnik) denke ich ein guter Einstieg in den Praxisteil. Aufgemerkt! Üblicherweise gilt beim Kauf eines Schlagzeugs, dass man die Sparmaßnahmen der Hersteller spürt, je mehr man selbst sparen möchte. Im besten Fall bekommt man bei namhaften Marken günstige Versionen von teueren Serien. Oder es werden – und das passiert bei Trommelkesseln häufig – Produkte von günstigen Fremdherstellern verwendet, die dann mit dem Original nichts mehr zu tun haben. Nicht so bei Pearl. Hier wird „hinab“ bis zur Forum-Serie die „Superior Shell Technology“ zur Kesselfertigung verwendet. Dabei werden zum einen die einzelnen Kessellagen unter Druck in einer Presse verleimt und zusätzlich erhitzt, sodass der Leim quasi ins Holz gekocht wird. Laut Pearl verteilt sich der Leim dadurch besser, was das Risiko toter Stellen, also von Holzstellen ohne Leimverbindung, drastisch verringert. Zum anderen werden die Holzlagen nicht auf Stoß, sondern angeschrägt und überlappend verklebt, was eine deutlich größere Auflagefläche und damit mehr Stabilität schafft. Pearl hat zum Beweis der Stärke ihrer Kessel einen Hummer (das Auto, nicht das Tier!) auf ein Tomtom gestellt. Bilder davon kann man auf Pearls US – Website sehen.

Gratung_02 Bild

Ende des Referats, zurück zu meinem Testkandidaten. Der Unterschied meiner Forum-Kessel zu denen teurer Sets liegt klar sichtbar in der Sorgfalt der Verarbeitung und der Art des verwendeten Holzes. Diese Kessel sind aus Pappelholz gefertigt, das deutlich rauer und irgendwie fusseliger wirkt als zum Beispiel Ahorn. Allerdings gilt das alles allein dem optischen Eindruck, denn klanglich haben auch Pappelkessel einiges zu bieten – dazu später mehr.  Zuerst noch ein paar Worte zur Optik und Verarbeitung. Zwar ist die Folie ab Werk schon hier und da ein wenig zerkratzt, aber tadellos und vollflächig und mit einwandfreien Nähten verklebt. Passend zur Folienfarbe meines Testsets – nämlich „Jet Black“ – ist die Kesselhardware schwarz lackiert und etwas sensibel, wie sich bei der Montage der Tomhalter auf der Bassdrum zeigt. Diese sind nach ein wenig Justieren schon deutlich verschrammt. Aber das ist Mosern auf hohem Niveau. A-propos hohes Niveau …

Audio Samples
0:00
Hohe Stimmung Tiefe Stimmung Toms und offene HiHat

Was mich immer gleich versöhnlich stimmt, besonders bei günstigeren Testschlagzeugen, ist ein gutes „Schraubgefühl“. Klingt vielleicht komisch, ist aber so. Damit meine ich, dass ein guter Gewindeschnitt, besonders bei Stimmschrauben und Gewindehülsen, zum einen das Handling sehr erleichtert und zum anderen nicht wenig über das Qualitätsniveau des Instrumentes aussagt.
Und das Forum „schraubt“ sich sehr gut.

Ein echtes Highlight ist der mitgelieferte Hardwaresatz. Snare-, Becken-, Hi-Hat-Ständer und Hocker sind allesamt mit doppelstrebigen Füßen ausgestattet und trotz dünnem Rohrdurchmesser sehr stabil. Die dünnen Rohre finde ich als Vintage-Freund sogar richtig schick. Auch hier schraubt sich wieder alles wunderbar. Das Einzige, was fehlt, sind Memory-Klemmen. Die Fußmaschine ist allerdings das Erstaunlichste am Ganzen: Sie ist massiv und solide verarbeitet, mit einer Bodenplatte und Single-Kette ausgestattet und läuft absolut sauber und geräuschfrei. Und mehr braucht man eigentlich nicht.

Kommen wir aber nun zum interessantesten Teil, dem Sound meines Forum „Fusion“ Sets. Wie weiter oben schon erwähnt, ist die Struktur des Pappelholzes, aus dem die Kessel gefertigt sind, rauer oder auch grober als die von Ahorn, dem am häufigsten verwendeten Kesselbaumaterial. Und genau so würde ich auch den Sound der Toms beschreiben. Und auch wenn Pappel oder Linde beim Schlagzeugbau der Ruf von „Günstig“-Holz anhaftet, zeigt sich hier echte Qualität! Die Trommeln wollen rocken. Sie klingen voll und direkt, haben ordentlich Punch und eben etwas Raues. Die montierten Pearl „Protone“-Felle in klarer Ausführung stehen den Toms für meinen Geschmack sehr gut und liefern die nötige Attack. Ihr Stimmumfang ist groß und man kann sowohl hohe „Fusion“-Stimmungen als auch sehr tiefe Rock-Tunings hervorragend umsetzen. Hier kommen ein paar Beispiele dazu. Die beiden Hängetoms sind übrigens mit Pearls I.S.S Aufhängung direkt am Spannreifen befestigt und kommen damit ohne zusätzliche Bohrungen aus!

Audio Samples
0:00
Hohe Toms 1 Hohe Toms 2 Tiefe Toms Tiefe Toms Rock

Auch die Bassdrum ist ein echter Rocker. Und sie verdient ihren Namen, denn sie produziert ordentlich Bass. Ansonsten hat sie wie die Toms die etwas raue Pappelnote und ebenfalls viel Punch. Auch die Felle verdienen Lob. Ihre Stärke und das Spielgefühl sind ähnlich wie beim Remo Powerstroke 3 und sie machen einen haltbaren Eindruck. Allerdings schnarren die Dämpfringe zur Kontrolle der Obertöne etwas, wenn die Felle länger schwingen. Da die Bassdrum – für meinen Geschmack – wegen etwas aufdringlicher Kessel-Innengeräusche ein wenig Dämpfung (mit einem Kissen o.ä.) vertragen kann, erledigt sich dieses Problemchen gleich mit. Die Snare schneidet im Vergleich am schwächsten ab. Zwar ist es sehr erfreulich, eine Holzsnare zu einem Einsteigerset geliefert zu bekommen und für ihren Grundsound gilt dasselbe wie für die bisher besprochenen Trommeln, aber sie hat nicht ganz die Durchsetzungskraft ihrer Kollegen. Trotzdem ist sie ausreichend flexibel und verfügt über einen guten Stimmumfang. Und sie hat das, was bonedo-Kollegen des Öfteren zitieren, nämlich die unerklärliche „Vintage“-Note, die man bei günstigeren Trommeln von Zeit zu Zeit wahrscheinlich unfreiwillig mitgeliefert bekommt.

Die Becken sind das Einzige, was mich beim Spielen daran erinnert, ein Einsteigerschlagzeug vor mir zu haben. Schon ihr auffällig goldener Farbton verrät, dass es sich hier um keine hochwertige Legierung handelt. Und so klingen sie auch, nicht schlimm, aber ein wenig pingelig und substanzlos. Es wird auch niemand beleidigt sein, wenn ich das sage, aber die Becken sind sicher nicht hergestellt, um damit Preise zu gewinnen – sie müssen funktionieren. Und das tun sie zum Einstieg oder im Proberaum auch allemal. Aber anders als beim Rest meines Testschlagzeugs würde ich nicht unbedingt empfehlen, mit ihnen die nächste Hitsingle im Studio aufzunehmen.

Audio Samples
0:00
Tiefe Snare Crash HiHat Ride Ride Glocke
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Für dich ausgesucht
Pearl Export 2022 Schlagzeug Test
Test

Vor 40 Jahren, im Jahre 1982, tauchte es zum ersten Mal im Katalog auf. Seitdem hat es eine Erfolgsgeschichte geschrieben, wie sie wohl nur wenigen Produkten in der Schlagzeugindustrie vergönnt ist: die Rede ist natürlich vom Pearl Export.

Pearl Export 2022 Schlagzeug Test Artikelbild

Im Jahre 1982 tauchte es zum ersten Mal im Katalog auf, seitdem hat es eine Erfolgsgeschichte geschrieben, wie sie wohl nur wenigen Produkten in der Schlagzeugindustrie gelungen ist. Die Rede ist natürlich vom Pearl Export. Kaum ein Produkt wird so sehr mit dem Namen des Herstellers Pearl in Verbindung gebracht wie dieses Einsteigerset, und nicht wenige in der Leserschaft werden ihre ersten Grooves auf einem Export einstudiert haben. Dieses Jahr, also pünktlich zum 40. Jubiläum, erscheint eine Sonderedition in der Farbe „Midnight Nimbus“ für knapp unter 1000 Euro, die wir in diesem Test näher beleuchten.

DrumCraft Series 3 Standard Drumset Test
Test

Fazit Mit dem DrumCraft 3 kommt ein weiteres Einsteiger-Set auf den Markt, das mit einem Verkaufspreis von aktuell 555 Euro recht preisg&uuml;nstig ist, von der Klangqualit&auml;t aber locker mit teureren Mitbewerbern mithalten kann. Insbesondere die runden und vollen Sounds, die gute Ansprache der Snaredrum und die robuste, Gig-taugliche Hardware &uuml;berzeugten im Test. Wie &uuml;blich in &hellip; <a href="https://www.bonedo.de/artikel/pearl-forum-series/">Continued</a>

DrumCraft Series 3 Standard Drumset Test Artikelbild

Die Marke DrumCraft ist zurück! Insgesamt drei Serien stehen zur Auswahl, die wir alle nach und nach testen werden. Los geht’s heute mit dem fünfteiligen Kesselsatz aus der Drum Craft Series 3, der inklusive Hardware-Set ausgeliefert wird. Dabei handelt es sich um ein Einsteiger-Set, das in der unteren Mittelklasse angesiedelt ist. Wir schauen uns heute mal an, was die Standard-Ausführung mit einer 22“ Bassdrum kann.

DrumCraft Series 4 2Up 2Down Rock Drumset Test 
Test

FAZIT Das DrumCraft 4 ist in der getesteten Ausf&uuml;hrung mit vier Toms eine echte Ansage. Es sieht nicht nur schick aus, sondern ist auch gut verarbeitet. Mit der Werksbefellung und der sehr guten Snare-Abhebung setzt es sich deutlich von Mitbewerbern in dieser Preisklasse ab. Auch das enthaltene Hardware-Set und die Fu&szlig;maschine sind robust und lassen &hellip; <a href="https://www.bonedo.de/artikel/pearl-forum-series/">Continued</a>

DrumCraft Series 4 2Up 2Down Rock Drumset Test  Artikelbild

Mit dem Series 4 Set haben wir heute die aktuelle DrumCraft Mittelklasse im Test. Wie auch das Set aus der Series 3, wird es als Kesselsatz inklusive eines Hardware-Sets ausgeliefert. Allerdings wird beim 4er, was die Optik und Ausstattung betrifft, nochmals eine ganze Schippe draufgelegt. Ob und für wen sich das Set lohnen könnte und in welchen Punkten es Konkurrenten voraus ist, lest ihr hier. 

Bonedo YouTube
  • Ludwig | Accent Drive 5-pc Drum Set | Sound Demo
  • Meinl | 10" Compact Side & Compact Jingle Snares | Sound Demo
  • Korg | MPS-10 Sampler, Drum, Percussion Pad | Sound Demo